10. März 2025

„Zu den übels­ten Begleit­erschei­nun­gen der Gefühls­se­lig­keit gehört, dass die Stim­me wich­ti­ger wird als das Gesag­te und der Spre­cher wich­ti­ger als das, was er sagt.”
Robert Lou­is Ste­ven­son („The Mas­ter of Ball­an­trae”) über Robert Habeck

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Dem Rei­nen ist alles unrein.

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Die gro­ße Stär­ke von J. D. Van­ce zeigt sich dar­in, dass ein Atten­tat auf Trump jetzt nicht mehr genügt.

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Wir hat­ten gera­de den wärms­ten Janu­ar seit Beginn der Wet­ter­auf­zeich­nun­gen, jeden­fall seit Olims Zeiten.

Der Febru­ar ließ sich nicht lum­pen – „etwas zu warm, extrem tro­cken mit einem Zuviel an Son­nen­schein” (Quel­le) –, muss­te sich aber dem 2024er Super­jahr­gang wohl mit Abstand beugen.

Der 25er März droht bereits mit der Keule.

Was dem Jour­na­lis­ten der Ost­mark die Keu­le, ist jenem im Reich die dro­hen­de Welle.

Seit im April 1945 die Waf­fen ruhen, ist „gefähr­lich” in allen Spiel­ar­ten die Lieb­lings­vo­ka­bel der Deutschen.

Aus die­sem Grund wol­len die Grü­nen ja das Auto abschaf­fen und den Men­schen die Gele­gen­heit geben, sich und die Ein­zel­b­la­ge auf dem Las­ten­fahr­rad vom küh­lend fri­schen Wind umfä­cheln zu lassen.

Hit­ze-März – Tro­pen-April – Höl­len-Mai – Hoch­ofen-Juni – Super­no­va-Juli – Ther­mo­nu­klea­rer August – Ver­brü­hungs-Sep­tem­ber – Grab­le­ge-Okto­ber – Gedenk-Novem­ber – Hin­ter­blie­be­nen-Weih­nach­ten – Über­le­ben­den-Sil­ves­ter: Dann hät­te man auch 2025 hin­ter sich gebracht.

In Mün­chen ver­sam­mel­ten sich die Men­schen ges­tern, um sich Lebe­wohl zu sagen.

Kaum einer von ihnen wird den Kli­ma­wan­del überleben.

Am bes­ten wäre es, tönt es vom wei­sen Silen bis Cioran, gar nicht erst gebo­ren zu sein. „Aber die­ses Glück haben unter Tau­sen­den nur weni­ge” (Hersch Ostropoler).

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Im höl­len­hei­ßen Monat März
Als alle Roten sangen,
Da hat dem Fried­rich Mer­ze sein
Umfall angefangen.

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Es gehört zu den unbe­streit­ba­ren Vor­zü­gen der Deut­schen, dass sie zwar mal die Juden, mal die Rechts­po­pu­lis­ten fürch­ten, aber schon lan­ge nicht mehr Gott und erst recht nicht irgend­wel­che lächer­li­chen Flü­gel­mäch­te. Gemein­sam mit den ande­ren Supi­mäch­ten, geführt von einer Super­wo­man, wer­den wir dem frie­dens­gei­len ame­ri­ka­ni­schen Plu­to­kra­ten­prä­si­den­ten heim­leuch­ten (bzw. die US-Trup­pen heim­schi­cken) und die Rus­sen aus der Ukrai­ne und von der Krim vertreiben.

(Netz­fund)

Womit? Wer so fragt, betreibt Wer­te­ge­mein­schafts­zer­set­zung.

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Neue chi­ne­si­sche Redens­art: Das inter­es­siert mich so sehr, wie wenn in Deutsch­land ein Kanz­ler umfällt.

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Hopp­la!

Aber so etwas konn­te ja nun wirk­lich nie­mand ahnen.

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Das ist wie­der typisch.

