9. Juli 2023

„Einen Toast, Olig­arch?” – „Aber gern! Ich erhe­be mein Glas heut
Auf den welt­wei­ten Sieg unse­rer Demokratie!”
Lui­sa flie­get noch immer, lan­ge noch wird sie fliegen,
Aber ins Land der Ver­nunft fin­det sie nim­mer den Weg.
Grü­ner Narr, du ent­larvst stets das Böse, du bringst es dem Auge
Näher, in Wort und Taten, Best­mensch, wenn du dich entlarvst.
Böh­mer­mann, Lanz, „Hart aber fair”, die Damen Will und Maischberger:
Eine Baum­schu­le wirkt dane­ben fast pittoresk.
***
In nahe­zu jeder deut­schen Buch­hand­lung fin­det sich ein Tisch vol­ler Bücher, die vor den Rech­ten, Rechts­po­pu­lis­ten, wei­ßen Supre­ma­tis­ten, wei­ßen Ras­sis­ten, der AfD, ande­ren rech­ten Par­tei­en etc. pp. „war­nen” und zum „Kampf” gegen sie auf­ru­fen. Es liegt aber kein ein­zi­ges Buch aus, das die Rech­ten ver­tei­digt, ihnen wenigs­tens Ver­ständ­nis ent­ge­gen­bringt, nicht ein­mal wenn es sich um den Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten han­delt, also einen von sech­zig bis sieb­zig Mil­lio­nen Ame­ri­ka­nern gewähl­ten Poli­ti­ker und Frie­den­stäu­be­rich. Kein dort aus­lie­gen­des Buch dürf­te die AfD oder Vic­tor Orbán auch nur neu­tral behan­deln (es läge sonst nicht aus). Zwi­schen all den dex­tro­pho­ben Pam­phle­ten und Käfer­samm­lun­gen fin­det der Kun­de das eine oder ande­re Werk­lein, das den radi­ka­len Islam oder den „Isla­mis­mus” als Pro­blem beschreibt, gemil­dert und kom­pen­siert von ande­ren Druckerzeug­nis­sen, die sich mit Islam- oder Mus­lim­feind­schaft beschäf­ti­gen. Schrift­tum gegen den Links­ra­di­ka­lis­mus, über­haupt gegen links, grün oder den Sozia­lis­mus an sich, fin­det der inter­es­sier­te Leser an Orten mit Publi­kums­ver­kehr gemein­hin nicht.
***
Zu Pir­na, Dun­kel­deutsch­land, ereig­ne­te sich und trug sich zu ein Angriff auf ein Hoheits­zei­chen der Bun­des­re­pu­blik. Atta­ckiert wur­de die inof­fi­zi­el­le Natio­nal- bzw. künf­ti­ge Sied­lungs­ge­biets­flag­ge (der­zeit immer­hin schon offi­zi­ells­ter aller Geßlerhüte).
Para­graph 90 StGB „Ver­un­glimp­fung des Staa­tes und sei­ner Sym­bo­le”, Absatz 2: „Eben­so wird bestraft, wer eine öffent­lich gezeig­te Flag­ge der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land oder eines ihrer Län­der oder ein von einer Behör­de öffent­lich ange­brach­tes Hoheits­zei­chen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land oder eines ihrer Län­der ent­fernt, zer­stört, beschä­digt, unbrauch­bar oder unkennt­lich macht oder beschimp­fen­den Unfug dar­an verübt.”
War­um sonst soll­te der Staats­schutz ermitteln?
***
Ges­tern im Bier­gar­ten fiel mir ein Kalau­er ein, näm­lich: Was hat Vera Lengs­feld allen Twit­te­rern, You­tubern und Insta­gra­mern voraus?
Sie hat­te schon in der DDR eif­ri­ge Fol­lower.
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Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.

