1. Juni 2022

Über die zuneh­men­de Ver­gess­lich­keit trös­tet die Vor­stel­lung hin­weg, wie schreck­lich es wäre, wenn man sich alles mer­ken würde.

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„Zivi­li­siert zu sein heißt, das zu kri­ti­sie­ren, wor­an wir glau­ben, ohne auf­zu­hö­ren, dar­an zu glauben.”
Nicolás Gómez Dávila

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„Ab heu­te gibt es das ‚Neun-Euro-Ticket’. Dadurch wer­den Men­schen, denen der Staat Grund­nah­rungs­mit­tel und lebens­not­wen­di­ge Ener­gie­trä­ger, dumm­heits- und unfä­hig­keits­ba­siert, durch maß­lo­se Ver­teue­rung ver­knappt bis weg­ge­nom­men hat, mit­tels einer Kuchen­flat­rate ent­schä­digt, die sie selbst mit den höchs­ten Steu­ern der Erde finan­ziert haben. Gelie­fert wie gewählt.
Kann man das”, fragt Leser ***, „so schreiben?”

Man kann.

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Höhe­punk­te der Will­kom­mens­kul­tur, x.-te Folge.

Es heißt, der Staa­ke­ner Spie­ler habe mehr­fach: „I can’t brea­the!” gerufen.

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Kana­das Dik­ta­tor Tru­deau ver­kün­det das Ende der Frei­heit des pri­va­ten Schuss­waf­fen­be­sit­zes. Man sperrt auf­müp­fi­gen Unter­ta­nen schließ­lich mit weit grö­ße­rer See­len­ru­he die Kon­ten, wenn sie unbe­waff­net sind.

Was man von der gefön­ten und gefin­kel­ten WEF-Mario­net­te nicht erfah­ren wird, ist, ers­tens, dass die meis­ten Schuss­waf­fen-Toten Sui­zidan­ten sind (und es ist doch für die Sau­ber­ma­cher bes­ser, mal unter uns Bet­schwes­tern, einer erschießt sich, als dass er sich vor einen Zug schmeißt oder aus dem Fens­ter springt) – danach kom­men Opfer von Ban­den­kri­mi­na­li­tät –, dass, zwei­tens, weit mehr Straf­ta­ten durch den Ein­satz von Schuss­waf­fen ver­hin­dert als mit ihnen began­gen wer­den. Und dass drit­tens sämt­li­che Dik­ta­tu­ren, die Bol­sche­wi­ken und die Nazis vor­an, sofort den pri­va­ten Schuss­waf­fen­be­sitz ver­bo­ten haben. War­um? Nun, malen wir uns aus, die Juden hät­ten 1938 Knar­ren besessen.

Die­se Amok­läu­fe sind schreck­lich, aber die Ent­waff­nung der Bür­ger ist schlim­mer, denn sie öff­net den Weg in auto­ri­tä­re Staats­for­men und in die Knecht­schaft. Es ist das­sel­be wie bei der Pan­de­mie: Die Todes­op­fer sind bekla­gens­wert, aber so vie­le, dass die Men­schen sich ihre Frei­heit rau­ben las­sen soll­ten, sind nicht gestor­ben; so vie­le, wenn Sie mich fra­gen, kön­nen gar nicht sterben.

Ob den alten Tan­ten bei der Zeit was auffällt?

Unbe­waff­net heißt: wehr­los. Der Staat ist nicht dein Freund. Und als Beschüt­zer kommt er er mit jedem Tag weni­ger in Frage.

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Das führt uns stracks zum Coronablock.

Wenn Gesell­schaf­ten ins Auto­ri­tä­re abdrif­ten, wird die Kor­rup­ti­on zu einem Refu­gi­um der Freiheit.

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Die Impf­na­zis in der Ost­mark wol­len sich vom Alt­reich natür­lich nicht abhän­gen lassen.

Zitat: „Auch im Herbst wird es noch Coro­na­fäl­le geben, auch dann gel­ten Gene­sun­gen noch 6 Mona­te lang als Nach­weis. Aber die gro­ße Ände­rung: Die Gene­sung ersetzt bald kei­nen Impf­stich mehr. Der­zeit erspart man sich mit 2 Imp­fun­gen und einer Gene­sung den Boos­ter. Ab 23. August nicht mehr.”

