Nachtrag

Leser *** weist mich dar­auf hin, dass das his­to­ri­sche Schau­er­mär­chen über die Nie­der­schla­gung des Here­ro-Auf­stands anno 1904, wel­ches der Weser­ku­rier auf sei­ner Kin­der­sei­te ver­brei­te­te – die deut­sche Schutz­trup­pe habe damals 60.000 Here­ro erschos­sen, also prak­tisch ein dop­pel­tes Babi Jar ange­rich­tet (Acta vom 6. Janu­ar) –, wort­gleich auch auf der Kin­der­sei­te der Badi­schen Pres­se erschie­nen ist.

Nur die Unter­zei­le der Über­schrift und das Foto unter­schei­den sich; schließ­lich ist die Pres­se frei.

Wenn es nicht die Kin­der­sei­te wäre, könn­te man, neu­deutsch, von einem Ver­schwö­rungs­my­thos bzw. einer Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung spre­chen. War­um trak­tiert man den Nach­wuchs damit? Um ihn ein­zu­stim­men auf ein künf­ti­ges Leben in der Erb­schuld. Bernd Zel­ler hat es treff­lich illustriert.

An Auf­klä­rung und his­to­ri­scher Gerech­tig­keit sind die­se Leu­te nicht inter­es­siert. Aber war­um schrei­ben sie Lügen und ver­brei­ten Fake histo­ry? Zum einen, weil sie es kön­nen. Zum ande­ren, weil sie sich im Recht wäh­nen, und zwar so sehr, dass die Wahr­heit kei­ne Rol­le mehr spielt. Im August und Sep­tem­ber 1904 ist in Deutsch-Süd­west­afri­ka Schlim­mes gesche­hen, was genau, ist unwich­tig, uns inter­es­sie­ren nur Ankla­ge und Schuld­spruch, die wie immer in sol­chen Fäl­len iden­tisch sind.

 

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