12. Juli 2023

„Hat eigent­lich schon mal jemand – außer Sahra Wagen­knecht – gefragt, war­um es die radi­ka­le­ren For­men des Kli­ma­pro­tests (‚Kli­makle­ber’), die von US-ame­ri­ka­ni­schen Super-Rei­chen finan­ziert wer­den, nur in Euro­pa, nicht aber in den USA gibt?”, schreibt Leser ***. „Man könn­te da glatt auf bös­ar­ti­ge Ver­schwö­rungs­theo­rien kom­men. Schließ­lich ist Euro­pa ein öko­no­mi­scher Haupt-Kon­kur­rent der USA …”
Und nicht nur des­halb. Die Grü­nen, die der­zeit die deut­sche Wirt­schaft und gemein­sam mit ihren roten Kum­pa­nen über noto­risch offen gehal­te­ne Gren­zen mäh­lich auch den Sou­ve­rän abwi­ckeln, erhal­ten eben­falls Geld aus angel­säch­si­schen Gefil­den, wie auch vie­le Medi­en und Fern­seh­fi­gu­ren. Die grü­ne Lob­by­or­ga­ni­sa­ti­on Ago­ra Ener­gie­wen­de – inof­fi­zi­el­les Mot­to: Nehmt’s den Armen, gebt’s dem Graichen! – nimmt maß­geb­li­chen Ein­fluss auf die grü­ne Ener­gie­po­li­tik; das Gebäu­de-Ener­gien-Gesetz, all­ge­mein bekannt als Hei­zungs­ge­setz, ist dort ver­zapft wor­den. Ago­ra erhält jähr­li­che Zuwen­dun­gen in Höhe von – der­zeit – 15 Mil­lio­nen Euro­nen von US-ame­ri­ka­ni­schen Stif­tun­gen bzw. Sub­stif­tun­gen (sie haben in den Jahr­zehn­ten nach dem Zusam­men­bruch des Real­so­zia­lis­mus und der ver­blüf­fen­den Wie­der­kehr der natio­na­len Iden­ti­tä­ten bei der NGO-Filz-Pro­duk­ti­on gan­ze Arbeit geleis­tet); drei mick­ri­ge Mil­li­ön­chen wirft der Bund zusätz­lich in die Scha­tul­le. Rai­ner Baa­ke, der Grün­der von Ago­ra Ener­gie­wen­de und Graichen-Vor­gän­ger, ist heu­te Direk­tor der Stif­tung Kli­ma­neu­tra­li­tät, die von der US-ame­ri­ka­ni­schen Cli­ma­te Impe­ra­ti­ve Foun­da­ti­on  finan­ziert wird. Hier keh­ren wir zur oben zitier­ten Leser­fra­ge zurück: Mit wel­chem Ziel finan­zie­ren ame­ri­ka­ni­sche Stif­tun­gen deut­sche Kli­ma­pa­ni­ker und Energiewende-Lobbyisten?
Hat es
a) mit der Schwä­chung eines Kon­kur­ren­ten zu tun oder
b) mit der Ret­tung der Welt vor dem Kli­ma und sei­nem Wan­del oder
c) mit Geld­ver­die­nen durch Instru­men­ta­li­sie­rung des Kli­mas und sei­nes sünd­haf­ten Wan­dels oder
d) mit allem zusam­men und irgend­wie kreuzweise?
Wie regel­mä­ßi­ge Besu­cher des Klei­nen Eck­la­dens wis­sen, hat des­sen Betrei­ber ein Fai­ble für die kathar­ti­schen Kräf­te des Mark­tes, die sich aller­dings nur ent­fal­ten kön­nen, wenn sie kein Staat mit Sub­ven­tio­nen, Regu­lie­run­gen etc. schwächt bzw. fes­selt und nicht z. B. trans­at­lan­ti­sche Mario­net­ten wie Habeck oder Merz die Inter­es­sen ame­ri­ka­ni­scher Unter­neh­men mit deut­schem Steu­er­geld bedienen.
Die Umstel­lung der Hei­zun­gen auf „grü­ne” Ener­gie dürf­te für vie­le Haus- und Woh­nungs­ei­gen­tü­mer so kost­spie­lig wer­den, dass sie ihr Eigen­tum ver­kau­fen müs­sen. Dann wer­den die Prei­se fal­len, und Kra­ken wie Black­rock kön­nen sich en gros bedie­nen (wie das abläuft, haben bereits eini­ge geschei­te Leu­te und ich im Acta-Ein­trag vom 3. Juni beschrie­ben). Dass die deut­sche Ener­gie­po­li­tik von der US-ame­ri­ka­ni­schen Hoch­fi­nanz gesteu­ert wird, ist aber womög­lich eine Über­trei­bung, jeden­falls eine Ver­schwö­rungs­theo­rie, eine anti­se­mi­ti­sche zudem.
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Was mich zu einem der bekann­tes­ten Glo­ba­lis­ten und Mil­li­ar­därs­so­zia­lis­ten unse­rer Tage  führt. Wozu bedarf es schließ­lich einer Ver­schwö­rungs­theo­rie – offi­zi­ell for­mu­liert: einer Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung –, wenn Prak­ti­ker offen durch­ex­er­zie­ren, was dar­in nur über sie behaup­tet oder ver­mu­tet wird? Die­ser Tage las ich das Buch „Geor­ge Sor­os’ Krieg” von Col­lin McMa­hon, der mit einer beacht­li­chen Recher­che­ar­beit den Ein­fluss des aus Ungarn stam­men­den Mil­li­ar­därs auf das aktu­el­le Welt­ge­sche­hen schil­dert. Es ist unglaub­lich, wo über­all der „US-ame­ri­ka­ni­sche Inves­tor und Phil­an­trop” (Schrott­sam­mel­stel­le) sei­ne Gold­fin­ger im Spiel hat. Nor­ma­ler­wei­se grün­den „Phil­an­tro­pen” Hei­me für Wai­sen­kin­der, bau­en Kran­ken­häu­ser in Dritt­welt­län­dern, sie küm­mern sich um Men­schen, die an schwe­ren Krank­hei­ten lei­den, oder sam­meln Geld für Erd­be­ben­op­fer. Es ist aber unge­wöhn­lich, dass ein „Phil­an­trop” ver­sucht, mit Mil­li­ar­den­zu­wen­dun­gen an Stif­tun­gen und NGOs die öffent­li­che Mei­nung in frem­den Län­dern so lan­ge zu beein­flus­sen, bis dort Poli­ti­ker an die Macht gelan­gen, die sich mit lei­sem Schnur­ren sei­ner glo­ba­lis­ti­schen Agen­da anschmie­gen. Für einen sol­chen Men­schen trä­fen doch eher Bezeich­nun­gen wie Ein­fluss­agent, Groß­ma­ni­pu­la­tor, James-Bond-Böse­wicht, Welt­re­vo­lu­tio­när oder poli­ti­scher Spe­ku­lant zu.
Wie der Titel ver­rät, behan­delt das Buch vor allem die Vor­ge­schich­te des Ukrai­ne-Kriegs, aber selbst­re­dend wer­den die Ver­bin­dun­gen unse­res mora­lisch halb­sei­de­nen Phil­an­tro­phen zu den US-Demo­kra­ten um Barack Oba­ma und Slee­py Joe sowie zu sei­nem Davo­ser Pen­dant, dem Gro­ßen Reset­tas­ten­drü­cker Klaus Schwab, the­ma­ti­siert (mir fällt gera­de das Wort Resetres­te­ram­pe ein; mer­ken wir es uns fürs ers­te), eben­so sein Ein­fluss auf die Gre­mi­en der EU – die Open Socie­ty des nahe­zu alle Men­schen lie­ben­den Groß­in­ves­tors rühm­te sich 2017 in einem Bre­vier, man habe 226 „zuver­läs­si­ge” Ver­bün­de­te im EU-Par­la­ment –, sei­ne poli­ti­sche Ein­mi­schung in die Ange­le­gen­hei­ten von Län­dern wie Ungarn, Maze­do­ni­en, Geor­gi­en – in Isra­el wür­de er gern, darf aber nicht –, wobei man wis­sen muss, dass Sor­os prak­tisch jede Nati­on ablehnt. Der Mani­pu­la­ti­on der deut­schen Öffent­lich­keit durch sei­ne Stif­tun­gen ist ein eige­nes Kapi­tel gewid­met. Aus jenem gestat­te ich mir, eini­ge Pas­sa­gen zu zitie­ren; sie illus­trie­ren per­fekt, wie die Sache läuft, und das Per­so­nal bzw. die Medi­en sind bekannt (der Lese­freund­lich­keit hal­ber set­ze ich am Ende der Zita­te die bewähr­ten Sternchen):

