Von Verschwörungen und Theorien darüber

Auf mehr­fa­chen Wunsch ver­öf­fent­li­che ich den Text mei­nes ers­ten Pod­casts (zu sehen ist er nach wie vor hier, ab Min. 18.00).

 

Bevor wir über Ver­schwö­rungstheo­rien spre­chen, müs­sen wir die Fra­ge klä­ren: Was ist eine Verschwörung?

Für eine Ver­schwö­rung brau­chen wir zunächst eine Grup­pe von Per­so­nen, die ein gemein­sa­mes Ziel haben und einen Plan, wie die­ses Ziel zu errei­chen ist. Das pas­siert stän­dig, der FC Bay­ern Mün­chen zum Bei­spiel hat das Ziel, deut­scher Meis­ter zu wer­den, und einen Plan dafür, der sogar ver­läss­lich funk­tio­niert. Aller­dings ist das kein Geheim­nis. Ganz wich­tig in unse­rem Zusam­men­hang ist, dass sowohl das Ziel als auch der Plan geheim blei­ben, wie auch die Mit­tel, die zu des­sen Durch­set­zung ein­ge­setzt wer­den. Die Öffent­lich­keit darf nichts erfahren.

Ver­schwö­run­gen im Sin­ne von Intri­gen, gehei­men Abspra­chen, Pro­pa­gan­da, orga­ni­sier­ter Irre­füh­rung der Öffent­lich­keit gehö­ren zur Poli­tik und über­haupt zum gesell­schaft­li­chen Leben wie Part­ner­schaf­ten und Eifer­sucht. Das ist all­ge­mein unstrit­tig. Es gibt kei­ne Poli­tik ohne Ver­schwö­run­gen. Juli­us Cae­sar ist das berühm­tes­te Opfer einer Kaba­le gewe­sen, und hät­te Stauf­fen­berg sei­ne Akten­ta­sche bes­ser pos­tiert, gäbe es einen womög­lich noch berühm­te­ren Fall.

Wenn das Haupt­merk­mal einer Ver­schwö­rung ihre Geheim­hal­tung ist, folgt dar­aus zwei­er­lei. Ers­tens: Eine nicht uner­heb­li­che Zahl von gelun­ge­nen Ver­schwö­run­gen wird nie bekannt. Zwei­tens: Das Offen­bar­wer­den einer Ver­schwö­rung beweist in der Regel, dass sie geschei­tert ist.

Was den zwei­ten Punkt betrifft, muss man inzwi­schen aller­dings rela­ti­vie­ren. Die Eli­ten des mul­ti­me­dia­len Zeit­al­ters haben gelernt, dass ver­dammt wenig ver­bor­gen bleibt, und sich für eine neue Stra­te­gie ent­schie­den. Sie geben ihre Plä­ne der Öffent­lich­keit mehr oder weni­ger bekannt. Der „Gre­at reset“ des Welt­wirt­schafts­fo­rums wird so offi­zi­ell ver­kün­det wie die „Gro­ße Trans­for­ma­ti­on“ unse­rer Indus­trie­ge­sell­schaft oder der „Glo­bal Com­pact for Migra­ti­on“. Wer die­se Plä­ne aller­dings für bare Mün­ze nimmt und die Fol­gen all­zu genau abzu­wä­gen ver­sucht, bekommt zu hören, er sei ein Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und Alu­hut-Trä­ger, der alles ver­zer­re und falsch verstehe.

Selbst­ver­ständ­lich gibt es auch när­ri­sche Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und Alu­hut-Trä­ger. Mit die­ser Kli­en­tel framen Jour­na­lis­ten gern Zeit­ge­nos­sen mit plau­si­blen, aber uner­wünsch­ten Argu­men­ten, um sie gemein­sam für unzu­rech­nungs­fä­hig zu erklä­ren. Zum Bei­spiel, indem sie Geg­ner der Coro­na­imp­fung in einem Atem­zug mit Men­schen nen­nen, die glau­ben, die Erde sei eine Schei­be oder sie sei erst 6000 Jah­re alt.

