Thementag Ukraine.
Ich habe mich in Wladimir Putin getäuscht. Ich hielt ihn für einen Realpolitiker. Ich hätte nicht geglaubt, dass er in die Ukraine einmarschiert und einen großen Flächenkrieg beginnt; ich vermutete, dass er allenfalls die beiden „Republiken” besetzen, ähnlich wie die Krim einkassieren und das Ganze via Volksabstimmung als Sezession verkaufen werde. Staaten haben das Recht, Kriege zu führen, aber die Gründe, die Putin geliefert hat, rechtfertigen keinen Krieg, schon gar nicht Bomben auf Städte. Wahrscheinlich hat er deswegen auch den russischen Medien verboten, den Begriff война zu verwenden. Dass er muslimische Söldner gegen ein slawisches Brudervolk einsetzt, entkräftet zudem jedes slawophil-christlich-antiliberalistische Argument zu seinen Gunsten.
Putin selbst hat sich ebenfalls getäuscht (oder „verpokert”, wie Leser *** es nennt), nämlich über die Qualität und die Motivation seiner – sowie umgekehrt der ukrainischen – Streitkräfte. Der Nimbus der russischen Armee ist inzwischen dahin, und damit auch der einer Großmacht. Russland, das ist die Wirtschaftsleistung Italiens mit Atomwaffen, verteilt auf der vierfachen Fläche der EU mit der Bevölkerungszahl ungefähr Japans, gesegnet mit Rohstoffen, für die sich in Asien genug Abnehmer finden werden. Die Ukraine wird zwar schwer zerstört, aber nach derzeitiger Lage wahrscheinlich als ein Sieger aus dem Krieg hervorgehen, als eine neugeborene Nation, die nunmehr über einen Gründungsmythos verfügt. Der russische Führer hat das genaue Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Dass sein ukrainischer Widerpart ein korrupter Clown ist (und sich in Deutschland von einem übergeschnappte Forderungen stellenden Botschafter vertreten lässt), mindert nicht dessen Schneid, „und das allein genügt uns” (Gunnery Sergeant Hartman in „Full Metal Jacket”).
Im phänotypischen Sinne bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Auskunft, die „Sei-kein-Christian” Lindner dem besagten Botschafter erteilte, sofern dessen Zeugnis stimmt.
Gevatter Lindner vermag sich offenbar nicht vorzustellen, dass ein Mann in seinem Amt bleibt, obwohl ihm Gefahr droht, womöglich sogar der Tod; er dachte wohl, Selenskij werde sich ungefähr wie Thomas Kemmerich verhalten.
Wer, pflegt Danisch zu fragen, wählt so was?
Europa wird einen Großteil der Rechnung bezahlen, vor allem durch die Aufnahme der Flüchtlinge, aber auch der Wiederaufbau der Ukraine wird mit EU-Geld finanziert werden, also mit europäischen Steuern. Die Amerikaner werden sowohl ihre Rohstoffe als auch ihre Waffen los, vornehmlich an Deutschland, das in Sachen Energieversorgung, Infrastruktur, Bevölkerungszusammensetzung (vor allem was die Bildung und Leistungsfähigkeit seiner Bewohner betrifft) und militärischer Schlagkraft von den regierenden Dummköpfen – oder, wer weiß, was ihre Ziele waren, vielleicht auch Genies – immer mehr demolierte EU-Kernland. Es läuft schlecht für Russland, schlecht für Deutschland, gut für die Amis, und wäre Putin nicht eindeutig der Kriegsverantwortliche, müsste man glatt an die alte Sentenz erinnen, dass der Sinn und Zweck der NATO darin besteht, die Russen draußen und die Deutschen unten zu halten.
Die Meute der indigenen Öffentlichkeitsarbeiter hat es sich wieder im Rektum des Hegemons bequem gemacht und entsendet von dorther ihr Gekläff; ein schaler Genuss, denn die USA sind ja gar nicht mehr der Hegemon. Angesichts dessen, was China anzubieten hat, ist das eine mehr als ambivalente Nachricht. Die Kommunisten haben ein traditions- und kulturloses, von der Idee des Individuums befreites, für jede Art Kontrolle empfängliches Staatsvolk hinterlassen (die Bolschewoken im Westen arbeiten an einem vergleichbaren Projekt), das gleichzeitig über mehr gemessene Hochintelligenz verfügt, sofern man den TIMSS-Studien vetrauen kann, als die restliche Welt (diese Sorge haben die Woken im Westen nicht); Chinas Einfluss wird also wachsen. Die Welt bleibt ein Pluriversum, auch das lehrt der Ukraine-Krieg, die Regeln der Pax Americana scheren Länder wie China und Indien nicht (mehr). Ein Bekannter versuchte übrigens, mich aufs Glatteis der Parteinahme zu locken, indem er fragte, wo ich lieber leben wolle: in Amerika, Russland oder China?