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Leser *** schreibt mir: „Der Vor­arl­ber­ger Kran­ken­haus­ver­band ver­öf­fent­licht im Schnitt zwei­mal wöchent­lich einen Situa­ti­ons­be­richt zur Coro­nalage und der Bele­gung in Kran­ken­häu­sern (hier). Schrieb man noch am 25. 3. von 95 Pati­en­ten, davon 69 ‚voll­im­mu­ni­sier­ten’, 5 Inten­siv­pa­ti­en­ten, davon 4 mit vol­lem ‚Schutz’, und von 80% Coro­na als Neben-/Zu­falls­dia­gno­se, lässt man in letz­ter Zeit den Impf­sta­tus weg. (Wür­de die Wir­kungs­lo­sig­keit zu offen­sicht­lich zeigen).
Was noch ver­wun­dert, dass im Geschäfts­be­richt 2019 von Bio­tech schon die Erfor­schung von einem mRNA-Impf­stoff in Pha­se 1 erwähnt wird, Mona­te bevor die Exis­tenz des Virus bekannt war das erst im Febru­ar 2020 auf Covid19 ‚getauft’ wur­de. (Hier, auf einer der ers­ten Sei­ten unter ‚Wei­te­re Indikationen’.) *
Auch die Druck­sa­che 20/477 des deut­schen Bun­des­ta­ges vom 25. 1. 2022 hat es in sich, indem die Bun­des­re­gie­rung auf Anfra­ge der AfD ein­ge­ste­hen muss­te, die Coro­na­po­li­tik auf Lügen auf­ge­baut zu haben: ‚Die Bet­ten­aus­las­tung ist seit Beginn der Pan­de­mie spür­bar zurück­ge­gan­gen’ und ‚Im Zeit­raum von 21.10.2020 bis 21.10.2021 wur­den 5.000 Inten­siv­bet­ten abgebaut.’
PS: War­um spe­zi­ell ich die Poli­tik ver­ach­te, basiert auf der Tat­sa­che, dass mei­ne wun­der­ba­re Frau und Mut­ter unse­rer bei­den Söh­ne einen schwe­ren Impf­scha­den in Form einer Hirn­blu­tung  erlit­ten hat­te und erst nach 6 Mona­ten wie­der völ­lig gene­sen ist. Laut Aus­kunft der Neu­ro­chir­ur­gie hat mei­ne Frau nur über­lebt, weil ich des Näch­tens als ehe­ma­li­ger Not­arzt die rich­ti­ge Dia­gno­se gestellt hat­te, andern­falls wäre sie 5 Stun­den spä­ter ver­stor­ben. Sie hat sich lei­der gegen mei­nen Rat imp­fen lassen.”

* Leser *** kor­ri­giert, „dass der Geschäfts­be­richt aus dem Mai 2020 stammt, sie­he z.B. Sei­te 194, und es nicht nur Usus son­dern sogar erfor­der­lich ist, dass ein Unter­neh­men über zukünf­ti­ge Ent­wick­lun­gen und wesent­li­che Ände­run­gen seit 31.12. des ver­gan­ge­nen Jah­res berich­tet. Wenn sie genau hin­schau­en, wer­den sie bei dem ange­spro­che­nen Ver­merk zur Covid-For­schung nach BNT162 einen * ent­de­cken, der in der Fuß­no­te auf ’seit 2020’ hin­weist. Wei­ter unten im Geschäfts­be­richt wird auch noch ein­mal auf die Covid-For­schung ein­ge­gan­gen, in der Rubrik zukünf­ti­ge Projekte.

