Die Sonntage immer…!
Eins.
Um Jahre zu spät – der Vorfall ereignete sich im Juli 2012 – erreichte mich dieses gleichwohl brandaktuelle Zeugnis wahrlich vorbildlichen Orchesterverhaltens angesichts einer versuchten ideologischen Geiselnahme, obendrein unter den Augen einer Königin. Das Niederländische Nationalsorchester wollte eigentlich Mahler spielen.
PS: „Hätte der Gastdirigent eine ideologische Brandrede für Democracy, Human Rights, und Open Society gehalten, wäre das Orchester nicht mit einem ‚wahrlich vorbildlichen Orchesterverhalten’ in Erscheinung getreten”, moniert Leser ***. „Ich kann in dem ‚mutigen’ Verhalten des Orchesters auch nichts Vorbildliches erkennen, ich erkenne eine Unhöflichkeit und Respektlosigkeit einem gläubigen Menschen gegenüber, der – die Gunst der Stunde nutzend – nicht mehr und nicht weniger als eine Einladung ausspricht, sich seinem Glauben anzuschließen.”
Genau das ist ja das Problem, geehrter Herr ***: Ich will nirgends, niemals und von niemandem missioniert werden, schon gar nicht im Konzertsaal, quasi meiner Kirche. Dass die Musiker nach einer wie von Ihnen angedeuteten Brandrede beifällig mit den Bögen auf ihre Instrumente geklopft hätten, glaube ich sehr wohl, und das hätte mich nicht weniger angewidert.
Zwei.
Beethovens cis-Moll-Klaviersonate op. 27 Nr. 2, bekannt unter dem Titel „Mondscheinsonate”, stellt den Pianisten im berühmten namensgebenden ersten Satz (Adagio sostenuto) vor nicht unerhebliche interpretatorische Schwierigkeiten im Sinne des Ausdrucks, ist aber technisch unproblematisch. Im dritten Satz (Presto agitato) verhält es sich andersherum. Diesen dritten Satz hat eine französische Nachwuchsmusikantin auf einer E‑Gitarre eingespielt, überaus virtuos, und damit bei youtube binnen zweier Jahre mehr als 21 Millionen Aufrufe erzielt. Man sieht: Eine gewisse zirzensische Note katapultiert auch staubbedeckte Repertoirestücke in stratosphärische Klick-Regionen. (Ich halte das keine Minute aus, was aber an meiner generellen Aversion gegen dieses Instrument liegen mag.)
Drei. Später Oktober in Tirol. Werk eines unbekannten Meisters.