„Sor­os-Akti­vis­ten wer­den rou­ti­ne­mä­ßig in den Nach­rich­ten zitiert, ohne als sol­che iden­ti­fi­ziert zu wer­den. Wenn man in der Tages­schau der ARD Exper­ten oder Akti­vis­ten einer zivil­ge­sell­schaft­li­chen NGO prä­sen­tiert bekommt, sind Geor­ge Sor­os und Open Socie­ty oft nicht weit.

Betrach­ten wir den 5. April 2020, einen Sonn­tag­abend ganz zu Anfang der Coro­na­pan­de­mie. Zuerst hielt die Tages­schau im Brenn­punkt ein lei­den­schaft­li­ches Plä­doy­er, um wegen Coro­na mehr Migran­ten von der Insel Les­bos auf­zu­neh­men – wobei es egal war, dass es zu die­sem Zeit­punkt auf Les­bos weni­ger Coro­na­fäl­le gab als in Ber­lin. Das Résu­mé durf­te dann ein gewis­ser Gerald Knaus zie­hen, der, wie die Welt schreibt, schon 2016 ‚die Blau­pau­se für Mer­kels Asyl­po­li­tik erar­bei­tet’ hat­te: ‚Es geht immer­hin dar­um, eine huma­ni­tä­re Kata­stro­phe in Grie­chen­land zu vermeiden.’

Doch sieht man genau­er hin, so ent­deckt man, dass Knaus Begrün­der und Vor­sit­zen­der der Euro­pean Sta­bi­li­ty Initia­ti­ve (ESI) ist, die seit 2009 von Open Socie­ty finan­ziert wird und 2015 bis 2017 einen Zuschuss von 300 000 Dol­lar erhal­ten hat­te. Knaus ist also ein Lob­by­ist für den Mann, der 2015 im Sor­os-Plan laut Welt gefor­dert hat­te, die EU müs­se ‚in abseh­ba­rer Zukunft min­des­tens eine Mil­li­on Asyl­su­chen­de jähr­lich auf­neh­men’. Die Mer­kel nahe­ste­hen­de Welt hat­te die­sen Auf­satz von Geor­ge Sor­os’ Web­site Pro­ject Syn­di­ca­te eins zu eins auf ihre Kom­men­tar­sei­te über­nom­men. In der Tages­schau wird Knaus jedoch nur als ‚Migra­ti­ons­for­scher’ identifiziert.