Ver­schwö­rungstheo­rien sind zunächst ein­mal ledig­lich der mehr oder weni­ger intel­li­gen­te Ver­such, undurch­schau­ba­re poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Pro­zes­se zu erklä­ren. Sie fol­gen dem Mot­to: Kei­ne Wir­kung ohne Ursa­che, kein Rauch ohne Feu­er. Aller­dings gesche­hen vie­le Din­ge ein­fach unge­plant und chao­tisch. Alles ist eine Fol­ge von irgend­et­was, soviel ist klar, aber es bie­ten sich unend­lich vie­le Ursa­chen an. Wenn Sie sich zum Bei­spiel den Bun­des­tag anse­hen, könn­ten Sie leicht auf den Gedan­ken kom­men, es habe eine Ver­schwö­rung der Schlecht­ge­klei­de­ten zum Nach­teil des deut­schen Anse­hens in der Welt statt­ge­fun­den. Aber ich kann Ihnen ver­si­chern: Die meis­ten Abge­ord­ne­ten bemer­ken es nicht ein­mal. Anton Hof­rei­ter etwa, der nun wirk­lich wie der Kopf die­ser Ver­schwö­rung aus­sieht, wür­de gar nicht ver­ste­hen, wovon ich rede.

Ande­re soge­nann­te Ver­schwö­rungs­theo­rien sind ledig­lich Ver­mu­tun­gen oder Gerüch­te, und die kön­nen sogar unter­trie­ben sein. Wenn ich das, was ich in mei­nen knapp drei­ßig DDR-Jah­ren an Gerüch­ten über die Sta­si gehört habe, im Nach­hin­ein mit der Wirk­lich­keit ver­glei­che, dann war die Wirk­lich­keit dem Gerücht um Län­gen voraus.

Das Haupt­ar­gu­ment gegen eine all­zu stim­mi­ge Ver­schwö­rungs­theo­rie besteht dar­in, dass sie die Intel­li­genz der Betei­lig­ten über­schätzt. Oft machen sich die Akteu­re nur eine güns­ti­ge Lage zunut­ze, die ganz ohne ihr Wir­ken ein­ge­tre­ten ist. Karl Kraus hat ein­mal gesagt: Es ist nicht wahr, dass ich ihn an die Wand drü­cken woll­te; es ist mir bloß gelungen.

Bei tat­säch­li­chen Ver­schwö­rungstheo­rien han­delt es sich um Theo­rien wie ande­re auch. Natür­lich kann eine sol­che Theo­rie rei­ner Unsinn sein. Die Wahr­schein­lich­keit dafür steigt mit den Aus­ma­ßen der angeb­li­chen Ver­schwö­rung sowie der Anzahl der Betei­lig­ten. Nicht mal die Juden sind so schlau, wie es man­che Anti­se­mi­ten zugleich befürch­ten und gern hätten.

Inter­es­sant aber unbe­ant­wort­bar ist die Fra­ge, ob es mehr Ver­schwö­run­gen oder mehr Ver­schwö­rungs­theo­rien gibt; jeden­falls gibt es nicht zu jeder Theo­rie eine Ver­schwö­rung und nicht zu jeder Ver­schwö­rung eine Theorie.

Soweit der theo­re­ti­sche Teil. Kom­men wir zum praktischen.

Wäh­rend die Exis­tenz von Ver­schwö­run­gen unbe­strit­ten ist, haben die Theo­rien dar­über eine schlech­te Pres­se. Der Begriff ist ein­deu­tig nega­tiv besetzt. Wer behaup­tet: Das ist eine Ver­schwö­rungs­theo­rie, will sagen: Das ist Unsinn, das ist Schwur­be­lei, das ist böse, und Nan­cy Fae­ser wür­de hin­zu­fü­gen: Das ist staats­feind­li­che Hetze.

Des­we­gen ist die Ver­schwö­rungs­theo­rie in der Medi­en­öf­fent­lich­keit auch schon zum „Ver­schwö­rungs­my­thos“ und zur „Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung“ degra­diert wor­den, und dar­aus, wie die Genos­sen Medi­en­schaf­fen­den bei der Umbe­nen­nung kol­lek­tiv mit­zie­hen, könn­te man schon wie­der eine Ver­schwö­rungs­theo­rie stri­cken, wenn es sich nicht bloß um die nor­ma­le Ver­hal­tens­wei­se eines Sar­di­nen­schwarms han­deln wür­de. Ich blei­be aber heu­te der Ein­fach­heit hal­ber beim Begriff Ver­schwö­rungs­theo­rie. Gera­de der lin­ke Main­stream hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gan­ze Theo­rie­müll­hal­den auf­ge­häuft, und ich fin­de, dass sol­che Leu­te nicht das Recht haben, dem Begriff der Theo­rie nun eine beson­de­re Serio­si­tät abzuverlangen.