 
Ich hof­fe damit einen Bei­trag zu leis­ten, damit die­se unsin­ni­ge Theo­rie von wegen Biontech wuss­te schon frü­her Bescheid, end­lich endet.
Ich habe weder mit Biontech, noch mit Pfi­zer noch mit der Phar­ma­in­dus­trie irgend­et­was zu tun.”
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„Nur einen kur­zen Hin­weis” will wie­der­um Leser *** zu mei­ner Bemer­kung vom 29. Mai über die offi­zi­el­le Dis­kre­di­tie­rung uner­wünsch­ter Ansich­ten als „Ver­schwö­rungs­theo­rien”, obwohl  die „Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker” mit den meis­ten ihrer her­bei­or­a­kel­ten Ent­wick­lun­gen rich­tig lagen, loswerden:
„Tat­säch­lich wird ja nie­mand mehr als ‚Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker’ dis­kre­di­tiert, jeden­falls nicht in den Medi­en. Dort wur­de ja schon vor Mona­ten die Paro­le aus­ge­ge­ben, dass ab jetzt nur noch von ‚Ver­schwö­rungs­my­then’ und ‚Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen’ zu spre­chen ist – und dar­an hal­ten sich die Selbst­gleich­ge­schal­te­ten nach mei­ner Beob­ach­tung auch kon­se­quent. Dass und wie sol­che Sprach­re­ge­lun­gen so schnell umge­setzt wer­den kön­nen, ver­blüfft mich noch immer.”

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Am Wochen­en­de habe ich mich von einem jüdi­schen Freund über­re­den las­sen, die Richard-Wag­ner-Aus­stel­lung im Deut­schen His­to­ri­schen Muse­um anzu­schau­en, obwohl mir klar war, dass ich dort außer bestä­tig­ten Vor­ur­tei­len über den Geis­tes­zu­stand derer, denen hier­zu­lan­de noch erlaubt ist, eine Aus­stel­lung zu kura­tie­ren, nichts fin­den und erst recht nichts dazu­ler­nen wür­de. Letzt­lich ging es wie­der nur um den Anti­se­mi­ten Wag­ner, – er hat bekannt­lich ver­säumt, im Dra­chen­blut des isla­mi­schen Glau­bens­be­kennt­nis­ses zu baden, um sich eine gewis­se Unver­wund­bar­keit zu ver­schaf­fen –, und sein Pam­phlet über das Juden­tum in der Musik ist ja weiß Gott eine wider­li­che Schrift (zumal er Men­dels­sohn eigent­lich ver­ehrt und gele­gent­lich geplün­dert hat). Aber unse­re Ziel­fahn­der müs­sen so zwang­haft wie bil­lig Juden­ka­ri­ka­tu­ren in Wag­ners Büh­nen­per­so­nal aus­fin­dig machen – die Arier­ka­ri­ka­tu­ren inter­es­sie­ren sie nicht –, nach der Devi­se, dass einer, der im Leben Anti­se­mit war, es unver­meid­lich auch in sei­nem Werk sein müs­se. Es kom­men die übli­chen Kan­di­da­ten zur Spra­che, unter ande­rem Beck­mes­ser, der tat­säch­lich als ein erz­kon­ser­va­ti­ver knall­deut­scher Spie­ßer und ästhe­ti­scher Erb­sen­zäh­ler agiert – wenn jemand in den „Meis­ter­sin­gern” als „Jude” in Fra­ge käme, dann Stolz­ing –, und nach sei­ner Bla­ma­ge kei­nes­wegs aus der Gemein­schaft aus­ge­sto­ßen wird, son­dern, wie es im Text­buch heißt, wütend den Platz des Preis­sin­gens ver­lässt und „sich unter dem Vol­ke ver­liert”. Wie auch anders, er hat sich ja bloß lächer­lich genacht und nie­man­dem etwas zulei­de getan. Die „Meis­ter­sin­ger” sind ein Hohe­lied der Inklu­si­on, nicht der Exklu­si­on, das „sin­gen­de Lust- und Fest­spiel der Demo­kra­tie”, wie der Musik- und Thea­ter­kri­ti­ker Bern­hard Die­bold, ein links­li­be­ra­ler Jude, 1928 schrieb. Und selbst­ver­ständ­lich lässt sich aus dem „zer­ging im Dunst/ das Heil’­ge Röm’sche Reich/ uns blie­be gleich/ die heil’­ge deut­sche Kunst” auch bei hef­tigs­ter Gesin­nungs­ver­kün­di­gungs­not­durft kein Wehr­machts­stie­fel­ge­trap­pel herleiten.

In die­sem Kabuff saß man im Fins­tern und wur­de mit einer Klang­col­la­ge beschallt.