Knapp zwei Stun­den spä­ter berich­te­te das heu­te-jour­nal über Plä­ne der Bun­des­re­gie­rung für eine Han­dy-App, die die Bewe­gungs­pro­fi­le der angeb­lich frei­wil­li­gen Teil­neh­mer auf­zeich­nen soll – ein daten­schutz­recht­lich höchst umstrit­te­nes Pro­jekt, das schon damals laut heu­te-jour­nal min­des­tens 50 Pro­zent der Bür­ger ablehn­ten. Dazu befrag­te Claus Kle­ber den ‚Daten­rechts­exper­ten und Akti­vis­ten’ Ulf Buer­mey­er, den er in höchs­ten Tönen lobt: ‚Er hat den Bil­der­buch­le­bens­lauf eines Top-Juris­ten an deut­schen und ame­ri­ka­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten, war schon Anwalt, Men­schen­recht­ler, Rich­ter, Mit­ar­bei­ter an Ver­fas­sungs­ge­rich­ten – ein Schüt­zer der Bür­ger­rech­te, spe­zi­ell auch im Digi­ta­len.’ Das per­fek­te Framing! Buer­mey­er durf­te dann fünf Minu­ten lang erklä­ren, war­um die Bür­ger vor die­ser Tra­cing-App kei­ne Angst haben müss­ten. Miss­trau­en dürf­te jedoch allein schon des­halb ange­bracht sein, weil Claus Kle­ber und das heu­te-jour­nal dar­auf ver­zich­tet hat­ten, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Buer­mey­er seit 2016 als Vor­sit­zen­der der Gesell­schaft für Frei­heits­rech­te (GFF) haupt­be­ruf­li­cher Sor­os-Lob­by­ist ist.

Die Open Socie­ty Foun­da­ti­ons finan­zier­ten die GFF laut eige­ner Web­site von 2015 bis 2018 mit min­des­tens 105 000 Dol­lar. Das Lumi­na­te Omidyar Net­work des eBay-Mit­be­grün­ders Pierre Omidyar, das mit Open Socie­ty auch die lin­ken Medi­en­lob­by­is­ten von Cor­rec­tiv finan­ziert, unter­stütz­te 2018 bis 2019 die GFF mit 250 000 Dol­lar. Die GFF arbei­tet eng mit Sor­os-nahen Grup­pen wie Amnes­ty Inter­na­tio­nal, dem Deut­schen Jour­na­lis­ten-Ver­band, der Deut­schen Jour­na­lis­tin­nen- und Jour­na­lis­ten-Uni­on, dem Jour­na­lis­ten-Netz­werk n‑ost, Repor­ter ohne Gren­zen und dem ARD-Sor­os-Netz­werk Netz­werk Recher­che zusam­men. Im Sep­tem­ber 2018 betei­lig­te sich die GFF laut taz am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts­ver­fah­ren gegen das Ver­bot der links­ra­di­ka­len Hetz­platt­form linksunten.indymedia durch das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um vom August 2017. ‚Laut GFF han­del­te sich bei linksunten.indymedia nicht um einen Ver­ein, son­dern um ein Tele­me­di­um, des­sen inhalt­li­che Kon­trol­le im Rund­funk­staats­ver­trag gere­gelt sei’, liest man bei Wikipedia.

Wie­so soll­te man sei­ne Daten und Bewe­gungs­pro­fi­le nicht einem ‚Exper­ten’ anver­trau­en, der sich für die gewalt­tä­ti­ge und ver­bo­te­ne Anti­fa-Platt­form linksunten.indymedia einsetzt?”

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Auch die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­sche­rin Eli­sa­beth Weh­ling, die sich von der ARD für ein inzwi­schen legen­dä­res 90-sei­ti­ges „Framing-Manu­al” 120.000 Euro­nen Mün­ze für Mün­ze in die Schür­ze zäh­len ließ, sei von Open Socie­ty-Stif­tun­gen gespon­sert wor­den, fährt McMa­hon fort, des­glei­chen Weh­lings Dok­tor­va­ter an der Uni­ver­si­tät Ber­ke­ley, Geor­ge Lakoff. „Mit Weh­ling schrieb Lakoff 2012 einen Rat­ge­ber für die Demo­kra­ti­sche Par­tei in den USA. Her­aus­ge­ber war die lin­ke Stif­tung Free Press, die von Open Socie­ty finan­ziert wird.”

Ein wei­te­rer Adres­sat kom­for­ta­bler Zuwen­dun­gen ist ein all­seits geschätz­tes Che­cker- und Korrekturbüro.

Cor­rec­tiv wur­de 2013 von David Schra­ven gegrün­det, der zuvor bei der Fun­ke-Medi­en­grup­pe das Recher­cheres­sort gelei­tet hat­te, und von der Brost-Stif­tung, die der Fun­ke-Grup­pe (WAZ) und der SPD nahe­steht, mit drei Mil­lio­nen Dol­lar finan­ziert. Außer­dem erhielt Cor­rec­tiv von 2016 bis 2021 446 398,13 Euro von Open Socie­ty. 2014 bis 2018 bekam Cor­rec­tiv von der Brost-Stif­tung 3 797 090 Euro. Ab 2019 lös­te dann die Lumi­na­te Omidyar Net­work Foun­da­ti­on des eBay-Grün­ders Pierre Omidyar die Brost-Stif­tung mit 2 146 439,42 Euro in den Jah­ren 2018 bis 2022 ab.”

Viel­leicht ist der Begriff Filz doch all­zu sta­tisch für die­ses wim­melnd leben­di­ge Myzel.