Stel­len Sie sich mal vor, die Bun­des­re­gie­rung wür­de u.a. den deut­schen Behör­den ver­bie­ten, in offi­zi­el­len Papie­ren „Umvol­kung”, „Ras­se”, „Bevöl­ke­rungs­aus­tausch”, „Über­frem­dung”, „Gleich­schal­tung”, „Impf­zwang”, „Coro­na-Dik­ta­tur”, „Lügen­pres­se”, „Volks­ver­rä­ter”, „Gut­mensch” oder „Alles für Din­gens!” zu schrei­ben! Und oben­drein „Bas­tard”, „Ein­ge­bo­re­ner”, „Bio­deut­scher”, „India­ner­häupt­ling”, „Mulat­te”, „Moham­me­da­ner”, „Wil­der”, „Eski­mo” und „Zigeu­ner” ver­bie­ten. Was da los wäre!

Wobei der Kampf gegen die angeb­li­che Woke­ness natür­lich nicht mit dem Kampf gegen die tat­säch­li­che Gefahr von rechts gleich­ge­setzt wer­den darf. Auf der Lis­te ste­hen näm­lich nicht nur Unwor­te wie race und tri­bal, son­dern vor allem inklu­die­ren­de und aus­schließ­lich der Tole­ranz ver­pflich­te­te Begrif­fe wie assi­gned female/male at birth, breast­feed per­son, pregnant per­son, trans­gen­der oder transsexual.

Die Ori­gi­nal­mel­dung ist jene.

Quatsch, die hier ist es. Dort fin­den Sie auch die Lis­te der Unwör­ter (frü­her: schwar­ze Wörter).

„Agen­ci­es have flag­ged hundreds of words to limit or avo­id, accor­ding to a com­pi­la­ti­on of govern­ment docu­ments”, notiert die New York Times („trus­ted flag­ger”, das ken­nen die Ger­mans inzwi­schen). Limit or avo­id. Da fängt’s ja schon wie­der an. Aber gut, gehen wir mal von avo­id aus. Men, woman, sex: alles künf­tig aus dem behörd­li­chen Sprach­ge­brauch in Über­see verbannt.

Des­glei­chen „Anti­ras­si­mus”, „Kli­ma­kri­se”, „Kli­ma­wis­sen­schaft”, „Gen­der”, „Inklu­si­on”, „non­bi­när”. Über­dies „Immi­grant”, „indi­ge­ne Com­mu­ni­ty”, „Iden­ti­tät”, „Minderheit(en)”, „mul­ti­kul­tu­rell”, „Segre­ga­ti­on”, „Ungleich­heit”, „Unge­rech­tig­keit”, „Dis­kri­mi­nie­rung”, „Vor­ur­teil”. (Aber war­um, dear Mr. Trump, auch „Pro­sti­tu­ier­te”?)

Außer­dem: Hate speech. Täterätä!

LGBT und LGBTQ ste­hen eben­falls auf der Lis­te; die sexu­el­le Beläs­ti­gung Auf­klä­rung der Kin­der soll dort also für min­des­tens vier Jah­re unter­bro­chen wer­den. Hier­zu­lan­de gott­lob nicht. Einst­wei­len. Spä­tes­tens bis die­ser Gott Allah heißt.

LGBTQIA+ fehlt übri­gens auf dem trum­pis­ti­schen Index. Eine Ker­ka­por­ta für die Woke­ness?

Neben der „Ras­se” wer­den sogar „Eth­nie” und „eth­nisch” sowie alle mög­li­chen mit „Ras­se” kon­no­tier­ten Ver­bin­dun­gen (racial diver­si­ty, racial iden­ti­ty, racial ine­qua­li­ty, racial jus­ti­ce) aus der Behör­den­spra­che ver­bannt. Sogar das neue N‑Wort black wol­len die­se Ber­ser­ker ver­bie­ten. Trump hat bei sei­ner Regie­rungs­er­klä­rung ange­kün­digt, eine „far­ben­blin­de” Gesell­schaft zu schaf­fen. Er macht den Staat jetzt ras­sen­blind, geschlechts­blind, her­kunfts­blind und kon­tert die lin­ke Iden­ti­täts­po­li­tik, die zu einer schreck­li­chen Zer­ris­sen­heit der ame­ri­ka­ni­schen Gesell­schaft geführt hat, auf deren urei­ge­nem Ter­rain: der Sprach­be­ein­flus­sung. Aus­ge­rech­net der Mann, den das hie­si­ge Hal­tungs­si­mu­la­ti­ons­ge­socks als ame­ri­ka­ni­schen Hit­ler beplärrt, ver­wirk­licht den alten Traum von Mar­tin Luther King (zumin­dest in den offi­zi­el­len Doku­men­ten der Regie­rung). Hegel hät­te sein Plä­sier daran.