Wer jeman­dem unter­stellt, er ver­brei­te Ver­schwö­rungs­theo­rien, been­det die Debat­te. Ich weiß, dass da drau­ßen vie­le Nar­ren und Spin­ner unter­wegs sind, die tat­säch­lich davon über­zeugt sind, dass gehei­me Gesell­schaf­ten mit sinis­tren Moti­ven die Welt regie­ren und mit denen sich zu unter­hal­ten ein dickes Fell oder ein gewis­ses Quan­tum Humor vor­aus­setzt – sinis­ter heißt übri­gens latei­nisch „links“, immer­hin das Motiv wür­de also stim­men. Der Trick der Medi­en und ande­rer Abwehr­zau­be­rer besteht aber dar­in, bereits die Benen­nung von Tat­sa­chen oder das Stel­len von Fra­gen mit dem Attri­but „ver­schwö­rungs­theo­re­tisch“ zu stigmatisieren.

Das aktu­el­le Stich­wort dafür heißt: Coro­na. Die letz­te gro­ße ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Wel­le vor Coro­na roll­te übri­gens nach den Anschlä­gen vom 11. Sep­tem­ber durch die west­li­che Welt. Ich will es gleich vor­aus­schi­cken, dass die soge­nann­te Covid-19-Pan­de­mie für mei­ne Begrif­fe kei­nem Ver­schwö­rungs­sze­na­rio folg­te, son­dern unter die Rubrik „Gele­gen­heit macht Die­be“ fällt. Wenn Sie so wol­len, war die Ver­schwö­rung nicht die Ursa­che der Pan­de­mie, son­dern ihre Fol­ge. Dafür spricht, dass Staa­ten unter­schied­lichs­ter Struk­tur und ver­schie­dens­ten Auto­ri­täts­gra­des ähn­lich auf das Virus reagiert haben, und zwar wie Staa­ten eben zu reagie­ren pfle­gen: mit spon­ta­nen robus­ten Schutz­maß­nah­men. Sie müs­sen han­deln, Nicht­han­deln wird in Kri­sen sofort als Zögern inter­pre­tiert und mit Schuld­zu­schrei­bun­gen ver­bun­den. Da es immer Geschä­dig­te gibt, hat der Han­deln­de bes­se­re Argu­men­te als der Hand­lungs­ver­wei­ger, denn er kann behaup­ten, ohne sein ent­schie­de­nes Tätig­wer­den wäre alles viel schlim­mer gekom­men; wir wer­den die­se Sto­ry dem­nächst noch oft hören. Ob die Ent­schlüs­se rich­tig oder falsch waren, ent­schei­det der lie­be Gott und irgend­wann viel­leicht ein His­to­ri­ker. Aber wenn ein Staat erst ein­mal sei­ne Macht aus­ge­dehnt hat, zieht er sich ungern wie­der zurück. Das mein­te ich mit der For­mu­lie­rung, die Ver­schwö­rung sei eher eine Fol­ge der Pan­de­mie. Auch die angeb­lich demo­kra­ti­schen Staa­ten des Wes­tens – ich ver­wen­de den Begriff „demo­kra­tisch“ nie ohne Iro­nie – haben in den Coro­na­jah­ren auto­ri­tä­res Blut geleckt, die Herr­schen­den haben Geschmack dar­an gefun­den, von oben durch­re­gie­ren zu kön­nen, ohne durch Oppo­si­ti­on und Wider­spruch behel­ligt zu wer­den. Einer durch gelenk­te Medi­en ver­ängs­tig­ten Gesell­schaft konn­te man erschüt­ternd leicht die prak­ti­sche Abschaf­fung der Gewal­ten­tei­lung und die ein­ge­schränk­te Gel­tung der Grund­rech­te ver­kün­den. Von Poli­zis­ten auf­ge­lös­te Kin­der­ge­burts­tags­fei­ern, Ver­weil­ver­bot auf Park­bän­ken, Haus­durch­su­chun­gen bei unbot­mä­ßi­gen Rich­tern, vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt abge­seg­ne­te Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen im Namen der Volks­ge­sund­heit und der Kli­ma­ret­tung, die Abschaf­fung des Sou­ve­räns des Grund­ge­set­zes eben­falls mit dem Segen der Karls­ru­her Rich­ter – wer hät­te sich das vor zwan­zig Jah­ren alp­träu­men lassen?