McMa­hon: „Wer genau­er hin­sieht, kann vor allem bei den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern, aber auch bei pri­vat­wirt­schaft­li­chen ‚Qua­li­täts­me­di­en’ wie Spie­gel und Süd­deut­sche Zei­tung, jede Men­ge Sor­os-Ver­bin­dun­gen ent­de­cken. Es ist fast ein lus­ti­ges Such­spiel, das man mit einem Han­dy und ein paar guten Web­sites und Daten­ban­ken wie Influen­ce­Watch und Dis­co­ver the Net­works spie­len kann. Doch wie ist es mög­lich, dass ein ein­zel­ner Mensch so viel Ein­fluss über die Medi­en und Poli­tik haben kann?

Das kon­ser­va­ti­ve Media Rese­arch Cen­ter (MRC) hat in sei­nem aus­führ­li­chen Bericht ‚Pro­pa­gan­da Ava­lan­che’ (dt.: ‚Pro­pa­gan­da-Lawi­ne’) fest­ge­stellt, dass Geor­ge Sor­os welt­weit 253 Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen finan­ziert hat, und zwar zwi­schen 2000 und 2014 mit 103 236 632 Dol­lar und zwi­schen 2016 und 2020 mit 131 111 250 Dol­lar. ‚Der lin­ke Mil­li­ar­där Geor­ge Sor­os nutzt sei­ne gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen, um Ver­bin­dun­gen zu Hun­der­ten von Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen auf der gan­zen Welt auf­zu­bau­en, die die Nach­rich­ten beein­flus­sen und an akti­vis­ti­schen Medi­en betei­ligt sind. Sor­os unter­stützt jour­na­lis­ti­sche und akti­vis­ti­sche Medi­en-NGOs und beein­flusst damit die öffent­li­che Mei­nungs­bil­dung auf prak­tisch allen Kon­ti­nen­ten und in vie­len Spra­chen’, haben Joseph Vas­quez und Dan Schnei­der recherchiert.”

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Sor­os gehört zu jenen Mil­li­ar­därs­so­zia­lis­ten, die von der Einen Welt und einer Welt­re­gie­rung tag­träu­men (im oben ver­link­ten Acta-Ein­trag habe ich ver­sucht, die Moti­ve die­ser Leu­te zu beschrei­ben) und ihre eige­ne Olig­ar­chen­exis­tenz umstands­los mit den radi­kals­ten lin­ken Ideen ver­knüp­fen: Abschaf­fung von Gren­zen und suk­zes­si­ve der Völ­ker bzw. Natio­nen sowie des Pri­vat­be­sit­zes (nicht ihr eige­ner, nur jener der künf­ti­gen Car- und Flat-sha­ring-Öko­he­lo­ten­mas­sen kann sozia­li­siert wer­den), Ent­mach­tung der natio­na­len Par­la­men­te, Auf­lö­sung der tra­di­tio­nel­len Fami­lie (es gibt kei­ne ande­re) und der natür­li­chen Geschlech­ter (dito), LGBTI-Pro­pa­gan­da, Ein­schrän­kung der rea­len Bür­ger­rech­te durch abs­trak­te Men­schen­rech­te, und natür­lich Kli­ma­ret­tungs­zwangs­maß­nah­men jen­seits jeder par­la­men­ta­ri­schen Kontrolle.

Da Sor­os Jude ist – wenn auch kein Freund des Juden­tums – und oben­drein Shoa-Über­le­ben­der, führt auch die seriö­ses­te Beschrei­bung sei­ner inzwi­schen vor allem poli­ti­schen Geschäf­te stur­heil in die Anti­se­mi­tis­mus­vor­wurfs­fal­le. Hier voll­führt McMa­hon den fäl­li­gen Kon­ter: „Unter rechts­extre­men und ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Sor­os-Kri­ti­kern gilt es als aus­ge­macht, dass Geor­ge Sor­os zusam­men mit den Roth­schilds Isra­el finan­ziert und Teil einer jüdi­schen Ver­schwö­rung ist, deren Ziel die Zer­stö­rung des christ­li­chen Abend­lands ist. Doch in Wahr­heit ist es genau anders her­um: Geor­ge Sor­os ist Athe­ist und lehnt das Juden­tum ab. Mit den Open Socie­ty Foun­da­ti­ons und dem New Isra­el Fund ist er der welt­größ­te Finan­zier von isra­el­feind­li­chen NGOs, die Isra­el als jüdi­schen Staat abschaf­fen wollen.”

Denn in Isra­el, dem Land der gebrann­tes­ten aller Kin­der, ist Ahas­ver sess­haft gewor­den – und natio­nal –, wäh­rend Glo­ba­lis­ten alles Natio­na­le als rück- und wider­stän­dig ableh­nen. War­um der Juden­staat der glo­ba­lis­ti­schen Klas­se – in der es zwar Juden wie Sor­os gibt, die ihr Juden­tum aber nur dann her­vor­keh­ren, wenn sie ihren Kri­ti­kern Anti­se­mi­tis­mus unter­stel­len wol­len – heu­te auf ein­mal im Wege steht, habe ich Anfang 2020 in einer Rede im (nicht vor dem) Düs­sel­dor­fer Land­tag dar­ge­legt. Ich zitier­te damals Alain Fin­kiel­kraut: „Das Image des Juden ver­än­dert sich, inzwi­schen ist er der Ver­wur­zel­te.“ Und fuhr fort: „Im ton­an­ge­ben­den woken Milieu wird Isra­el als ‚rech­ter’ Staat wahr­ge­nom­men. Dass die Israe­lis immer noch wie ein Volk agie­ren, das Wohl­erge­hen der eige­nen Lands­leu­te wich­ti­ger neh­men als das frem­der Min­der­hei­ten und ihr Ter­ri­to­ri­um rus­ti­kal ver­tei­di­gen, wider­spricht all den Bunt­heits-­, Teil­ha­be­- und Diver­si­ty-Vor­stel­lun­gen der hie­si­gen Wort­füh­rer. In die­sem Kon­text gehört Isra­el­kri­tik para­do­xer­wei­se zum staats­re­li­giö­sen deut­schen ‚Kampf gegen rechts’, auch wenn man gera­de den Rech­ten vor­wirft, anti­se­mi­tisch zu sein.

