„Es ist leichter, mit dem Trinken aufzuhören als mit dem Hassen.”
(Philip Roth)
Aber es ist auch ziemlich unnötig.
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Das große Eräugnis der vergangenen Woche war natürlich die gerade noch abgewendete Zerstörung des Kapitols durch die von Donald („Geiserich”) Trump angeführten oder zumindest angestachelten Horden.
Da wir von unseren Medien exzellent informiert werden, wissen wir genau, was in Washington geschehen ist und wer zweifelsfrei hinter all dem steckt.
Wir sind auch bestens informiert, wer die vier Toten waren und woran – bzw. womit – sie während des brutalen Mobangriffs gestorben sind. Wir wissen, dass eine Frau von einem Polizisten erschossen wurde, dieser Vorfall aber nichts mit Polizeigewalt zu tun hat. Wir wissen, dass es kinderleicht ist, ins Kapitol zu kommen, weil davor weder Merkellego noch Volkspolizisten stehen.
Ganz ohne Stolz ahnen wir, dass der Sturm auf den Reichstag (nicht der von 1945, dessen überseeisches Revival steht noch aus) das heimliche Vorbild dieses rasenden Mobs gewesen ist.
Es scheint überhaupt ein bisschen wie in Berlin gelaufen zu sein (wobei hier nichts relativiert, verharmlost und aufgerechnet werden soll; immerhin stand eine der ältesten Demokratien der jüngeren Neuzeit praktisch vor dem Zusammenbruch).
Frage über Fragen:
Aus der Heimat von Karl Marx („Das Kapitol”) meldeten sich drei führende Vertreter der Komintern mit Anwort:
Die jenem und womöglich jedem Marschallplan notwendig vorausgehende Zerstörung von Teilen der Innenstädte wurde von Heikos Gesinnungskumpanen schon bewerkstelligt, überwiegend friedlich natürlich.
Trotzdem durften Faschos ungestraft ihre Vergleiche absondern.
Für den schlimmsten aber ist endlich Sense! Es begann zunächst noch halbherzig.
Dann tat man den Unhold in Acht und Bann für immer.
Souverän ist, wer über die Onlinepräsenz bestimmt. Twitter ragierte als erstes der souveränen Medien wahrhaft souverän. Seine 89 Millionen Follower kann sich Trump jetzt in die Haare schmieren. Die widerliche Redefreiheit ist endlich beendet.
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Für die Sperrung des Präsidenten hat Twitter folgende Begründung veröffentlicht:
„On January 8, 2021, President Donald J. Trump Tweeted:
‚The 75,000,000 great American Patriots who voted for me, AMERICA FIRST, and MAKE AMERICA GREAT AGAIN, will have a GIANT VOICE long into the future. They will not be disrespected or treated unfairly in any way, shape or form!!!’
Shortly thereafter, the President Tweeted:
‚To all of those who have asked, I will not be going to the Inauguration on January 20th.’
Due to the ongoing tensions in the United States, and an uptick in the global conversation in regards to the people who violently stormed the Capitol on January 6, 2021, these two Tweets must be read in the context of broader events in the country and the ways in which the President’s statements can be mobilized by different audiences, including to incite violence, as well as in the context of the pattern of behavior from this account in recent weeks. After assessing the language in these Tweets against our Glorification of Violance policy, we have determined that these Tweets are in violation of the Glorification of Violence Policy and the user @realDonaldTrump should be immediately permanently suspended from the service.”
Es geht also um Trumps Tweets: „Die 75 Millionen großartigen amerikanischen Patrioten, die für mich gestimmt haben, AMERICA FIRST, und AMERICA WIEDER GROSS MACHEN, werden auch in Zukunft eine RIESIGE STIMME haben. Man wird sie in keiner Weise oder in keiner Form missachten oder ungerecht behandeln!!!”
Und: „Ich werde nicht zur Amtseinführung (von Joe Biden) am 20. Januar gehen.”
Twitter führt ausschließlich diese beiden Zitate als Beleg dafür an, dass Trump zur „Erstürmung” des Kapitols aufgerufen und gegen die Richtlinien des Konzerns gegen Gewaltverherrlichung verstoßen habe. So offenkundig grundlos hätte der Oberste Sowjet der UdSSR keinen Dissidenten exkommuniziert.