Um ihr Wahl­ver­hal­ten zu ermit­teln, wur­den chro­nisch psy­chisch Kran­ke befragt (das liegt schon ein biss­chen zurück, doch war­um soll­te sich dar­an etwas ändern?). Ergeb­nis: „Es fin­det sich eine sta­bi­le Prä­fe­renz der Par­tei­en des ‚lin­ken’ Spek­trums. Jeweils mehr als zwei Drit­tel der Befrag­ten gaben ihre Stim­me der SPD oder den Grünen.”

(Ich dan­ke Leser *** für den Hinweis.)

***
Man möge Gie­ßen weit­räu­mig umfah­ren, sag­te ges­tern das Radio. Dort fand näm­lich das soge­nann­te Eri­trea-Fes­ti­val statt, eine von lus­ti­gen Ost­afri­ka­nern nun schon im zwei­ten Jahr und mit ähn­li­chem Kol­la­te­ral­kla­mauk als mime­ti­sche Kopie des kur­disch-tür­ki­schen Kon­flikts in ’schland auf­ge­führ­te Scha­ra­de. Die Gedan­ken von Nan­ny Fae­ser, falls jemand deren Auf­ent­halts­ort wis­sen will, waren danach bei den ver­letz­ten Polizisten.
Zwi­schen­fäl­le mit Mes­sern, bei denen jeweils ein Betei­lig­ter zu sei­nen Göt­tern, Vor­fah­ren und Lei­chen­be­schau­ern ein­be­stellt wur­de, gescha­hen zu Heim­feld (Ham­burg) – „Die Hin­ter­grün­de sind noch völ­lig unklar” (NDR) –, in einer Dresd­ner Stra­ßen­bahn – „Der Hin­ter­grund der töd­li­chen Atta­cke ist noch voll­kom­men unklar” (Welt) – und im rhein­land-pfäl­zi­schen Bad Hön­nin­gen – „Die Hin­ter­grün­de der Tat sind noch völ­lig unklar” (Mer­kur). Vom Migra­ti­ons­hin­ter­grund jeweils wie immer abgesehen.
Dazu gab es noch fünf ver­letz­te Teil­neh­mer eines offen­bar von Bil­dungs­be­nach­tei­lig­ten atta­ckier­ten Abi­balls in Gör­litz. „Man merkt”, notiert Leser ***, „dass die Wochen­en­den nicht mehr so spie­ßig lang­wei­lig sind.”
***
Den Unter­schied zwi­schen Ursa­chen- und Sym­ptom­be­kämp­fung kennt der Nie­der­län­der genau­so gut wie sein öst­li­cher Nachbar.
***
Neu­es vom Kampf der Zivil­ge­sell­schaft gegen die Völker.
In Ungarn”, schreibt Leser *** und schickt mir das unten­ste­hen­de Foto, „geben Sor­os & Co. nicht auf: Soeben wur­de im IX. Bezirk von Amnes­ty International-‚Aktivisten’ (also bezahl­ten Ange­stell­ten der Glo­ba­lis­ten) die­se öffent­li­che Bank mit Unter­stüt­zung der stell­ver­tre­ten­den Bür­ger­meis­te­rin, die der an die deut­schen Pira­ten erin­nern­den ‚Hun­de­par­tei’ ange­hört, ‚umge­wid­met’: ‚Offen – frei – glück­lich’ steht da in Regen­bo­gen­let­tern geschrie­ben. Inter­es­sant die lüg­ne­ri­sche Ver­qui­ckung von ‚Amnes­tie’ mit der LGBTQ-Agen­da. Sie sug­ge­riert ‚Ver­fol­gung’. In Ungarn wird natür­lich kein ein­zi­ger Mensch wegen sei­ner Homo- oder Para­phi­lie verfolgt.
Die Pla­ket­te der ame­ri­ka­ni­schen NGO zeigt aber auch unge­wollt schön, dass die Akti­on nicht ‚aus der Mit­te der unga­ri­schen Gesell­schaft’ erwach­sen ist. Es ist völ­lig klar, wohin Ungarn bei einem Wahl­sieg der ‚Dol­lar-Lin­ken’ drif­ten wür­de: offe­ne Gren­zen, Flu­tung mit Migran­ten, Klein­kind­sexua­li­sie­rung, Homo-‚Ehe’, Quo­ten­zwang, Las­ten­fahr­rä­der, Wär­me­pum­pen, Ruin des Mit­tel­stands usw.”
PS: „Die besag­te Bank wur­de von Fans des Fuß­ball­ver­eins des Stadt­teils (Feren­cvá­ros) neu­tral umge­stri­chen. Auf ihrer Face­book-Sei­te schrei­ben sie: ‚Die­se Stadt ist nicht so.’
War­ten wir die Bür­ger­meis­ter­wah­len nächs­tes Jahr ab.”
***
Damit wären wir beim Thema.
