29. März 2023

Dass eine Gesell­schaft über­haupt funk­tio­niert und sich im Leben zu hal­ten ver­steht, ist weit bedeu­ten­der als die unver­meid­li­chen Unge­rech­tig­kei­ten, wel­che sie dabei produziert.

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Wer gegen Trump ist, ist für den Krieg – kann man das so sagen?
Ja, das kann man so sagen.

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Heu­te mor­gen in der Ber­li­ner U‑Bahn sah ich, wie eine Frau, eine Schwar­ze übri­gens, sich schmink­te, was im „Reichs­hauptslum” (Don Alphon­so) durch­aus nicht gewöhn­lich ist, und ich dach­te an einen Satz, den ich vor vie­len Jah­ren nie­der­ge­schrie­ben habe: Eine Frau, die sich mor­gens zurecht­macht, tut mehr für die Kul­tur ihres Lan­des, als deren säm­li­che Funk­tio­nä­re. O ja.

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Die meis­ten moder­nen Plas­ti­ken im öffent­li­chen Raum haben kei­ne Iko­no­klas­ten zu befürch­ten, weil sie bereits selbst zur Iko­no­klas­tik gehören.

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Die Kon­ser­va­ti­ven glei­chen Eltern, die nach den Koma­sauf­par­tys ihrer lin­ken Spröss­lin­ge das Erbro­che­ne und die Scher­ben weg­räu­men und hof­fen, dass der Nach­wuchs beim nächs­ten Mal nicht das Haus anzündet.

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Man füh­re sich zuerst vor Augen, dass alle west­li­chen Gesell­schaf­ten jahr­hun­der­te­lang Mör­der und Gewalt­tä­ter hin­ge­rich­tet – also deren Gene aus­se­lek­tiert – haben, sodann, dass in den bei­den Welt­krie­gen zwei auf­ein­an­der fol­gen­de Gene­ra­tio­nen von Deut­schen die soge­nann­te Blü­te ihrer Männ­lich­keit opfern muss­ten, und schon wird das Phä­no­men der Harm- und Wehr­lo­sig­keit die­ses Vol­kes bis hin auf die Schul­hö­fe nicht mehr nur psy­cho­lo­gisch, son­dern auch gene­tisch plausibel.

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Öffent­lich-recht­li­che Selbst­be­schrei­bung. Der Deutsch­land­funk Kul­tur teilt mit:

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Immer neue Höhe­punk­te der Will­kom­mens­kul­tur wer­den – war­um  eigent­lich? – gemeldet.

Man sieht: Unser Land hat sich geän­dert, und zwar dras­tisch, und man­che lüs­ter­ne See­le freu­te sich dar­auf. Das Schlach­ten, wel­ches Akif Pirin­çci vor zehn Jah­ren pro­gnos­ti­zier­te, setzt sich mun­ter fort.

Wei­ten wir den Blick ins Regionale.

Zitat: „Erst­mals weist die Sta­tis­tik dabei auch Zah­len zu Angrif­fen mit Mes­sern aus: 110 sol­cher Fäl­le (plus 11 Pro­zent) regis­trier­te die Poli­zei im Kreis. Mehr­heit­lich grif­fen Migran­ten oder Flücht­lin­ge zu den Stich­waf­fen (ins­ge­samt 57 Pro­zent der Tat­ver­däch­ti­gen), vor allem aus der Tür­kei, Syri­en und Rumä­ni­en. […] Betrach­tet man alle Berei­che der Kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tik, fällt auf: Nicht­deut­sche bege­hen offen­bar über­pro­por­tio­nal vie­le Straf­ta­ten. Wäh­rend ihr Anteil an der Gesamt­be­völ­ke­rung der bei­den Land­krei­se 18,8 Pro­zent beträgt, haben 41 Pro­zent aller Ver­däch­ti­gen kei­nen deut­schen Pass. Straf­ta­ten, die nur Migran­ten bege­hen kön­nen, weil sie das Aus­län­der­recht betref­fen, flie­ßen dabei nicht mit ein.”

Dass die Kri­mi­nal­sta­tis­tik jetzt, nach­dem sich ein paar Moham­meds unter die Micha­els mischen, die Mes­ser­straf­ta­ten extra auf­führt, ist natür­lich unfair.