Auf dem Index steht in Ame­ri­ka für­der­hin auch die übli­che Anre­de bio­deut­scher Jungs auf Schul­hö­fen u.a. im Home­land NRW (vic­tim).

PS: Mit­ten­drin, etwas erra­tisch, „Gulf of Mexi­co”. Manch­mal hat es den Ein­druck, dass unse­rem Trio céles­te das Regie­ren rich­tig Spaß macht.

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Haben Sie das schon gesehen?

(Link)

Es bestehen Zwei­fel am offi­zi­el­len Wahl­er­geb­nis der Grü­nen bei der säch­si­schen Land­tags­wahl vom 1. Sep­tem­ber 2024. Ein Dresd­ner Infor­ma­ti­ker hat nach eige­nen Berech­nun­gen for­mel­len Ein­spruch beim Wahl­prü­fungs­aus­schuss des Säch­si­schen Land­ta­ges ein­ge­legt. Die Grü­nen erreich­ten 5,1 Pro­zent der Zweit­stim­men. Am Wahl­abend um 23.20 stan­den sie bei 3,7 Pro­zent, als 431 Gemein­den voll­stän­dig aus­ge­zählt waren. „Nur 13 Minu­ten spä­ter wur­den zwar weni­ger (429) aus­ge­zähl­te Gemein­den ange­zeigt, aber das Ergeb­nis sprang auf 4,5 Pro­zent. Der IT-Exper­te argu­men­tiert, dass weder die­ser Zuwachs von 1,4 Pro­zent­punk­ten noch der spä­te­re Anstieg auf 5,1 Pro­zent durch die zusätz­lich aus­ge­zähl­ten Gemein­den mathe­ma­tisch mög­lich sei”, schreibt t‑online, wo die Sache wenigs­tens gemel­det wird (Bild hat­te auch berich­tet), wäh­rend die Wahr­heits- und Hal­tungs­me­di­en gekonnt schweigen.

Wie 2020 in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten fin­den sol­che Sprün­ge zuguns­ten derer statt, die es auf­grund ihrer fort­schritt­li­chen poli­ti­schen Zie­le auch wirk­lich ver­dient haben.

Ich habe mei­ne Jugend in einem Land ver­bracht, wo jeder wuss­te, dass (und sogar wie) die Wahl­er­geb­nis­se getürkt wur­den. Kann gut sein, dass ich mein Alter in einem ähn­lich gear­te­ten Land ver­brin­ge, ohne eigens dafür aus­wan­dern zu müssen.

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Die Juris­te­rei unter­liegt dem Zeit­geist wie alle ande­ren Spar­ten auch; Juris­ten erklä­ren Ihnen, was rech­tens ist, und sie wür­den, wenn der Zeit­geist es gebie­tet, sich dabei wahl­wei­se auf die Ver­fas­sung und das Straf­recht des Kai­ser­reichs, der Wei­ma­rer Repu­blik, der DDR oder der Bun­des­re­pu­blik oder auf das EU-Recht beru­fen, ohne an ihrem Befund ein Iota zu ändern. Ein bra­ver Jurist ist, wer das zeit­geis­tig Erwünsch­te aus jedem belie­bi­gen Geset­zes­text her­lei­ten kann. Jede Regie­rung und jedes Regime fin­det unter den Juris­ten sei­ne Unter­stüt­zer und fle­xi­blen Kommentatoren.

So weit, so gewöhn­lich. Was den Rechts­ver­we­sern aber kei­nes­falls pas­sie­ren dürf­te, ist so etwas.