Wenn eine Grü­ne die Medi­en­viel­falt zu stär­ken ver­heißt, soll­ten, wie ein Jour­na­list schrie­be, sofern ein rech­ter Poli­ti­ker oder Elon Musk dies täten, „die Alarm­glo­cken schril­len”. Fräu­lein Roths Fai­ble für die Frei­heit der Anders­den­ken­den ähnelt bzw. gleicht jenem der Zitat­schöp­fe­rin Rosa Luxem­burg, die es eben­falls inner­par­tei­lich oder mei­net­hal­ben inner­frak­tio­nell meinte.
„Nur eine viel­fäl­ti­ge Medi­en­land­schaft ist immun gegen zu macht­vol­le Mei­nun­gen ein­zel­ner, nur wirk­lich freie Medi­en ermög­li­chen eine umfas­send infor­mier­te und enga­gier­te Gesell­schaft mit einer selbst­be­stimm­ten Wil­lens­bil­dung und Teil­ha­be an demo­kra­ti­schen Pro­zes­sen”, sta­tu­iert der für die FAZ-Gast­bei­trä­ge­rin arbei­ten­de Plat­ti­tü­den­au­to­mat, und wer woll­te Plat­ti­tü­den wehren?
„Der rus­si­sche Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne sowie die Ver­su­che der Desta­bi­li­sie­rung und Mei­nungs­ma­ni­pu­la­ti­on haben uns die zen­tra­le Rol­le frei­er und unab­hän­gi­ger Medi­en ein­mal mehr dras­tisch vor Augen geführt.”
Hier muss ich der min­nig­li­chen Maid bzw. ihrem Ali­as bei­pflich­ten. Die nahe­zu völ­li­ge Abwe­sen­heit ver­wert­ba­rer Infor­ma­ti­on zum Ukrai­ne­krieg in den deut­schen Medi­en ist bedenk­lich. Stän­dig höre und lese ich zum Bei­spiel von rus­si­schen Nie­der­la­gen, Schlap­pen, Ver­lus­ten, Deser­teu­ren, Nach­schub­män­geln, Rück­zü­gen; gleich­zei­tig sind wir alle gehal­ten, den Durch­bruch der Rus­sen nach Ber­lin not­falls durch den Ein­satz von Hof­rei­tern zu vereiteln.
„Schon seit eini­ger Zeit erle­ben wir geziel­te Atta­cken auf unse­re demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen, den Ver­lust der gegen­sei­ti­gen Ach­tung im öffent­li­chen Dis­kurs und eine Ver­ro­hung der Debatten.”
Wobei nach Ansicht der schein­hei­li­gen Clau­dia Atta­cken der Regie­rung, des Regie­rungs­schut­zes und des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­rich­tes auf die demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen im Namen des Kamp­fes gegen
a) den Klimawandel,
b) die Mut­ter aller Pan­de­mien und ihre Kinder,
c) rechts
nie­mals statt­ge­fun­den haben und die Schuld für die Spal­tung der Bevöl­ke­rung in Grün und Böse klar bei den Bösen liegt.
„Um die Medi­en als Pfei­ler unse­res euro­päi­schen Demo­kra­tie­mo­dells wirk­sa­mer als bis­her zu schüt­zen und zu för­dern, hat die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on den Ent­wurf eines Medi­en­frei­heits­ge­set­zes vor­ge­legt und damit regu­la­to­ri­sches Neu­land betreten.”
Jenes Ter­rain, das sie als Neu­land bezeich­net, ist recht gut erschlos­sen; erst waren die Jako­bi­ner dort, dann die Hei­li­ge Alli­anz, spä­ter die Bol­sche­wi­ken usw. Man darf aber aner­ken­nend ein­räu­men, dass sich die Tech­ni­ken der Kolo­ni­sie­rung sehr ver­fei­nert haben. Der ver­rä­te­ri­sche Begriff „regu­la­to­risch” ist Fräu­lein R. bzw. ihrem Reden­schrei­ben­den den­noch unter­lau­fen. Es ist schlech­ter­dings unmög­lich, Frei­heit zu regu­lie­ren. Und ich fres­se eine Woche lang Ricar­da ihre täg­li­che Rati­on weg, wenn die Euro­kra­ten mit die­sem „Gesetz” – das wohl nur als „Ver­ord­nung” und damit an den Par­la­men­ten vor­bei durch­ge­drückt wer­den soll – kei­ne Zen­sur­maß­nah­men vorbereiten.

