„Zu den übelsten Begleiterscheinungen der Gefühlsseligkeit gehört, dass die Stimme wichtiger wird als das Gesagte und der Sprecher wichtiger als das, was er sagt.”
Robert Louis Stevenson („The Master of Ballantrae”) über Robert Habeck
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Dem Reinen ist alles unrein.
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Die große Stärke von J. D. Vance zeigt sich darin, dass ein Attentat auf Trump jetzt nicht mehr genügt.
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Wir hatten gerade den wärmsten Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, jedenfall seit Olims Zeiten.
Der Februar ließ sich nicht lumpen – „etwas zu warm, extrem trocken mit einem Zuviel an Sonnenschein” (Quelle) –, musste sich aber dem 2024er Superjahrgang wohl mit Abstand beugen.
Der 25er März droht bereits mit der Keule.
Was dem Journalisten der Ostmark die Keule, ist jenem im Reich die drohende Welle.
Seit im April 1945 die Waffen ruhen, ist „gefährlich” in allen Spielarten die Lieblingsvokabel der Deutschen.
Aus diesem Grund wollen die Grünen ja das Auto abschaffen und den Menschen die Gelegenheit geben, sich und die Einzelblage auf dem Lastenfahrrad vom kühlend frischen Wind umfächeln zu lassen.
Hitze-März – Tropen-April – Höllen-Mai – Hochofen-Juni – Supernova-Juli – Thermonuklearer August – Verbrühungs-September – Grablege-Oktober – Gedenk-November – Hinterbliebenen-Weihnachten – Überlebenden-Silvester: Dann hätte man auch 2025 hinter sich gebracht.
In München versammelten sich die Menschen gestern, um sich Lebewohl zu sagen.
Kaum einer von ihnen wird den Klimawandel überleben.
Am besten wäre es, tönt es vom weisen Silen bis Cioran, gar nicht erst geboren zu sein. „Aber dieses Glück haben unter Tausenden nur wenige” (Hersch Ostropoler).
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Als alle Roten sangen,
Da hat dem Friedrich Merze sein
Umfall angefangen.
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Es gehört zu den unbestreitbaren Vorzügen der Deutschen, dass sie zwar mal die Juden, mal die Rechtspopulisten fürchten, aber schon lange nicht mehr Gott und erst recht nicht irgendwelche lächerlichen Flügelmächte. Gemeinsam mit den anderen Supimächten, geführt von einer Superwoman, werden wir dem friedensgeilen amerikanischen Plutokratenpräsidenten heimleuchten (bzw. die US-Truppen heimschicken) und die Russen aus der Ukraine und von der Krim vertreiben.
(Netzfund)
Womit? Wer so fragt, betreibt Wertegemeinschaftszersetzung.
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Neue chinesische Redensart: Das interessiert mich so sehr, wie wenn in Deutschland ein Kanzler umfällt.
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Hoppla!
Aber so etwas konnte ja nun wirklich niemand ahnen.
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Das ist wieder typisch.
Stellen Sie sich mal vor, die Bundesregierung würde u.a. den deutschen Behörden verbieten, in offiziellen Papieren „Umvolkung”, „Rasse”, „Bevölkerungsaustausch”, „Überfremdung”, „Gleichschaltung”, „Impfzwang”, „Corona-Diktatur”, „Lügenpresse”, „Volksverräter”, „Gutmensch” oder „Alles für Dingens!” zu schreiben! Und obendrein „Bastard”, „Eingeborener”, „Biodeutscher”, „Indianerhäuptling”, „Mulatte”, „Mohammedaner”, „Wilder”, „Eskimo” und „Zigeuner” verbieten. Was da los wäre!
Wobei der Kampf gegen die angebliche Wokeness natürlich nicht mit dem Kampf gegen die tatsächliche Gefahr von rechts gleichgesetzt werden darf. Auf der Liste stehen nämlich nicht nur Unworte wie race und tribal, sondern vor allem inkludierende und ausschließlich der Toleranz verpflichtete Begriffe wie assigned female/male at birth, breastfeed person, pregnant person, transgender oder transsexual.
