14. Juli 2023

Eine Fra­ge noch hätt‘ ich an alle beläs­tig­ten Frauen:
War­um kla­gen auch die, wel­che es nie­mals betrifft?

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Kein Sperr­müll? Kein Dreck? Wo sind Bett­ler, Geschmier, wo Kriminelle?
Zur Metro­po­le, Kaff, taugst ganz ersicht­lich du nicht.

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Ein Zei­chen zu set­zen, und noch eins, täg­lich ein Zei­chen! Balde,
O Hal­tungs­mensch, Guter! gehen die Zei­chen dir aus.

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Es war seit lan­gem klar, dass die bei­den eigent­li­chen Anti­po­den der deut­schen Poli­tik die Grü­nen und die Blau­en sind, wie die bei­den Sta­di­onpar­tei­en im alten Byzanz. Wer sich also nach knapp zwei Jah­ren einer grün domi­nier­ten Regie­rung dar­über wun­dert, dass die Blau­en in den Umfra­gen zur stärks­ten Kraft her­an­wach­sen, muss schon sehr rea­li­täts­fremd oder illu­si­ons­trun­ken durch sei­ne Tage gehen.

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Erin­nern Sie sich noch an die in den Jah­ren 2015 ff. regel­mä­ßig ver­brei­te­ten Mel­dun­gen von „Flücht­lin­gen”, die irgend­wo da drau­ßen in ’schland gut gefüll­te Brief­ta­schen gefun­den, aber, als ehr­li­che kolo­rier­te Häu­te, nicht behal­ten, son­dern bei der Poli­zei, im Fund­bü­ro oder an der Sicher­heits­schleu­se der Zeit abge­ge­ben hat­ten? Im Acta-Ein­trag vom 12. Juli wur­de die Fra­ge, wie man sagt, auf­ge­wor­fen, war­um der­glei­chen heu­te nicht mehr passiere.

Leser ***, „Rechts­pfle­ger in der Staats­an­walt­schaft ***” und dort „mit der soge­nann­ten Ver­mö­gens­ab­schöp­fung, also mit der Ein­zie­hung kri­mi­nell erlang­ten Gel­des” befasst, lie­fert die bis­lang ein­leuch­tends­te Erklä­rung dafür:

„Das Aus­blei­ben der medi­al beglei­te­ten Abga­be von ‚gefun­de­nen’ Geld­bün­deln dürf­te (zumin­dest in vie­len Fäl­len) ver­mut­lich eine ande­re Ursa­che haben. Hier­für muß man sich zunächst die Pro­ble­ma­tik vor Augen füh­ren, der ein ‚Flücht­ling’ gegen­über­steht, der sich schon bald nach sei­ner Ankunft im gelob­ten Land in den loka­len Arbeits­markt des Betäu­bungs­mit­tel­han­dels inte­griert und dort ers­te zähl­ba­re Erfol­ge vor­zu­wei­sen hat. Gern wür­de er einen Teil des Gel­des in die alte Hei­mat über­wei­sen, aber das gestal­tet sich etwas schwie­rig. So kann er nicht ein­fach mit einem Bün­del Bar­geld von bspw. 8.000,- € zu einer Bank gehen, es dort ein­zah­len und um den Glo­bus schi­cken. Da sind die doch manch­mal noch taug­li­chen Geld­wä­sche­be­stim­mun­gen vor, die die Bank zwin­gen, nach der Her­kunft des Gel­des zu fra­gen und es bei bösem Ver­dacht ein­zu­be­hal­ten und der Poli­zei zu übergeben.

Gut bera­ten, wie der erfolg­rei­che Händ­ler ist, steckt er das Geld in eine auf­fäl­li­ge Tasche (z.B. ein rosa­far­be­nes Porte­mon­naie mit grü­nen Punk­ten) und trägt es zum Fund­bü­ro, wo er es als Fund­sa­che deklariert.

Was pas­siert dann? Es mel­det sich natür­lich nie­mand, da ja nie­mand 8.000,- € in einem rosa­far­be­nen Porte­mon­naie mit grü­nen Punk­ten ver­lo­ren hat. Nach sechs Mona­ten, so will es unser BGB, erhält der ehr­li­che Fin­der die Fund­sa­che zurück, und sie gehört ihm. Nun kann er zur Bank gehen und mit dem amt­li­chen Her­kunfts­nach­weis die Über­wei­sung in die Hei­mat vor­neh­men, ohne daß die Bank Grund zu Arg­wohn hat.

