Fortgesetzter 19. Juni 2022

„Ein ech­ter Brah­ma­ne hat Mit­leid mit dem Tiger, der ihn frißt, und ein ech­ter Sozio­lo­ge Ver­ständ­nis oder viel­mehr ‚Ver­ste­hen’ für die Proskrip­ti­ons­lis­ten, auf denen sein Name steht.”
Carl Schmitt im „Glos­sa­ri­um”.

Hat er gedacht.

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Es heißt, der soge­nann­te „Gro­ße Aus­tausch” („Grand Rem­pla­ce­ment”), also die Abnah­me des Anteils der Wei­ßen bei Zunah­me ande­rer Eth­ni­en in den west­li­chen Län­dern (und nur dort), stark­deutsch auch „Umvol­kung” genannt, sei eine Ver­schwö­rungs­theo­rie der Neu­en Rech­ten. Es ist aber gar kei­ne Theo­rie und bedarf auch kei­ner theo­re­ti­schen Unter­füt­te­rung, es genügt voll­auf, sich in deut­schen Innen­städ­ten umzu­schau­en – oder, wer ganz weit in die Zukunft bli­cken will, in Schu­len und Kindergärten.
Die Tat­sa­che lässt sich schlech­ter­dings nicht leug­nen. Es geht ledig­lich um die Bewertung.
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Gera­de weil die Nazis für die Umvol­kung waren, bin ich gegen sie.
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Erin­nern Sie sich noch an die­sen Zwischenfall?
Ein Mas­sa­ker an beten­den Chris­ten an einem christ­li­chen Fei­er­tag in einer christ­li­chen Kir­che in einem Land, in dem in der Ver­gan­gen­heit Tau­sen­de Men­schen isla­mi­schen Ter­ro­ris­ten zum Opfer fie­len, in des­sen Nord­teil die Scha­ria herrscht, in dem Boko Haram regel­mä­ßig mor­det und immer wie­der christ­li­che Kir­chen ange­grif­fen wer­den, und es ist unklar, wer hin­ter der Tat steckt. Wenn ein Räu­ber 24 Ban­ken über­fal­len hat, heißt das näm­lich noch lan­ge nicht, dass er auch im 25. Fall der Täter war.
Ich ver­mu­te, dass für die deut­schen Wahr­heits- und Qua­li­täts­me­di­en, anders als bei­spiels­wei­se beim Mas­sa­ker von Christ­church – rich­ti­ger Täter, pas­sen­de Opfer –, mit der Mel­dung von unbe­kann­ten Tätern der Fall erle­digt ist.
Bei der Abkür­zung ISWAP sind die ers­ten bei­den Buch­sta­ben aus­rei­chend. (WAP steht für West Afri­can Pro­vin­ce.)
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Neue Begrif­fe:
„Vor­bil­de­rin­nen”.
(12-Uhr-Tages­schau am 16. Juni)
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Die Wahr­heits- und Qua­li­täts­pres­se – oben: eine Fach­kraft von der Ham­bur­ger Relo­ti­us­spit­ze, unten: der Süd­deut­sche Beob­ach­ter – eta­bliert eine neue Rechts­ka­te­go­rie: Lebens­fremd­heit bzw. ‑fer­ne.
Im Umkehr­schluss dür­fen wir fol­gern, dass dem Ver­fas­sungs­bruch bis­wei­len eine gewis­se Lebens­nä­he eig­net, sofern er den pas­sen­den Zie­len dient. Weder Ulb­richt noch der вождь noch der Füh­rer hät­ten widersprochen.
PS: „Die­se Urteil ist rück­gän­gig zu machen.”
(Leser ***)
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„Manch­mal”, schreibt Leser ***, „über­kommt mich der Ekel, und ich weiß nicht recht wohin damit.” Und dann fällt ihm ein, dass es ja ein Dia­ri­um für Ekel­ge­steu­er­te gibt, den Klei­nen Eck­la­den der sub­li­mier­ten Wider­wär­tig­kei­ten! Zum Bei­spiel jene, die man neu­er­dings „mit­ten auf dem Cam­pus einer der bes­ten Inge­nieur­schu­len der Welt, wie auf dem ange­häng­ten Bild (des­sen Ver­öf­fent­li­chung ich bei Inter­es­se ger­ne gestat­te)” zu sehen bekommt.