LTO ist ein Blog lin­ker Juris­ten mit ent­spre­chen­der Schlag­sei­te, also im Grun­de bereit, DDR zu spie­len, wenn es gegen die rech­te Oppo­si­ti­on geht. Ich zitiere:

„Meh­re­re juris­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen ver­ur­tei­len den kürz­lich durch Recher­chen von Cor­rec­tiv (‚Geheim­plan gegen Deutsch­land’) auf­ge­deck­ten rechts­extre­men ‚Mas­ter­plan’ aufs Schärfs­te. Zu den Unter­zeich­nern gehö­ren die Bun­des­rechts­an­walts­kam­mer (BRAK), der Deut­sche Anwalt­ver­ein (DAV), der Deut­sche Juris­tin­nen­bund (djb), der Deut­sche Rich­ter­bund (DRB), die Neue Rich­ter­ver­ei­ni­gung (NRV), der Repu­bli­ka­ni­sche Anwäl­tin­nen- und Anwäl­te­ver­ein (RAV) sowie der Ver­ein ‚Ver­ei­ni­gung Ber­li­ner Strafverteidiger*innen’.
‚Die mas­sen­haf­te Depor­ta­ti­on von Men­schen aus Deutsch­land darf nie wie­der Rea­li­tät wer­den’, so die Unterzeichner.”

Das heißt, die­se Juris­ten haben das Mär­chen eines rot­grü­nen Pro­pa­gan­dapor­tals ohne jede Prü­fung für bare Mün­ze genom­men wie SED-Juris­ten eine ADN-Mel­dung, weil die Sto­ry mit ihrer resp. der regie­rungs­of­fi­zi­ell erwünsch­ten Gesin­nung kor­re­spon­dier­te. Sol­che unse­riö­sen und leicht mani­pu­lier­ba­ren Zeit­ge­nos­sen sol­len hier­zu­lan­de also die Recht­spre­chung durch­set­zen (zumin­dest bis die Recht­lei­tung sie ersetzt); eine sehr unan­ge­neh­me Vor­stel­lung. Das ist unge­fähr so, als wenn meh­re­re Ärz­te­ver­ei­ni­gun­gen sich zum Pro­test ver­sam­mel­ten, weil sie von einem Mas­ter­plan erfah­ren haben, wel­chem zufol­ge die gesam­te Bevöl­ke­rung gegen ein Virus, des­sen Wal­ten die meis­ten Ange­steck­ten kaum bemerk­ten, zwangs­ge­impft wer­den soll­te – ach nein, den Plan gab’s ja wirk­lich. Wäh­len wir ein ande­res Gleich­nis: Es ist, als wür­den deutsch­spra­chi­ge Juris­ten in zum Teil recht feschen Uni­for­men die „Pro­to­kol­le der Wei­sen von Zion” für bare Mün­ze neh­men und dar­aus das Recht auf Abwehr­maß­nah­men gegen die sinis­tren Ver­schwö­rer herleiten.

Gott, wie ich die­se Ver­glei­che liebe.

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Im Glo­bal Com­pact for Migra­ti­on heißt es:

„Migra­ti­on war schon immer Teil der Mensch­heits­ge­schich­te, und wir erken­nen an, dass sie in unse­rer glo­ba­li­sier­ten Welt eine Quel­le des Wohl­stands, der Inno­va­ti­on und der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung dar­stellt und dass die­se posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen durch eine bes­ser gesteu­er­te Migra­ti­ons­po­li­tik opti­miert wer­den kön­nen. (…) Es ist von ent­schei­den­der Wich­tig­keit, dass die Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen der inter­na­tio­na­len Migra­ti­on uns einen, anstatt uns zu spal­ten. Die­ser Glo­ba­le Pakt ist Aus­druck unse­res gemein­sa­men Ver­ständ­nis­ses, unse­rer gemein­sa­men Ver­ant­wor­tung und unse­res gemein­sa­men Zwecks in der Fra­ge der Migra­ti­on, mit dem Ziel, sie zum Nut­zen aller zu gestalten.”