Ich antwortete: im Kaiserreich.
(Haldenwang?)
Was aber gibt es Positives, Genosse? Nun, die Ukraine erteilt dem Westen Unterricht in den Hauptfächern Landesverteidigung und Nationalstolz. Ein Volk wehrt sich gegen eine fremde Macht, die es unterwerfen will. Möge das Schule machen, bevor die westlichen Völker jenem Prozess zum Opfer gefallen sind, den man erst danach beim Namen nennen darf. Allenfalls. (Es sei denn, man begrüßt ihn euphorisch.)
„Die Begeisterung westlicher Liberaler wie Francis Fukuyama für die Ukraine sollte die hiesige Rechte nicht allzu sehr irritieren oder Zuflucht suchen lassen bei russischer, einerseits auf Altkommunisten, andererseits aber auf rechte Dissidenten, mithin auf eine veritable Querfront ausgerichteter Auslandspropaganda”, schreibt der blitz- oder siebengescheite Artur Abramovych in der JF. „Auch wenn Selenskij sich in seinen Reden vor westlichen Parlamenten an die hiesige Rhetorik anpaßt, tötet und stirbt doch kein einziger Ukrainer in diesen Tagen für die ‚Demokratie’; und auch die beharrliche Weigerung der Ukrainer, sich von nationalistischen Kämpfern in den eigenen Reihen zu distanzieren, wie es einige Linksliberale im Westen von ihnen bereits fordern, zeugt deutlich davon, daß die Ukrainer für ihr Land und nicht für den Universalismus kämpfen.”
Die Ukrainer erteilen den Deutschen außerdem eine dringend gebotene Nachhilfestunde in der Prüfungsfrage: Wie und woran erkennt man einen Flüchtling?, an der bislang das gesamte Kabinett gescheitert ist, wobei sich die Innen- und die Außenministerin als besonders harthirnig erweisen. In der Kosten-Nutzen-Rechnung letztlich noch positiv zu Buche schlüge, sofern die Ukraine oder ein Teil von ihr demnächst der EU beitritt, die Tatsache, dass der von Linksideologen malträtierten und geplünderten Union Millionen Menschen mit einstweilen noch ungewaschenen Gehirnen und normalen Vorstellungen von Familie, Heimat, Identität, Geschlecht, Migration usw. zuwüchsen, ein erheblicher Teil außerdem mit realsozialistischem Erfahrungshorizont.
Kamerad Abramovych, gebürtiger Ukrainer übrigens, äußert sich auch zu Putins Kriegsgründen: „Weit plausibler als die Theorie von der ständigen Provokation durch den Westen und ständig sich verschlechternden Bedingungen für die Ostukraine erscheint mithin die Annahme, daß Putin erst die Wahlniederlage Donald Trumps sowie eine allgemeine geistig-moralische Schwächung des Westens abwartete, um mit der Invasion der Ukraine zu beginnen. So ist die russische Invasion ein Schlag ins Gesicht besonders all jener, die Putin, wie auch der Verfasser selbst, in den vergangenen Jahren für einen kalt berechnenden Realpolitiker gehalten haben, der mit Konzessionen zu besänftigen sei.
Inzwischen müßte er, selbst wenn er den Krieg noch gewänne, zur Besiedlung einer etwaigen von der Russischen Föderation annektierten Ostukraine oder einer ‚Volksrepublik’ Kleinrußland Deportationen wie der Sowjetdiktator Josef Stalin vornehmen, nur in die entgegengesetzte Richtung: von Sibirien in den Westen des Imperiums. Denn selbst in nahezu rein russischsprachigen Städten wie Charkow, wo die Bevölkerung bis zuletzt zu 70 Prozent für Parteien stimmte, die einen Nato- oder EU-Beitritt ablehnten, wird sich kaum noch jemand mit Rußland identifizieren und in diese, zu großen Teilen von russischen Truppen zerstörten Gebiete zurückkehren wollen.”