Die Originalmeldung ist jene.
Quatsch, die hier ist es. Dort finden Sie auch die Liste der Unwörter (früher: schwarze Wörter).
„Agencies have flagged hundreds of words to limit or avoid, according to a compilation of government documents”, notiert die New York Times („trusted flagger”, das kennen die Germans inzwischen). Limit or avoid. Da fängt’s ja schon wieder an. Aber gut, gehen wir mal von avoid aus. Men, woman, sex: alles künftig aus dem behördlichen Sprachgebrauch in Übersee verbannt.
Desgleichen „Antirassimus”, „Klimakrise”, „Klimawissenschaft”, „Gender”, „Inklusion”, „nonbinär”. Überdies „Immigrant”, „indigene Community”, „Identität”, „Minderheit(en)”, „multikulturell”, „Segregation”, „Ungleichheit”, „Ungerechtigkeit”, „Diskriminierung”, „Vorurteil”. (Aber warum, dear Mr. Trump, auch „Prostituierte”?)
Außerdem: Hate speech. Täterätä!
LGBT und LGBTQ stehen ebenfalls auf der Liste; die sexuelle Belästigung Aufklärung der Kinder soll dort also für mindestens vier Jahre unterbrochen werden. Hierzulande gottlob nicht. Einstweilen. Spätestens bis dieser Gott Allah heißt.
LGBTQIA+ fehlt übrigens auf dem trumpistischen Index. Eine Kerkaporta für die Wokeness?
Neben der „Rasse” werden sogar „Ethnie” und „ethnisch” sowie alle möglichen mit „Rasse” konnotierten Verbindungen (racial diversity, racial identity, racial inequality, racial justice) aus der Behördensprache verbannt. Sogar das neue N‑Wort black wollen diese Berserker verbieten. Trump hat bei seiner Regierungserklärung angekündigt, eine „farbenblinde” Gesellschaft zu schaffen. Er macht den Staat jetzt rassenblind, geschlechtsblind, herkunftsblind und kontert die linke Identitätspolitik, die zu einer schrecklichen Zerrissenheit der amerikanischen Gesellschaft geführt hat, auf deren ureigenem Terrain: der Sprachbeeinflussung. Ausgerechnet der Mann, den das hiesige Haltungssimulationsgesocks als amerikanischen Hitler beplärrt, verwirklicht den alten Traum von Martin Luther King (zumindest in den offiziellen Dokumenten der Regierung). Hegel hätte sein Pläsier daran.
Auf dem Index steht in Amerika fürderhin auch die übliche Anrede biodeutscher Jungs auf Schulhöfen u.a. im Homeland NRW (victim).
PS: Mittendrin, etwas erratisch, „Gulf of Mexico”. Manchmal hat es den Eindruck, dass unserem Trio céleste das Regieren richtig Spaß macht.
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Haben Sie das schon gesehen?
(Link)
Es bestehen Zweifel am offiziellen Wahlergebnis der Grünen bei der sächsischen Landtagswahl vom 1. September 2024. Ein Dresdner Informatiker hat nach eigenen Berechnungen formellen Einspruch beim Wahlprüfungsausschuss des Sächsischen Landtages eingelegt. Die Grünen erreichten 5,1 Prozent der Zweitstimmen. Am Wahlabend um 23.20 standen sie bei 3,7 Prozent, als 431 Gemeinden vollständig ausgezählt waren. „Nur 13 Minuten später wurden zwar weniger (429) ausgezählte Gemeinden angezeigt, aber das Ergebnis sprang auf 4,5 Prozent. Der IT-Experte argumentiert, dass weder dieser Zuwachs von 1,4 Prozentpunkten noch der spätere Anstieg auf 5,1 Prozent durch die zusätzlich ausgezählten Gemeinden mathematisch möglich sei”, schreibt t‑online, wo die Sache wenigstens gemeldet wird (Bild hatte auch berichtet), während die Wahrheits- und Haltungsmedien gekonnt schweigen.