Jemand las auf Jid­disch aus dem „Juden­tum in der Musik”, Tenor­fet­zen (ich wür­de sagen, es war Max Lorenz) erklan­gen, Laut­spre­cher­durch­sa­gen (Trans­por­te in die Todes­la­ger?), und gar gräss­lich hör­te man Faf­ner schrei­en, als Sieg­fried ihm Not­hung ins Herz stieß.

War Faf­ner „Jude”? Dafür – „Ich lieg und besitz: lasst mich schla­fen” – ist er zu trä­ge. Albe­rich? Kundry? Hagen gar? Eck­hard Hen­scheid hat mit einer Fra­ge die gesam­te Debat­te erle­digt, näm­lich wie Wag­ner die­se Figu­ren dra­ma­tisch anders hät­te gestal­ten sol­len, um sie „unjü­disch” wir­ken zu las­sen. Im Übri­gen unter­schei­det sich die Juden­feind­schaft Wag­ners kaum von jener des Karl Marx und der heu­ti­gen Grü­nen bzw. Lin­ken – Wag­ner war ja ein Lin­ker durch und durch (mehr, ja im Grun­de alles dazu hier) –, es ist kein auf Ver­nich­tung, son­dern auf Eman­zi­pa­ti­on drän­gen­der Anti­se­mi­tis­mus. „Gemein­schaft­lich mit uns Mensch zu wer­den, heißt für den Juden aber zu aller­nächst so viel als: auf­hö­ren, Jude zu sein”, schrieb er. Bei Marx heißt es: „Die Juden­eman­zi­pa­ti­on in ihrer letz­ten Bedeu­tung ist die Eman­zi­pa­ti­on der Mensch­heit vom Juden­tum. (…) Die gesell­schaft­li­che Eman­zi­pa­ti­on des Juden ist die Eman­zi­pa­ti­on der Gesell­schaft vom Juden­tum” (alle Her­vor­he­bun­gen vom Rau­sche­bart selbst). Die lin­ke Isra­el­feind­schaft von heu­te ist ledig­lich die Fort­set­zung die­ses Res­sen­ti­ments, unse­re Woken kön­nen den Israe­lis nicht ver­zei­hen, dass sie ein wehr­haf­tes und auf eine gewis­se Exklu­si­vi­tät erpich­tes Volk sind.

Wag­ner woll­te nicht die Juden als Indi­vi­du­en abschaf­fen, son­dern das Juden­tum als sol­ches, in dem er ein über vie­le Jahr­hun­der­te erprob­tes Instru­ment der Exklu­si­on und des Ego­is­mus sah. Ihn stieß am Juden­tum ab, dass in sei­nem Zen­trum nicht das uni­ver­sel­le Mit­leid, son­dern das Wohl einer Grup­pe stand. Er wünsch­te, die Juden mögen chris­tus­gläu­bi­ge, selbst­lo­se, anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Wag­ne­ria­ner werden.

Sela, Psal­me­n­en­de.

Unse­re Beglei­te­rin hat­te sich in die Eta­ge dar­über ver­fügt, wes­halb wir ihr fol­gen muss­ten; à cont­re-coeur, denn dort gab’s eine Aus­stel­lung mit gefühl­ten 150 Fotos der Heim­su­chung aus der Ucker­mark. Mir gelang nur ein Beweis­schnapp­schuss, denn sogleich ermahn­te mich ein Wär­ter, dass in die­sem Sank­tua­ri­um Foto­gra­fie­ren ver­bo­ten sei.

Die Bil­der stam­men von Her­lin­de Koelbl, und das ist das Bes­te, was sich über sie sagen lässt. Unse­re Beglei­te­rin frag­te eine der Wär­te­rin­nen, was der Sinn die­ser Schau sei. Nun, das sei eben Zeit­ge­schich­te, lau­te­te die Ant­wort, man befin­de sich ja in einem his­to­ri­schen Muse­um. Ob man eine sol­che Aus­stel­lung auch mit Putin-Por­träts ver­an­stal­ten wür­de? Kur­zes Auf­la­chen; nein, natür­lich nicht. Viel­leicht Trump? Das hör­te sie schon nicht mehr.