Es han­delt sich um die Éco­le poly­tech­ni­que fédé­ra­le de Lau­sanne (EPFL), zu deutsch Eid­ge­nös­si­sche Tech­ni­sche Hoch­schu­le Lau­sanne (ETHL). Dort ste­hen fol­gen­de Paro­len geschrieben:
Kei­ne Exzel­lenz ohne Chancengleichheit.
Viel­falt ist unse­re Stärke.
Zuhö­ren und Hal­tung zeigen.
Wacht übereinander.
Wohl­wol­len ist gut.
Gemein­sam kom­men wir weiter.
Und „damit auch kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men, wie das alles gemeint ist, dar­un­ter dick und in Regen­bo­gen­far­ben: Respect”.
Ob die­se tris­ten Figu­ren eine Ahnung besit­zen, in wes­sen Spu­ren sie wandeln?
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Eine Kun­de aus der Zukunft.
Bank­kun­den mit ein­ge­fro­re­nen Gel­dern woll­ten zu einer Pro­test­ak­ti­on rei­sen, doch ihr digi­ta­ler Gesund­heits­sta­tus sprang auf rot: Kei­ne Rei­se möglich!
Wie Reu­ters mel­det, ist ein geplan­ter Pro­test von Hun­der­ten von Bank­ein­le­gern in Hen­an, Zen­tral­chi­na, die Zugang zu ihren ein­ge­fro­re­nen Gel­dern haben woll­ten, auf die­se Wei­se ver­ei­telt wor­den. Chi­nas Regie­rung benut­ze die Covid-Über­wa­chungs­in­fra­struk­tur, um abwei­chen­de Mei­nun­gen zu unter­drü­cken. Ohne einen grü­nen Code auf ihrer Smart­phone-App ver­lie­ren die Bür­ger den Zugang zu öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln und Räu­men wie Restau­rants und Ein­kaufs­zen­tren, sowie das Recht, durch das Land zu rei­sen. „Sie legen uns digi­ta­le Hand­schel­len an”, sag­te ein Zeuge.
Osten erglüht,
Chi­na ist jung.
Rote Son­ne grüßt
Mao Tsetung.
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Was uns zum Coro­na-Block führt, der sich heu­te aus­schließ­lich der Imp­fung wid­men soll. Ich ent­ra­te mich jedes Kommentars.
Die Neben­wir­kun­gen wer­den all­mäh­lich sogar für die Öffent­lich-Recht­li­chen ein The­ma, das sich nicht mehr ver­heim­li­chen lässt. Das Bemer­kens­wer­te an die­sem Bei­trag, in dem ein jun­ger, sport­li­cher Mann berich­tet, wie ihn die Imp­fung zum Krüp­pel gemacht hat, der nicht ein­mal sein Stu­di­um fort­set­zen kann,
besteht dar­in, dass sich zwar Ärz­te fan­den, die über die Kol­la­te­ral­schä­den spre­chen woll­ten, aber im Bes­ten Deutsch­land ever wag­te sich kei­ner unan­ony­mi­siert vor die Kamera.
(Der gan­ze Arti­kel hier.)
(Zum Ankli­cken der Gra­fik hier.)
Dazu auch:
(Wei­ter hier.)
(Zum Ankli­cken der Gra­fik hier.)
Der wirk­li­che „Ham­mer” (D. Boh­len) sind aber die­se drei Tex­te. Ich ent­hal­te mich, wie gesagt, jedes Kom­men­tars. Aber wenn auch nur ein Fünf­tel davon stimmt…
(Wei­ter hier.)
(Wei­ter hier.)
(Wei­ter hier.)
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Faul und trä­ge, wie ich bei der heu­te herr­schen­den herr­li­chen Hit­ze bin, folgt der nächs­te, Tho­mas Sowell gewid­me­te Block.
„Sozia­lis­mus hat eine Ver­sa­gens­quo­te, die so ekla­tant hoch ist, dass man schon jah­re­lang stu­diert haben muss, um sie zu ignorieren.”
(Der­sel­be)
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Soll­te unser­ei­ner, so Leser ***, „rechts­si­cher Aus­kunft geben müs­sen, was eine Frau sei, schla­ge ich fol­gen­de Ant­wort vor: Frau ist, wer ohne nen­nens­wer­te Wider­stän­de und Mur­ren in den Genuss der Frau­en­för­de­rung kommt.
(Womit der Ball nun im Feld der Femi­nis­ten liegt.)”
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Die Qua­li­täts­pres­se bei der Arbeit (gefun­den bei Argo Nerd).
Wenn die Sozia­lis­ten der „Ampel” fer­tig sind mit Deutsch­land, wird es auch der Kapi­ta­lis­mus gewe­sen sein; dafür wer­den die Press­strol­che schon sorgen.
***
Wann end­lich han­delt der Ber­li­ner Senat?
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Ich darf für mich in Anspruch neh­men, bereits 2016 im Klei­nen Eck­la­den auf Lisa Eck­hart auf­merk­sam gemacht zu haben. Die Stei­er­mär­ke­rin ist eine der erfreu­li­chen und zugleich die schil­lernds­te Aus­nah­me in der Baum­schu­le des deutsch­spra­chi­gen Kaba­retts (im wei­tes­ten Sin­ne). In die­sem Inter­view demons­triert sie ein­mal mehr, dass sie ihre Haus­auf­ga­ben gemacht hat, ob sie nun von ihrem ent­spann­ten Mut­ter­glück spricht, der Geburt als Schock (für das Kind) und Beginn des Todes, von der Wür­de des Alters, der um sich grei­fen­den Kör­per­feind­lich­keit als Fol­ge der Digi­ta­li­sie­rung oder von ihrem Phil­an­thro­pis­mus, den sie sich nicht durch all­zu­vie­le Kon­tak­te zu Men­schen kaputt­ma­chen las­sen wol­le. Oder von der Schön­heit eines Din­ges als Argu­ment für jenes – die Schön­heit als Argu­ment irri­tie­re die ple­be­ji­sche See­le, lehr­te Don Nicolás. Nicht das per­ver­tier­te Alle sind schön – auf die Küns­te über­tra­gen durch das Beuys’sche Jeder ist ein Künst­ler – ent­spre­che dem demo­kra­ti­schen Ide­al, son­dern die­ses bestün­de in der For­de­rung, dass die Schön­heit allen zugäng­lich sein soll. (An die­ser Stel­le sei ein­mal mehr auf die ety­mo­lo­gi­sche Ver­wandt­schaft von Häss­lich­keit und Hass verwiesen.)