So klingt Sozia­lis­mus heu­te. Sie wol­len nicht aner­ken­nen, dass es eth­nisch-kul­tu­rel­le Ver­schie­den­heit bis zur tota­len Unver­ein­bar­keit gibt. Nie­mand spal­tet die Mensch­heit, denn das hie­ße, Eulen nach Athen oder Kre­tins zu den Grü­nen zu tra­gen; sie ist gespal­ten seit je, und der Wunsch, dass Migra­ti­on sie einen wer­de, ist kei­nes­wegs plau­si­bler als die Befürch­tung, dass die Spal­tung durch Migra­ti­on nur noch ver­tieft wer­de. Fremd­heit ist eine anthro­po­lo­gi­sche Grund­tat­sa­che. Ein­wan­de­rung funk­tio­niert nur in den obe­ren sozia­len Milieus rela­tiv konfliktlos.

Jeder Herr­scher der Ver­gan­gen­heit hät­te zum UN-Migra­ti­ons­pakt und dem ihm zugrun­de­lie­gen­den Den­ken gesagt: Um Him­mels­wil­len, ich will doch nicht die Gren­zen mei­nes Lan­des für eine Völ­ker­wan­de­rung öff­nen, auch nicht für eine angeb­lich kon­trol­lier­te, denn ich miss­traue den Kon­trol­leu­ren, nicht nur hin­sicht­lich ihrer Kom­pe­tenz, son­dern auch ihrer Absich­ten; außer­dem steht zu befürch­ten, dass „Gesin­del und lie­der­li­che Leu­te” (Fried­rich Wil­helm I.) die Gren­ze über­schrei­ten, denn davon gibt es mehr als genug; wer in mein Land kommt, muss nach­wei­sen, dass es mei­nem Land frommt! Denn der Scha­den bleibt.

Ist Ihnen, neben­bei, auch auf­ge­fal­len, dass Sie zwar stän­dig Gesin­del zu Gesicht bekom­men, kei­nes­wegs nur auf Phoe­nix und 3sat, auch in deut­schen und euro­päi­schen Innen­städ­ten, aber offi­zi­ell kei­nes mehr exis­tie­ren darf? Weil die Men­schen­freun­de zwar die Men­schen nicht bes­sern kön­nen, aber immer­hin die Rede über sie?

Heu­te wol­len Lin­ke und Glo­ba­lis­ten ein­fach alle Kul­tu­ren in einen Topf wer­fen und gut ver­rüh­ren, das wird schon; wenn nicht, beschimp­fen sie die Mehr­heits­ge­sell­schaft als „Nazis” (außer in Süd­afri­ka natür­lich). Es gibt Men­schen, die man auf­grund ihrer poli­ti­schen Ansich­ten nicht lei­den kann, oder auf­grund ihres Ver­hal­tens, oder auf­grund ihrer Art, sich zu klei­den, aber es gibt auch Leu­te, die man auf­grund ihrer gesam­ten Kul­tur nicht lei­den kann, und am Ende gibt es sogar Leu­te, die man auf­grund ihrer Eth­nie nicht rie­chen kann; im Glücks­fall kommt alles zusam­men. Ich sage bewusst Eth­nie, weil eine Ras­se viel zu groß ist, als dass man (bzw. ich) sie gene­ra­li­sie­rend ableh­nen könn­te, außer man wäre tat­säch­lich ein Ras­sist. Aber eth­ni­sche bzw eth­nisch-kul­tu­rel­le Grup­pen, die ich ungern zahl­reich in der Nach­bar­schaft hät­te, exis­tie­ren hie­nie­den durch­aus. Ich fin­de das nor­mal und näh­me auch im umge­kehr­ten Fall kei­nen Anstoß dar­an, dafür hat Allah die Erde ja recht geräu­mig geschaf­fen und sei­nem Lieb­lings­ge­schöpf neben all den natür­li­chen Gren­zen noch die Mit­tel gege­ben, sta­bi­le, gro­ße und schö­ne Zäu­ne gegen unge­woll­te Ver­men­gung zu errich­ten. Ich fin­de jeden­falls Leu­te, die eine Aver­si­on gegen­über bestimm­ten oder mei­net­we­gen sämt­li­chen Men­schen­grup­pen haben, seriö­ser und vor allem unge­fähr­li­cher als sol­che, die alle mit­ein­an­der zur Schö­nen Neu­en Welt amal­ga­mie­ren wollen.