Da Isra­el stär­ker als alle ande­ren dar­auf behar­ren wird, ein auf Iden­ti­tät gegrün­de­tes Land, eben das Land der Juden zu sein, wird es wohl zum Feind­staat Nr. 1 der Glo­ba­lis­ten und one world-Phan­tas­ten avan­cie­ren. Das heißt, man wird die Juden wie­der has­sen, dies­mal nicht, weil sie über­all ver­streut, son­dern weil sie in einem eige­nen Staat leben. Aber sie wer­den Ver­bün­de­te über­all auf der Welt fin­den, vor allem in jenen Krei­sen, die man heu­te als Rechts­po­pu­lis­ten bezeichnet.”

Zurück zu Uncle Geor­ge, den auf der ande­ren, der anti­zio­nis­ti­schen Sei­te, das­sel­be Pro­blem plackt. „Wenn man sich ansieht, wie die Juden auf Ver­fol­gung reagie­ren”, erklär­te Sor­os anno 1995 (ich zitie­re nach McMa­hon), „so haben sie zwei Flucht­mög­lich­kei­ten: Ent­we­der sie über­win­den ihr Pro­blem, indem sie sich mit etwas Uni­ver­sel­lem iden­ti­fi­zie­ren, oder sie iden­ti­fi­zie­ren sich mit ihren Unter­drü­ckern und ver­su­chen so wie sie zu sein. Ich kom­me aus einer Fami­lie, die sich inte­grier­te und habe den ers­ten Weg gewählt. Die Alter­na­ti­ve ist der Zio­nis­mus, eine Nati­on zu grün­den, in der die Juden in der Mehr­zahl sind.”

Muss man an die­ser Stel­le erwäh­nen, dass die Juden wohl nir­gend­wo bes­ser inte­griert waren als im Deutsch­land um 1930? Aber gut, das Deutsch­tum war wohl nichts „Uni­ver­sel­les”.

Sor­os: „Ich glau­be nicht, dass man den Anti­se­mi­tis­mus jemals über­win­den kann, wenn man sich wie ein Stamm ver­hält. Der ein­zi­ge Weg, ihn zu über­win­den ist, das Stam­mes­haf­te aufzugeben.”

Zumin­dest auf den Anti­ger­ma­nis­mus mag das der­mal­einst zutref­fen; die Deut­schen waren ja immer sehr streb­sam. Wel­che grup­pen­be­zo­ge­nen Aver­sio­nen in der Zukunft der glo­ba­li­sier­ten Mensch­heit die natio­na­len ablö­sen wer­den, mag man sich gar nicht aus­ma­len. Ich sehe jeden­falls kei­nen Sinn im Ver­schwin­den der – um die aktu­el­le Blö­den­ter­mi­no­lo­gie zu stra­pa­zie­ren – bun­ten, viel­fäl­ti­gen, die Tracht ihrer jewei­li­gen Kul­tu­ren tra­gen­den Völ­ker im Ein­heits­dril­lich einer Weltzivilisation.

In den Wor­ten von Don Nicolás:
„Reden wir nicht schlecht vom Nationalismus.
Ohne die natio­na­lis­ti­sche Viru­lenz würde über Euro­pa und die Welt schon ein tech­ni­sches, ratio­na­les, uni­for­mes Impe­ri­um herrschen.
Rech­nen wir dem Natio­na­lis­mus min­des­tens zwei Jahr­hun­der­te geis­ti­ger Spon­ta­nei­tät, frei­en Aus­drucks der Volks­see­le, rei­cher his­to­ri­scher Man­nig­fal­tig­keit zum Ver­dienst an.
Der Natio­na­lis­mus war die letz­te Zuckung des Indi­vi­du­ums ange­sichts des grau­en Todes, der sei­ner harrt.”

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Die tat­säch­li­chen und unbe­streit­ba­ren Opfer des Kli­ma­wan­dels sind heu­te schon all jene von der Pro­pa­gan­da kir­re geängs­tig­ten Teen­ager, die so innig an das bal­di­ge men­schen­ge­mach­te kol­lek­ti­ve Gekö­chelt­wer­den glau­ben, dass man­che von ihnen psy­cho­lo­gi­scher Betreuuung bedür­fen. Es sind umge­kehr­te Kas­san­dras – die Pria­mos­toch­ter warn­te vor einer unmit­tel­bar dro­hen­den rea­len Gefahr, und nie­mand glaub­te ihr; heu­te ver­hält es sich umge­kehrt –, die ihre Schu­le, ihr Abi oder ihr Stu­di­um abbre­chen, weil es ohne­hin egal und hin­fort kei­ne Frist mehr ist, und mit zuneh­men­der Ver­zö­ge­rung des eige­nen Aus­ster­bens wer­den sie in eine tat­säch­lich exis­tenz­be­dro­hen­de Situa­ti­on gera­ten – es sind ja deut­lich mehr Bil­dungs­ver­sa­ger, als die Grü­nen theo­re­tisch anstel­len könn­ten, gera­de wenn die Wäh­ler­zahl pro­por­tio­nal zum Aus­blei­ben der pro­gnos­ti­zier­ten Kata­stro­phe sinkt. Und die Mil­li­ar­därs­so­zia­lis­ten, die momen­tan die Kli­makle­ber spon­sern, wer­den bis dahin irgend­ei­ne neue Kli­en­tel zum Gott­spie­len gefun­den haben.