Das haben dann aber die Poli­zei und die Staats­an­walt­schaf­ten bald auch begrif­fen und die­se Metho­de dann unter­bun­den. Daher hört man nichts mehr davon…”

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Aber die Frei­ta­ge den Sonntagen!

Ein schon etwas län­ger die­nen­der Mit­ar­bei­ter der Bun­des­tags­ver­wal­tung erzähl­te mir vor eini­gen Jah­ren, die zu Zei­ten der Ber­li­num­zugs-Vor­be­rei­tun­gen wal­ten­de Bun­des­tags­prä­si­den­tin Rita Süss­muth habe wei­land dafür gesorgt, dass im neu­en Par­la­ments­ge­bäu­de kei­ner­lei posi­ti­ver Bezug auf die deut­sche Nati­on und deren Geschich­te genom­men wer­de. Ihr Nach­fol­ger Thier­se, in des­sen Amts­zeit der Umzug dann fiel – die Schlüs­sel­über­ga­be fand am 19. April (puh!) 1999 statt –, dürf­te ihr nicht gera­de krei­schend in den Arm gefal­len sein. Des­we­gen, schloss der Beam­te, besä­ßen wir das wahr­schein­lich ein­zi­ge Par­la­ments­ge­bäu­de der Welt, in dem sich kein Kunst­werk befin­de, das die eige­ne Geschich­te in Gestalt irgend­ei­nes iden­ti­täts­stif­ten­den Ereig­nis­ses darstellt.
Den ein­zi­gen his­to­ri­schen Bezug, den Love­ly Rita und ihr fus­sel­bär­ti­ger Suk­zes­sor im Reichs­tag dul­de­ten oder übri­glie­ßen, ver­kör­pern die Krit­ze­lei­en, die Rot­ar­mis­ten nach der Erobe­rung des Gebäu­des im Mai 1945 an den Wän­den hin­ter­las­sen haben, wobei man Zoten, Gewalt­phan­ta­sien und die Wei­ber der Besieg­ten betref­fen­de Unga­lan­te­rien getilgt hat, weil sie bei eini­gen des Rus­si­schen kun­di­gen Besu­chern Irri­ta­tio­nen aus­lös­ten; gera­de die Ossis konn­ten ja zum Teil recht gut rus­sisch. Die im Kel­ler­ge­schoss direkt unter dem Ple­nar­saal im Wie­der­in­be­trieb­nah­me­jahr 1999 auf­ge­bau­te Instal­la­ti­on „Archiv der Deut­schen Abge­ord­ne­ten” – meh­re­re tau­send an Bank­schließ­fä­cher oder lie­gen­de Akten­ord­ner erin­nern­de Metall­käs­ten mit Namens­auf­kle­bern – schafft eine wei­te­re Ver­bin­dung in die Ver­gan­gen­heit des Wal­lot-Baus; die Behäl­ter sind mit den Namen aller Abge­ord­ne­ten beschrif­tet, die zwi­schen 1919 und 1999 dem Reichs­tag und dem Bun­des­tag ange­hör­ten, wes­halb dort unter ande­rem auch ein gewis­ser A. Hit­ler sowie ein E. Thäl­mann ihr Käst­chen bekom­men haben. Nur weni­ge Hos­pi­tan­ten ent­de­cken sie in der Kür­ze der Besuchs­zeit im Gewirr der Tau­send, wem es gelingt, der ver­lässt gemahnt und geläu­tert das Haus, aber nim­mer­mehr den Boden der FDGO.
Mit den rou­ti­niert natio­nal­ma­so­chis­tisch gepfleg­ten Schmie­rei­en an den Wän­den kor­re­spon­diert der Dreck­hau­fen im Innen­hof, in des­sen Mit­te die Losung „Der Bevöl­ke­rung” gewiss an die Wor­te Allahs, getreu­lich über­mit­telt von sei­nem Pro­phe­ten Moham­med, erin­nern soll: „Jedem Volk ist eine Frist gesetzt” (7. Sure, Vers 34); Bob­zin über­setzt „Gemein­schaft” und deu­tet damit wohl an, dass auch jede Bevöl­ke­rung unter escha­to­lo­gi­schem Ter­min­druck steht. Im soge­nann­ten Andachts­raum haben Pro­duk­te aus dem Nagel­stu­dio des gro­ßen Humo­ris­ten und Mar­ke­ting-Genies Gün­ther Uecker ihren Platz gefun­den, was dem einen oder ande­ren dort Ver­har­ren­den viel­leicht Gedan­ken an die Kreu­zi­gung eingibt.
Im soge­nann­ten Club­raum des Bun­des­ta­ges wie­der­um befin­det sich ein Bild des rus­si­schen Künst­lers – Künst­ler, so nennt man sie doch? – Gri­sha Bruskin, ein Tri­pty­chon, das man mit etwas Mut­wil­len die Par­odie einer Iko­no­sta­se nen­nen könn­te. Es stammt eben­falls aus dem Jahr 1999, trägt den Titel „Leben über alles”, und auf der Web­sei­te des Bun­des­ta­ges heißt es dazu: „Gri­sha Bruskin iro­ni­siert im Club­raum in einem Tri­pty­chon ideo­lo­gi­sche Mythen, ins­be­son­de­re die ‚Skulp­tur-Manie’ Sowjet­russ­lands. Wie auf einer Iko­nen­wand rei­hen sich 115 Ein­zel­bil­der anein­an­der”, etwa „die Kol­chos­bäue­rin mit über­gro­ßen Feld­früch­ten” oder der „Kos­mo­naut mit dem Por­trät von Juri Gagarin”.