Immer­hin, lesen wir, gab es einen Rück­gang bei den Woh­nungs­ein­brü­chen. Und da behaup­ten man­che, ein Lock­down brin­ge nichts!

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Obwohl ’schland auf Rech­nung der Ein­ge­bo­re­nen in den ver­gan­ge­nen zwei Jahr­zehn­ten Mil­lio­nen Kost­gän­ger und in deren heh­rer Mit­te nolens volens Zehn­tau­sen­de Kri­mi­nel­le auf­ge­nom­men hat, ist wirk­li­cher Ras­sis­mus hier­zu­lan­de nur­mehr noch mit hoch­emp­find­li­chen Sen­so­ren auf­spür­bar – ein neu­er­li­cher Beleg für die schier unend­li­che Dres­sier­bar­keit die­ses staats­gläu­bi­gen Völk­chens. Das Geschäft eines ger­ma­no­pho­ben Het­zers besteht folg­lich dar­in, irgend­wie jenen Ras­sis­mus zu erzeu­gen, den er und sei­nes­glei­chen dann bekla­gen können.

Viel­leicht liegt es dar­an, dass die­se hell­häu­ti­gen Ukrai­ner – es gibt bekannt­lich noch die Afro­krai­ner – abwechs­lungs­hal­ber ein­mal ech­te Flücht­lin­ge sind, die sich über­dies in der Kri­mi­nal­sta­tis­tik erschüt­ternd rar machen? Dass Schwar­ze in ’schland aus Zügen „geschubst” wer­den, war mir bis­lang unbe­kannt; ich erin­ne­re mich ledig­lich, und zwar leb­haft, an den klei­nen Jun­gen und des­sen Mut­ter, die zu Frank­furt von einem Schwar­zen vor einen ein­fah­ren­den ICE „geschubst” wur­den, wie ja über­haupt seit den Tagen des freund­li­chen Gesichts immer mal wie­der indi­ge­ne Kar­tof­feln von elan­vol­len Hilfs­be­düf­ti­gen vor Züge gesto­ßen oder gewor­fen werden.

Ich hof­fe doch, neben­bei, dass die Züge wäh­rend der in die­sem Tweet monier­ten Schub­s­e­rei­en wenigs­tens ste­hen? Und dass es sich bei den „Schub­sern” um Bun­des­po­li­zis­ten, bei den Geschubs­ten um ille­gal Ein­ge­reis­te handelt?

Ohan­we ist übri­gens die­ser gemüt­vol­le Zeitgenosse:

Aus­wan­dern nach Hai­ti will der Bub aber nicht, denn sein Ein­kom­mens- bzw. Inklu­si­ons­mo­dell – und eini­ges ande­re auch – funk­tio­niert dort nicht (Schlin­gel mei­nen: man­gels Weißer).

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Mir ist übri­gens klar, dass vie­le Men­schen, die hier ein­wan­dern, auf der Suche nach einem bes­se­ren Leben sind, sich eine Exis­tenz auf­bau­en und eine Fami­lie grün­den wol­len, und, neben­bei, nicht das gerings­te Inter­es­se an „Dis­rup­tio­nen” und gesell­schafts­zer­set­zen­der „Diver­si­ty” haben. Des­to ver­ächt­li­cher sind jene, die die­se Men­schen für den Kampf gegen die west­li­che Zivi­li­sa­ti­on instru­men­ta­li­sie­ren wollen.

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Am Sonn­tag habe ich mir „Tár” ange­se­hen, in einem erstaun­lich lee­ren Kino, des­sen Unge­füllt­heit mir im Lau­fe des Fil­mes indes immer ver­ständ­li­cher erschien, denn die­ses Opus ist stra­pa­zi­ös. „Es war so ruhig, wie ich es lan­ge nicht mehr erlebt habe und es wur­de kein Pop­corn geges­sen. Die Anwe­sen­den wirk­ten sehr kon­zen­triert. Nach rund 45 Minu­ten ver­lie­ßen zwei den Saal, die ande­ren blie­ben soweit und wirk­ten am Ende doch rat­los”, las ich amü­siert in einer online-Rezen­si­on. Eine gewis­se Rat­lo­sig­keit bemäch­tig­te sich auch mei­ner, wäh­rend ich mir Pop­corn ein­warf und Weiß­wein trank (das Münch­ner Arri-Kino hat nicht nur in die Lie­ge­po­si­ti­on ver­stell­ba­re, beque­me Ses­sel, man wird dort auch am Platz bedient).