Inter­es­sant ist ihre im Gespräch vor­ge­tra­ge­ne The­se der Kon­stanz des Aggres­si­ons­pe­gels als Selbst­wahr­neh­mungs­be­din­gung (ab 25.00); sie meint, in der Welt der Woken sei­en die Mikro­ag­gres­sio­nen an die Stel­le der tra­di­tio­nel­len Makro­ag­gres­sio­nen getre­ten, und da nach dem Prin­zip der kom­mu­ni­zie­ren­den Röh­ren das Maß der ertra­ge­nen Lei­den kon­stant blei­ben müs­se, trä­ten heu­te eben hun­der­te jener Erb­sen, die Ander­sens Prin­zes­sin durch einen gan­zen Sta­pel von Matrat­zen Pein ver­ur­sa­chen, an die Stel­le eines ech­ten Schmer­zes. Von Ernst Jün­ger stammt der Satz, Lan­ge­wei­le sei der Schmerz auf Raten (er ani­mier­te mich zu der Sen­tenz: Sozia­le Iso­la­ti­on ist das Zusam­men­ge­schla­gen­wer­den auf Raten); Eck­harts Ein­ord­nung der Mikro­ag­gres­sio­nen liegt auf die­ser Linie.

Natür­lich muss unse­re Ken­tau­rin aus andro­gy­nem Pagen und ver­ruch­tem Vamp ein paar der übli­chen Distan­zie­rungs­ri­tua­le absol­vie­ren, aber sie erle­digt das en pas­sant und ohne sich auch nur die Spur zu demütigen.

Wer­den in ihren „umstrit­te­nen” Dar­bie­tun­gen ras­sis­ti­sche und anti­se­mi­ti­sche Ste­reo­ty­pe bekräf­tigt oder unter­lau­fen?, fragt der Inter­view­er. In einem frei­en Land wür­de die Ant­wort lau­ten: Das ist mir doch völ­lig egal, ich mache Kaba­rett. Ist das eine Büh­nen­fi­gur oder sind Sie das selbst?, wer­de sie in Inter­views oft gefragt, hat die Eck­hart ein­mal erzählt. Ihre Ant­wort: „Fra­gen Sie das als Jour­na­list, oder sind Sie so deppert?”

***

Der Obrig­keit gehor­chen, ist
Die ers­te Pflicht für Jud und Christ.
Es schlie­ße jeder sei­ne Bude
Sobald es dun­kelt, Christ und Jude.

Wo ihrer drei bei­sam­men stehn,
Da soll man aus­ein­an­der gehn.
Des Nachts soll nie­mand auf den Gassen
Sich ohne Leuch­te sehen lassen.

Es lief­re sei­ne Waf­fen aus
Ein jeder in dem Gildenhaus;
Auch Muni­ti­on von jeder Sorte
Wird depo­niert am sel­ben Orte.

Wer auf der Stra­ße räsoniert,
Wird unver­züg­lich füsiliert;
Das Räso­nie­ren durch Gebärden
Soll gleich­falls hart bestra­fet werden.

Ver­trau­et Eurem Magistrat,
Der fromm und lie­bend schützt den Staat
Durch huld­reich hoch­wohl­wei­ses Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.

(Aus: Hein­rich Hei­ne, „Erin­ne­rung aus Kräh­win­kels Schreckenstagen”)

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