Cioran notier­te am 12. März 1972 in sein Tage­buch: „Vor­hin, auf dem Markt, betrach­te­te ich ein jun­ges Mäd­chen (Mulatt­in?). Ihr Aus­druck hat­te etwas trau­ri­ges, grau­sa­mes und altes. Und ich habe mir gesagt, daß ihr Kopf auf zwei oder drei Mil­lio­nen Jah­re zurück­geht, daß wir uns alle auf dem Grun­de einer furcht­ein­flö­ßen­den Alt­her­ge­bracht­heit befinden.”

Dass Men­schen aus der Tie­fe der Zeit bis in ihre Gene eth­nisch-kul­tu­rell geprägt sein kön­nen oder sind, hal­ten Lin­ke für eine rechts­extre­me Ansicht. In ihrer päd­ago­gi­schen Welt­sicht ist der Mensch ein wei­ßes Blatt, das die Pro­gres­sis­ten je nach Bedarf und Zeit­geist mit den gewünsch­ten Ste­reo­ty­pen voll­schrei­ben kön­nen. Unter allen soge­schwätzt men­schen­ver­ach­ten­den Welt­bil­dern gebührt die­sem ein Spitzenplatz.

***

Es gibt auf der Rech­ten Zeit­ge­nos­sen, die im Gespräch ver­läss­lich auf das The­ma Isra­el kom­men, das ist mir auch bei Ver­an­stal­tun­gen der Schwe­fel­par­tei regel­mä­ßig aufgefallen.

Wo mag ich „raus” sein? Der Mann pos­te­te das als Reak­ti­on darauf:

Ich habe ja bereits einen Soup­çon gegen Lands­leu­te, die sich über­haupt für den ara­bisch-israe­li­schen Kon­flikt inter­es­sie­ren. Über­all auf der Welt wer­den Men­schen umge­bracht, was den Alman völ­lig kalt lässt, aber wehe, es pas­siert in Nah­ost, dann ent­deckt er sein Herz für die unter­drück­ten Paläs­ti­nen­ser. Ich hal­te das für Show und glau­be, dass sich hier die ange­stau­te Frus­tra­ti­on oder auch See­len­pein aus­agiert, dem schlecht­hin­ni­gen Schuld­volk anzu­ge­hö­ren, wie es vor allem der West­deut­sche vie­le ansons­ten sat­te Jah­re lang von den Lin­ken und oft auch von deut­schen Juden unter die 1945 so gründ­lich ein­ge­schla­ge­ne Nase gerie­ben bekom­men hat, ohne sich ver­bal weh­ren zu kön­nen. Satt, aber erb­sün­dig. Die Ossis waren weni­ger satt und emp­fan­den sich auch als weni­ger sünd­haft, die­ser Zusam­men­hang ist kein zufäl­li­ger (bei Johan­nes Gross bestand er zwi­schen „Schuld und Schul­den”). Des Deut­schen und vor allem des rech­ten Deut­schen Par­tei­nah­me für die Ara­ber ist ein Ver­such der mora­li­schen Ver­gel­tung. Er will es den Ner­ven­to­den heim­zah­len, ihm per­ma­nent die Ver­bre­chen sei­ner Vor­fah­ren ins Holz gekerbt zu haben.

Dass Figu­ren wie Michel Fried­man ihren Teil zum heu­te wal­ten­den mora­li­schen Druck­aus­gleich durch Ara­bo­phi­lie bei­getra­gen haben, indem sie unent­wegt und oft eben pene­trant die deut­schen Trig­ger­punk­te bear­bei­te­ten, dürf­te eigent­lich kein Ver­stän­di­ger (m/w/d) bezwei­feln. Man kann die­sen Quäl­geis­tern neben den gewis­ser­ma­ßen ererb­ten Schre­ckens­er­fah­run­gen ihrer Fami­li­en zugu­te hal­ten, dass das eben für sie die ein­fachs­te Art war, Geld zu ver­die­nen. Das The­ma ging in der Öffent­lich­keit immer, man konn­te prak­tisch behaup­ten, was man woll­te, ohne dass „Fak­ten­che­cker” ein­schrit­ten, es gab kei­ner­lei Wider­spruch zu befürch­ten, und man hat­te von vorn­her­ein recht. Es wäre nicht mensch­lich gewe­sen, ein sol­ches Ange­bot abzu­leh­nen. Und Juden sind doch auch Men­schen, oder?