Falls es jeman­dem ent­gan­gen sein soll­te: Cate Blan­chett spielt in die­sem mit eini­gem media­len Trom­mel­wir­bel ange­kün­de­ten Film eine Diri­gen­tin, eben jene (fik­ti­ve) Lydia Tár, die zum einen die ers­te Frau am Pult der Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­ker, zum ande­ren les­bisch ist, wobei man sich heut­zu­ta­ge nicht sicher sein kann, wel­ches der bei­den Spe­zi­fi­ka sich als emi­nen­ter erwei­sen wird. Auf den ers­ten Blick wirkt die­se Kon­stel­la­ti­on poli­tisch über­kor­rekt. Wer mag in einen sol­chen Film gehen?, frug mich im Dun­kel des Vor­führ­saals flüs­ternd mein Weib und Ehe­ge­spons, und wir einig­ten uns zunächst dar­auf, dass Musi­ker und Les­ben des­sen eigent­li­che Kli­en­tel sei­en. Aller­dings kamen wir im Ver­lau­fe der knapp drei Stun­den von die­ser The­se ab, denn aus der Sicht einer Aller­welts­les­be ohne soge­nann­ten Bezug zur klas­si­schen Musik ist „Tár” doch recht lang­wei­lig, wäh­rend einem pro­fes­sio­nel­len Musi­ker fast alle im Orches­ter spie­len­den Pas­sa­gen ziem­lich hane­bü­chen vor­kom­men dürf­ten, obwohl mit Aus­nah­me der Kapell­meis­te­rin sowie der von Nina Hoss ver­kör­per­ten Ers­ten Vio­lo­nis­tin alle Musi­ker­dar­stel­ler Pro­fis sind. Das genügt jedoch schon. Es ist ein­fach lai­en­haft, wie Cate Blan­chett schlägt – das hät­te man dou­beln kön­nen –; außer­dem gerät kein wirk­li­cher Diri­gent wäh­rend der Pro­ben in einen emo­tio­na­len Rausch, son­dern er erle­digt sei­nen Job; es fehlt schließ­lich das Publi­kum, das im Film aber stän­dig als prä­sent mit­ge­dacht wer­den muss.

Aller­dings kann man auch nicht sagen, dass die­ser Film von klas­si­scher Musik han­delt. Er erweckt zwar anfangs mit eini­gen das „Nor­mal­pu­bli­kum” aus­schlie­ßen­den Dia­log­kö­dern für musi­ka­lisch Gebil­de­te den Ein­druck, aber um dem Plot zu genü­gen, könn­te die Maes­tra, die sich sym­pa­thi­scher­wei­se mit Maes­tro anre­den lässt, weil sie ganz bewusst in den gro­ßen Spu­ren ihrer Vor­gän­ger wan­delt, auch eine Star­ar­chi­tek­tin, Insti­tuts­di­rek­to­rin oder Kura­to­rin eines bedeu­ten­den Muse­ums (oder Fes­ti­vals) sein; ein Sin­fo­nie­or­ches­ter, eines der bes­ten der Welt zudem, macht frei­lich mehr her. Die klas­si­sche Musik ist qua­si nur die Nähr­lö­sung, auf wel­cher das Gesche­hen wächst.