Es wird für mindestens eine Generation eine unüberbrückbare Kluft zwischen Russen und Ukrainern entstehen, sie werden als unvermischbare Feindvölker nebeneinander existieren, und das wird Wladimir Wladimorowitschs Werk gewesen sein.
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Das alles ändert nichts daran, dass der Westen seinen Teil zu diesem Krieg beigetragen hat; auch der kleinere Schurke bleibt: ein Schurke.
„Staaten, gleich welcher Verfassung, sind keine wirtschaftlichen Unternehmen. Im Unterschied zu Letzteren finanzieren sich Staaten nicht durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen an freiwillig zahlende Kunden, sondern durch Zwangsabgaben: durch Gewaltandrohung und ‑anwendung eingetriebene Steuern (und durch von ihnen buchstäblich aus dem Nichts geschaffenes Papiergeld). Bezeichnenderweise haben Ökonomen Regierungen, das heißt die Inhaber staatlicher Gewalt, deshalb auch als stationäre Banditen bezeichnet. Regierungen und alle Personen, die auf ihrer Gehaltsliste stehen, leben von der Beute, die man anderen Personen geraubt hat. Sie führen eine parasitäre Existenz auf Kosten einer unterworfenen und als ‚Wirt’ dienenden Bevölkerung.
Hieraus ergeben sich eine Reihe weiterer Einsichten. Naturgemäß bevorzugen stationäre Banditen eine größere Beute gegenüber einer kleineren. Das heißt: Staaten werden stets versuchen ihr Steueraufkommen zu erhöhen und ihre Ausgaben durch Papiergeldvermehrung weiter zu steigern. Je größer die Beute, umso mehr Gefälligkeiten können sie sich selbst, ihren Angestellten und ihren Unterstützern erweisen. Doch sind diesem Treiben natürliche Grenzen gesetzt.
Zum einen müssen die Banditen darauf achten, dass sie ihren ‚Wirt’, dessen Arbeit und Leistung ihre parasitäre Existenz ermöglicht, nicht so stark belasten, dass dieser seine Arbeit einstellt. Und zum anderen müssen sie befürchten, dass ihre ‚Wirte’ – und insbesondere die produktivsten unter ihnen – aus ihrem Herrschaftsbereich abwandern und sich andernorts ansiedeln.”
Vor diesem Hintergrund, so Hoppe, werde eine Reihe historischer Prozesse begreiflich. Zum einen, warum Staaten zur territorialen Expansion und politischen Zentralisierung neigten, nämlich um immer mehr „Wirte” unter ihre Kontrolle zu bringen und deren Abwanderung zu erschweren – der Moloch aus EU und EZB sei vornehmlich unter diesem Aspekt zu betrachten –; zum anderen, warum der „Westen” in den vergangenen 500 Jahren zur weltweit führenden Wirtschafts‑, Wissenschafts- und Kulturregion aufgestiegen ist.
Hoppe: „Im Unterschied insbesondere zu China war Europa seit dem frühen Mittelalter bis in die jüngere Vergangenheit hinein durch ein hohes Maß an politischer Dezentralisierung mit hunderten oder gar tausenden unabhängigen Herrschaftsgebieten gekennzeichnet. Manche Historiker haben diesen Zustand als ‚geordnete politische Anarchie’ beschrieben. Und es ist heute unter Wirtschaftshistorikern gängig, in diesem quasi-anarchischen Zustand einen wesentlichen Grund für das sogenannte ‚Europäische Wunder’ zu erkennen. Denn in einem Umfeld mit einer großen Vielfalt unabhängiger kleinräumiger Herrschaftsbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander ist es vergleichsweise einfach, mit den Füßen abzustimmen und sich den Räubereien staatlicher Herrscher durch Abwanderung zu entziehen. Zur Abwehr dieser Gefahr und um ansässige Produzenten bei der Stange zu halten, stehen diese Herrschaften darum ständig unter hohem Druck, sich hinsichtlich ihrer Ausbeuterei zu mäßigen. Und diese Mäßigung befördert umgekehrt das wirtschaftliche Unternehmertum, die wissenschaftliche Neugier und die kulturelle Kreativität.”
