„Wir sind heute in der wunderbaren Lage, zu begreifen, welche abstoßende Sache für einen Patrizier oder einen antiken Ästheten das Erscheinen des Christentums gewesen sein muss.” *
Cioran, Dezember 1967
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Regel für Studierende: Alle Texte, die älter als 20 Jahre sind, enthalten fragwürdige, kaum mehr aktuelle Botschaften; sie sind, sofern sie ein Mann geschrieben hat, oftmals sexistisch, sofern sie ein Weißer geschrieben hat, immer strukturell rassistisch; sie reproduzieren bewusst oder unbewusst überholte patriarchalische und rassistische Machtstrukturen; sie konstruieren Wirklichkeit, wurden aber von der Wirklichkeit längst überholt; man muss sie äußerst kritisch lesen, ihre rückständigen, manipulativen und repressiven Absichten entlarven.
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Die Stegner-Jugend auf twitter:
Wenn so ein Vorsilben-Fascho Beschimpfungen wie „rassistischer Hetzer“ in die Tasten haut, fühlt er sich wahrscheinlich ungefähr so kernig wie ein Zehnjähriger, der zum erstenmal aus dem Schutz seiner Clique „Fotze!” schreit; beiden gemeinsam ist, dass sie keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden. Hätte ich Gewaltphantasien, Genossen, ich lebte sie diskret mit einer zähen Hure aus. So aber geht die ganze Kohle für den gewalttätigen Verzehr von Austern und Dry-aged-Entrecôtes drauf.
Wie inzwischen üblich, gibt es einen Mitschnitt meines Vortrags, in welchem sich jeder Interessierte auf die Suche nach rassistischer Hetze und Gewaltphantasien begeben kann. Ich wünsche gute Unterhaltung! (Warum ich bei 13.42 „Akademikerpokal” lese statt „Akademikerportal” wüsste ich auch gern, vor allem aber, warum es mir nicht ansatzweise aufgefallen ist.)
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Für eine bloße Verschwörungstheorie ist Le Grand Remplacement aber schon recht weit vorgedrungen, nämlich ins französische Fernsehen. Maboula Soumahoro, von Einwanderern von der Elfenbeinküste abstammende und in Paris gebornene außerordentliche Professorin für Englisch an der Université François-Rabelais, Tours, sowie am Pariser Institut für Politikwissenschaft mit Forschungsschwerpunkt „afroamerikanische Studien und afrikanische Diaspora”, beschied Alain Finkielkraut vor laufender Kamera: „Ihre Welt geht unter. Sie können in Panik geraten, wie Sie wollen, es ist vorbei!” Und dann ist es der Philosoph selbst, der den rassistischen Verschwörerbegriff in den Lügenmund nimmt.
Eine amüsante Version der Zukunft nach dem Großen Austausch (den es nicht gibt!) findet sich übrigens hier.
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Aus Texas sendet Leser *** dieses Foto:
Merkel hat etwa 2500 Einwohner. „Around 1870, when the Texas and Pacific Railway was built, the town was founded as Windmill Town (Hervorhebung von mir – M.K.). In 1881, it was renamed as Merkel in honor of the first settler in this area, S. M. Merkel from Germany” (Wikipedia).