Zuerst manipulieren sie vor aller Augen die Wahl – oder hat jemand für die Kurven in Wisconsin und Michigan eine andere Erklärung? –, dann zensieren sie den Präsidenten, ohne irgendeinen handfesten Anlass; diese Figuren müssen sich verdammt sicher fühlen. Twitter ist keine Plattform, sondern ein Medium im Dienste der US-Demokraten und der Globalisten.
Merken Sie sich den Tag!
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Die FAZ teilt mit:
Vor allem davon, wie man Wahlen sichert, versteht der Mann was.
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Ich werde bisweilen gefragt, warum ich in Treue fest zu diesem unmöglichen Donald halte, obwohl der sich so schrecklich aufführe (ich finde eher: erfrischend), ständig Lügen verbreite (was, sofern es überhaupt stimmt, immer noch weitaus angenehmer ist als die schmierige habituelle Grundverlogenheit seiner politischen Konkurrenten), die amerikanische Demokratie beschädigt habe („Oh weh, oh weh, wie rührt mich dies!”; „Fledermaus”) und mir doch wenigstens ästhetisch ein Greuel und Graus sein müsste (stimmt nicht, ich finde ihn höchst amüsant). Nun, sämtliche westlichen Demokratien sind beschädigt, und daran tragen keineswegs die Populisten die Schuld, sondern die Globalisten, die „Anywheres”, die dem Demos in „ihren” Ländern einen stillen Krieg erklärt haben, weil sie die Völker sukzessive abschaffen oder jedenfalls entmündigen wollen, am besten durch Vermischung mit Drittweltmigranten, um ungestört von nationalen Eigensinnigkeiten und nationalen Parlamenten herrschen zu können, oder, was die Ärmeren und Dümmeren von ihnen angeht, aus rein linksideologischen Motiven bzw. one-world-Flausen. Und Trump, diese Mischung aus Leonidas, Cato und Rienzi (um ein Gleichnis im Sinne der Gründerväter zu bilden), steht auf der Seite der Völker gegen die globalistische Krake, deswegen hassen sie ihn so. Wer wollte da in Detailfragen und Geschmacksbelangen wählerisch sein?
Übrigens: Vergleichen Sie mal Trump mit Nancy Pelosi (von Sleepy Joe wollen wir gar nicht erst reden), vergleichen Sie ihn mit dieser porentief giftdurchtränkten Person (beinahe hätte ich Schachtel geschrieben), die den Präsidenten als „gestört, verwirrt und gefährlich” bezeichnet und der Öffentlichkeit hundsmiserabel vorschauspielert, sie fürchte, der glorreiche Nahost-Friedensstifter und Truppenabzieher, der Syrienkriegsbeender, der einzige US-Präsident zu meinen Lebzeiten, der kein Land angegriffen hat, diese für den Nobelpreis nominierte blonde Friedenstaube könne auf den letzten Drücker Atomwaffen einsetzen – gegen wen eigentlich? Wahrscheinlich gegen das Silicon Valley.
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Die Mel Gibsons der Zukunft werden Filme über Braveheart Trump drehen.
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Sleepy Joe kündigt seine erste Maßnahmen an:
Da man nicht weiß, wer diesen Kerl gewählt hat, weiß man auch nicht recht, wem man’s vorwerfen soll.
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Der lange Weg nach Westen, so habe ich im Stahlbad der Vergangenheitsbewältigung gelernt, ist die auf dem Boden des Grundgesetzes gültige Version der Vorsehung. Die westlichen Demokratien, insbesondere die amerikanische, verkörperten jenes Endziel der Geschichte, als welches man uns Zonendödeln 40 Jahre lang den Weltkommunismus hatte andienen bzw. einbläuen wollen. Um der Geschichte auf die Sprünge zu helfen und das historische Klassenziel zügiger zu erreichen, war es erlaubt, verstockte Länder zu bombardieren und auf Vorsehungslinie zu bringen, vor allem im nach Demokratie dürstenden Orient. Mit der Großen Öffnung des Jahres 2015 bewies die von Obama ganz überflüssigerweise rund um die Uhr abgehörte Bundeskanzlerin, dass das von ihr verwaltete Siedlungsgebiet seinen langen Marsch nach Westen auch mental erfolgreich vollzogen hatte. Leider zog Amerika in der Folgezeit nicht mehr mit und beendete die Flüchtlingsproduktion speziell in Syrien; Donald Trump verbündete sich sogar mit dem völkischen Teil Israels gegen die progressiven Diversifizierungstendenzen unter den Arabarn (Araber + Nachbar = Arabar). Mit der Inauguration Joe Bidens kehrt nun die Menschheitshoffnung auf die Wiederaufnahme der gerechten Kriege zurück.
