Der Job der nützlichen woken Idioten besteht darin, die Tabula rasa für den Großen Neustart zu schaffen.
***
„Die Dürfigen und Mißgestalteten, die jetzt aus Kellerlöchern gekrochen kommen, lassen sich nirgends in einen Wettbewerb mit dem einzelnen ein. Sie rufen zu dessen Bezwingung einen Verein zu Hilfe. Der Verein, wie heißt er?”, fragte Anton Kuh irgendwann in der Zwischenkriegszeit, und antwortete: „Nation.” Heute würde er schreiben: „Zivilgesellschaft”.
***
#wirsindmehr
***
Gestern sah ich im Theater eine bizarr dicke Frau, die, offenbar mit dem Selbstvertrauen einer im Zeitalter der Inkriminierung sogenannten Bodyshamings Lebenden gestählt, obendrein hautenge Sachen trug, so dass jedermann die Wölbungen und Ausstülpungen ihres Leibes genauestens studieren konnte, sofern er nicht züchtig den Blick senkte. Es war, man verstehe mich recht, kein Rubensweib, sondern ein Mehrfaches davon, wobei sich dieses Mehr an bestimmten Partien so enorm und nutzlos konzentrierte wie die Rote Armee im Juni 1941 im Frontbogen von Bialystok. Ob die wuchernde Überfülle einer Charakterschwäche oder einem Leiden geschuldet war, stehe dahin.
Das modische Bodyshaming-Gerede tut nichts zur Sache, es war und ist immer ungehörig, eine Person aufgrund körperlicher Makel zu hänseln oder sich über sie lustig zu machen. Gewisse Malheure hat ein Kulturmensch einfach zu ignorieren. In Frankreich nennt man das die C’est normal!-Haltung: Alles Außergewöhnliche, wie skurril oder grotesk es auch sei, ist mit Gleichmut hinzunehmen. Ein manierlicher Herr behandelt eine unattraktive Frau so charmant und zuvorkommend wie eine Schönheit. Punkt.
Problematisch wird die Angelegenheit allerdings, wenn wir genötigt werden, solche ins Unförmige abgeschwirrte Leiber als schön zu betrachten, wie es zunehmend geschieht, ob nun in der Werbung, auf Kalendern, in Modemagazinen, ja sogar bei Heidi Klums TV-Casting, oft unter öffentlichem Missbrauch von offenkundig an Eigenwahrnehmungsverzerrung laborienden Proband*:_Innen. Die passenden Euphemismen zu deren Beschreibung sind längst bereitgestellt worden.
Es geht natürlich auch hier, wie bei aller Diversity, um das Planieren von Unterschieden (bei Danisch las ich dazu den schönen Neologismus unterschiedsblind), um das Schleifen von Rangordnungen, das Aufweichen von Kriterien, um ein für alles und jeden geltendes Anything goes, dessen Vollstrecker am liebsten auch die Schulnoten abschaffen und einem das Klavier malträtierenden Dreijährigen oder am besten gleich Schimpansen künstlerische Dignität zubilligen würden.
Die Popularität solcher Kriterienschleiferei verdankt sich der Tatsache, dass sie Leistungslosigkeit honoriert. Einen Leib wie Ricarda Lang oder Anton Hofreiter erringt man ja ohne großen Aufwand, es bedarf nur einer gewissen Indolenz, um es zuzulassen, während im Körper von beispielsweise Candice Swanepoel oder Anthony Joshua jahrelange härteste Arbeit steckt. Überdies und am Rande muss man bei Lang und Hofreiter unterstellen, dass nicht einmal wirkliche Genüsse diese Leiber deformierten; man erkennt das allein daran, wie die beiden sich kleiden.
Kurzum: Wo Menschen gehalten sind, auch die ärgsten äußerlichen Makel höflich zu übersehen, befinden wir uns in der Zivilisation; wo man sie aber nötigt, das Unansehnliche schön und alle Menschenkinder gleich attraktiv zu finden, betreten wir das Reich des Ressentiments, aus dem der Weg direkt in das Imperium der Lüge führt, wo Diabolos, der Verwirrer und Durcheinanderwerfer, herrscht.
***
Recht sehr auf dem Holzweg ist mit einer gewissen Routiniertheit das Neue Deutschland.