Frap­pie­ren­der­wei­se tum­mel­te sich durch­aus Publi­kum an den Stell­wän­den. Was treibt Men­schen dazu, sich Dut­zen­de Fotos einer Per­son anzu­schau­en, die nun nicht wirk­lich attrak­tiv aus­sieht, aus deren Ant­litz weder Witz noch Geist noch Weis­heit spricht und die sie ohn­hin spei­oft in den Gazet­ten und im TV gese­hen haben? Rät­sel­haf­te Welt.

Frau Koelbl hat vor vie­len Jah­ren das gran­dio­se Buch „Jüdi­sche Por­träts” ver­öf­fent­licht, wobei es kei­nes­wegs nur die über­schar­fen Schwarz­weiß-Fotos sind, die die­ses Opus bedeu­tend machen, son­dern vor allem die Inter­views dar­in, u.a. mit Edward Tel­ler, Karl Pop­per, Nor­bert Eli­as, Kurt San­der­ling, Georg Sol­ti, Ted­dy Kol­lek usf.). Ich neh­me an, in ihrem Mer­kel-Buch hat sie auf Inter­views ver­zich­tet; es wäre all­zu depri­mie­rend, gera­de im Ver­gleich, und unse­re Frem­den­füh­re­rin i.R. muss ja ohne­hin erst noch her­aus­fin­den, was sie inter­es­siert.

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Bei die­ser Gele­gen­heit ein Witz. Ein Israe­li ist in Ber­lin gelan­det und fragt am Aus­gang des Flug­ha­fens einen Mann: „Was hal­ten Sie eigent­lich von Juden?” Der legt sofort sei­ne Stirn in Fal­ten und beteu­ert: „Es war schreck­lich, was wir ihnen ange­tan haben, wir ste­hen ewig in ihrer Schuld.” Der Israe­li lässt ihn ste­hen und fragt den nächs­ten: „Was hal­ten Sie von den Juden?” Der ant­wor­tet: „Wir müs­sen immer soli­da­risch mit Isra­el sein, das ist die Leh­re aus unse­rer Geschich­te.” Der Israe­li zuckt mit den Schul­tern und geht zum nächs­ten: „Wie den­ken Sie über die Juden?” Der Gefrag­te run­zelt die Stirn und erklärt: „Sie machen sich über­all wich­tig, sie drän­geln sich über­all vor, sie haben kein ande­res The­ma als sich selbst, ich mag sie nicht.”
Der Israe­li atmet auf und sagt: „Sie schei­nen ein ehr­li­cher Mann zu sein. Könn­ten Sie bit­te kurz auf mein Gepäck auf­pas­sen, ich muss drin­gend zur Toilette.”

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Apro­pos Heim­su­chung. Vor ein paar Tagen rück­te ich hier ein Foto unse­rer Kanz­le­rin­nen­rui­ne ein – möge sie ewig leben! –, auf wel­chem auch ein neben der Baba ein­her­schrei­ten­der grau­haa­ri­ger hage­rer Herr mit dem Reclam-Kunst­füh­rer unter dem Arm zu sehen war, den kun­di­ge Acta-Leser sogleich als den Kunst­his­to­ri­ker Horst Bre­de­kamp iden­ti­fi­zier­ten, wel­cher offen­kun­dig der in bel­la Ita­lia ihren Urlaub Ver­brin­gen­den den Cice­ro­ne mach­te. Dazu schreibt Leser ***:

„Im Jahr 2011 sah ich Bre­de­kamp und Mer­kel in der Aus­stel­lung ‚Gesich­ter der Renais­sance’ in Ber­lin, er mach­te eine Pri­vat­füh­rung für sie und Sau­er. Vor einem Bild rang er um die rich­ti­gen Wor­te, sehr ernst, ins Lee­re star­rend, theo­rie- und fremd­wort­be­la­den, vom Gemäl­de abge­wandt. Ich dach­te: Bre­de­kamp war nie ein wirk­li­cher Exper­te für Renais­sance-Male­rei, auch nicht für Por­trät, zumin­dest viel weni­ger als die Kura­to­ren der Aus­stel­lung. Es spricht gegen Mer­kel, ihn als Füh­rer gewählt zu haben. Ok, gro­ßer Name, und für ihr ästhe­ti­sches Emp­fin­den wird’s rei­chen. Und ich dach­te: Es passt zu ihm, dass er es geschafft hat, dass er die Füh­rung macht.