Wenn ich mir heute die USA anschaue, dieses in Fortschrittlichkeit, Diversität und Toleranz geeinte Land, denn begreife ich, warum es gut und richtig ist, dass Amerika sein Gesellschaftsmodell mit neuem Elan in möglichst alle Länder der Erde trägt.
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Auch wenn Bidens Festplatte sich selber löscht, wird unter der zwischenzeitlichen Führung des „Präsidenten aller Briefwähler” (Bernd Zeller) eine beispiellose Zensur- und Löschorgie anheben. Die ARD meldet verständnisvoll:
Der Mozilla-Blog fordert:
Nämlich Endlösungen für die Löschung der Weißen und Bösen:
„But as reprehensible as the actions of Donald Trump are, the rampant use of the internet to foment violence and hate, and reinforce white supremacy is about more than any one personality. Donald Trump is certainly not the first politician to exploit the architecture of the internet in this way, and he won’t be the last. We need solutions that don’t start after untold damage has been done.
Changing these dangerous dynamics requires more than just the temporary silencing or permanent removal of bad actors from social media platforms.”
Auf Youtube, wo gelöscht wird, wie sonst kaum bei Buschbränden, verschwand ein Interview mit der Investmentbankerin Catherine Austin Fitts über das Weltfinanzsystem in der Coronakrise, nachdem es zweieinhalb Millionen Menschen angeklickt hatten (hier ist es zu sehen):
Bei Danisch fand ich diese Liste entfernter Accounts:
„Mich erreichen so diverse Hinweise, wer da gerade alles aus den Social Media entfernt wird. Ob es stimmt, ob es berechtigt ist und wer das alles im Einzelnen überhaupt ist, das kann ich nicht beurteilen”, schreibt Danisch. „Es war ein fundamentaler Fehler, die Social Media-Hoheit amerikanischen Firmen wie Facebook, Whatsapp, Twitter, Youtube zu überlassen. Und noch mehr, die Hoheit über die Mobiltelefone.”
Dass ausgerechnet ihre populistischen Gegner die neue Freiheit der online-Medien in einer Art Hegelscher List der Vernunft für sich nutzten, hat die Milliardärssozialisten von Big Data in Rage versetzt. Nun schlägt das Imperium zurück. Wir marschieren geradewegs in den Zensur- und Gesinnungsstaat. Von Heiko müssen die Amis in puncto Netzwerkdurchsetzungsmarschallplan gar nichts lernen
Das passt auch irgendwie dazu:
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Milo wüsste eine Lösung:
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Das marxistische Schrifttum nach dem Tode von Marx ist eine einzige durchgehende Reflexion über die Parusieverzögerung.
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Nachdem sich bereits ihr Gspusi Heribert, mit dem ich zuvor noch nie einer Meinung war, gegen die Corona-Angstmache erklärt hatte, setzt nun Franziska Augstein das Gespräch im Hause Prantl über die abwesenden Grundrechte auf Spiegel online fort. „Die Mehrheit der Bundesbürger findet es völlig in Ordnung, dass Grundrechte über die Köpfe ihrer Abgeordneten im Bundestag hinweg außer Kraft gesetzt werden, dass also die deutsche Demokratie partiell außer Kraft gesetzt wird”, notiert sie. „Wie ist das möglich? Wie kann ausgerechnet in Deutschland, das mit Diktaturen schlimme Erfahrungen gemacht hat, so etwas passieren?”
Die Tochter Rudolf Augsteins, von dem man mit Sicherheit sagen kann, dass er sich heute genauso wenn nicht noch drastischer äußern würde, zitiert die Medienwissenschaftler Dennis Gräf und Martin Hennig von der Universität Passau, die eine Studie mit Auswertungen der Sondersendungen von ARD und ZDF zum Thema Covid-19 veröffentlicht haben. „Die Ergebnisse sind einigermaßen erschütternd: Beide Sender hätten in Wort und Bild das Gefühl der Angst geschürt. Viele Sendungen hätten ‚auf die Bildwelten apokalyptischer Endzeiterzählung’ zurückgegriffen, wie man sie aus Hollywoodfilmen kennt, angefangen mit verwaisten Straßen. Dass eine Straße leer ist, wenn die Menschen nicht aus dem Haus gehen, ist normal. Wenn diese Straße dann aber gefilmt wird und damit ’neue wissenschaftliche Erkenntnisse’ illustriert werden, wirkt das einschüchternd.”