Merke: „Partiarchat ist das feministische Wort für Kultur” (Arne Kolb). Tatsächlich ist es die Political Correctness gewesen, der wir zu verdanken haben, dass – jenseits der Kehlschnitt- und Ehrenmordpraktiken einer uns permanent bereichernden Hochkultur – Sexualität wieder mit Angst verbunden ist, allerdings nicht mit dem kreatürlichen Bammel Heranwachsender vor den erregenden Geheimnissen der Erotik, sondern der simplen Angst vor Bestrafung für immer penibler definierte falsche Worte und unstatthafte Annäherungen.
Dass speziell linke Frauen bei Männern Bedrohungsgefühle auslösen, wird mit Blick auf Renate Künast, Claudi Roth, Ricarda Lang oder Frl. Henning-Wellsow jeder Patriarch bestätigen. Allerdings ist auch das nicht verallgemeinerbar, weil die meisten Frauen aus weiblicher Fügsamkeit ins gesellschaftlich Gebotene heute irgendwie links sind, ohne sich viel dabei zu denken, gerade dann nicht, wenn die Hüllen fallen.
***
In besagtem Müncher Schauspielhaus galt zwar offiziell keine Maskenpflicht mehr, aber ca. 98 Prozent der Anwesenden trugen eine, denn im Theater verkehrt die Elite. Am späteren Abend in einer Bar direkt nebenan wies die Kellnerin (keine Deutsche) drei juvenile Gäste darauf hin, dass sie hier und vor allem am Tisch keine Maske tragen müssten. Antwort: „Ach, wir haben uns so daran gewöhnt…”
Wie ans Gendersternchen. Wie an die Pause inmitten der „Schauspieler … innen” (oder Gliedvorzeiger … innen). Wie ihre Vorfahren ans Emporreißen des rechten Arms. Gewohnheit ist alles. Alles Gute und alles Üble.
***
Was uns zum Coronablock führt. Die Qualitätspresse steht den Maskiertbleibenwollenden in Treue fest zur Seite.
Jeden Tag sterben viele Menschen, weil sie sich am Joghurtregal bei Unmaskierten angesteckt haben und ihre X‑fach-Impfung nicht vor einer Infektion schützt. Nur wenn alle eine Maske tragen, kann das Virus, wie bisher, gestoppt werden.
(Am Rande: Täuscht mein Eindruck, dass diejenigen, die ihr öffentliches Geschäft ohnehin mit Larve und Maulkorb verrichten, die geringsten Schwierigkeiten damit haben, noch eine Maske darüberzuziehen?)
In ’schland hat der verantwortungsvolle Alleingang zweier norddeutscher Bundesländer die experimentelle Idealsituation hinreichend großer Vergleichsgruppen geschaffen.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…
(Mehr hier.)
Ui ui ui.
***
Zum Abwärtstrend der Biontech-Aktie lesen wir auf der Webseite FinanzNachrichten:
„Biontech musste vor der US-Börsenaufsicht SEC zugeben, dass die Wirksamkeit ihres aktuellen Corona-Impfstoffs eventuell nicht für eine dauerhafte behördliche Zulassung ausreichend sein könnte: ‚Wir könnten nicht in der Lage sein, eine ausreichende Wirksamkeit oder Sicherheit unseres COVID-19-Impfstoffs und/oder variantenspezifischer Formulierungen nachzuweisen, um eine dauerhafte behördliche Zulassung in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, der Europäischen Union oder anderen Ländern zu erlangen, in denen der Impfstoff für den Notfalleinsatz zugelassen oder eine bedingte Marktzulassung erteilt wurde.’
Selbst auf die Nebenwirkungen weist Biontech in ihrem Statement für die SEC hin und erklärte, dass in ihren klinischen Studien oder sogar nach Erhalt der behördlichen Zulassung schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auftreten könnten.”
Fazit: „Die nachträgliche Entdeckung zuvor unerkannter Probleme” könne „dazu führen, dass das Produkt vom Markt genommen wird.”
***
Allmählich scheint die ganze Gaunerei aufzufliegen – natürlich unter Abwehrzappeleien der Verantwortlichen.
Wäre es nicht goldig, wenn sich zuletzt herausstellte, dass man die meisten Maßnahmen ebenso gut hätte lassen können, wie die vielgezausten Schweden?
***
Niemand hat die Absicht, eine DDR 2.0 zu errichten.
„Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber”, auch Hinweisende, früher IM, sollen des Deutschen Lieblingsbeschäftigung verrichten: Melden. Was auch immer das für Missstände sein mögen, sie werden sich schon unter den Rubriken Klimaschutz, Seuchenprävention, Antirassismus/Antidiskriminierung und „Kampf gegen rechts” einsortieren lassen. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (das die immer noch allen Ernstes so genannten Freidemokraten abschaffen wollten) liefert in seiner dräuenden Vagheit ein gutes Muster dafür. Eine Herrschaft des Verdachts soll etabliert, die Gesellschaft hysterisiert und gespalten werden, Unternehmen und Privateigentümer sollen ihre wirtschaftlichen und Vertragsfreiheiten allmählich einbüßen, indem sie unter „zivilgesellschaftliche” Kontrolle geraten; wer wiederum diese Zivilgesellschaft kontrolliert, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
***
Es handelt sich aber nicht allein um ein Spezifikum der DDR 2.0 in statu nascendi; die EUdSSR legt sich als große sozialistische Schwester in spe ebenfalls ins autoritäre Zeug.
Souverän ist, wer darüber entscheidet, wann eine „unmittelbare Gefahr” droht. Zum Beispiel durch Populisten, Umweltsäue, Maskenverweigerer, Ungeboosterte, Kreuz- und Querdenker und Covidioten?
***
Das war die passende Überleitung zu einem fernen und doch nahen Land mit einem großen Faible für öffentliche Sicherheit.
Zu der zuletzt hier zitierten Spekulation, bei der Abschottung Shanghais werde die Corona-Lage von der Pekinger Zentrale lediglich benutzt, um die in der Küstenstadt versammelte Opposition niederzuschlagen, sandte mir Leser *** ein Interview mit dem Sozialwissenschaftler und China-Kenner Steven Westley Mosher über die „wirklichen Gründe” des Lockdowns.
Mosher ist Präsident des „Population Research Institute” in Front Royal, Virginia, und Gründungsmitglied des „Committee on the Present Danger: China”. In den 1990ern war er der Direktor des „Asian Study Center” am Claremont Institute in Upland, Kalifornien. Wir haben es also nicht direkt mit einem Chinafreund zu tun.
Dessen teilweise mit Videoaufnahmen hinterlegte Ausführungen sind gruselig: vom Sicherheitspersonal aus ihren Quartieren gezerrte Infizierte; hungernde Menschen, die ihr Elend von den Balkonen schreien, bis sie von Drohnen in die Häuser zurückkommandiert werden; als Corona-Stationen beschlagnahmte Wohnungen (angeblich landen deren Inhaber auf der Straße, was aber im Sinne der Zwangsquarantäne widersinnig wäre) und dergleichen Restriktionen mehr. Trotz der Internetzensur zirkulieren Video- und Audiomitschnitte der eingesperrten und verzweifelten Shanghaier im Netz. „Ich hatte zunächst Angst vor dem Virus. Dann realisierte ich jedoch, dass Viren dich nicht töten – aber der Hunger sehr wohl“, sagt ein Bewohner in einem Video.
Auf dieselbe autoritäre und rücksichtslose Art, wie in China die Geburtenkontrolle für die Ein-Kind-Politik durchgesetzt wurde, werde heute die Zero-Covid-Politik durchgesetzt, erläutert Mosher. Diese totalitäre Denkweise herrsche in allen Bereichen; so stellten die Behörden Organisationen, die nicht explizit den Sozialismus oder Kommunismus propagierten, etwa die katholische Kirche, per se unter den Verdacht illegaler Aktivitäten für ausländische Mächte.
Auch den Corona-Lockdown bewertet Mosher als einen Machtkampf. In Shanghai konzentriere sich die Opposition. Man nenne sie auch die Shanghai-Gruppe oder Shanghai-Clique. Diese Gruppe wolle verhindern, dass sich Xi Jinping zum drittenmal und diesmal auf Lebenszeit zum Präsidenten wählen lasse. Der frühere Ministerpräsident Zhu Rongji habe es offen ausgesprochen und Xi zum Rücktritt aufgefordert. Dessen Antwort an die Adresse der Shanghai-Clique sei die komplette Abriegelung der größten und wirtschaftlich bedeutendsten Stadt des Landes gewesen. Damit habe er aller Welt und vor allem den 1,4 Milliarden Chinesen die Machtlosigkeit der Opposition vor Augen geführt. Er, Xi, könne einfach ihre Stadt zusperren, so lange er wolle; er zeige damit allen, wer in China die Macht hat. Dies sei ein Teil seines Planes, Diktator auf Lebenszeit zu werden.
Bei Nikkei Asia findet sich dazu ein relativ belangloser Artikel, der immerhin die Konfliktlinien bestätigt.
Gerüchten zufolge, heißt es dort, stand Li Qiang, der Parteisekretär von Shanghai, auf der Shortlist für die Nachfolge des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang, der im März seinen Rücktritt angekündigt hatte. „Stattdessen wurde er zur Geisel der Abriegelung von Shanghai.” Inzwischen sieht es so aus, als sei Lis Karriere beendet.