Es lebe – zumal wir seit einiger Zeit die Großmächte militärisch verlässlich scheitern sehen – die Kleinstaaterei! Es lebe die Autonomie! Es leben die Sezessionen!
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Noch zum Vorvorigen.
Eins.
Nein! Doch! Ooh!
(Link)
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Zwei.
Es ist zwar das gute Recht jedes Landes oder Staates, auf seinem Territorium Forschung für was auch immer zu betreiben, also kann die Ukraine auch Biowaffenlabore unterhalten (sofern sie keine Massenvernichtungswaffenkontrollverträge verletzt). Aber dass der Sohn des aktuellen Präsidenten der USA damit zu schaffen haben soll, verleiht der Sache scho a G’schmäckle.
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Drei.
Den legendären Vortrag von George Friedman aus dem Jahr 2015 habe ich hier bereits zitiert, aber ein da capo kann nicht schaden:
„Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse war sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt.
Wenn Sie ein Ukrainer sind und Ausschau halten, wer Ihnen helfen kann, dann kommen als Einzige die Vereinigten Staaten in Frage. Vor zehn Tagen war der Oberbefehlshaber der ‚US-Army Europe’ General Ben Hodges zu Besuch in der Ukraine. Er kündigte dort an, dass US-Ausbilder demnächst offiziell in die Ukraine kommen sollen, nicht nur inoffiziell. Er hat dort tatsächlich Orden an die ukrainischen Kämpfer verteilt, obwohl es gegen militärisches Protokoll ist, dass Soldaten Orden von fremden Armeen annehmen. Doch er tat das, weil er damit zeigen wollte, dass die ukrainische Armee seine Armee ist. Dann ging er weg und verkündete in den Baltischen Staaten, dass die Vereinigten Staaten Panzer, Artillerie und andere Militärausrüstung in den baltischen Staaten, Polen, Rumänien und Bulgarien in Stellung bringen würden. (…)
Bei all diesen Handlungen agieren die Vereinigten Staaten außerhalb des Rahmens der NATO, weil NATO-Entscheidungen von allen NATO-Mitgliedern einstimmig getroffen werden müssen und jedes Land ein Veto einlegen kann. Der Punkt bei der ganzen Sache ist, dass die USA ein ‚Cordon Sanitaire’, um Russland herum aufbauen. Und Russland weiß das. Russland glaubt, die USA beabsichtigen die Russische Föderation zu zerschlagen. Ich denke, wir wollen sie nicht töten, sondern ihnen nur ein wenig weh tun. Jedenfalls sind wir wieder beim alten Spiel. (…)
Die Frage, die sich jetzt für die Russen stellt: Werden sie die Ukraine wenigstens als eine neutrale Pufferzone erhalten, oder wird der Westen so weit in die Ukraine vordringen, dass er nur noch 100 Kilometer von Stalingrad und 500 Kilometer von Moskau entfernt ist. Für Russland ist der Status der Ukraine eine existenzielle Bedrohung. Und die Russen können das nicht ignorieren. Und wie weit werden die USA gehen, falls Russland sich weiterhin an die Ukraine klammert? (…)
Die Frage, auf die wir keine Antwort haben, ist, wie wird Deutschland sich verhalten. Die unbekannte Variable in Europa sind die Deutschen. Während die USA diesen Sicherheitsgürtel aufbauen, nicht in der Ukraine, sondern westlich davon und die Russen einen Weg suchen, den westlichen Einfluss in der Ukraine zurückzudrängen – wissen wir nicht wie die deutsche Haltung ausfallen wird.
Deutschland befindet sich in einer sehr eigenartigen Lage. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder sitzt im Aufsichtsrat von Gazprom. Die Deutschen haben eine sehr komplexe Beziehung zu den Russen. Die Deutschen wissen selbst nicht, was sie tun sollen. Sie müssen ihre Waren exportieren, die Russen können ihnen ihre Waren abnehmen. Andererseits, wenn sie die Freihandelszone verlieren, dann müssen sie etwas anderes aufbauen. Die Urangst der USA ist, dass deutsches Kapital und deutsche Technologien sich mit russischen Rohstoffen und russischer Kraft verbinden – eine einzigartige Kombination, vor der die USA seit Jahrhunderten eine Höllenangst haben.