Wäh­rend sich die Hand­lung mit einer gewis­sen Zähig­keit ent­rollt, gewinnt der Zuschau­er den Ein­druck, der Film kön­ne auf eine kri­ti­sche Para­phra­se zu Iden­ti­ty Poli­tics und Can­cel Cul­tu­re hin­aus­lau­fen, doch dann erfolgt ein the­ma­ti­scher Wech­sel hin zu den Intri­gen und dem soge­nann­ten Macht­miss­brauch inner­halb von Hiera­chien, die hier eben im Musik­be­trieb ange­sie­delt sind. Die­ser Macht­ge­brauch – aus der Per­spek­ti­ve der Ohn­mäch­ti­gen ist jeder Macht­ge­brauch ein Miss­brauch – ist im Film vor­ran­gig ero­tisch kon­no­tiert. Die Kapell­meis­te­rin lebt mit der ers­ten Gei­ge­rin zusam­men, sie hat­te augen­schein­lich ein Ver­hält­nis mit ihrer Assis­ten­tin sowie mit einer Nach­wuchs­di­ri­gen­tin, die sich das Leben nimmt, wofür Tár Grün­de bei­gesteu­ert hat, wes­halb sie ihre Assis­ten­tin anweist, den gesam­ten Mail­ver­kehr mit der Sui­zi­dan­tin zu löschen. Wäh­rend­des­sen stellt die Maes­tra einer auf ihr Betrei­ben ins Orches­ter auf­ge­nom­me­nen Cel­lis­tin nach. Die nicht über­ra­schen­de, aber über­ra­schen­der­wei­se aus­ge­spro­che­ne Poin­te lau­tet, dass eine les­bi­sche Che­fin in die­sem Belang nicht bes­ser ist als ein männ­li­cher Chef. Bekannt­lich arbei­ten vie­le Homo­se­xu­el­le in der Kunst­sze­ne, gera­de in der klas­si­schen Musik­bran­che – bei den Arbeits­zei­ten dort ist es eh bes­ser, kei­ne Fami­lie zu haben –, so dass zumin­dest die­ser Teil der Hand­lung glaub­wür­dig erscheint.

Der Rest ist Hexen­jagd. Eine kal­te, ego­zen­tri­sche, nach immer neu­en ero­ti­schen Erobe­run­gen suchen­de Künst­le­rin wird von Kol­le­gen, Spon­so­ren und Part­ne­rin fal­len­ge­las­sen, öffent­lich­keits­wirk­sam erle­digt und einem so pro­fa­nen wie ent­wür­di­gen­den Ende zuge­führt, was man ihr gönnt und zugleich auch nicht, denn die Moti­ve ihrer Geg­ner sind ja kei­nen Deut edler. (Bei einem wirk­li­chen Genie müss­te man sich an die­ser Stel­le der Fra­ge aus­set­zen, inwie­weit die Maß­stä­be der Welt auch für Aus­nah­me­men­schen gel­ten. Hät­te man einem Furtwäng­ler oder Kara­jan im Fal­le sexu­el­ler Nöti­gungs­vor­wür­fe die Lei­tung der Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­ker weg­neh­men sollen?)

