28. November 2019
Ein Rechtsruck liegt dann vor, wenn die Zahl der von Linken verhinderten Veranstaltungen so spürbar wächst, dass die Medien darüber zu berichten beginnen.
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Wahrscheinlich lässt sich eine Weltöffentlichkeit leichter manipulieren als eine Dorfgemeinschaft.
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Sind Hunderassen auch „Konstrukte”? War der Neandertaler ein „Konstrukt”? Spielen Löwe und Löwin „Geschlechterrollen”? Ist das Pfauenrad ein „Geschlechterstereotyp”? An welchem Punkt der Phylogenese beginnt eigentlich der Umschlag naturhafter Differenzierungsprozesse in „konstruierte”?
PS: Auf twitter merkt jemand an, dass gerade Hunderassen „Konstrukte” seien, insofern der Mensch sie ja gezüchtet habe. Dann muss ich mein Exempel wohl ändern und fragen, ob die verschiedenen Affen-Gattungen „Konstrukte” sind. Was aber des Twitterers Bemerkung angeht, dass der Vergleich von Mensch und Tier überhaupt hinke: Meine Beispiel zielte keineswegs auf einen solchen Vergleich, sondern auf einen evolutionären Prozess und die Frage, von welcher Stufe an der Konstruktivismus ein begründetes Recht anmelden könne. Und warum. Denn alles, was primär biologisch determiniert ist, kann schwerlich konstruiert sein. Aber welche menschlichen Verhaltensphänomene und Eigenschaften wären so sehr gesellschaftlich geprägt, dass sie nicht mehr primär biologisch wären?
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Das letzte der angekündigten Videos im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Grablegung und Wiederauferstehung der DDR ist nun auch online; diesmal eine Rede im Berliner Abgeordnetenhaus auf Vorladung der Schwefelpartei zur ambitionierten Frage, warum die Linke ewig ist. Genaugenommen lautete der Vortragstitel: „Warum führt das Scheitern linker Utopien nicht zu deren Delegitimierung?” Ich habe dort den Gedanken weiter ausgeführt, der schon in der Mainzer Rede (hier und gedruckt hier) anklang, nämlich dass die heutige Linke sich nicht mehr als Widerpart des Kapitalismus versteht, sondern als dessen Parasit eine dauerhafte Vereinigung anstrebt; zwei, drei Absätze sind textidentisch. Der Ton ist etwas schnarrend, aber ich finde, dass er meiner Stimme einen gewissen menschenverachtenden, zynischen, zu Recht Empörung, Wut & Trauer auslösenden Schneid verleiht. Wenn ich lese, was ein Klaus Staeck – ja, genau, der sozialdemokratische Agitprop-Dino – aus dieser Rede herausgehört hat, komme ich schon ins Grübeln, in welche Keller der IQ unserer Linken noch so rauschen wird (er kann nicht mal den Namen von Wolfgang Harich schreiben). Aber gut, ich verteile meine Perlen allzeit großzügig und so will ich es auch künftig halten; jeder trage davon mit sich heim, was er zu raffen vermag.
Da die Verwendung des Terminus „Parasit” Erinnerungen an finsterste, längst überwunden geglaubte Zeiten weckt, gestatte ich mir, einen Passus aus der Rede hier gewissermaßen als Appetitmacher zu zitieren:
„Der Begriff Parasit stammt vom altgriechischen Wort παράσιτος. Das Präfix παρά bedeutet ‚bei’, ’neben’, auch ‚gegen’, σιτος wiederum stammt von σιτεῖσθαι, ‚essen’. Es ist also jemand oder etwas, der oder das bei jemanden gegen dessen Willen mitisst.
In der Biologie bezeichnet Parasitismus den Ressourcenerwerb eines Lebewesens auf Kosten eines anderen, meist größeren Organismus, der als Wirt dient. – Man könnte also sämtliche kapitalismuskritischen Schriften der postkommunistischen Linken als ausgefüllte Bewirtungsformulare betrachten.