Wo Angst-Jun­kies in immer grö­ße­rer Zahl auf­tau­chen, gibt es natur­ge­mäß Angst-Dealer.

Alex­an­der Wendt (Publi­co) beschäf­tigt sich in sei­nem jüngs­ten Bei­trag mit die­ser ein­ge­schüch­tert und psy­cho­ti­siert im Bocks­horn kle­ben­den Klientel.

Obwohl Deutsch­land zu den kühls­ten Län­dern der Erde gehört und die Bevöl­ke­rungs­zah­len in sämt­li­chen wirk­lich hei­ßen Län­dern explo­die­ren, die Hit­ze die Men­schen also mei­net­hal­ben blöd, aber immer­hin nicht gera­de unfrucht­bar und aus­ster­be­ge­neigt macht, sol­len die Almans wegen ein paar nor­ma­ler Som­mer­ta­ge mit Tem­pe­ra­tu­ren, wie sie in ihren bevor­zug­ten Urlaubs­län­dern herr­schen, in Panik geraten.

Ein Scherz­keks auf Twit­ter erwei­tert das ARD-„Framing-Manual” um eine Idee.

Wie in vie­len ande­ren Fäl­len auch, kann ein Blick in die Ver­gan­gen­heit hilf­reich sein.

(Quel­le: „Der Frei­müt­hi­ge oder Ber­li­ni­sches Unter­hal­tungs­blatt für gebil­de­te, unbe­fan­ge­ne Leser”, Nr. 112, 6. Juni 1811, S. 466)

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Die Welt berich­tet über Habecks aktu­el­le Tournee.

Klingt zunächst, als habe unser Spit­zen­grü­ner etwas begrif­fen: Gan­ze „Nazi”-Standarten leh­nen den hyper­tro­phen Staat ab und beru­fen sich ganz unna­zi­mä­ßig auf ihre – in west­li­chen Län­dern ver­fas­sungs­mä­ßig und hier­zu­lan­de grund­ge­setz­lich ver­brief­ten – bür­ger­li­chen Abwehr­rech­te gegen des­sen struk­tu­rel­len Hang zum Über­grif­fig­wer­den. Aber Habeck pro­du­ziert nur hei­ße rhe­to­ri­sche Luft. Tat­säch­lich will er den Bür­gern den Staat, den grü­nen Staat, den auto­ri­tä­ren Staat, den vor­mund­schaft­li­chen Kli­ma­ret­tungs- und Welt­ver­mö­gens­um­ver­tei­lungs­staat als jenen guten Hir­ten ver­kau­fen, der den Schäf­chen ihre jeder­zeit ins Per­ver­se ten­die­ren­den Frei­heits­vor­stel­lun­gen aus­treibt und sie ins Gat­ter des Beplant‑, Betreut- und Gemaß­re­gelt­wer­dens pfercht.

Ande­re geleh­ri­ge Adep­ten der glo­ba­lis­ti­schen Klas­se geben das weit unge­scheu­ter zu.

„Wir” schrän­ken ein, so so. Aber nur für die Frei­heit von mor­gen. Da es zwi­schen Figu­ren wie Diez und mir kein „Wir” geben kann, denkt er ver­mut­lich nur an ein erwei­ter­tes „Ich”. Zeit­ge­nos­sen, die sich des­sen Kom­mis­sar­s­an­ma­ßung nicht fügen mag, wird Robert der Drei­ta­ge­bär­ti­ge dann als Dia­gno­se zunu­scheln, sie labo­rier­ten an einem per­ver­tier­ten Freiheitsverständnis.

***

„Was zwei Welt­krie­ge nicht hin­ge­kriegt haben, machen die Grü­nen im Vorübergehen.”
(Leser ***)

***

Das ist blan­ke Des­in­for­ma­ti­on. Bzw.: Hetze.

Ich ken­ne den Ver­ein ziem­lich gut, aber ich ken­ne kein ein­zi­ges Mit­glied der Schwe­fel­par­tei, auf das die Unter­stel­lung zuträ­fe, die hier über „die Par­tei” als sol­che ver­brei­tet wird, vor allem die Infa­mie, „aus Sicht der AfD” besä­ßen „Pass­deut­sche” kei­ne Grundrechte.

Wer sol­che bra­chia­len Lügen ver­brei­tet, kann schwer­lich im Recht sein.