Die bes­te Sze­ne spielt in einem Semi­nar­raum der Juil­li­ard-School. Dort diri­giert ein zap­pe­li­ger Musik­stu­dent, der sich selbst als BIPoC bezeich­net – er ist nicht wirk­lich schwarz –, irgend­ei­ne zeit­ge­nös­si­sche Kom­po­si­ti­on. (Das Dep­pen­kür­zel BIPoC meint Black, Indi­ge­nous and Peo­p­le of Color; indi­ge­ne Wei­ße, Wikin­ger zum Bei­spiel, aber nicht.) Tár ver­wi­ckelt den Stu­den­ten in ein Gespräch und fragt ihn, was er von Bach hält. Der Bube erwi­dert, Bach sei nicht sein Ding. Madame insis­tiert wei­ter und spielt ihm das ers­te Prä­lu­di­um aus dem „Wohl­tem­pe­rier­ten Kla­vier” vor (war­um eigent­lich nichts ande­res? An die­ser Stel­le befürch­te­te ich, da sie im Film Mahlers Fünf­te ein­stu­diert, im wei­te­ren Ver­lauf stän­dig mit dem kleb­ri­gen Ada­giet­to behel­ligt zu wer­den, was aber geschmack­vol­l­er­wei­se unter­bleibt). Dar­auf­hin wird der per­ma­nent mit einem Bein wip­pen­de Stu­dent deut­li­cher und erklärt, dass er es als kolo­rier­te Per­son nicht nötig habe, sich mit den Wer­ken von wei­ßen, miso­gy­nen Cis-Män­nern aus­ein­an­der­zu­set­zen, die über Jahr­hun­der­te die Musik domi­niert hät­ten und ihn gewis­ser­ma­ßen aus der Ver­gan­gen­heit unter­drück­ten (wes­halb aus­ge­rech­net der acht­ba­re Zeu­ger und Fami­li­en­mensch Bach miso­gyn gewe­sen sein soll, weiß ich nicht; viel­leicht gel­ten Kin­der ja inzwi­schen als Mord­an­schlä­ge auf die Frau). Tár for­dert den zap­peln­den Scho­last auf, sich nicht in eine Opfer­rol­le zu bege­ben; statt mit den Kom­po­nis­ten zu hadern, möge er sich mit ihrer Musik beschäf­ti­gen. Wenn er Bach aus­schließ­lich nach Her­kunft und Haut­far­be beur­tei­le, nach wel­chen Kri­te­ri­en wün­sche er in Zukunft für sei­ne Leis­tun­gen beim Diri­gie­ren bewer­tet zu wer­den? Der ras­sis­ti­sche Anti­ras­sist ver­lässt das Semi­nar mit einer genu­schel­ten und streng­ge­nom­men sexis­ti­schen Beschimp­fung der Diri­gen­tin, irgend­was mit bitch, wenn ich mich recht entsinne.
Die Poin­te wäre frei­lich, dass sol­che Figu­ren im nicht unwahr­schein­li­chen Fal­le des Talent­man­gels genau dar­auf spe­ku­lie­ren, dass sie auch als Min­der­leis­ter zwecks Umge­hung des Ras­sis­mus­vor­wurfs min­des­tens cum lau­de durch­ge­schleust werden.
Von gewis­sen Lang­at­mig­kei­ten abge­se­hen, ist der Film tech­nisch gut gemacht, manch­mal unter­halt­sam, sogar Sze­nen aus einer Rea­li­ty Soap namens Dit is Ber­lin kom­men vor, aber emp­feh­len kann und will ich ihn nicht unbedingt.

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Hier spricht der Sponsor.

Sechs Erzäh­lun­gen, die vor allem um das The­ma Num­mer eins krei­sen: Frau­en locken Män­ner an, Män­ner stel­len Frau­en nach, Frau­en legen Män­ner her­ein. Ein jun­ger Bank­an­ge­stell­ter ver­liert sich in der obses­si­ven Beob­ach­tung einer loka­len Schön­heit. Eine Abend­ge­sell­schaft unter­hält sich über die rech­te Art zu ster­ben. Ein alter Mann erzählt zwei theo­re­ti­sie­ren­den Femi­nis­tin­nen das Real­dra­ma sei­ner Fami­lie. Ein Mil­li­ar­där kauft Frau­en, bis sich Gott und Satan mit einer Wet­te ein­mi­schen. Jemand will sich auf sei­nen letz­ten Weg bege­ben, aber … Mit Fabu­lier­lust und der ihm eige­nen Sprach­kunst erzählt Micha­el Klo­novs­ky von Lie­be, Begeh­ren und dem Tod. Sei­ne sechs Erzäh­lun­gen sind in den spä­ten soge­nann­ten Nuller­jah­ren ent­stan­den, seit­dem bereits his­to­risch gewor­den und hät­ten im Unter­ti­tel auch „Geschich­ten aus der alten Bun­des­re­pu­blik“ hei­ßen kön­nen: ein Rück­blick ins zwei­te Biedermeier.

Zur Bestel­lung geht es hier.

(Das war eine Anzeige.)

***

Hach, die­ses Netz­ge­dächt­nis. Die Urver­si­on sah so aus:

Die kor­ri­gier­te so.