Der Parasitismus dient der Steigerung der Fitness des Parasiten, was bisweilen mit einer Verminderung der Fitness des Wirtes einhergeht, jedenfalls dem Wirt eine Forcierung seiner Lebensanstrengungen abverlangt. Das nennt sich in der Politik ‚Umverteilung’.
Wird dem Wirt kein nachhaltiger Schaden zugefügt, spricht man in der Biologie von ‚Probiose’, in der Politik von ’sozialer Gerechtigkeit’.
Mitunter führt der Parasitenbefall auch zum Tod des Wirtes. – In diesem Fall muss der Traum von einem menschlicheren, gerechteren Wirt erneuert werden. –
Parasitismus ist eine biologische Normalität. Aber auf den Menschen angewendet bekommt der Begriff einen üblen Beiklang, der mit dessen sozialdarwinistischer und eugenischer Verwendung zu tun hat – erinnert sei an die ‚unnützen Esser’ bei den Nazis. Ich werde deshalb später einen Ersatzbegriff dafür vorschlagen. Ich gestatte mir aber den Hinweis, dass der Begriff ‚parasitär’ zum Standard-Repertoire der klassischen Linken gehörte.
Lenin statuierte 1916: ‚Der Imperialismus ist: 1. monopolistischer Kapitalismus; 2. parasitärer oder faulender Kapitalismus; 3. sterbender Kapitalismus.’ Im DDR-Staatsbürgerkundeunterricht bekam ich das eingebimst. Jenseits der Mauer faulte und starb also der parasitäre Kapitalismus, und unsereins schaute staunend im Fernsehen der Westwerbung beim Verfaulen zu. Es bereitet mir also ein gewisses Vergnügen, den Begriff ‚parasitär’ nunmehr gegen die Linke zu kehren, zumal der Kapitalismus der größte Wertschöpfer der gesamten Menschheitsgeschichte ist, während sich die Linke, sofern sie überhaupt etwas produziert, vorwiegend mit der Produktion von Theoriemüllhalden beschäftigt.”
Den gesamten Vortrag finden Sie hier.
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Noch zum Vorigen.
Eine Leserin, nach Selbstauskunft Soziologin, arbeitet in einer nicht wirklich freundlich formulierten Mail an mich den Katalog meiner Irrtümer und ‑ismen aus dezidiert linker Sicht ab, um schließlich zu fragen: „Wie kommen Sie eigentlich dazu, die Öffentlichkeit mit Ihren unmaßgeblichen und manipulativen Ansichten zu behelligen und sich als Intellektueller darzustellen, wo Sie doch nicht einmal studiert haben? Hat das bisschen Grips nicht gereicht für einen Abschluss?”
Beinahe, Teuerste! Aber der Hauptgrund für meine Universitätsabsenz besteht wahrscheinlich darin, dass ich aus einem Land komme, wo Leute wie Sie bereits das Sagen hatten.
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Frappierender Beitrag auf der Webseite der Universität Boston: „Wir haben festgestellt, dass die Erde in den letzten zwei Jahrzehnten ihre grüne Blattfläche um insgesamt 5 Prozent vergrößert hat, was ungefähr fünfeinhalb Millionen Quadratkilometern entspricht – eine Zunahme von der Größe des gesamten Amazonas-Regenwaldes.” Und zwar wo? In China und in Indien.
Es sei überraschend für sie gewesen, „dass die intensive Landwirtschaft in China und Indien zu einer so starken Ökologisierung führt”, schreiben die Wissenschaftler. Ihre Ergebnisse hätten nun eine wichtige Forschungslücke aufgedeckt, nämlich die Notwendigkeit, „dass Erdsystemmodelle Daten und Prozesse darüber enthalten, wie Menschen Land nutzen. Diese Faktoren sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir überlegen, wie eine grüne Blattfläche unsere Bemühungen zur Reduzierung der Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre und zur Bekämpfung des Klimawandels unterstützen oder behindern kann.”
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Zum Raub im Grünen Gewölbe.