Wie 2020 in den Vereinigten Staaten finden solche Sprünge zugunsten derer statt, die es aufgrund ihrer fortschrittlichen politischen Ziele auch wirklich verdient haben.
Ich habe meine Jugend in einem Land verbracht, wo jeder wusste, dass (und sogar wie) die Wahlergebnisse getürkt wurden. Kann gut sein, dass ich mein Alter in einem ähnlich gearteten Land verbringe, ohne eigens dafür auswandern zu müssen.
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Die Juristerei unterliegt dem Zeitgeist wie alle anderen Sparten auch; Juristen erklären Ihnen, was rechtens ist, und sie würden, wenn der Zeitgeist es gebietet, sich dabei wahlweise auf die Verfassung und das Strafrecht des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, der DDR oder der Bundesrepublik oder auf das EU-Recht berufen, ohne an ihrem Befund ein Iota zu ändern. Ein braver Jurist ist, wer das zeitgeistig Erwünschte aus jedem beliebigen Gesetzestext herleiten kann. Jede Regierung und jedes Regime findet unter den Juristen seine Unterstützer und flexiblen Kommentatoren.
So weit, so gewöhnlich. Was den Rechtsverwesern aber keinesfalls passieren dürfte, ist so etwas.
LTO ist ein Blog linker Juristen mit entsprechender Schlagseite, also im Grunde bereit, DDR zu spielen, wenn es gegen die rechte Opposition geht. Ich zitiere:
„Mehrere juristische Organisationen verurteilen den kürzlich durch Recherchen von Correctiv (‚Geheimplan gegen Deutschland’) aufgedeckten rechtsextremen ‚Masterplan’ aufs Schärfste. Zu den Unterzeichnern gehören die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK), der Deutsche Anwaltverein (DAV), der Deutsche Juristinnenbund (djb), der Deutsche Richterbund (DRB), die Neue Richtervereinigung (NRV), der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein (RAV) sowie der Verein ‚Vereinigung Berliner Strafverteidiger*innen’.
‚Die massenhafte Deportation von Menschen aus Deutschland darf nie wieder Realität werden’, so die Unterzeichner.”
Das heißt, diese Juristen haben das Märchen eines rotgrünen Propagandaportals ohne jede Prüfung für bare Münze genommen wie SED-Juristen eine ADN-Meldung, weil die Story mit ihrer resp. der regierungsoffiziell erwünschten Gesinnung korrespondierte. Solche unseriösen und leicht manipulierbaren Zeitgenossen sollen hierzulande also die Rechtsprechung durchsetzen (zumindest bis die Rechtleitung sie ersetzt); eine sehr unangenehme Vorstellung. Das ist ungefähr so, als wenn mehrere Ärztevereinigungen sich zum Protest versammelten, weil sie von einem Masterplan erfahren haben, welchem zufolge die gesamte Bevölkerung gegen ein Virus, dessen Walten die meisten Angesteckten kaum bemerkten, zwangsgeimpft werden sollte – ach nein, den Plan gab’s ja wirklich. Wählen wir ein anderes Gleichnis: Es ist, als würden deutschsprachige Juristen in zum Teil recht feschen Uniformen die „Protokolle der Weisen von Zion” für bare Münze nehmen und daraus das Recht auf Abwehrmaßnahmen gegen die sinistren Verschwörer herleiten.
Gott, wie ich diese Vergleiche liebe.
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Im Global Compact for Migration heißt es:
„Migration war schon immer Teil der Menschheitsgeschichte, und wir erkennen an, dass sie in unserer globalisierten Welt eine Quelle des Wohlstands, der Innovation und der nachhaltigen Entwicklung darstellt und dass diese positiven Auswirkungen durch eine besser gesteuerte Migrationspolitik optimiert werden können. (…) Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass die Herausforderungen und Chancen der internationalen Migration uns einen, anstatt uns zu spalten. Dieser Globale Pakt ist Ausdruck unseres gemeinsamen Verständnisses, unserer gemeinsamen Verantwortung und unseres gemeinsamen Zwecks in der Frage der Migration, mit dem Ziel, sie zum Nutzen aller zu gestalten.”