„Beunruhigt von der Krise unternahm Li Qiang den ungewöhnlichen Schritt, einen offenen Brief an alle Parteimitglieder in Shanghai zu schreiben. Der Brief vom 6. April fordert die Überwindung des Covid-Ausbruchs und anderer Schwierigkeiten unter der starken Führung des Zentralkomitees der Partei mit Präsident Xi im Mittelpunkt. Der offensichtliche Kotau vor Peking wurde in Shanghai mit Erstaunen aufgenommen.”
Leserin *** sendet mir „die Reaktion einer schwedischen Bekannten”, die sich mit dem in China tätigen schwedischen Bankier Jacob Wallenberg beschäftigt habe. „Prüfen kann ich es nicht, aber es klingt plausibel.”
Nämlich: „Ein Fingerzeig ist natürlich die Riesenbank HSBC (Hongkong-Shanghai Banking Cartell), die schon seit 150 Jahren zu jeder Schweinerei bereit ist und mehrmals wegen Wäsche von Drogengeld verurteilt wurde. Der verlängerte Arm des Kolonialismus also. Dann haben wir die schwere schwedische Präsenz dort: Wallenberg sitzt im Stadtrat von Shanghai, und natürlich haben viele große Firmen ihr Hauptquartier dort. Der ganze Apparat der Stadt soll unterwandert sein. Man hatte Angst, dass dort eine False Flag-Operation mit folgender ‚Revolution’ ausbrechen würde. Das ist, was ich höre.
Es ist natürlich alles schrecklich – aber kannst Du Dir vorstellen, was dort los wäre, wenn die einen Krieg für Regime Change anfangen würden? Bei 27 Millionen Einwohnern?”
***
Zurück aus dem Reich der Mitte zum Nabel der Welt.
Politik muss Prioriäten setzen, und das tut sie zu unser aller Bestem.
Auch auf lokaler Ebene, wie die Rhein-Neckar-Zeitung vermeldet.
Der Gauck kommt bestimmt gern zum Anbaden.
***
Einmal mehr verdeutlicht die Zeit, warum sie zu den zwanzig, dreißig wichtigsten deutschen Intelligenzblättern gehört.
Darüber muss man mindestens eine Nacht oder halt ein Leben lang meditieren.
Diese Nachricht erinnert mich an den Dichter und Medicus Justinus Kerner, dem der singuläre Ruhm zuteil wurde, dass man eine Rebsorte nach ihm benannte (das gelang sonst nur dem Botaniker und Rebenzüchter Hermann Müller-Thurgau, allerdings per Selbstermächtigung *), weil er nicht nur dichtete und forschte, sondern auch prachtvoll trank, mehrere Flaschen am Tag (inwieweit das für Müller-Thurgau zutrifft, entzieht sich meiner teilzeitvernebelten Kenntnis). Wie Goethe, der ungefähr ein Fünftel seines Haushaltsbudgets in Wein investierte, hätte auch Kerner ein vom Rebensaft unabhängiges Leben führen können, hätte er ihn nicht konsumiert.
***
Wenn wir schon bei trinkfreudigen Dichtern in abstinenzpredigenden Zeiten sind: Bei einem Mittagessen in Gegenwart Christian Schubarts erhob eine Maid zuerst sich und sodann ihr Glas und sprach:
„Schubart, Schubart, dir zu Ehren
will ich dieses Gläschen leeren.”
„Schubart, Schubart, dir zu Ehren
will ich dieses Gläschen leeren.”
Worauf Schubart sein Glas ergriff und spontan replizierte:
„Ach, das freut mich königlich,
Dass die Jungfer säuft wie ich!”
Ach, dieses Patriarchat!
* „Der Eintrag zu Alkohol/Wein hat wieder einmal den Lektor in mir geweckt (er ist einfach nicht totzukriegen), der mir auf die Schnelle sechs weitere Namensgeber für Rebsorten aus dem Gedächtnis hervorholte: zum einen Züchter und erste Anbauer, nämlich Georg Scheu, Friedrich Zweigelt (im heutigen ’schland wäre ihm die Ehre sicher nicht zuteil geworden), Fritz Huxel, August Herold; zum anderen mit der Namensgebung geehrte sonstige Persönlichkeiten, nämlich Hegel (leider mit stiefmütterlich winziger Anbaufläche) und Ortega (y Gasset).”
(Leser ***)
(Leser ***)