Deutsche Fahnen auf Halbmast!

Wie der argen­ti­nier­ver­ach­ten­de Tanz von Spie­lern der Natio­nal­elf gezeigt hat, kann die­se Mann­schaft nicht mit Sie­gen umge­hen. Es wird Zeit für einen Ver­hal­tens­ko­dex

Der mit dem Begriff „Gaucho­ga­te” ver­nied­lich­te Ber­li­ner Auf­tritt der deut­schen Natio­nal­mann­schaft war kei­nes­wegs nur pein­lich oder geschmack­los, wie man­che Zei­tungs­kom­men­ta­to­ren ver­harm­lo­send schrie­ben, son­dern aggres­siv, dis­kri­mi­nie­rend, ras­sis­tisch, chau­vi­nis­tisch und ewig­gest­rig. So hat sich eine deut­sche Mann­schaft, so haben gera­de wir als Deut­sche uns nicht zu beneh­men! 100 Jah­re nach dem von Deutsch­land maß­geb­lich mit­an­ge­zet­tel­ten Ers­ten Welt­krieg und 75 Jah­re nach dem Über­fall auf Polen stel­len sich Deut­sche kampf­fä­hi­gen Alters in Her­ren­men­schen­po­se über einen geschla­ge­nen Geg­ner, ver­höh­nen ihn und sta­cheln Mil­lio­nen soge­nann­ter Fans zur Völ­ker­ver­ach­tung an. Man muss der­glei­chen scharf bekämp­fen; die­sem Eklat soll­ten Maß­nah­men folgen. 

Ein paar Vor­schlä­ge zur Güte und Beru­hi­gung des zu Recht hell­auf empör­ten Aus­lands sowie der eige­nen Pres­se:
1. Deut­sche Tore wer­den künf­tig nicht mehr beju­belt. Statt­des­sen bege­ben sich die Spie­ler gesenk­ten Kop­fes und mög­lichst unauf­fäl­lig zurück in ihre Hälf­te. Freu­den­trau­ben und ähn­li­che Kund­ge­bun­gen feh­len­der Anteil­nah­me und Empa­thie­fer­ne sind ver­bo­ten. TV-Mode­ra­to­ren infor­mie­ren nach deut­schen Tref­fern das Publi­kum über die sozia­len Pro­ble­me im Land des Kon­kur­ren­ten.
2. Nach einer gewon­ne­nen Par­tie ent­schul­digt sich jeder deut­sche Akteur bei sei­nem Gegen­spie­ler. Inter­views wer­den in einem dem Ernst der Lage ange­pass­ten Ton gege­ben. Der Bun­des­trai­ner bit­tet auf der Pres­se­kon­fe­renz im Namen der Mann­schaft die geg­ne­ri­schen Anhän­ger um Ver­ge­bung. 
3. Nach jedem Sieg legt der Kapi­tän der deut­schen Mann­schaft im geg­ne­ri­schen Straf­raum einen Kranz nie­der. Fällt ein deut­scher Sieg mit mehr als zwei Toren Unter­schied aus, orga­ni­siert der DFB Sofort­hil­fen für die Opfer und ihre Ange­hö­ri­gen. Die Mann­schaft ver­stei­gert ihre Tri­kots und spen­det die Ein­nah­men an die Kin­der der Unter­le­ge­nen.
4. Hat sich die deut­sche Natio­nal­mann­schaft für eine Welt- oder Euro­pa­meis­ter­schaft qua­li­fi­ziert, durch­läuft jeder Kicker ein Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­pro­gramm. Fin­det das Tur­nier in einem von Deutsch­land frü­her ein­mal besetz­ten Land statt, haben die Spie­ler dort ent­we­der in der Lan­des­spra­che zu spre­chen oder zu schwei­gen.  
5. Hat die deut­sche Natio­nal­mann­schaft in einem Tur­nier das Vier­tel­fi­na­le erreicht, wird in allen TV- und Radio­sen­dern jede zwei­te Stun­de die Hym­ne des Geg­ners gespielt, im Halb­fi­na­le jede Stun­de. Erreicht Deutsch­land das Fina­le, ler­nen die Schul­kin­der die Hym­ne des End­spiel­geg­ners aus­wen­dig. Boat­eng, Khe­di­ra und Özil sin­gen die geg­ne­ri­sche Hym­ne im Sta­di­on vor dem Spiel mit.
6. Nach einem gewon­ne­nen Tur­nier bil­det die Bevöl­ke­rung im gesam­ten Land Lich­ter­ket­ten der Soli­da­ri­tät mit den Geschla­ge­nen. Auf öffent­li­chen Plät­zen und in den evan­ge­li­schen Kir­chen wer­den die Namen der unter­le­ge­nen Spie­ler ver­le­sen. Freu­den­kund­ge­bun­gen sind unter­sagt. Die Frau­en­fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft kann als Kla­ge­chor ein­ge­setzt wer­den. Die deut­schen Fah­nen vor offi­zi­el­len staat­li­chen Ein­rich­tun­gen sind ent­we­der auf Halb­mast zu set­zen oder durch Fah­nen der auf dem Weg ins Fina­le besieg­ten Län­der zu erset­zen. Die Spie­ler haben bei der Heim­kehr Trau­er­bin­den an den Armen zu tra­gen und öffent­lich ihren Anteil an der kol­lek­ti­ven Schuld zu beken­nen. Die Sie­ges­prä­mi­en wer­den an Bedürf­ti­ge in den Län­dern der geschla­ge­nen Kon­tra­hen­ten abge­tre­ten.
7. Beim Gewinn des Welt­meis­ter­ti­tels herrscht min­des­tens eine Woche Staatstrauer.

Erschie­nen in: Focus 30/2014

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