Coro­na wird nach mei­ner, aber kei­nes­wegs nur mei­ner Ansicht die Blau­pau­se für künf­ti­ge Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen bei der Durch­set­zung der glo­ba­lis­ti­schen Agen­da sein. Inter­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen ohne Legi­ti­ma­ti­on wer­den auf die­sem Wege das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker immer wei­ter demon­tie­ren. Man wird sich zum Zwe­cke einer soge­nann­ten Kli­ma­ret­tung all der Restrik­tio­nen erin­nern, die bei Coro­na zwar viel­leicht nicht gehol­fen, aber Wir­kung gezeigt haben. Sie wer­den bei der Kli­ma­ret­tung auch nicht hel­fen, aber die Macht der Eli­ten stär­ken. Doch dar­über ein andermal.

Vie­les von dem, was die Kri­ti­ker der Coro­na-Bekämp­fungs­maß­nah­men vor­brach­ten, denen man bald den Kose­na­men „Schwurb­ler“ ver­lieh, soll­te sich schließ­lich als ganz oder teil­wei­se rich­tig erwei­sen. Was anno 2020 in den Medi­en als Ver­schwö­rungs­theo­rie ver­ächt­lich gemacht wur­de, war ein Jahr spä­ter Regie­rungs­han­deln oder zumin­dest aner­kann­te Tat­sa­che. Zum Bei­spiel die als absur­des­te aller Quer­den­ker­schwur­be­lei­en abge­ta­ne Impf­pflicht. Ob nun die lan­ge ver­leug­ne­ten erheb­li­chen Neben­wir­kun­gen der Impf­stof­fe, ihre rela­ti­ve Wir­kungs­lo­sig­keit beim Anste­ckungs­schutz, ob die nicht unwahr­schein­li­che Her­kunft des Virus aus einem chi­ne­si­schen Labor, ob die zu kei­ner Zeit an ihrer Über­las­tungs­gren­ze beleg­ten Inten­siv­sta­tio­nen, die Dra­ma­ti­sie­rung der Sta­tis­tik durch die Nicht-Unter­schei­dung zwi­schen an und mit Covid Ver­stor­be­nen, die Unge­fähr­lich­keit des Virus für jun­ge und gesun­de Men­schen, die Nutz­lo­sig­keit von Lock­downs, die Geschäf­te der Phar­ma­kon­zer­ne mit nicht ein­mal lizen­sier­ten Stof­fen, das etwas klei­ne­re Geschäft mit den Mas­ken, die Belie­big­keit der Test­ergeb­nis­se, die letzt­lich nur her­bei­ge­tes­te­te Pan­de­mie – alles ist zuerst von den Schwurb­lern the­ma­ti­siert wor­den. Aufs Gan­ze gese­hen, haben sich die Quer­den­ker gar nicht schlecht geschla­gen. Sie dürf­ten sogar nach Punk­ten gewon­nen haben. Aber wie Antoine de Riva­rol schrieb: „Wer drei­ßig Minu­ten vor den ande­ren die Wahr­heit sagt, gilt 30 Minu­ten lang als närrisch.“

Das hängt einer­seits mit der unglaub­lich dum­men Öffent­lich­keits­ar­beit der Regie­rung und der kanz­ler­amts­na­hen Medi­en zusam­men. Obwohl sie mehr oder weni­ger im Blind­flug unter­wegs waren, und zwar ohne Leit­strahl, und sich zum Teil auf gro­tes­ke Wei­se selbst wider­spra­chen, haben Regie­rungs­ver­tre­ter zwei Jah­re so getan, als wüss­ten sie alles bes­ser und hät­ten die Lage im Griff. Die Bericht­erstat­tung der Medi­en über die Kri­ti­ker wie­der­um war unse­riö­ser als die Kri­ti­ker selbst. Deut­sche Medi­en wür­den Kas­san­dra heu­te als „Schwurb­le­rin“ bezeich­nen. Tat­säch­lich muss man den soge­nann­ten Impf­ver­wei­ge­rern dank­bar sein, denn durch sie haben wir eine Kon­troll­grup­pe. Statt­des­sen hat man sie aus­ge­grenzt, öffent­lich beschimpft, dis­kri­mi­niert und in Ber­lin mit Was­ser­wer­fern bestrichen.

Mit­un­ter ist es nicht leicht zu ent­schei­den, was eine ernst­zu­neh­men­de Aus­sa­ge und was hys­te­ri­scher Non­sens ist. Neh­men wir ein Bei­spiel. Dr. Andrew Bostom, ein ame­ri­ka­ni­scher Epi­de­mio­lo­ge, hat auf Twit­ter eine wis­sen­schaft­li­che Stu­die gepos­tet, die zei­gen soll, dass mRNA-Injek­tio­nen sich nega­tiv auf die Sper­mi­en­qua­li­tät – inzwi­schen muss man aus Grün­den der Tole­ranz sagen: auch auf die Sper­mi­en­qua­li­tät von Frau­en – aus­wir­ken sol­len. Twit­ter sperr­te ihn dau­er­haft; der Mann hat­te 47.700 Fol­lower. Bei Get­tr wäre ihm das nicht passiert.