Wie wird sich das also abspielen? Die USA haben ihre Karten bereits auf den Tisch gelegt: die Linie zwischen dem Baltikum und dem Schwarzen Meer. Die russischen Karten lagen schon immer auf dem Tisch: Das Mindeste was sie brauchen ist eine neutrale Ukraine, keine pro-westliche. Weißrussland ist eine andere Frage.
Wer mir nun sagen kann, was die Deutschen tun werden, der kann mir auch sagen, wie die Geschichte der nächsten zwanzig Jahre aussehen wird. Aber leider haben sich die Deutschen noch nicht entschieden. Und das ist immer das Problem Deutschlands. Wirtschaftlich sehr mächtig, geopolitisch sehr fragil. Und es weiß nie, wie es beides versöhnen kann. Seit 1871 ist das die deutsche Frage, die Frage Europas. Denken Sie über die deutsche Frage nach, denn sie kommt jetzt wieder auf uns zu. Wir müssen uns ihr jetzt stellen, und wir wissen nicht wie. Wir wissen nicht was die Deutschen tun werden.”
(Das Originalvideo finden Sie hier, der interessante Teil beginnt beim Frage-Antwort-Spiel.)
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Abschließend ein bisschen Whataboutism.
George W. Bush teilte via twitter mit, dass Putins Angriffskrieg ein Verbrechen sei (so oder so ähnlich; ich finde den Tweet gerade nicht), was sich mit Schamlosigkeit oder Demenz begründen lässt, aber so oder so nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt.
PS: Leser *** hat ihn mir geschickt.
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Noch mehr Whataboutism.
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Wollen wir uns abschließend an den Kosovokrieg und die Bombardierung Belgrads erinnern?
„Die NATO bombardierte in der ersten Kriegsnacht mehrere serbische Chemie und Petrochemiewerke in einem Vorort von Belgrad. Große Mengen an giftigen und krebserregenden Stoffen traten dabei in Wasser und Luft aus. Die Schwaden aus den brennenden Fabriken hüllten Pancevo in eine Giftwolke. Sie bestand aus einer ätzenden und giftigen Mischung von Chlorwasserstoff, Vinylchlorid, Schwefeldioxid und Phosgen, das vor allem für seinen Einsatz als Lungenkampfstoff im Ersten Weltkrieg bekannt ist. Ärzte sollen schwangeren Frauen zur Abtreibung und für zwei Jahre zur Vermeidung von Schwangerschaften geraten haben, weil sie Fehlbildungen bei Kindern befürchteten. Während der Bombennächte waren die Giftkonzentrationen teilweise derart hoch, dass Ursula Stephan (damalige Vorsitzende der Störfallkommission der Bundesregierung) von ‚chemischer Kriegführung mit konventionellen Waffen’ sprach.
Der erste große Angriff auf ein bedeutendes innerstädtisches Objekt galt in der Nacht vom 22. zum 23. April dem Gebäude des Serbischen Rundfunks (RTS) in der Aberdareva-Straße in Belgrad. 16 Zivilisten wurden dabei getötet und der Sendebetrieb des Fernsehens für wenige Stunden unterbrochen. Der nächste große Angriff in Belgrad erfolgte in der Nacht vom 29. zum 30. April auf die Gebäude des Generalstabs der Streitkräfte Jugoslawiens und das bereits beschädigte Gebäude der Bundespolizei. Bei diesem Angriff wurde auch der Belgrader Fernsehturm zerstört, da er der ‚gegnerischen Unterdrückungsmaschinerie diente’. Bei dem Angriff starben laut amnesty international 19 Menschen.”
(Quelle.)
Insgesamt fielen anno 1999 die Bomben der NATO-Flugzeuge „auf 300 Schulen, 176 Kulturdenkmäler, auf Krankenhäuser und auf 23 mittelalterliche Klöster in Serbien. Eine F‑15 beschoss einen Personenzug auf offener Strecke”, notiert der in seinen Zahlenangaben normalerweise verlässliche Bruno Bandulet in der aktuellen Ausgabe von eigentümlich frei.
Mit dem Vorwurf des Whataboutismus versucht immer jemand, von seinen doppelten Maßstäben abzulenken.