Fazit: „Was für die Öffentlich-Rechtlichen gilt, trifft auch auf viele andere Medien zu: Angstmache war und ist Programm.”
„Wenn so etwas schon im Spiegel steht”, versichert Freund ***, dann habe allmählich eine kritische Masse „die Schnauze gestrichen voll”.
PS: Auf Journalistenwatch schreiben sie, dass sich immer mehr Selbständige und Künstler das Leben nehmen.
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Apropos. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz war lebensbedrohlich schwer an Covid-19 erkrankt und lag auf der Intensivstation, was insofern pikant ist, als Seitz, 53, im Parlament als scharfer Kritiker des Lockdowns und der Maskenpflicht auftrat. Zurück im Leben und dem Tod, wie man sagt, von der Schippe gesprungen, erklärt er auf Facebook, er habe nie die Existenz des Sars-Cov-2-Virus noch die Gefährlichkeit der Covid-19-Erkrankung in Abrede gestellt. „Ich bin jedoch unverändert der Auffassung, dass bislang keine pandemische Lage vorliegt.” Nur etwa jeder vierte Intensivpatient sei an Covid-19 erkrankt.
Vom persönlichen Schicksal abstrahieren zu können, ist ein Zeichen von Charakter.
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Der älter werdende Mensch sieht sich mit der Versuchung konfrontiert, fünf gerade sein und sich gehen zu lassen, zu verfetten, der Schwerkraft zu folgen, zu verwahrlosen, zu clochardisieren, weil es ja ohnehin egal ist. Wem will er schließlich noch imponieren? Wem etwas vorspielen? Für wen sich anstrengen? Wofür dieser ganze Aufwand, die Form zu halten? Die Karriere hat längst ihren Höhepunkt erreicht bzw. überschritten; die Kinder sind aus dem Haus oder befinden sich zumindest in einem Alter, wo es angezeigt wären; den Frauen muss man nichts mehr vorgaukeln; Leibesübungen tragen längst den Charakter von Abwehrschlachten und werfen die Frage nach dem Sinn dieser Zeitverschwendung auf; alles Alltägliche erfordert zunehmende Anstrengungen. Aus dem Spiegel lugt der Verfall. Im Gegenzug wachsen die Gleichgültigkeit, die Bequemlichkeit und der Appetit. Vor allem locken die Wonnen der Gastronomie! Und des Sitzens überhaupt! Wofür sich noch anstrengen? Warum noch etwas lernen? Warum noch komplizierte Texte lesen? Warum sich jeden Morgen rasieren? Warum eine Krawatte umbinden? Wozu überhaupt auf Kleidung achten? Warum auf den Bauchumfang? Es interessiert doch niemanden, und außerdem ist es viel bequemer, all diese Zwänge hinter sich zu lassen, du stirbst ja eh bald oder ziemlich bald, jedenfalls irgendwann, dann ist es egal, wie gut der Anzug sitzt und was du auf den Rippen hast.
Wer sich umschaut, stellt unweigerlich fest, dass dies die mehrheitsfähige Perspektive aufs letzte Lebensdrittel ist. Und sie hat ja viel für sich.
Trotzdem muss man ihr entschieden widerstehen. Sein tatsächliches Alter nicht zu verleugnen ist das eine, sich der Regression hinzugeben das andere. Es stimmt, jenseits einer gewissen Altersgrenze werden immer mehr Dinge egal, doch ich betrachte das als eine Befreiung zum Wesentlichen, nicht zur Indolenz. Für viele meiner Zeit- und Altersgenossen sind falsche politische Ansichten ein hinreichender Grund, den Kontakt abzubrechen, mir genügen bereits hervorsprießende Nasenhaare oder andere Zeichen äußerlicher Verwahrlosung, etwa das Tragen von Jacks Wolfshäuten, ihn gar nicht erst zu suchen.
PS: „Diese bemüht selbstgefällige, offenbar überlebensnotwendige Abspaltungssehnsucht, diese spießige Selbstüberhöhung wird Ihnen auf die Füße fallen. Ein Aristokrat läßt den Rangniederen den Abstand nicht spüren.”
Leser ***
Ach was, geehrter Herr ***, unsereins hat doch auch einen Erziehungsauftrag. 😉
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Heiko Maas, der Dorfrichter Adam, ermittelnd, wer der Nazi ist – –