In der „Ehemaligen” kursierte der Witz: Was sind die vier Hauptfeinde des Sozialismus? – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. (Später kamen noch Tag und Nacht dazu.)
Bei der Fahrt durch das winterliche Leipzig und mit Blick auf dessen ungeräumte Straßen frage ich meine Begleiter, ob das nun ein weiteres Indiz für die Wiederkehr DDR-ähnlicher Verhältnisse sei. Nicht unbedingt, lautet die Antwort; nach Auskunft einer im Rathaus arbeitenden Bekannten habe die Stadt zwar den Räumfahrzeugbestand erheblich reduziert, allerdings nicht aus Gründen des Mangels, sondern weil man den Prognosen der Jünger Gretas Glauben schenkte, dass es ohnehin keine Winter mehr geben würde, und in Garagen herumstehene Fahrzeuge deshalb nur unnötig viel Geld kosteten.
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„Dank des Leserbriefes zum Klimawandel” (Acta von gestern), teilt Leser *** mit, „habe ich jetzt endlich den Unterschied zwischen Klima und Wetter verstanden: Warme und trockene Sommer sind Klima und beweisen den Klimawandel, eisige Winter mit Schneestürmen hingegen sind Wetter und beweisen gar nichts, quasi Einzelfälle.
Das ist wie mit der Kriminalität: Ein Deutscher, der einen Moslem umbringt, beweist den Rassismus und die rechtsextreme Einstellung der Deutschen, ein Moslem, der einen Deutschen umbringt, ist ein Einzelfall und darf nicht verallgemeinert werden. Mein Dank an die Leserin für die Aufklärung!”
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Auf den anderen Teil des besagten Leserbriefes reagierend, notiert Leser ***:
„Als wissenschaftlich tätiger Arzt beobachte ich die Politisierung der Medizin mit großer Sorge. Dazu gehört auch die ständige Berichterstattung über diverse schwer an Covid erkrankte 50- oder 60-jährige (angeblich) ohne Vorerkrankungen/Risikofaktoren sowie über ‚an der Front bis zur Erschöpfung’ arbeitende Pflegekräfte und Intensivmediziner, die ’schlimme persönliche Erfahrungen’ von ihren Visiten berichten.
Hier sind zwei Grundfehler festzustellen: Es gibt in der Natur immer Ausnahmen, also auch unter 70-jährige, die schwer an Covid erkranken und gar sterben. Das sagt gar nichts, seit die (wohlverstanden und richtig angewandte) Statistik in die Medizin Einzug gehalten hat. Einzelfalldarstellungen sind zwar oft sinnvoll und lehrreich, aber bei Covid (und den quasi-totalitären Maßnahmen des Staates zur ‚Bekämpfung’ dieser Krankheit) ist die Aussage, dass nur 1–2‰ der unter 70-jährigen stirbt, sicherlich sinnvoller und erkenntnisfördernder. Leider gehören manche zu diesen 1–2‰, das ist natürlich schlimm, aber unvermeidlich.
Auf den Intensivstationen ist immer schon bis zur Erschöpfung gearbeitet worden, es hat nur nie jemanden interessiert und die Krokodilstränen möge man sich sparen, besonders die Politiker, die das Gesundheitssystem kaputtgespart haben. Jedoch sind die ärztlichen und pflegerischen Kräfte durch ihre direkte, auch emotionale Beteiligung nicht geeignet, hier unvoreingenommene, neutrale Aussagen zu machen. Auf Intensivstationen sammeln sich immer die schlimmsten Fälle, deshalb sind es ja Intensivstationen. Das ist eine Negativauswahl, und deshalb sind persönliche Berichte interessant, aber medizinisch irrelevant. (Das betrifft nicht die emotionale Zuwendung dem Patienten gegenüber, sondern emotionalisierte Erlebnisberichte von Ärzten vor irgendwelchen Kameras.)
Auch hier ist die nüchterne, kalte epidemiologische Statistik vorzuziehen. Leider werden, wie bekannt, bei ‚Corona’ viele elementare Fehler gemacht, so beim Schlüsselbegriff der ‚Fallzahlen’, wie die Zahl der positiven Testergebnisse genannt wird. Eine relevante Zahl wäre beispielsweise die Zahl der Covid-Patienten, die intensivmedizinische Behandlung benötigen. Damit könnte man aber den Lockdown kaum begründen.