War­um es in Deutsch­land ein Woh­nungs­pro­blem gibt, schreibt die regie­rungs­na­he Pres­se natür­lich nicht. Deutsch­land hat in weni­gen Jah­ren zwei Mil­lio­nen Migran­ten ins Land gelas­sen, und die pas­sen natür­lich nicht alle in die Gefäng­nis­se, son­dern brau­chen Wohn­raum (den ein gro­ßer Teil von ihnen nicht ein­mal selbst bezah­len kann). Des­we­gen sind Woh­nun­gen knapp und teu­rer gewor­den. Des­we­gen sol­len die Alten aus­zie­hen. Also die­je­ni­gen, die die­ses Land in den Zustand ver­setzt haben, dass es über­haupt Migran­ten anzieht. Wie Bernd Zel­ler sinn­ge­mäß for­mu­lier­te: Alle wol­len in einem Land leben, das die Grü­nen her­vor­ge­bracht hat, aber nie­mand will in einem Land leben, das die Grü­nen her­vor­ge­bracht haben.

Nun sol­len die Senio­ren also ihre Quar­tie­re räu­men und Platz machen für immer neue Migran­ten­ko­hor­ten. Und die­sel­ben Figu­ren, die das for­dern, behaup­ten zugleich, ein Bevöl­ke­rungs­aus­tausch fin­de nicht statt.

***

Apro­pos Aus­tausch oder, wie es kor­rekt heißt, Per­so­nal­wech­sel mit begrenz­tem Serviceangebot:

Mit einem ara­bi­schen Stra­ßen­schild zollt man näm­lich ein­ge­wan­der­ten Deut­schen Respekt. Oder bis­su islamophob?

Ein Geg­ner der katho­li­schen Kir­che, des Paps­tes, der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che ist links, aber wer sich gegen den Islam bzw. des­sen Aus­brei­tung nach Euro­pa erklärt, ist rechts, obwohl nun gera­de die­se Reli­gi­on paläo­kon­ser­va­ti­ve, patri­ar­cha­li­sche Struk­tu­ren stützt und das Gros ihrer Anhän­ger an Demo­kra­tie – der Begriff wie stets hier mit aller gebo­te­nen Iro­nie aus­ge­spro­chen – nicht inter­es­siert ist und des­halb eigent­lich von den Woken atta­ckiert wer­den müss­te. Aber sie haben Angst, die Schwes­tern, ihre Isla­mo­pho­bie ist real.

Des­halb lesen wir dies:

Fas­sen wir den aktu­el­len Stand zusa­men: Karl Mar­tell war ein Rech­ter und Ras­sist, die Recon­quis­ta war rechts und ras­sis­tisch, und die Erobe­rung der Ibe­ri­schen Halb­in­sel durch die Ara­ber wahr­schein­lich fort­schritt­lich, unge­fähr so fort­schritt­lich wie die Anne­xi­on Klein­asi­ens durch die mus­li­mi­schen Seldschuken.

In den meis­ten Arti­keln über den Schil­der­fre­vel wird übri­gens dar­auf hin­ge­wie­sen, dass in Düs­sel­dorf bereits eine Stra­ße exis­tiert, die sowohl auf  Deutsch als auch auf Japa­nisch aus­ge­schil­dert ist – in der Rhein­stadt lebt die größ­te japa­ni­sche Com­mu­ni­ty in Deutsch­land –, und dar­an habe doch auch nie­mand Anstoß genom­men. Nun, die Japa­ner arbei­ten in der Regel, bezah­len ihre Rech­nun­gen selbst, leben unauf­fäl­lig, ihre Jugend wird nicht mit Gewalt­ta­ten vor­stel­lig, sie sper­ren ihre Wei­ber nicht weg und ver­hül­len sie auch nicht, ver­lan­gen kei­ne Shin­to­is­mus­kon­fe­ren­zen, kei­nen Tem­pel­bau, kei­ne öffent­li­chen Gebets­ru­fe, und ein Trend zur immer wei­te­ren Aus­brei­tung ist nicht erkennbar.

***

Wäh­rend für den einen oder ande­ren Gewalt­tä­ter im Kitt­chen kein Zim­mer frei und der Mas­ken­schwin­del längst auf­ge­flo­gen ist, sit­zen in ’schland noch immer Ärz­te ein, weil sie Mas­ken­be­frei­un­gen aus­ge­stellt oder auf ande­re Wei­se gegen den Coro­na­maß­nah­men­sta­chel gelöckt haben.

(Demo in Frei­berg, natür­lich Sachsen.)

Beson­ders enga­gier­te Büt­tel geben der­weil kei­ne Ruhe.