Aus ver­schwö­rungs­theo­re­ti­scher War­te ist der Fall nicht unin­ter­es­sant. Mr. Bostom könn­te die Theo­rie ver­brei­ten wol­len, die glo­ba­len Eli­ten um das WEF arbei­te­ten gezielt dar­an, die Zahl der Bewoh­ner die­ses Pla­ne­ten zu redu­zie­ren, um das Öko­sys­tem Erde zu ret­ten. Und nun bedien­ten sie sich dafür der Imp­fung gegen das Coro­na­vi­rus. Sol­che Theo­rien kur­sie­ren tat­säch­lich, und die ela­bo­rier­te­ren behaup­ten sogar, dass die­se Eli­ten das Virus dafür extra in die Welt gesetzt haben. Hier sind wir auf einer Ebe­ne, wo die Schwur­be­lei der Kli­max entgegenstrebt.

Die Ergeb­nis­se der von Mr. Bostom ver­brei­te­ten Stu­die könn­ten natür­lich ein­fach wahr sein. Oder Mr. Bostom erzählt Bull­shit. Aller­dings ist Bull­shit von der Mei­nungs­frei­heit gedeckt. Wenn es sich um lin­ken Bull­shit han­delt, wird er gemein­hin auch nicht gelöscht. Die Lösch­zü­ge, die inzwi­schen bei Twit­ter, bei Face­book und vor allem bei You­tube zum Ein­satz kom­men, näh­ren die Theo­rie, dass die gesam­te west­li­che Öffent­lich­keit inklu­si­ve der online-Gigan­ten den woken Glo­ba­lis­ten in die Hän­de gefal­len ist.

Ich bin kein Freund von Ver­schwö­rungs­theo­rien, sofern sie aufs Groß­egan­ze, womög­lich Pla­ne­ta­ri­sche zie­len, doch ist mir, wie gesagt, klar, dass Gele­gen­heit Die­be macht. Und Covid-19 war eine phan­tas­ti­sche Gele­gen­heit. Das heißt, die Ver­schwö­rung bestand nicht im wei­sen Pla­nen, son­dern im instink­ti­ven Zupa­cken und nicht-wieder-Loslassen.

Ich kann mich zum Bei­spiel der Theo­rie oder The­se nicht ver­schlie­ßen, dass die Pan­de­mie von den Finanz­eli­ten dahin­ge­hend aus­ge­nutzt wird, den bereits bestehen­den Makro­trend der Geld­men­gen­aus­wei­tung zu beschleu­ni­gen und gleich­zei­tig infla­tio­nä­re Schä­den hin­aus­zu­schie­ben. Die Fed, die EZB und die ande­ren Zen­tral­ban­ken der Welt haben ein Meer von Liqui­di­tät geschaf­fen und damit ihre Wäh­run­gen zum Nach­teil der Bevöl­ke­run­gen abge­wer­tet. Nun droht eine gefähr­li­che Rezes­si­on. Was tun? Ein Not­fall, lau­tet die Ver­schwö­rungs­theo­rie, ist in sol­chen Situa­tio­nen immer hilf­reich. Coro­na die­ne dazu, die Bevöl­ke­run­gen still­zu­hal­ten und über die Ein­füh­rung von digi­ta­lem Geld in Ver­bin­dung mit einer digi­ta­len Iden­ti­tät eine neue Qua­li­tät der Kon­trol­le über sie zu erlan­gen. Das alles lau­fe auf eine Art kyber­ne­tisch orga­ni­sier­te, mone­tä­re Leib­ei­gen­schaft hin­aus. Die Spal­tung der Bevöl­ke­rung auf der Grund­la­ge des Impf­sta­tus sei ein epo­cha­ler Schritt auf die­sem Wege gewe­sen. Wenn der Wider­stand gebro­chen sei, wer­de ein obli­ga­to­ri­scher digi­ta­ler Aus­weis ein­ge­führt, der die „Tugend­haf­tig­keit“ unse­res Ver­hal­tens erfas­se und unse­ren Zugang zur Gesell­schaft reg­le. Covid sei das tro­ja­ni­sche Pferd für die­sen Durch­bruch gewesen.