So klingt Sozialismus heute. Sie wollen nicht anerkennen, dass es ethnisch-kulturelle Verschiedenheit bis zur totalen Unvereinbarkeit gibt. Niemand spaltet die Menschheit, denn das hieße, Eulen nach Athen oder Kretins zu den Grünen zu tragen; sie ist gespalten seit je, und der Wunsch, dass Migration sie einen werde, ist keineswegs plausibler als die Befürchtung, dass die Spaltung durch Migration nur noch vertieft werde. Fremdheit ist eine anthropologische Grundtatsache. Einwanderung funktioniert nur in den oberen sozialen Milieus relativ konfliktlos.
Jeder Herrscher der Vergangenheit hätte zum UN-Migrationspakt und dem ihm zugrundeliegenden Denken gesagt: Um Himmelswillen, ich will doch nicht die Grenzen meines Landes für eine Völkerwanderung öffnen, auch nicht für eine angeblich kontrollierte, denn ich misstraue den Kontrolleuren, nicht nur hinsichtlich ihrer Kompetenz, sondern auch ihrer Absichten; außerdem steht zu befürchten, dass „Gesindel und liederliche Leute” (Friedrich Wilhelm I.) die Grenze überschreiten, denn davon gibt es mehr als genug; wer in mein Land kommt, muss nachweisen, dass es meinem Land frommt! Denn der Schaden bleibt.
Ist Ihnen, nebenbei, auch aufgefallen, dass Sie zwar ständig Gesindel zu Gesicht bekommen, keineswegs nur auf Phoenix und 3sat, auch in deutschen und europäischen Innenstädten, aber offiziell keines mehr existieren darf? Weil die Menschenfreunde zwar die Menschen nicht bessern können, aber immerhin die Rede über sie?
Heute wollen Linke und Globalisten einfach alle Kulturen in einen Topf werfen und gut verrühren, das wird schon; wenn nicht, beschimpfen sie die Mehrheitsgesellschaft als „Nazis” (außer in Südafrika natürlich). Es gibt Menschen, die man aufgrund ihrer politischen Ansichten nicht leiden kann, oder aufgrund ihres Verhaltens, oder aufgrund ihrer Art, sich zu kleiden, aber es gibt auch Leute, die man aufgrund ihrer gesamten Kultur nicht leiden kann, und am Ende gibt es sogar Leute, die man aufgrund ihrer Ethnie nicht riechen kann; im Glücksfall kommt alles zusammen. Ich sage bewusst Ethnie, weil eine Rasse viel zu groß ist, als dass man (bzw. ich) sie generalisierend ablehnen könnte, außer man wäre tatsächlich ein Rassist. Aber ethnische bzw ethnisch-kulturelle Gruppen, die ich ungern zahlreich in der Nachbarschaft hätte, existieren hienieden durchaus. Ich finde das normal und nähme auch im umgekehrten Fall keinen Anstoß daran, dafür hat Allah die Erde ja recht geräumig geschaffen und seinem Lieblingsgeschöpf neben all den natürlichen Grenzen noch die Mittel gegeben, stabile, große und schöne Zäune gegen ungewollte Vermengung zu errichten. Ich finde jedenfalls Leute, die eine Aversion gegenüber bestimmten oder meinetwegen sämtlichen Menschengruppen haben, seriöser und vor allem ungefährlicher als solche, die alle miteinander zur Schönen Neuen Welt amalgamieren wollen.
Cioran notierte am 12. März 1972 in sein Tagebuch: „Vorhin, auf dem Markt, betrachtete ich ein junges Mädchen (Mulattin?). Ihr Ausdruck hatte etwas trauriges, grausames und altes. Und ich habe mir gesagt, daß ihr Kopf auf zwei oder drei Millionen Jahre zurückgeht, daß wir uns alle auf dem Grunde einer furchteinflößenden Althergebrachtheit befinden.”