„Sehr geehrter Herr Klonovsky, ich bin pensionierter Kriminalbeamter. Sie schreiben doch immer: Leser*** schreibt… Falls Sie Lust und Zeit haben, hier mein Text:
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Natürlich hat dieser Raub etwas Symbolhaftes. Natürlich hat Danisch recht, wenn er schreibt: „Seit August dem Starken liegt das Zeug da rum, bisher ungestohlen. Nun ist es weg und die erzählen uns alle, die Kriminalität sinkt? Was muss eigentlich noch alles passieren, bis sich das mal im Bewusstsein meldet, dass wir hier gerade komplett ausgeraubt und geplündert werden, und die Dresdner Klunkern nur das Sahnehäubchen waren? Da jammert man über eine Milliarde, während auf der anderen Seite zig Milliarden für Migration ausgegeben werden? Vorhin hieß es irgendwo, dass die Negativzinsen zur Rettung Europas die Deutschen sowas um die 500 Milliarden gekostet hätten.” Natürlich hat Leser *** recht, wenn er den Raub ein Merkeltekel nennt. Und natürlich liegt auch Wolfram Ackner völlig richtig mit seinen auf achgut versammelten satirischen Politikerstatements; Nu sind se halt weg, die Juwelen, das und wenig anderes dürfte der Kanzlerin bei dieser Meldung durch die bildungsferne Rübe gerauscht sein; wer keine Kultur kennt, kennt auch keinen kulturellen Verlustschmerz, „darauf kannst du Gift nehmen” (John Silver).
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Apropos Kultur. „ ‚Deshalb finde ich, wir sollten die Legislaturperiode lang weiterarbeiten, meine persönliche Meinung. Ich bin dabei’, schloss sie ihren Beitrag zur Generaldebatte” (hier). Die deutsche Kanzlerin spricht! Heil dir im Narrensaum!
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Übrigens: Stand März 2019 gibt es in Kein-schöner-Land 185.000 nicht vollstreckte Haftbefehle.
Und der wichtigste ist noch nicht mal dabei.
(Quelle: hier.)
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„Die DDR war ein Drecks- oder Dreckstaat, weiß nicht genau, wie Sie es ausdrückten, beides stimmt”, notiert Leser ***. „Ich bin 1963 in Berlin im Prenzlauer Berg geboren worden und aufgewachsen. Meine Eltern und Großeltern waren Ärzte und sorgten dafür, daß ich nicht bei den Pionieren und der FDJ gewesen war.
Auch ohne das konnte ich Abi machen.
Allerdings unter deutlich erschwerten Bedingungen. Da ich den Wehrdienst komplett verweigerte sowie anderem Schabernack, verbrachte ich direkt nach dem Abi drei Wochen in Hohenschönhausen. Und ich bin nicht traumatisiert.
Wurde zügig ausgebürgert, studierte in *** und in USA, baute Firmen auf und kümmerte mich bis vor zehn Jahren einen Scheiß um Politik. Dann kamen die Einschläge dichter.
Wissen Sie, wie es ist, wenn die Zombies wiederkommen? Wenn das, was man für erledigt hielt, wieder öffentliche Meinung ist?
Wir haben Kinder. Seit Jahren haben wir eine Wohnung in N.Y. City. Übrigens fußläufig zehn Minuten vom Trump Tower entfernt.
Dachte immer, zum Aufgeben wären wir nicht geboren. Dennoch. Wir packen die Koffer. Das Leben ist zu kurz, um sich mit den neuen Marxisten beschäftigen zu wollen. Das könnte auch gefährlich werden.
Den Dreck(s)Staat haben wir nämlich wieder. Vermutlich ist es ein deutscher Gendefekt, nicht mit Tätern abrechnen zu können.”
Vergnügungszoll
Wer dem Autor dieses unbegreiflicherweise für lau verfügbaren Diariums seine erlesene Handwerksarbeit mit einer Spende danken und ihn so bei guter schlechter Laune halten möchte, kann dies tun unter:
Sparkasse München, IBAN DE34 7015 0000 1006 2702 82, BIC SSKMDEMMXXX
oder per PayPal: http://paypal.me/Klonovsky
Grazie a tutti.