„Eine wirk­sa­me Siche­rung der Mei­nungs­plu­ra­li­tät und Medi­en­viel­falt erfor­dert das ziel­ge­rich­te­te und abge­stimm­te Zusam­men­wir­ken von Bund und Län­dern – und das gemein­sa­me Vor­ge­hen in Europa.”

Ronald Rea­gan sprach so wei­se wie ver­geb­lich: „The most ter­ri­fy­ing words in the Eng­lish lan­guage are: I’m from the govern­ment and I’m here to help.” Weder die Mei­nungs­plu­ra­li­tät noch die Medi­en­viel­falt bedür­fen der Unter­stüt­zung irgend­ei­ner Regie­rung; im Gegen­teil läuft jede För­de­rung, wie wir an den mit Steu­er­mil­li­ar­den ein­ge­fet­te­ten Öffent­lich-Recht­li­chen sehen, auf Miss­brauch, Kor­rup­ti­on und Mani­pu­la­ti­on hin­aus; dar­um geschieht sie ja.

„Wir kön­nen nicht zuse­hen, wenn der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk in Mit­glied­staa­ten für Regie­rungs­re­kla­me oder Schlim­me­res miss­braucht wird. Wir müs­sen etwas tun, wenn staat­li­che Wer­be- und För­der­mit­tel nur an Günst­lin­ge im Gegen­zug für geneh­me Bericht­erstat­tung aus­ge­schüt­tet werden.”
Nun wird es wirk­lich komisch.
„Die besorg­nis­er­re­gen­den Vor­gän­ge rund um Twit­ter und sei­nen neu­en Eigen­tü­mer zei­gen, wie wich­tig es ist, dass lega­le Inhal­te der Medi­en im Inter­net nicht ein­fach unter Hin­weis auf das Haus­recht der Platt­for­men gelöscht wer­den können.”

Ver­ste­hen Sie die­sen Satz? Bevor Musk den Laden über­nahm, wur­de von Twit­ter gesperrt, gelöscht und shadow­ge­bannt, wer den woken Betrei­bern nicht pass­te, und das­sel­be geschieht in ’schland seit Jah­ren unter Beru­fung auf das mei­nungs­frei­heits­zer­set­zen­de Netz­werk­durch­set­zungs­ge­setz – „die Pio­nier­leis­tung der Platt­form­re­gu­lie­rung” (Roth) –, allein des­halb löscht Twit­ter Deutsch­land mit­un­ter noch Bei­trä­ge, und nun stellt der Kom­men­tar die Din­ge um 360 minus 180 Grad umge­dreht dar. Es waren die poli­ti­schen Brü­der, Schwes­tern und Auf­trag­ge­ber der Grü­nen, die u.a. Twit­ter zuvor für ihre Zwe­cke ein­spann­ten, also im demo­kra­ti­schen Sin­ne – die­ser Begriff wie immer mit aller gebo­te­nen Iro­nie ver­wen­det – miss­brauch­ten. Mel­det sogar die SPD-Pres­se­stel­le Redak­ti­ons­netz­werk Deutschland.