Schwur­be­lei? Ich zitie­re ein paar Mel­dun­gen. Die Deut­sche Bank hat im Juni ange­kün­digt, dem­nächst in ihren Filia­len kein Bar­geld mehr anzu­bie­ten. „Wir wol­len Impf­aus­weis und Per­so­nal­aus­weis zusam­men­füh­ren“, erklär­te der CEO der Luca-App, Patrick Hen­nig, im Janu­ar 2022. Aus Schwe­den kam die Mel­dung, dass sich die ers­ten Pro­ban­den Gesund­heits­chips unter die Haut implan­tie­ren las­sen haben. Der Pfi­zer-CEO Albert Bour­la ver­riet den Wirt­schafts­eli­ten auf dem WEF-Forum in Davos, dass sei­ne Fir­ma Pil­len her­stel­le, in denen sich ein Chip befin­de, der ein Signal an die zustän­di­gen Behör­den sen­de, sobald die Pil­le ver­daut wur­de *. In Chi­na nutzt die Regie­rung den obli­ga­to­ri­schen digi­ta­len Gesund­heits­sta­tus der Bür­ger, um deren Ver­hal­ten zu len­ken. Ohne einen grü­nen Code auf ihrer Smart­phone-App ver­lie­ren die Bür­ger den Zugang zu öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln und Räu­men wie Restau­rants und Ein­kaufs­zen­tren, sowie das Recht, durch das Land zu rei­sen. Im Juni wur­de ein geplan­ter Pro­test von Hun­der­ten von Bank­ein­le­gern in Hen­an, Zen­tral­chi­na, die Zugang zu ihren ein­ge­fro­re­nen Gel­dern haben woll­ten, auf die­se Wei­se ver­ei­telt. Die App sprang bei der Ein­rei­se ein­fach bei allen auf rot. Bra­ve New World.

Auch in die­sem Spiel lie­gen die Schwurb­ler mit ihren Gerüch­ten und Ver­däch­ti­gun­gen also vorn. Und das ist noch gru­se­li­ger als im Fal­le von Coro­na. Ja, aber das ist Chi­na, sagen die Opti­mis­ten. Das his­to­ri­sche Gedächt­nis der meis­ten Men­schen reicht nicht tie­fer als ein paar Jah­re. Die nahe­lie­gends­te Lek­ti­on aus der deut­schen Geschich­te wol­len offen­bar nur weni­ge ler­nen. Sie lau­tet: Der Staat ist nicht Ihr Freund.

Die zwei­te Ver­schwö­rungs­theo­rie, auf die ich ein­ge­hen möch­te, ist der soge­nann­te „Gro­ße Aus­tausch” („Grand Rem­pla­ce­ment”), stark­deutsch auch „Umvol­kung” genannt.  Auf Wiki­pe­dia lesen wir, es hand­le sich um einen „poli­ti­schen Kampf­be­griff der Neu­en Rech­ten, mit dem Ein­wan­de­rung von Nicht­wei­ßen und Mus­li­men auf eine angeb­li­che Ver­schwö­rung mit dem Ziel zurück­ge­führt wird, die wei­ßen Mehr­heits­be­völ­ke­run­gen zu erset­zen. Als Urhe­ber des angeb­li­chen Plans wer­den etwa die Glo­ba­lis­ten, die Eli­ten, die Pri­vat­wirt­schaft, die Juden, Mul­ti­kul­tu­ra­lis­ten oder supra­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen wie die EU oder die Ver­ein­ten Natio­nen genannt. Die­ses gilt als ras­sis­ti­sche und anti­se­mi­ti­sche Verschwörungstheorie.“

Der Witz bei die­ser Dar­stel­lung besteht dar­in, dass die Pas­sa­gie­re der „Tita­nic“ zwar durch­aus zur Kennt­nis neh­men dür­fen, wie stark das Vor­der­deck bereits über­spült ist, aber nicht das ein­drin­gen­de Was­ser und der dro­hen­de Unter­gang soll sie inter­es­sie­ren, son­dern dass es Leu­te gibt, die behaup­ten, die gan­ze Sache sei von vorn­her­ein geplant gewe­sen. Dabei war der Kapi­tän nur unvor­sich­tig, und der Ree­der woll­te einen Preis gewinnen.

Gemes­sen an den Tat­sa­chen ist der Aspekt der Pla­nung in die­sem Fall zunächst ein­mal recht neben­säch­lich. Die Abnah­me des Anteils der Wei­ßen bei gleich­zei­ti­ger Zunah­me ande­rer Eth­ni­en in den west­li­chen Län­dern – und nur dort – lässt sich schlech­ter­dings nicht leug­nen. Es bedarf dafür kei­ner Theo­rie und auch kei­ner theo­re­ti­schen Unter­füt­te­rung, es genügt voll­auf, sich in deut­schen Innen­städ­ten umzu­schau­en – oder, wer ganz weit in die Zukunft bli­cken will, in Schu­len und Kindergärten.