1993 beleg­te ich mein letz­tes Haupt­se­mi­nar bei Bre­de­kamp, sein ers­tes an der Hum­boldt-Uni. Er trat dort die best­be­zahl­te Kunst­his­to­ri­ker­stel­le Deutsch­lands an, man woll­te ihn uuuun­be­dingt haben. Sein Port­fo­lio, Fuß­ball in der Renais­sance, Iko­no­gra­phie des Bösen, war tren­dig. Zugleich stand er im Ruf, die zeit­ge­nös­si­sche Form des Uni­ver­sa­li­ko­no­gra­phen Aby War­burg zu sein. Und er sah echt ver­dammt gut aus.

Ja, Horst Bre­de­kamp. Deutsch­lands bekann­tes­ter Kunst­his­to­ri­ker. Der moder­ne Gelehr­te, ein ein­sa­mer Wolf. Mit der längs­ten Publi­ka­ti­ons­lis­te. Beses­sen von Bil­dern, so hieß es, Mani­ker, Fuß­ball­spie­ler, Mara­thon­läu­fer. Immer sehr enga­giert, meist ein wenig zu zer­knirscht daher­kom­mend, über­las­tet, unter­zu­ckert, der Magen über­säu­ert. Per­sön­lich betrof­fen von der Kunst.

Bre­de­kamp ist ein sehr sym­pa­thi­scher Mensch. Der Typ, mit dem man ger­ne ein Bier trinkt und scherzt, der bei Frau­en wie Män­nern Beschüt­zer­instink­te weckt. Ein­mal unter­brach er sei­nen Vor­trag, stütz­te sich auf den Tisch und frag­te: ‚Hat jemand viel­leicht irgend­et­was zu essen? Ich habe den gan­zen Tag noch nichts geges­sen.’ Stell­te man ihm im per­sön­li­chen Gespräch – ich war ein knap­pes Jahr Repro­duk­ti­ons­fo­to­graf des Insti­tuts an der HU – die Fra­ge: wie geht es Ihnen?, schau­te er zur Sei­te, atme­te schwer aus, und klag­te von der stän­dig zuneh­men­den Über­las­tung, er wis­se nicht mehr, wie er das alles schaf­fen solle.

In sei­nem Semi­nar wit­ter­te er rou­ti­niert die Stim­mung, er stimm­te allem zu bzw. fand alles beden­kens­wert, was ein oho und ein ach­was pro­du­zier­te, war es auch noch so krumm und schief, z.B. die Dar­stel­lung eines gene­tisch ver­un­glück­ten Schwei­nes von Dürer (Schwein von Land­ser, ca. 1496) als Erklä­rung für defor­mier­te Men­schen­lei­ber auf roma­ni­schen Säu­len­ka­pi­tel­len 250 Jah­re zuvor. Voll Cross­over. Gar­niert mit kom­pli­zier­ter Sprache.

Man kann nicht sagen, ob er das alles spielt, so echt ist es. Ähn­lich wie bei Hans Bel­ting weiß man bei ihm nie ganz genau, ob das, was er so vor­trägt, geni­al ist oder Geschwätz. Wahr­schein­lich ist es bei­des. Und Bre­de­kamp sieht sehr gut aus.

Er hat ani­mal cun­ning, den Instinkt für den Moment und den rich­ti­gen Ton, er ist der Donald Trump der Kunst­ge­schich­te. Er schaff­te es, mit der ewi­gen Varia­ti­on weni­ger The­men und der maxi­ma­len Nut­zung sei­ner schutz­be­foh­le­nen Mit­ar­bei­ter eine Unmen­ge von Publi­ka­tio­nen zu pro­du­zie­ren, und dabei das gro­ße Bild, die Poli­tik, im Auge zu behalten.