Dass Menschen aus der Tiefe der Zeit bis in ihre Gene ethnisch-kulturell geprägt sein können oder sind, halten Linke für eine rechtsextreme Ansicht. In ihrer pädagogischen Weltsicht ist der Mensch ein weißes Blatt, das die Progressisten je nach Bedarf und Zeitgeist mit den gewünschten Stereotypen vollschreiben können. Unter allen sogeschwätzt menschenverachtenden Weltbildern gebührt diesem ein Spitzenplatz.
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Es gibt auf der Rechten Zeitgenossen, die im Gespräch verlässlich auf das Thema Israel kommen, das ist mir auch bei Veranstaltungen der Schwefelpartei regelmäßig aufgefallen.
Wo mag ich „raus” sein? Der Mann postete das als Reaktion darauf:
Ich habe ja bereits einen Soupçon gegen Landsleute, die sich überhaupt für den arabisch-israelischen Konflikt interessieren. Überall auf der Welt werden Menschen umgebracht, was den Alman völlig kalt lässt, aber wehe, es passiert in Nahost, dann entdeckt er sein Herz für die unterdrückten Palästinenser. Ich halte das für Show und glaube, dass sich hier die angestaute Frustration oder auch Seelenpein ausagiert, dem schlechthinnigen Schuldvolk anzugehören, wie es vor allem der Westdeutsche viele ansonsten satte Jahre lang von den Linken und oft auch von deutschen Juden unter die 1945 so gründlich eingeschlagene Nase gerieben bekommen hat, ohne sich verbal wehren zu können. Satt, aber erbsündig. Die Ossis waren weniger satt und empfanden sich auch als weniger sündhaft, dieser Zusammenhang ist kein zufälliger (bei Johannes Gross bestand er zwischen „Schuld und Schulden”). Des Deutschen und vor allem des rechten Deutschen Parteinahme für die Araber ist ein Versuch der moralischen Vergeltung. Er will es den Nerventoden heimzahlen, ihm permanent die Verbrechen seiner Vorfahren ins Holz gekerbt zu haben.
Dass Figuren wie Michel Friedman ihren Teil zum heute waltenden moralischen Druckausgleich durch Arabophilie beigetragen haben, indem sie unentwegt und oft eben penetrant die deutschen Triggerpunkte bearbeiteten, dürfte eigentlich kein Verständiger (m/w/d) bezweifeln. Man kann diesen Quälgeistern neben den gewissermaßen ererbten Schreckenserfahrungen ihrer Familien zugute halten, dass das eben für sie die einfachste Art war, Geld zu verdienen. Das Thema ging in der Öffentlichkeit immer, man konnte praktisch behaupten, was man wollte, ohne dass „Faktenchecker” einschritten, es gab keinerlei Widerspruch zu befürchten, und man hatte von vornherein recht. Es wäre nicht menschlich gewesen, ein solches Angebot abzulehnen. Und Juden sind doch auch Menschen, oder?
Was mich betrifft (und damit zurück zu dem Tweet oben): Ich bin nicht für „Groß-Israel”, sondern schon für die Weltverschwörung. Deren Ausbleiben lässt mich allmählich unruhig auf sämtlichen Stühlen hin und her rutschen, sofern ich nicht ohnehin zwischen ihnen sitze. Ist wohl meine Art der Parusieverzögerung.
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„Lieben Sie Schach?”, fragt Leser ***. „Wenn ja, muss das aktuelle Berliner Schauspiel für Sie ein champagnereskes Vergnügen sein. Ob Sie Theater lieben, muss ich nicht fragen.
Vielleicht goutieren Sie diese Farce:
Vorspiel.
Merz sagt, ohne Zurückweisungen an der Grenze gibt es keine Koalition (d.h., er wird nicht Kanzler). Die SPD lacht.
Die SPD sagt, eigentlich möchte sie lieber in die Opposition. Die CDU lacht nicht.
1. Akt. Merz kassiert in puncto Schuldenbremse alles von ihm vorher Gesagte komplett ein. Er geht also ‚all in’, wie man jetzt sagt; denn wenn die Chose jetzt scheitert, taugt er in der CDU nicht einmal mehr als Fußabtreter. Er ist sozusagen in einer Straße ohne Wiederkehr.