Es ist nur noch eine Fra­ge der Zeit, bis in allen grö­ße­ren Städ­ten Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit stel­len. In Frank­furt am Main war es bereits 2017 so weit. In Offen­bach haben über 60 Pro­zent der Men­schen einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund. In Stutt­gart fast 60 Pro­zent der unter 18jährigen. „Die eth­ni­schen Deut­schen wer­den bald zu einer Min­der­heit neben ande­ren“, sag­te der Migra­ti­ons­for­scher Jens Schnei­der im Juli 2019 im Spie­gel. Der Ber­li­ner Migra­ti­ons­for­scher Her­bert Brück­ner pro­gnos­ti­zier­te im Mai 2021, dass bis zum Jahr 2040 in Deutsch­land der Anteil der Men­schen mit aus­län­di­schen Wur­zeln auf 40 Pro­zent stei­gen werde.

Im Novem­ber 2015, die Flut stand gera­de am höchs­ten, sag­te die grü­ne Abge­ord­ne­te Ste­fa­nie von Berg vor der Ham­bur­ger Bür­ger­schaft: „Unse­re Gesell­schaft wird sich ändern, unse­re Stadt wird sich radi­kal ver­än­dern. Ich bin der Auf­fas­sung, dass wir in 20, 30 Jah­ren gar kei­ne eth­ni­schen Mehr­hei­ten mehr haben in unse­rer Stadt. Und ich sage Ihnen ganz deut­lich, gera­de hier in Rich­tung rechts: Das ist gut so.“ Nie­mand außer­halb des rech­ten Spek­trums rüg­te die Grü­ne für die­ses Aus­plau­dern der Wahr­heit. Wer den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch begrüßt, darf ihn verkünden.

Yascha Mounk, deut­scher Pro­fes­sor für Poli­tik an der Har­vard Uni­ver­si­ty, ver­kün­de­te ein paar Sün­den­jähr­chen spä­ter in den Tages­the­men: „Wir wagen ein his­to­risch ein­zig­ar­ti­ges Expe­ri­ment“, näm­lich „eine mono­eth­ni­sche und mono­kul­tu­rel­le Demo­kra­tie in eine mul­ti­eth­ni­sche zu ver­wan­deln“. Dabei wer­de es natür­lich auch „Ver­wer­fun­gen“ geben, aber er sei opti­mis­tisch, dass es gelin­gen wer­de. Klar, hät­te er die­sen Vor­gang pes­si­mis­tisch beur­teilt, wäre er nicht in die Tages­the­men gekommen.

Bemer­kens­wert war, dass die Inter­viewe­rin, Caren Mios­ga, die­sen Bescheid ohne jedes Nach­ha­ken hin­nahm. Sie hät­te bei­spiels­wei­se fra­gen kön­nen oder sogar müs­sen, wer eigent­lich der Expe­ri­men­ta­tor sei bei die­sem his­to­risch ein­zig­ar­ti­gen Expe­ri­ment, und war­um „wir“, wenn wir die­sen Ver­such schon über uns erge­hen las­sen müs­sen, nicht gefragt wor­den sind, ob wir das auch wol­len. Und was genau mit „Ver­wer­fun­gen“ gemeint sei? Die Sil­ves­ter­kir­mes von Köln? Der Lkw-Zwi­schen­fall am Ber­li­ner Breit­scheid­platz? Ich brach­te spä­ter das Atten­tat von Hanau dafür ins Gespräch und wur­de des­halb von einem FAZ-Her­aus­ge­ber der Nie­der­tracht und des Bio­lo­gis­mus gezie­hen. Die jour­na­lis­ti­sche Darm­flo­ra der Bun­des­kanz­le­rin funk­tio­nier­te exzellent.

Hal­ten wir jeden­falls fest: Wir wagen ein Expe­ri­ment, das in den Tages­the­men ver­kün­det wur­de, und die Mode­ra­to­rin nahm es als selbst­ver­ständ­lich hin. Ein Expe­ri­ment pas­siert aber nicht ein­fach so. Irgend­wer muss es pla­nen, star­ten, beglei­ten, die Ver­suchs­an­ord­nung kon­trol­lie­ren, am Ende alles aus­wer­ten. Auch der Har­vard-Schelm hat also die rech­te Ver­schwö­rungs­theo­rie bestätigt.