Ein Spa­gat, der schwer zu hal­ten war. 2007 stürz­te er vom Schwe­be­bal­ken, mit der Mono­gra­fie ‚Gali­lei der Künst­ler. Die Son­ne. Der Mond. Die Hand’. Unmit­tel­bar nach Erschei­nen hieß es in der Fach­re­zen­si­on: ‚Mit der vor­lie­gen­den Gali­lei-Mono­gra­fie voll­endet Horst Bre­de­kamp nach 20 Jah­ren inten­si­ver For­schung sei­ne mit Hob­bes und Leib­nitz begon­ne­ne Tri­lo­gie über die visu­el­len Denk­for­men der moder­nen Natur­wis­sen­schaft, Staats­theo­rie und Phi­lo­so­phie, wel­che sein in der Pres­se als Bre­de­kamp-Pro­jekt gefei­er­tes Haupt­werk bildet.’

Bre­de­kamp-Pro­jekt, das klingt nach Fran­chise. Hat sich die Pres­se beim Fei­ern geirrt?

Die Bild­akt­theo­rie der nach eige­nen Regeln kunst­schaf­fen­den Hand borg­te er sich zuvor von einer sei­ner Wis­sen­schaft­le­rin­nen, und sie gefiel ihm so gut, dass er 2005 neu auf­ge­tauch­te Zeich­nun­gen Gali­leis für echt erklär­te. Es ging um eini­ge von der Bun­des­re­gie­rung gut gefüll­te For­schungs­töp­fe – Exzel­lenz­clus­ter! – zu Bild­theo­rie, Inter­dis­zi­plin und Höhe­rem. Hob­bes, Leib­nitz und Bre­de­kamp. Spä­ter gestand er die Fäl­schung der Zeich­nun­gen ein.

Jetzt, geläu­tert, im Ruhe­stand und noch immer umtrie­big, macht er wie­der eine Füh­rung, in Rom. Für Mer­kel ist das bestimmt recht ange­nehm. Aber was will ein Mensch, des­sen Leben ver­meint­lich ganz von den schö­nen Küns­ten geprägt ist, mit die­ser plum­pen Frau?”

Soweit Leser ***, des­sen abschlie­ßen­de Fra­ge ich als eine soge­nann­te rhe­to­ri­sche ver­ste­he und des­halb offen las­se. Statt­des­sen kon­sul­tier­te ich die Zeit­geistschrott­sam­mel­stel­le, wo mir fol­gen­de Aus­kunft zuteil ward: „Bre­de­kamps Theo­rie des Bild­akts” – es gibt, um das hier von vorn­her­ein klar­zu­stel­len, natür­lich auch Akt­bil­der, sogar Bild­ak­te mit Akt­bil­dern – „unter­sucht (…) die auto­no­me Kraft des Bil­des. Im Auf­ein­an­der­tref­fen von Betrach­ter und Bild ent­fal­tet der Rezi­pi­ent dem­nach nicht allei­ne sei­ne eige­ne, sub­jek­ti­ve Wahr­neh­mung des Bil­des, son­dern wird mit einem Gegen­über kon­fron­tiert, das in sei­ner distink­ten Form Auto­no­mie besitzt und ausübt.”

Für sol­che Plat­ti­tü­den bekom­men Leu­te Geld, weil die Dumm­chen in den Semi­na­ren sie gie­rig schlu­cken. Das Bild exis­tiert vom Betrach­ter unab­hän­gig und übt eine Wir­kung auf ihn aus; ver­we­ge­ner for­mu­liert: Was der Betrach­ter wahr­nimmt, hängt in hohem Maße vom Bild ab. Hät­ten Sie’s gewusst?

„Ein Pro­fes­sor muss eine Theo­rie haben, wie ein Hund Flö­he haben muss”, befand recht bün­dig Hen­ry Lou­is Mencken.

Der Dürf­tig­keit zwar nicht gera­de Sub­stanz, aber einen erwei­ter­ten Gel­tungs­be­reich ver­schaf­fend, ver­wen­de Bre­de­kamp, heißt es wei­ter, „einen erwei­ter­ten Bild­be­griff: Das ‚Bild’ schließt alle mate­ri­el­len Arte­fak­te ein, die ein Mini­mum an mensch­li­cher Bear­bei­tung zei­gen.” Uecker, Penck und Udo Lin­den­berg wird’s freu­en, der Schim­pan­se Con­go indes muss noch auf erwei­ter­te Inklu­si­on hof­fen, sofern Affen über­haupt hof­fen können.