Es waren der Frauenarzt Ignaz Semmelweis und der Chirurg Theodor Billroth, die durch Statistik zu einer von Einzelfallbeobachtungen sowie schöngefärbten oder auch dramatisierten persönlichen Erinnerungen befreiten, realistischen Sicht ihrer Arbeit gekommen sind. Jetzt wird zu meinem Entsetzen wenigstens in den genannten Fällen wieder eine emotionalisierte Medizin propagiert, in den Massenmedien und sogar in Fachorganen wie dem Deutschen Ärzteblatt, ganz offenbar um die drakonischen Maßnahmen der Regierung zu rechtfertigen. Den Patienten nützt das nicht und für die medizinische Wissenschaft als Wissenschaft ist das eine Katastrophe.”
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Fragen eines lesenden ZDF-Arbeiters.
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Der amerikanische Politikwissenschaftler und Gesellschaftsanalyst Charles Murray ist bekannt geworden durch das Buch „The Bell Curve: Intelligence and Class Structure in American Life”, das er 1994 gemeinsam mit dem Psychologen Richard J. Herrnstein veröffentlichte. Wer sich mit der Intelligenzverteilung beschäftigt, gerät automatisch in die Zone akademischer Genickschüsse; Murray ist viel geschmäht worden, aber es hat ihn wenig beeindruckt. In seiner 2012 erschienenen Studie „Coming Apart” beschrieb er die Spaltung der weißen Mehrheitsbevölkerung der USA in eine „Neue Oberklasse” und eine „Neue Unterklasse” – analog zu jenem Auseinanderdriften der westlichen Gesellschaften in „Anywheres” und „Somewheres”, das David Goodhart später statuierte –, deren Folge sei, dass beide Gruppen kaum noch Schnittmengen in ihrer Lebensart und ihren Wertvorstellungen besäßen. Man bewohne getrennte Welten.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte Murray das Buch „Human Diversity. The Biology of Gender, Race, and Class”, in welchem er sich, die Erkenntnisse von Genetik und Neurowissenschaften ins Treffen führend, gegen die „Orthodoxie” der Konstruktivisten wendet, welche bekanntlich die Doktrin etabliert hat, es existierten in der Wirklichkeit weder Rassen noch Geschlechter, nur die herrschenden weiß und männlich Konstruierten benutzten sie zu Unterdrückungszwecken.
Nun ist sein nächstes Opus angekündigt, „Facing Reality: Two Truths about Race in America”, und bereits der Ankündigungstext klingt verheißungsvoll:
„Die Vorwürfe des weißen Privilegs und des systemischen Rassismus, die das Land auseinanderreißen, sind realitätsfern. Zwei bekannte Tatsachen, die längst zweifelsfrei dokumentiert sind, müssen offen dargestellt und in unser Denken über die öffentliche Ordnung einbezogen werden: Amerikanische Weiße, Schwarze, Hispanics und Asiaten haben unterschiedliche Gewaltkriminalitätsraten und unterschiedlich verteilte kognitive Fähigkeiten. Die Vorwürfe des Rassismus bei der Polizeiarbeit, bei der Zulassung zum College, der Segregation beim Wohnen sowie der Einstellung und Beförderung am Arbeitsplatz ignorieren die Art und Weise, in der die Probleme, die zu den Vorwürfen des systemischen Rassismus führen, von diesen beiden Realitäten getrieben werden.
Was kann es nützen, sie an die Öffentlichkeit zu bringen? Amerikas kostbarstes Ideal ist jenes, das früher als amerikanisches Glaubensbekenntnis bekannt war: Menschen dürfen nicht danach beurteilt werden, woher sie kommen, aus welcher sozialen Klasse sie stammen oder nach Rasse, Hautfarbe oder Glaubensbekenntnis. Sie müssen als Individuen beurteilt werden. Die herrschende progressive Ideologie lehnt dieses Ideal ab und fordert stattdessen, dass der Staat die Menschen nach Rasse, sozialer Herkunft, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung beurteilt.
Wir in der Mitte links und in der Mitte rechts, die natürlichen Verteidiger des amerikanischen Glaubensbekenntnisses, haben uns in eine Ecke gestellt. Wir wollten nicht offen aussprechen, dass verschiedene Gruppen signifikante Gruppenunterschiede aufweisen. Da wir nicht bereit waren, das zu sagen, wurden wir wehrlos gegen die Behauptung, Rassismus sei daran schuld. Was könnte es sonst sein? Wir hatten Angst zu antworten. Wir müssen. Sich der Realität zu stellen, ist ein Schritt in diese Richtung.”