Aller­dings hat das sogar die Kanz­le­rin getan, unser Ver­häng­nis im Hosen­an­zug, indem sie den „Glo­bal Com­pact for Migra­ti­on“ unter­zeich­ne­te, in wel­chem ganz unge­niert erklärt wird, dass die glo­ba­le Völ­ker­wan­de­rung nur eine Rich­tung kennt. Nie­mand will, dass Gha­na wei­ßer und die Tür­kei bun­ter wird; nur das arme alte Euro­pa soll sich eth­nisch wan­deln, bis, ja bis, das fragt sich nicht, da sei der Hal­den­wang vor. Man muss natür­lich zynisch und tie­fen­ver­lo­gen sein, offi­zi­ell von repla­ce­ment migra­ti­on – also Aus­tausch- bzw. Ersatz­mi­gra­ti­on – und resett­le­ment – Neu­an­sied­lung – zu spre­chen und zugleich zu behaup­ten, ein Aus­tausch fin­de nicht statt. Und das ist UN-Sprech, das kommt nicht von den Identitären.

Peter Sut­her­land bei­spiels­wei­se, der ver­stor­be­ne ers­te Gene­ral­di­rek­tor der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on, von 1995 bis 2015 Chair­man bei Gold­man Sachs, Bera­ter zahl­rei­cher Regie­run­gen, Euro­päi­scher Kom­mis­sar für Wett­be­werb, Vor­sit­zen­der der Tri­la­te­ra­len Kom­mis­si­on Euro­pa und Vize-Vor­sit­zen­der der Bil­der­berg-Kon­fe­renz, in der Ära von Kofi Annan UN-Son­der­be­richt­erstat­ter für Migra­ti­on, ein Glo­ba­list reins­ten Was­sers und der feuch­te Traum eines jeden Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kers, hat erklärt: „Die Euro­päi­sche Uni­on soll­te ihr Mög­lichs­tes tun, ein Gefühl unse­rer [eth­ni­schen] Homo­ge­ni­tät und unse­rer Ver­schie­den­heit von ande­ren zu unter­mi­nie­ren.“  Was haben wir eben in der Wiki­pe­dia gele­sen? Die rech­ten Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker behaup­ten, supra­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen wie die EU und die Ver­ein­ten Natio­nen steck­ten hin­ter dem Aus­tausch. Die Grü­nen, die Roten und hin­rei­chend vie­le Schwar­ze wol­len die ille­ga­le Migra­ti­on nach Deutsch­land been­den, indem sie sie ein­fach für legal erklä­ren. „Wahl­recht für Aus­län­der: Umvol­kung muss kon­kret wer­den“, twit­ter­te Kevin Küh­nert. Wenn Gau­land oder Curio so etwas sagen wür­den, kämen sie in den Ver­fas­sungs­schutz­be­richt. Des­halb mein Vor­schlag zur Güte: Es heißt nicht Umvol­kung oder Bevöl­ke­rungs­aus­tausch, son­dern Per­so­nal­wech­sel mit ein­ge­schränk­tem Serviceangebot.

Ich bin am Ende mei­nes Ser­mons ange­langt und möch­te zusam­men­fas­sen. Ver­schwö­rungs­theo­rien kön­nen zutref­fen oder nicht, als Theo­rien sind sie im Glücks­fal­le ein intel­lek­tu­el­les Ver­gnü­gen, im schlim­men Fall eine intel­lek­tu­el­le Zumu­tung. Die­je­ni­gen, die in der Öffent­lich­keit mit dem Begriff Ver­schwö­rungs­theo­rie her­um­fuch­teln, möch­ten in der Regel nur jeman­den für dis­kus­si­ons­un­wür­dig erklä­ren, und nicht sel­ten haben sie recht. Aufs Gan­ze gese­hen, kann man auf die For­mu­lie­rung sol­cher Theo­rien ver­zich­ten. Es genügt voll­auf, die Fak­ten zu zitie­ren; die Gegen­sei­te macht dann ganz von allein Ver­schwö­rungs­theo­rien daraus.

 

* Leser *** macht dar­auf auf­merk­sam, dass es sich nicht um eine Tablet­te von Pfi­zer, son­dern einer ande­ren Fir­ma gehan­delt habe, über die Bour­la im Jahr 2018 beim WEF sprach. (Aber wenn die Metho­de Schu­le macht, ist Pfi­zer bestimmt mit dabei.)

 

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