Im manich­äi­schen Welt­bild der Lin­ken, Grü­nen und Woken bedeu­tet Medi­en­frei­heit, dass sie plap­pern dür­fen und ihre poli­ti­schen Geg­ner den Mund hal­ten sollen.

Letzt­mals unse­re grü­ne Gra­zie: „Wäh­rend in Deutsch­land unab­hän­gi­ge Gre­mi­en die Inten­dan­zen unse­rer Rund­funk­an­stal­ten wäh­len, suchen sich in man­chen Tei­len Euro­pas die Regie­run­gen ihnen geneh­mes Redak­ti­ons­per­so­nal aus. Sol­che medi­en­po­li­ti­schen Defi­zi­te haben auch direk­te Aus­wir­kun­gen für uns, da damit das gemein­sa­me euro­päi­sche Demo­kra­tie­mo­dell gefähr­lich aus­ge­höhlt wird.”

Die „unab­hän­gi­gen Gre­mi­en” hei­ßen Block‑, Kar­tell- oder, wie Clau­di sie vor Jah­ren selbst nann­te, „Alt­par­tei­en”.

Die geplan­te Medi­en­re­gu­lie­rung der Euro­kra­ten, die die­ser Kom­men­tar dem Publi­kum andie­nen will, erin­nert an den unver­bind­lich ver­bind­li­chen „Glo­bal Com­pact for Migra­ti­on”. Dass sie die­ses Ding auch noch mit dem orwel­les­ken Begriff „Medi­en­frei­heits­ge­setz” eti­ket­tie­ren, wür­de ich unter Tri­um­pha­lis­mus ver­bu­chen, glaub­te ich nicht an die Dumm­frech­heit ideo­lo­gisch Vernagelter.
(Den Text, der bei der FAZ hin­ter der Bezahl­schran­ke biwa­kiert, fin­det man inter­es­san­ter­wei­se bar­rie­re­frei hier.)
***
Ande­re Sai­ten auf­zie­hen will nun auch der rasur­be­frei­te Robert.
Nach mei­ner Kennt­nis sind es die Grü­nen, die den Gas­hahn zumin­dest mit­tel­fris­tig zudre­hen wol­len, und ich heg­te nie­mals Zwei­fel dar­an, dass den­je­ni­gen, die ihre Win­ke und Wei­sun­gen aus Washing­ton (noch), Lon­don, Davos etc. bekom­men, der deut­sche Demos und des­sen grund­ge­setz­ge­stütz­ter Kra­tos, sofern sie die­se Rol­le nicht gera­de selbst beklei­den, völ­lig schnurz sind. Die merk­wür­di­gen Stim­mungs­schwan­kun­gen von Spiel­fi­gu­ren wie Habeck (aber auch Tru­deau), die mal bei­na­he depres­siv und dann wie­der arro­gant und dreist auf­tre­ten, erklä­re ich mir aus zwi­schen­zeit­lich erfolg­ten rücken­stär­ken­den Telefonaten.

PS: „Wer­ter Herr Klo­novs­ky, die­ses Habeck-Zitat ist Sati­re. Das weiß ich zufäl­lig, weil es von mir ist. Das bedeu­tet, es ist so, wie es dasteht und get­wit­tert wird, nicht echt, son­dern nur wahrhaftig.
Bes­te Grü­ße aus Jena
Bernd Zeller”