„Der Ter­mi­nus Bild­akt ist als Gegen­mo­dell zu dem aus der Sprach­wis­sen­schaft ent­stam­men­den Begriff des Sprech­akts ange­legt. Das Bild wird in die­ser Über­tra­gung in der Rol­le des Spre­chen­den ver­or­tet.” Hört, hört: Das Bild spricht zu uns! Wenn zum Bei­spiel eine Kreu­zi­gung dar­ge­stellt ist, spricht das Bild von der Kreu­zi­gung, wenn nicht gar der Gekreu­zig­te höchst­selbst zum beson­ders emp­fäng­li­chen Rezi­pi­en­ten­sub­jekt. Sogar die Still­le­ben demen­tie­ren ihren Namen, eines wie das ande­re, aus ihnen plap­pert es unaus­ge­setzt. Moder­ne­re Bil­der, unge­fähr ab Cézan­ne, spre­chen oft nicht ver­nehm­lich, aber immer­hin den Ver­nis­sa­gen­pö­bel an. Ob ein Orches­ter am Ende auch zu uns spricht? Die Sän­ger gar?

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Nach­dem ich neu­lich einen April­scherz nach­träg­lich für echt hielt, will ich nichts aus­schlie­ßen, aber …

Wie man sieht, ist an dem mul­ti­plen Geschöpf für jede:n was dran, theo­re­tisch könn­te es sich selbst befrie­di­gen und dabei zugleich sei­ne Möp­se befon­deln, auch dafür wäre gesorgt. Am inter­es­san­tes­ten indes scheint mir die Figur auf dem Kopf der hol­den Hermaphrodit:*In zu sein. Es han­delt sich um Sach­met, die ägyp­ti­sche Göt­tin des Krie­ges und der Heil­kunst. Im Mythos beauf­tragt der Son­nen­gott Re sei­ne löwen­köp­fi­ge Toch­ter, alle bösen Men­schen zu töten. Sach­met über­treibt es aller­dings mit der Aus­til­gung. Um sie zu stop­pen, ver­wan­delt Re sie in die kat­zen­köp­fi­ge Göt­tin Bas­tet, Schutz­her­rin der Frucht­bar­keit und der Schwan­ge­ren, über­dies die Göt­tin der Musik, des Tan­zes und der Feste.

Kön­nen wir dar­aus irgend­et­was schluss­fol­gern? Dass es nach dem Ende von LBGTQ etc. pp. der­einst wie­der nor­mal und fröh­lich wei­ter­geht? Wie steht’s um die­sen dop­pel­ten Bild-Akt? Bredekamp?

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Die pro­pe­re Maid links ist übri­gens Bun­des­mi­nis­te­rin für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung, natio­na­le Eli­te qua­si. (Ihre ara­bi­schen Part­ner für Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung wer­den gewiss dar­auf hin­wei­sen, dass es im Islam die Tage der Mens­trua­ti­on längst gibt; es sind die, an denen das Weib als unrein gilt.)

Freu­en wir uns auf die Woche der Diar­rhoe! Und den inter­na­tio­na­len Tag der Eja­ku­la­ti­on erst! Gera­de nach der Menstruation.

Män­ner haben seit Jahr­tau­sen­den Stark­blu­tun­gen ohne Ende, des­halb haben sie ja die Chir­ur­gie erfun­den. Aber die Mädels bekom­men es sel­ber offen­bar nicht hin.

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Es ist okay, Kom­mas zu setzen.

Das erin­nert mich an einen Witz sowie an einen Leser­brief im Spie­gel.

Zwei Frau­en, Typus in die Jah­re gekom­me­ne Schi­cke­ria­schach­tel, sit­zen auf dem Son­nen­deck eines Luxus-Liners. Sagt die eine: „Ich fin­de, alle Män­ner sind verschieden.”
Ver­setzt die ande­re: „So? Mei­ner noch nicht.”

Der Leser­brief reagier­te auf die Titel­ge­schich­te „Sind Frau­en klü­ger?” mit einer Gegen­fra­ge: „Klü­ger als was?”

 

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