Spitzel- und Denunziantenrepublik

Die­ses Land wird immer unfrei­er, absto­ßen­der, ver­hetz­ter, sti­cki­ger, DDR-mäßi­ger. Neh­men wir als Bei­spiel die­se Fascho- und Blockwarttype.

Das wirk­lich Wider­wär­ti­ge aber ist das sofor­ti­ge Ein­kni­cken des Unter­neh­mens, und zwar ohne jede sach­li­che Begrün­dung. In Deutsch­land herrscht, eigent­lich, Pressefreiheit.

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Und alle Deut­schen haben eigent­lich das Recht, sich zu ver­sam­meln, wo, wann und zu wel­chem Zweck sie wol­len, ohne von Anti­fa und DDR-Fern­se­hen bespit­zelt und ver­leum­det zu werden.

Text­pro­be: „Einen Hin­weis auf das Camp ‚Liber­ty Sun­ri­se’ erhält der WDR von der anti­fa­schis­ti­schen Recher­che­platt­form Pader­born. Es gebe dort ‚men­schen- und demo­kra­tie­feind­li­che Redner*innen’. Nur: die Home­page des ‚frei­heit­li­chen Som­mer­camps’ zeigt zunächst fröh­li­che Men­schen. Was kann dar­an falsch sein? Doch im Pro­gramm taucht neben Vor­trä­gen über Anar­chis­mus, Kapi­ta­lis­mus, Medi­en oder Sur­vi­val­trai­ning auch ‚Der gro­ße Waf­fen­work­shop’ auf. … Etwa 120 jun­ge Leu­te aus ganz Deutsch­land sei­en dabei. Akti­vis­ten, die auch wenig vom Sozi­al­staat hal­ten. … Natür­lich habe man kei­ne rich­ti­gen Waf­fen, son­dern Soft-Air-Waf­fen, die nicht gefähr­lich sei­en. Ohne­hin sei man gegen Gewalt. Den­noch: ein Camp mit Waf­fen­trai­ning? Dar­über hin­aus ist etwa die soge­nann­te ‚Gadsden’-Flagge zu sehen – ein liber­tä­res Sym­bol, das mitt­ler­wei­le auch ger­ne in der rech­ten Sze­ne ver­wen­det wird. Die Fah­ne war auch beim Sturm auf das Kapi­tol in Washing­ton zu sehen.

Die Kon­flikt- und Gewalt­for­sche­rin Bea­te Küp­per, Pro­fes­so­rin an der Hoch­schu­le Nie­der­rhein, beob­ach­tet seit zwei Jahr­zehn­ten poli­ti­sche Bewe­gun­gen, die den Staat in Fra­ge stel­len. Sie sagt zum Camp: ‚Ideo­lo­gisch sehen wir ganz klar sozi­al­dar­wi­nis­ti­sche Ansät­ze, die da hei­ßen: Schwä­che­re haben Pech gehabt, wenn sie schwä­cher sind.’ Dar­aus kön­ne sich das Recht ablei­ten, auf Schwä­che­re kei­ne Rück­sicht zu neh­men und sie im Zwei­fel auch mit Stär­ke zu besie­gen: ‚Das sind schon pro­ble­ma­ti­sche Ansät­ze, die ken­nen wir aus dem Rechtsextremismus.’

Aller­dings sah der für OWL zustän­di­ge Staats­schutz mit Sitz in Bie­le­feld kei­ne recht­li­chen Mög­lich­kei­ten, die Ver­an­stal­tung zu untersagen.”

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Und natür­lich ist auch die­ses Trans­pa­rent weder schwu­len- noch tran­sen­feind­lich, son­dern eine harm­lo­se, völ­lig legi­ti­me Meinungsäußerung.

Ent­setz­lich ist allen­falls die Het­ze von Bild.

PS: Die­ses Pla­kat auf der ande­ren Sei­te war übri­gens nicht „-phob” oder „-feind­lich”, son­dern nur „geschmack­los”.

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In einem zivi­li­sier­ten, frei­en Land kön­nen sich die Bür­ger dar­auf ver­stän­di­gen, gewis­se Begrif­fe und Sicht­wei­sen, die frü­her gang und gäbe waren, aber inzwi­schen als anstö­ßig und nicht mehr zeit­ge­mäß gel­ten, nicht mehr in der Öffent­lich­keit zu ver­wen­den. Doch nur in einem unfrei­en, unzi­vi­li­sier­ten, ins Auto­ri­tä­re abdrif­ten­den Land kann jemand erfolg­reich for­dern, sol­che Begrif­fe und Sicht­wei­sen rück­wir­kend aus der Lite­ra­tur zu til­gen bzw. gan­ze Bücher aus dem Ver­kehr zu ziehen.

O‑Ton Ravens­bur­ger-Ver­lag: „Wir haben die vie­len nega­ti­ven Rück­mel­dun­gen zu unse­rem Buch ‚Der jun­ge Häupt­ling Win­ne­tou’ ver­folgt und wir haben heu­te ent­schie­den, die Aus­lie­fe­rung der Titel zu stop­pen und sie aus dem Pro­gramm zu neh­men. Wir dan­ken Euch für Eure Kri­tik. Euer Feed­back hat uns deut­lich gezeigt, dass wir mit den Win­ne­tou-Titeln die Gefüh­le ande­rer ver­letzt haben. Das war nie unse­re Absicht und das ist auch nicht mit unse­ren Ravens­bur­ger Wer­ten zu ver­ein­ba­ren. Wir ent­schul­di­gen uns dafür ausdrücklich.

Unse­re Redakteur*innen beschäf­ti­gen sich inten­siv mit The­men wie Diver­si­tät oder kul­tu­rel­ler Aneig­nung. Die Kolleg*innen dis­ku­tie­ren die Fol­gen für das künf­ti­ge Pro­gramm und über­ar­bei­ten Titel für Titel unser bestehen­des Sor­ti­ment. Dabei zie­hen sie auch exter­ne Fach­be­ra­ter zu Rate oder set­zen ‚Sen­si­ti­vi­ty Rea­der’ ein, die unse­re Titel kri­tisch auf den rich­ti­gen Umgang mit sen­si­blen The­men prü­fen. Lei­der ist uns all das bei den Win­ne­tou-Titeln nicht gelun­gen. Die Ent­schei­dung, die Titel zu ver­öf­fent­li­chen, wür­den wir heu­te nicht mehr so tref­fen. Wir haben zum dama­li­gen Zeit­punkt einen Feh­ler gemacht und wir kön­nen euch ver­si­chern: Wir ler­nen daraus!“

(Quel­le)

Wie wür­de­los sie sich krüm­men! Gott sei Dank ist ihre Wür­de laut Art. 1 GG staat­lich garan­tiert, wie die jedermanns.

 

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