Gott, Zel­ler, wer soll da noch unterscheiden?
Leser ***, Jurist im Staats­dienst, lie­fert die bis­lang belast­bars­te Erklä­rung dafür, war­um der Zwei­te Senat des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts gegen Habecks Heizungs(enteignungs)gesetz votiert hat: Auch die Ver­fas­sungs­rich­ter besit­zen Häu­ser und Wohnungen.
Freund ***, Jurist (selb­stän­dig), ergänzt etwas gal­lig, dass ja nicht das Gesetz, son­dern bloß das Gesetz­ge­bungs­ver­fah­ren bemän­gelt und gerügt wor­den sei.
***
„Ich bin Öster­rei­che­rin, lebe aber seit eini­gen Jah­ren mit mei­nem Mann und unse­ren zwei Schät­zen in Frank­reich. Mein Mann und ich hat­ten auch zwei Mal das Ver­gnü­gen kurz­zei­tig in Deutsch­land, genau­er gesagt in Bay­ern, zu leben.

Letz­te Woche reis­te ich mit dem Zug nach Deutsch­land, nach Reut­lin­gen. Mei­ne Rou­te führ­te mich von Genf über Basel nach Stutt­gart, nach Karls­ru­he und dann ins besag­te Reut­lin­gen. Vor Antritt der Rei­se konn­te ich nicht umhin, mich dar­auf zu freu­en, wie­der ein­mal Deutsch zu hören und zu reden (auch wenn es ’nur’ deut­sches Deutsch sein wür­de, aber immer­hin!), und wie­der ein­mal nach Bay­ern zu rei­sen, das ich wäh­rend der Zeit, die ich dort gelebt habe, doch sehr ins Herz geschlos­sen hat­te. Doch wie groß war mei­ne Über­ra­schung (oder war es doch eher Ver­blüf­fung oder gar Ent­täu­schung?), fest­zu­stel­len, daß, je wei­ter der Zug nach
Deutsch­land roll­te, des­to weni­ger Deutsch zu hören, des­to weni­ger wei­ße (oder hell­häu­ti­ge oder wie auch immer man es benen­nen möge) Bür­ger und dafür umso mehr Kopf­tü­cher zu sehen, des­to her­un­ter­ge­kom­me­ner die Bahn­hö­fe, die Häu­ser und die Bau­ten rund­her­um waren.

Beson­ders im letz­ten Zug fühl­te ich mich äußerst unwohl. Bis auf den Zug­be­glei­ter sprach nie­mand mehr Deutsch um mich her­um. Die Bli­cke, mit wel­chen mich so 16- bis 17-jäh­ri­ge (dunk­le bis ganz dunk­le) Bur­schen ange­se­hen haben, waren mehr als nur unan­ge­bracht. Ich mach­te mich in mei­nem Sitz ganz klein, und mei­nen Ruck­sack und mei­ne Hand­ta­sche nicht mehr aus der Hand las­send hoff­te ich instän­digst, unbe­hel­ligt zu blei­ben. Ich war wirk­lich schwer erleich­tert, end­lich aus­stei­gen und das Wei­te suchen zu kön­nen.

Mein Weg führ­te mich direkt zu einem Taxi, wo mein Herz erst einen ruhi­ge­ren Takt anschlug, als ich die Auto­tür hin­ter mir schloss. Nach­dem ich Schwie­rig­kei­ten hat­te, den Stra­ßen­na­men deutsch – also ich mei­ne auf Hoch­deutsch – aus­zu­spre­chen, dreh­te sich der Fah­rer zu mir um und sag­te: ‚Na, Sie sind aber auch kein Deut­scher.’ Ich dar­auf lachend, nein, ich kom­me aus Frank­reich. Sie kön­nen sich das Strah­len der Augen und die Freu­de im Gesicht des Fah­rers nicht vor­stel­len, den die­ser ein­fa­che Satz in ihm aus­ge­löst hat­te. Denn schon plau­der­te er mit mir per du auf fran­zö­sisch weiter.
War­um ich Sie auch mit die­sem Teil der Geschich­te auf­hal­te? Weil die­ser Mann, ein Alge­ri­er, mir erzähl­te, daß er damals vor über drei­ßig Jah­ren mit sei­ner Frau nach Deutsch­land ging, weil er für sich und sei­ne Fami­lie ein bes­se­res Leben auf­bau­en woll­te, weil er sei­nen Kin­dern eine Aus­bil­dung, eine Zukunft bie­ten woll­te. Er, so sag­te er, bekam damals nicht alles nach­ge­schmis­sen, so wie die Aus­län­der heu­te. Er hat Deutsch gelernt – bei der Arbeit, und vor allem nach der Arbeit. Sei­ne Frau hat – Sie kön­nen es sich den­ken – Deutsch gelernt. Man woll­te sich und sei­ne Fami­lie doch inte­grie­ren. Und nun – so erzähl­te er mir – kann er nicht glau­ben, wie Deutsch­land immer mehr her­un­ter­kommt, wie Deutsch­land all sei­nen Fort­schritt, sei­nen Wohl­stand ein­fach weg­schmei­ßen und mit den Füßen tre­ten kann. Wir stan­den zu die­sem Zeit­punkt schon lan­ge an mei­nem Ziel­ort, und wir haben dann noch län­ger geplauscht, denn irgend­wie hat es uns bei­den, jeden auf sei­ne Art und Wei­se, sehr gut getan, sich auszutauschen.