***

Lese­rin ***, „im Raum Wörth/Karlsruhe” lebend, hat eine „erschre­cken­de Erfah­rung gemacht” – ich kann das weder bestä­ti­gen noch demen­tie­ren und stel­le den Besu­chern des Klei­nen Eck­la­dens anheim, es zu tun –: „Anti­bio­ti­ka für Kin­der sind nicht mehr erhält­lich und auch nicht lie­fer­bar. Län­ger­fris­tig. Hier­bei geht es beson­ders um Peni­cil­li­ne wie Pen­he­x­al oder Infec­tioceph. Ersatz­pro­duk­te gibt es eben­falls nicht. Der­zeit fin­det gera­de die nach Coro­na fest­zu­stel­len­de Atem­wegs­er­kran­kungs­wel­le statt, in den Kin­der­gär­ten mas­si­ve Schar­lach­aus­brü­che und Magen-Darm-Infek­te. Mei­ne Kin­der sind mit 2, 5 und 8 Jah­ren von bei­dem betroffen.

Hier fin­det unter dem Radar eine tat­säch­li­che Gefähr­dung von Gesund­heit und Leben der Pati­en­ten statt. Die grund­le­gen­de medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung ist nicht mehr gewähr­leis­tet. Mich erin­nert es an den Film ‚Der drit­te Mann’ von Orson Wel­les. Dar­in wird die Situa­ti­on des Peni­cil­lin­man­gels nach dem 2. Welt­krieg beschrie­ben. Mein Groß­va­ter ist des­we­gen gestor­ben. Es scheint heu­te aber nie­man­den zu stö­ren. Ich habe dut­zen­de Apo­the­ken abte­le­fo­niert, selbst gro­ße medi­zi­ni­sche Zen­tren haben kei­ne Vor­rä­te mehr. Eine Fla­sche gab es noch, der nächs­te hat Pech. Es ist ein gigan­ti­sches poli­ti­sches Ver­sa­gen der Gesund­heits­mi­nis­ter von Bund und Län­dern. Ver­mut­lich kann man das auch auf Out­sour­cing etc. zurück führen.

Es wird wohl kein regio­na­les Pro­blem sein. Bit­te the­ma­ti­sie­ren Sie die­sen so still statt­fin­den­den Skandal.”

PS: „Als Vater höre ich seit Ende letz­ten Jah­res (nicht allein vom ansäs­si­gen Apo­the­ker), dass auch fie­ber­sen­ken­de Mit­tel für Kin­der und Säug­lin­ge nicht beschafft wer­den kön­nen. Freun­de aus Süd­eu­ro­pa haben uns schon zu Weih­nach­ten gefragt, ob sie ent­spre­chen­de Mit­tel mit­brin­gen soll­ten. Im übri­gen Euro­pa soll es die­se Eng­päs­se angeb­lich nicht geben.”
(Leser ***)

PPS: „Als Kin­der­arzt kann ich Ihnen die beschrie­be­nen Eng­päs­se nur bestä­ti­gen. Schon seit letz­tem Jahr, als die ers­te post-Coro­na-Maß­nah­men-Infek­ti­ons­wel­le durch die Popu­la­ti­on der Jun­gen und Jüngs­ten rausch­te und unter ande­rem für eine schwe­re Wel­le an RSV-Infek­tio­nen sorg­te, waren die Bestän­de unter ande­rem an Ibu­profen völ­lig erschöpft und für Pri­vat­per­so­nen in der Apo­the­ke gar nicht mehr erhält­lich. Für die Kli­nik beka­men wir nur rus­si­sches Ibuprofen.

Man kann also nur hof­fen, dass Putin nicht auf die Idee kommt, uns zu sank­tio­nie­ren. Es mag natür­lich auch sein, dass es sich um Ibu­profen han­delt, das für den rus­si­schen Markt bestimmt war und wegen der Sank­tio­nen dann nicht dort­hin gelang­te. So oder so: Lei­den muss­ten mal wie­der – wie so oft – die Kleins­ten. Dass einem dabei (nicht nur als Arzt) das Mes­ser in der Tasche auf­geht, kön­nen Sie sich sicher denken.”
(Leser ***)

 

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