2. Akt. Von der SPD kommt bei der Migration ein Danaergeschenk: Zurückweisungen an der Grenze ja, aber ’nur in Abstimmung mit den europäischen Partnern’. Was immer das bedeuten mag – das ist in etwa so konkret wie ‚Hass und Hetze’.
3. Akt, 1. Szene. Ökonomen treten auf und beschreiben die für die Bürger schädlichen Auswirkungen (u.a. höhere Inflation, verkappte Steuererhöhung). Grummeln in CDU, CSU und Junger Union wird vernehmlicher und schwillt zu einem Bocksgesang an.
2. Szene. Ein Mathematiker tritt auf. Ihm ist aufgefallen, dass durch die famose Wahl ca. 140 Abgeordnete ihre Sitz im Bundestag verlieren werden, vor allem bei SPD und Grünen. Die können nicht alle in lukrativen Posten bei irgendwelchen NGOs untergebracht werden; das würde jetzt denn doch peinlich auffallen, und die Zeit ist dafür auch etwas kurz, es zu organisieren. Viele davon dürften also gegenüber ihren Fraktionsleitungen druckresistenter sein als üblich. Der Mathefuzzi rechnet vor, dass 31 Quertreiber reichen, um Merzens verlockende Zweidrittelmehrheit in den Orkus zu schicken.
3. Szene. Ein Psychopolitologe tritt auf. Er verweist darauf, dass CSU-Huber und Söder ganz frisch und aktuell wieder mal besonders deftig auf die Grünen eindreschen. Warum gerade jetzt, die sind doch ‚weg’? Der Psycho verweist darauf, dass die Politik in Bayern sich nicht erst seit Ludwig Thomas Geschichten durch eine gewisse ‚Hinterfotzigkeit’ auszeichnet, will sagen: Stellen sich die Grünen quer, dann ist mit der Zweidrittelmehrheit auch Merz weg. Und Söder beißt in die saure Brez‘n und geht als nächster Unionsboss nach Berlin.
4. Szene: Aiwanger tritt auf. Bei ihm ist das Verhalten von CDU und CSU nach der SZ-Story gar nicht gut angekommen, und er überlegt, wie er beiden in die Suppe spucken kann. D.h., Söder weg aus Bayern, die CDU weg von der Macht: Wie wäre es, kann er die bayrische Koalition zwingen, sich im Bundesrat der Stimme zu enthalten? Oder würde Söder dann stante pede die Koalition aufkündigen und versuchen, geschäftsführend weiter zu regieren? Nur, um Merz aus der Patsche zu helfen?
4. Akt, 1. Szene. Auftritt Griechischer Chor, das Wahlvolk. Das Volk ist von den handelnden Personen wenig begeistert und beschwört den Zorn der Götter. Kommt es zu baldigen Neuwahlen, sagt die Sybilla die Tragödie voraus: einen gewaltigen Ansturm der rechten Harpyien.
2. Szene. Auftritt einiger Verschwörer aus der Ost-CDU (vermummt). Mit dieser AfD können wir natürlich nicht regieren, sagt der erste. Der zweite: Aber wie lange die AfD noch ‚diese’ bleibt – das definieren wir. Alle Verschwörer lachen.
3. Szene. Chor: Sollte Merz noch einmal davonkommen, sehen wir uns in wenigen Jahren wieder.
ENDE.
Titel des Stücks: ‚Schachmatt – jetzt oder bald?’
Mit freundlichen Grüßen aus dem Parkett.”
PS. „Epilog: Die Tagesschau meldet, Österreich lehnt Asylrückweisungen Deutschlands an der Grenze ab. Das hatte Klingbeil wohl mit seiner Formulierung ‚Zurückweisung in Abstimmung mit den europäischen Partnern’ im Sinn. Der rechnete genau damit, jede Wette. Er hat den Verhandlungsdilettanten Merz voll auflaufen lassen.”
Es kann aber auch sein, dass sich Merz von vornherein darüber im Klaren befand. Was kann er dafür, wenn das Ausland seine Wahlversprechen bricht?