Was mich betrifft (und damit zurück zu dem Tweet oben): Ich bin nicht für „Groß-Isra­el”, son­dern schon für die Welt­ver­schwö­rung. Deren Aus­blei­ben lässt mich all­mäh­lich unru­hig auf sämt­li­chen Stüh­len hin und her rut­schen, sofern ich nicht ohne­hin zwi­schen ihnen sit­ze. Ist wohl mei­ne Art der Parusieverzögerung.

***

„Lie­ben Sie Schach?”, fragt Leser ***. „Wenn ja, muss das aktu­el­le Ber­li­ner Schau­spiel für Sie ein cham­pa­gne­res­kes Ver­gnü­gen sein. Ob Sie Thea­ter lie­ben, muss ich nicht fragen.
Viel­leicht gou­tie­ren Sie die­se Farce:

Vor­spiel.
Merz sagt, ohne Zurück­wei­sun­gen an der Gren­ze gibt es kei­ne Koali­ti­on (d.h., er wird nicht Kanz­ler). Die SPD lacht.
Die SPD sagt, eigent­lich möch­te sie lie­ber in die Oppo­si­ti­on. Die CDU lacht nicht.
1. Akt. Merz kas­siert in punc­to Schul­den­brem­se alles von ihm vor­her Gesag­te kom­plett ein. Er geht also ‚all in’, wie man jetzt sagt; denn wenn die Cho­se jetzt schei­tert, taugt er in der CDU nicht ein­mal mehr als Fuß­ab­tre­ter. Er ist sozu­sa­gen in einer Stra­ße ohne Wiederkehr.
2. Akt. Von der SPD kommt bei der Migra­ti­on ein Dana­er­ge­schenk: Zurück­wei­sun­gen an der Gren­ze ja, aber ’nur in Abstim­mung mit den euro­päi­schen Part­nern’. Was immer das bedeu­ten mag – das ist in etwa so kon­kret wie ‚Hass und Hetze’.
3. Akt, 1. Sze­ne. Öko­no­men tre­ten auf und beschrei­ben die für die Bür­ger schäd­li­chen Aus­wir­kun­gen (u.a. höhe­re Infla­ti­on, ver­kapp­te Steu­er­erhö­hung). Grum­meln in CDU, CSU und Jun­ger Uni­on wird ver­nehm­li­cher und schwillt zu einem Bocks­ge­sang an.
2. Sze­ne. Ein Mathe­ma­ti­ker tritt auf. Ihm ist auf­ge­fal­len, dass durch die famo­se Wahl ca. 140 Abge­ord­ne­te ihre Sitz im Bun­des­tag ver­lie­ren wer­den, vor allem bei SPD und Grü­nen. Die kön­nen nicht alle in lukra­ti­ven Pos­ten bei irgend­wel­chen NGOs unter­ge­bracht wer­den; das wür­de jetzt denn doch pein­lich auf­fal­len, und die Zeit ist dafür auch etwas kurz, es zu orga­ni­sie­ren. Vie­le davon dürf­ten also gegen­über ihren Frak­ti­ons­lei­tun­gen druck­re­sis­ten­ter sein als üblich. Der Mat­hefuz­zi rech­net vor, dass 31 Quer­trei­ber rei­chen, um Mer­zens ver­lo­cken­de Zwei­drit­tel­mehr­heit in den Orkus zu schicken.
3. Sze­ne. Ein Psy­cho­po­li­to­lo­ge tritt auf. Er ver­weist dar­auf, dass CSU-Huber und Söder ganz frisch und aktu­ell wie­der mal beson­ders def­tig auf die Grü­nen ein­dre­schen. War­um gera­de jetzt, die sind doch ‚weg’? Der Psycho ver­weist dar­auf, dass die Poli­tik in Bay­ern sich nicht erst seit Lud­wig Tho­mas Geschich­ten durch eine gewis­se ‚Hin­ter­fot­zig­keit’ aus­zeich­net, will sagen: Stel­len sich die Grü­nen quer, dann ist mit der Zwei­drit­tel­mehr­heit auch Merz weg. Und Söder beißt in die sau­re Brez‘n und geht als nächs­ter Uni­ons­boss nach Berlin.
4. Sze­ne: Aiwan­ger tritt auf. Bei ihm ist das Ver­hal­ten von CDU und CSU nach der SZ-Sto­ry gar nicht gut ange­kom­men, und er über­legt, wie er bei­den in die Sup­pe spu­cken kann. D.h., Söder weg aus Bay­ern, die CDU weg von der Macht: Wie wäre es, kann er die bay­ri­sche Koali­ti­on zwin­gen, sich im Bun­des­rat der Stim­me zu ent­hal­ten? Oder wür­de Söder dann stan­te pede die Koali­ti­on auf­kün­di­gen und ver­su­chen, geschäfts­füh­rend wei­ter zu regie­ren? Nur, um Merz aus der Pat­sche zu helfen?
4. Akt, 1. Sze­ne. Auf­tritt Grie­chi­scher Chor, das Wahl­volk. Das Volk ist von den han­deln­den Per­so­nen wenig begeis­tert und beschwört den Zorn der Göt­ter. Kommt es zu bal­di­gen Neu­wah­len, sagt die Sybil­la die Tra­gö­die vor­aus: einen gewal­ti­gen Ansturm der rech­ten Harpyien.
2. Sze­ne. Auf­tritt eini­ger Ver­schwö­rer aus der Ost-CDU (ver­mummt). Mit die­ser AfD kön­nen wir natür­lich nicht regie­ren, sagt der ers­te. Der zwei­te: Aber wie lan­ge die AfD noch ‚die­se’ bleibt – das defi­nie­ren wir. Alle Ver­schwö­rer lachen.
3. Sze­ne. Chor: Soll­te Merz noch ein­mal davon­kom­men, sehen wir uns in weni­gen Jah­ren wieder.
ENDE.
Titel des Stücks: ‚Schach­matt – jetzt oder bald?’
Mit freund­li­chen Grü­ßen aus dem Parkett.”

