Inmitten von Artikeln des Tonfalls wie „Der Feind im Weißen Haus” (hier) oder „Geschwafel eines Handlungsreisenden” (hier) wundert sich Spiegel online angelegentlich des Nato-Gipfels: „Fast könnte man den Eindruck bekommen, Trump hätte eine klammheimliche Freude daran, Deutschland und seine Kanzlerin zu mobben.” (hier) Unsere Genossen Medienschaffenden haben offenbar überhaupt keine Selbstwahrnehmung mehr.
Ich habe vor drei Wochen an dieser Stelle Bismarcks Bemerkung zitiert, jedem Land werde eines Tages die Rechnung für die Fenster präsentiert, die seine Presse einschlägt, und zwar in Form der Verstimmung eines anderen Landes. Man muss fairerweise hinzufügen, dass es nicht nur unsere Pressstrolche waren, die Trump als Clown vorführen zu können wähnten, sondern auch nahezu sämtliche Polit-Clowns dieses Landes mit der Übergeschnappten vorneweg. Nun beginnt der Donald allmählich, die Rechnung zu präsentieren, und welches fühlende Herz empfände nicht mit ihm?
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„Dein Ruf ist ruiniert”, schreibt ein deutscher Autor an einen deutschen Autor, „damit bist Du zur Unverletzlichkeit vorgestoßen.”
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Also sprach Viktor Orbán in seiner Festrede auf einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem Titel „Budapester Europa-Rede – Erinnerung an Dr. Helmut Kohl” ab 16. Juni in Budapest, aber das haben Sie ja rauf und runter in taz, FAZ, Zeit, Spiegel, ARD-Teletext und Frankfurter Rundschau gelesen.
„Ich muss bei diesem heutigen Anlass auch sagen, dass die deutschen Steuerzahler keine Befürchtungen haben müssen. Wir sind nicht zum Betteln in die Europäische Union gekommen, wir wollen nicht vom deutschen Geld leben. Wir bereiten uns darauf vor, dass Ungarn bis 2030 zu einem Nettozahler der Europäischen Union wird”, fuhr der ungarische Ministerpräsident fort. Er sagte auch:
Und:
Und überdies noch:
Am besten, Sie lesen einfach in Ruhe die gesamte Rede; in Deutschland können Sie dergleichen Vernunfteskalationen ja nur mit Zwischenrufen der blonden Bestie Anton und seiner Gesinungskumpane genießen.
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Leser *** sendet mir Preziosen aus Russland, näherhin aus der Schaufensterauslage des Goethe-Institutes in St. Petersburg. „Diese fulminanten Beiträge zur Fußball-WM wollte ich Ihnen nicht vorenthalten”:
„In Deutschland geht eben gar nichts mehr ohne zerstörerischen, mahnenden und bohrenden Unterton”, kommentiert ***. „So gibt es in St. Petersburg ein herrliches ‚Okeanarium’, wo der Besucher in angenehmer Umgebung und vielen liebevoll gestalteten Aquarien durch die Welt der Meeresbewohner geführt wird, inklusive interessanter Einlagen, so habe ich dort einmal einen Taucher mit einem ihn an Länge überragenden Hai Walzer im Becken tanzen sehen.
In Hannover hingegen, im viermal so teuren ‚Sea-Life’, eng, düster, dummes Personal, wird man während des Rundgangs ständig mit Belehrungsdidaktik in Form von Plakaten konfrontiert, die uns mit dem menschengemachten Klimawandel, der Meeresverschmutzung, dem Aussterben einzelner Arten u.ä. beglücken – wahrscheinlich haben hierzulande Millionen von Menschen diese nörglerische, besserwisserische und unfrohe Weltsicht dermaßen assimiliert, daß es ihnen selbst schon gar nicht mehr auffällt.”