***

„Der ukrai­ni­sche Natio­na­lis­mus war in Ruß­land ganz anders als etwa der tsche­chi­sche, pol­ni­sche oder fin­ni­sche, nichts als eine ein­fa­che Schrul­le, eine Fatz­ke­rei von ein paar Dut­zend klein­bür­ger­li­chen Intel­li­genz­lern, ohne die gerings­ten Wur­zeln in den wirt­schaft­li­chen, poli­ti­schen oder geis­ti­gen Ver­hält­nis­sen des Lan­des, ohne jeg­li­che his­to­ri­sche Tra­di­ti­on, da die Ukrai­ne nie­mals eine Nati­on oder einen Staat gebil­det hat­te, ohne irgend­ei­ne natio­na­le Kul­tur, außer den reak­tio­när­ro­man­ti­schen Gedich­ten Schewtschen­kos. Es ist förm­lich, als wenn eines schö­nen Mor­gens die von der Was­ser­kan­te auf den Fritz Reu­ter hin eine neue platt­deut­sche Nati­on und Staat grün­den woll­ten. Und die­se lächer­li­che Pos­se von ein paar Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren und Stu­den­ten bausch­ten Lenin und Genos­sen durch ihre dok­tri­nä­re Agi­ta­ti­on mit dem ‚Selbst­be­stim­mungs­recht bis ein­schließ­lich usw.’ künst­lich zu einem poli­ti­schen Fak­tor auf. Sie ver­lie­hen der anfäng­li­chen Pos­se eine Wich­tig­keit, bis die Pos­se zum blu­tigs­ten Ernst wur­de: näm­lich nicht zu einer erns­ten natio­na­len Bewe­gung, für die es nach wie vor gar kei­ne Wur­zeln gibt, son­dern zum Aus­hän­ge­schild und zur Sam­mel­fah­ne der Kon­ter­re­vo­lu­ti­on! Aus die­sem Wind­ei kro­chen in Brest die deut­schen Bajonette.”
(Aus: „Zur rus­si­schen Revo­lu­ti­on”. In: Rosa Luxem­burg: Gesam­mel­te Wer­ke, Band 4. Dietz Ver­lag, Ber­lin 1974, Sei­ten 350–351 – gefun­den von Leser ***.)

***

Die FAZ wid­met sich einem der gro­ßen Menschheitsprobleme.

Die süd­afri­ka­ni­sche Welt­meis­te­rin und Olym­pia­sie­ge­rin im 800-Meter-Lauf hat am Ende eines lan­gen Rechts­streits gegen die „umstrit­te­ne” Tes­to­ste­ron-Regel des Leicht­ath­le­tik-Welt­ver­ban­des World Ath­le­tics vor dem Euro­päi­schen Gerichts­hof für Men­schen­rech­te in Straß­burg obsiegt; sie sei dis­kri­mi­niert wor­den, urteil­ten die Rich­ter mit einer 4:3‑Mehrheit.

Wer den Arti­kel anklickt und das Kon­ter­fei der (zumin­dest ver­gleichs­wei­se oft) Lau­fen­den betrach­tet, sieht dort – wie sag’ ich’s, ohne das Delikt des Mis­gen­derns auf mei­nen grau­en Schei­tel zu laden? – einen Sport­trei­ben­den, der einem Mann ver­blüf­fend ähn­lich sieht bzw. aus­schaut wie eine jun­ge Ath­le­tin, die wie ein jun­ger Ath­let aussieht.

„Seme­nya ist eine inter­ge­schlecht­li­che  Frau, die bei der Geburt als weib­lich ein­ge­stuft wur­de”, belehrt uns die Wiki­pe­dia. „Sie besitzt XY-Chro­mo­so­men und einen natür­lich erhöh­ten Tes­to­ste­ron­spie­gel.” Also, wenn ich es recht sehe: weib­li­cher Phä­no­typ, männ­li­cher Geno­typ. Bei Men­schen solch sel­te­ner Artung – „Exo­ten” zu schrei­ben wäre wahr­schein­lich wie­der dis­kri­mi­nie­rend (eben!) – sind die pri­mä­ren Geschlechts­or­ga­ne inclu­si­ve der Gebär­mut­ter weib­lich aus­ge­prägt, jedoch wer­den wegen der männ­li­chen Chro­mo­so­men kei­ne Ova­ri­en gebildet.

Wenn eine Frau ein Wesen ist, das (über eine gewis­se Zeit) poten­ti­ell imstan­de ist, Kin­der zu gebä­ren, müss­te Seme­nya als Frau durch­ge­hen (sie könn­te auf die Eizel­len einer Spen­de­rin zurück­grei­fen). Ihr Tes­to­ste­ron­spie­gel ist offen­kun­dig natür­lich und kei­ne Doping­fol­ge; sie hat also auch nicht betro­gen. Gleich­zei­tig war sie ihren Kon­kur­ren­tin­nen auf­grund ihrer Anoma­lie oder Beson­der­heit per se über­le­gen. Wir haben mit einem ech­ten Pro­blem zu tun, wel­ches man dar­an erkennt, dass es nicht lös­bar ist, weil zwei unver­ein­ba­re Per­spek­ti­ven aufeinandertreffen.

Für mei­ne Begrif­fe wäre es frei­lich doch lös­bar: dadurch, dass man das Scham­ge­fühl wie­der zu Ehren bringt.

Ein ähn­li­ches Pro­blem wie Seme­n­yas Kon­kur­ren­tin­nen hat­ten zuletzt die DFB-Mädels.

Hier weiß die Wiki­pe­dia nichts Nähe­res, ledig­lich dass Ban­da 2022 aus dem Kader für den Afri­ka-Cup gestri­chen wur­de, weil ihr ein zu hoher Tes­to­ste­ron­spie­gel nach­ge­wie­sen wor­den war. „Die Maß­nah­me wur­de unter ande­rem von Human Right Watch kri­ti­siert, die Geschlecht­über­prü­fun­gen sei­en eine Men­schen­rechts­ver­let­zung und diskriminierend.”

Es war aber offen­bar kei­ne Geschlechts­über­pü­fung, son­dern eher eine Doping­kon­trol­le, wobei auch in die­sem Fall das „Doping” wohl auf natür­li­chem Wege statt­fin­det. Aber macht das im Resul­tat einen Unterschied?