PS. „Epi­log: Die Tages­schau mel­det, Öster­reich lehnt Asyl­rück­wei­sun­gen Deutsch­lands an der Gren­ze ab. Das hat­te Kling­beil wohl mit sei­ner For­mu­lie­rung ‚Zurück­wei­sung in Abstim­mung mit den euro­päi­schen Part­nern’ im Sinn. Der rech­ne­te genau damit, jede Wet­te. Er hat den Ver­hand­lungs­di­let­tan­ten Merz voll auf­lau­fen lassen.”

Es kann aber auch sein, dass sich Merz von vorn­her­ein dar­über im Kla­ren befand. Was kann er dafür, wenn das Aus­land sei­ne Wahl­ver­spre­chen bricht?

 

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„Einen schö­nen Tag der Deut­schen Ein­heit wün­sche ich Ihnen. Es ist und bleibt ein Glückstag.” (Leser ***) ***…

27. Oktober 2023

Der Wes­ten, die kul­tu­rel­le Wegwerfgesellschaft. *** „Ein vor­gän­gi­ger, durch kul­tu­rel­le Homo­ge­ni­tät gesi­cher­ter Hin­ter­grund­kon­sens ist nicht nötig, weil die…

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Die kon­ti­nu­ier­li­che Demo­lie­rung des Rechts­staa­tes und die Schlei­fung der Grund­rech­te sind die not­wen­di­ge Fol­ge, wenn nicht das eigent­li­che…

20. September 2022

Eigent­lich ist „Putin­ver­ste­her” ein Schimpf­wort. Aber ohne die­se Leu­te ver­steht man die Welt nicht mehr, wie das Intel­li­genz­blatt…