Wie konn­te es nur so weit kom­men? Wie konn­te es nur so weit kom­men, daß wir all unse­ren Wohl­stand, all unse­ren Fort­schritt, unse­re Kul­tur, unser Uns so zu ver­ach­ten gelernt haben? Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich wie­der war, heim zu mei­ner Fami­lie zurück­zu­keh­ren, die Tür hin­ter mir schlie­ßen zu kön­nen, und ein­fach in unse­rer klei­nen hei­len Welt, die wir uns auf­ge­baut haben, zurück zu sein.”
***
So unge­fähr wür­de ich das auch sehen, vor allem was das Es-den-ande­ren-zei­gen betrifft. Das deut­sche Film­we­sen unter­schei­det sich in die­ser zen­tra­len Eigen­schaft kaum vom deut­schen Pres­se­we­sen: Es läuft immer auf Beleh­rung und Erzie­hung des Publi­kums hin­aus. Sogar wenn sie hier eine Komö­die dre­hen, ist irgend­wann mit­ten­drin Schluss mit lus­tig, und der päd­ago­gi­sche Teil beginnt. Und wenn sie einen Film machen, der im Drit­ten Reich spielt, ver­deut­li­chen die Mimen in jeder Sze­ne, dass sie eine ver­ächt­li­che Figur dar­stel­len und am Ende des Dreh­ta­ges wie­der fest auf dem Boden des Grund­ge­set­zes – die jeweils aktu­ells­te Ände­rung selbst­ver­ständ­lich inbe­grif­fen – ste­hen werden.
***
Was gibt’s Posi­ti­ves, Genos­sen? Nun, die­se ver­trau­ens­bil­den­de Will­kom­mens­dank­kund­ge­bung zum Beispiel:
Es heißt, die Beamt*:_Innen haben ihrem Gast Mut gemacht, ihn ange­feu­ert und zuletzt durch rhyth­mi­sches Klat­schen kul­tur­sen­si­bel unter­stützt. Ob vor die­sem Hin­ter­grund auch Kul­tur­för­de­rungs­mit­tel für den poten­ten und mög­lich­wer­wei­se sogar paten­ten Mann bean­tragt wer­den – vor Publi­kum ver­wan­delt sich Natur ja auto­ma­tisch in Kul­tur, schau­en Sie ins deut­sche Thea­ter –, ist bis­lang völ­lig unklar.
***
Da es wun­der­li­cher­wei­se vie­le Zeit­ge­nos­sen gibt, die eine Rede lie­ber auf You­tube anhö­ren, als sie zu lesen, ver­mel­de ich hier pflicht­schul­dig, dass mein Vor­trag zum 70. Jah­res­tag des Auf­stan­des am 17. Juni 1953 jetzt online gestellt wor­den ist. (Die schrift­li­che Ver­si­on fin­det, wer mag, nach wie vor hier.)
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