Was mei­ne ich damit, die Rück­kehr des Scham­ge­fühls kön­ne das Pro­blem aus der Welt schaf­fen? Nun, das Scham­ge­fühl könn­te in die­sem Fall das Prin­zip des Fair play wie­der ein­set­zen (unge­fähr so wie ich mich schä­men wür­de, wenn in mei­nem Renn­rad ein klei­ner, nicht bemerk­ba­rer Motor mit­lie­fe). Wenn ein Ath­let weiß, dass er als Kind in den Zau­ber­trank gefal­len ist, dann for­dert er nicht glei­che Start­rech­te für sich bei so unglei­chen Vor­aus­set­zun­gen; er (oder sie) ist ja qua­si a prio­ri gedopt. Was für einen Tri­umph kann einem Men­schen ein Sieg berei­ten, den er so erringt?

Aber die­se Argu­men­ta­ti­on ist natür­lich illu­so­risch. Die Vor­teils­ver­schaf­fung durch Betrug ist all­ge­mein üblich, im Sport heißt sie Doping, und das hat, vor eini­gen Jah­ren schon, sogar die Para­lym­pics erreicht.

Nach­trag, zum ers­ten: Die DFB-Spie­le­rin­nen, lese ich, sind mit Regen­bo­gen­arm­bin­de auf­ge­lau­fen. Tja.

Nach­trag, zum zwei­ten: Soll­ten die tur­nier­üb­li­chen Ver­fah­ren der Geschlechts­er­mitt­lung an ihre Gren­zen sto­ßen, kämen da noch die all­ge­mein oder zumin­dest in beschwing­ten Welt­ge­gen­den übli­chen in Betracht.

Die Sache hat aller­dings einen Haken: Trai­ner sagen im Inter­es­se ihrer Spie­ler oft nicht die Wahrheit.

PS: Bei Ana­bel Schun­ke lese ich nun:

Ich weiß nicht, wel­che Dar­stel­lung der Wahr­heit ent­spricht. Aber nach­dem ich das Finish von drei Qua­si-Män­nern gegen eine zier­li­che Läu­fe­rin gese­hen habe, bin ich dafür, die­se Art Wett­kampf für immer zu been­den, not­falls durch Publi­kums- und Läu­fe­rin­nen­boy­kott; es hat ja sei­nen Sinn, dass Män­ner und Frau­en nicht gegen­ein­an­der antre­ten; sol­len sie doch die Ath­le­ten in den Kate­go­rien m – w – d star­ten lassen.

***

„Der Volks­sar­kas­mus blüht”, schreibt Leser *** und sen­det die­ses Kompositum.

***

Leser *** wie­der­um „schnapp­te eine Phra­se auf, die das Fern­seh­ge­rät aus­hus­te­te: ‚Vie­le sind durch die Köl­ner Innen­stadt gezo­gen’ (CSD-Para­de). Ich muss geste­hen, dass ich Kölner:innen Stadt gehört hat­te – offen­bar ist mir nicht mehr zu helfen.”

***

„Aus­ge­rech­net aus Ber­lin erreich­te uns die­ser Tage auch mal eine gute Nach­richt: Die ‚Über­strah­lung’ des Bibel­ver­ses an der Schloss­kup­pel, die Clau­dia Roth so ger­ne woll­te, wird wohl nichts wer­den – aus Kos­ten­grün­den, wie es heißt. Nicht so schön: Aus den­sel­ben Grün­den wird nach jet­zi­gem Stand die welt­be­rühm­te Bil­der­ga­le­rie von Sans­sou­ci nächs­tes Jahr bekannt­lich nicht mehr öff­nen, weil 300.000 Euro für den Betrieb fehlen.

Da kön­nen wir ja froh sein, dass die fünf Mil­lio­nen für das Muse­um in Nige­ria gera­de noch recht­zei­tig aus dem deut­schen Steu­er­sä­ckel abge­flos­sen sind, bevor die Kas­sen so leer wur­den. Sie wis­sen noch: Für das Muse­um, in dem die zurück­ge­ge­be­nen Ben­in-Bron­zen aus­ge­stellt wer­den soll­ten. Aus der Aus­stel­lung wird bekannt­lich nichts, weil die Sta­tu­en an den Nach­fah­ren der Skla­ven­händ­ler als Pri­vat­be­sitz gegan­gen sind. Das Metall für die Bron­zen hat­ten des­sen Vor­fah­ren als Bezah­lung für jene Skla­ven erhal­ten, wel­che sie damals in alle Welt verhökerten.

Ein lee­res Muse­um irgend­wo in Afri­ka für fünf Mil­lio­nen und eine geschlos­se­ne Gale­rie in Pots­dam, weil 300.000 Euro feh­len. Manch­mal schla­gen sich die Prio­ri­tä­ten unse­rer Kul­tur­po­li­tik erfri­schend sim­pel nieder.”

(Preu­ßi­sche All­ge­mei­ne, 8. Juli)

***

Das Schluss­wort über­ant­wor­te ich heu­te einem Inter­nats­mit­zög­ling des Schwei­zer Diplo­ma­ten und His­to­ri­kers Carl Jacob Burckhardt:

(Carl J. Bur­ck­hardt: „Begeg­nun­gen”. Zürich 1984. Das Zitat bezieht sich auf ein Erleb­nis aus der Zeit kurz vor dem Ers­ten Welt­krieg in einem Schwei­zer Inter­nat. Ich dan­ke Leser *** für die Zusendung.)

 

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