Nicht nur mit dem von Gaga­rin übri­gens. Auch das Kon­ter­fei des Genos­sen Gene­ra­lis­si­mus hat im Deut­schen Bun­des­tag ein beschei­de­nes Plätz­chen gefun­den (ich bit­te um Par­don, es sind Hän­di-Fotos aus einer gewis­sen unschär­fe­för­der­li­chen Ent­fer­nung, der Raum ist recht hoch):

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Des­sen Amts­vor­gän­ger, der ers­te Chef der Bol­sche­wi­ken und gewis­ser­ma­ßen Banden­grün­der, zeigt dort selbst­ver­ständ­lich auch Prä­senz; Ленин с нами. Haben wir, fragt man sich unwill­kür­lich, kei­ne deut­schen Mas­sen­mör­der, deren Kon­ter­feis wir an die Wand hän­gen und deren Mythi­sie­rer wir „iro­ni­sie­ren” können?

Ein rot­ar­mis­ti­scher Täter­volks­be­frei­er stellt immer­hin die Losung „Социализм непобедим” (Der Sozia­lis­mus ist unbe­sieg­bar) zur Schau, im Reichs­tag, wo sie ja täg­lich immer ein­drück­li­cher ver­wirk­licht wird.

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Man fin­det im obers­ten deut­schen Par­la­ment nicht nur kei­ner­lei posi­ti­ve Erin­ne­rung an die deut­sche Ver­gan­gen­heit, es gibt auch kei­ne Rück­be­zü­ge etwa auf die Anti­ke, das Chris­ten­tum, über­haupt die Geschich­te der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on. Und die grü­nen Schienenwölf:*_Innen frä­sen sich bekannt­lich wei­ter durch die Erin­ne­rungs­sym­bo­lik: Ent­fer­nung des Kreu­zes im Frie­dens­saal zu Müns­ter, Umbe­nen­nung des Bis­marck­zim­mers im Aus­wär­ti­gen Amt, die – aus Kos­ten­grün­den einst­wei­len geschei­ter­te – Kor­rek­tur der Kup­pe­lin­schrift am Ber­li­ner Dom, die gefor­der­te Til­gung des Namens Preußen…

Preu­ßen, sagt Clau­di Roth, die von Preu­ßen so viel ver­steht wie ich von Kli­mak­te­ri­ums­be­schwer­den, klin­ge ihr nicht „welt­läu­fig” genug.

Nach­dem ich nun seit Jah­ren dem Herrn in den Kabi­net­ten und Keme­na­ten des Bun­des­ta­ges die Tage steh­le und zwi­schen­zeit­lich auch eine Rei­he von Land­ta­gen durch­wan­delt habe, betrat ich, obwohl seit mehr als drei­ßig Jah­ren in Mün­chen hei­misch, ges­tern erst­mals das Gebäu­de des Bay­ri­schen Land­tags. Und war, wie man sagt, posi­tiv über­rascht. Bezie­hungs­wei­se platt.

(Ich bit­te auch hier um Par­don für die Bild­quli­tät, ich eil­te nur vorüber.)

Der impo­san­te palaz­zo­ar­ti­ge Bau ist bekannt unter dem Namen Maxi­mi­lia­ne­um, denn es war König Maxi­mi­li­an II. von Bay­ern, der 1857 des­sen Errich­tung in Gang setz­te. Die Neo­re­nais­sance­fas­sa­de am öst­li­chen Isar­hoch­ufer mar­kiert das Ende einer der berühm­ten Münch­ner Sicht­ach­sen. Momen­tan steht ein Kran davor; des­halb hier ein Foto von einer Ansichts­kar­te um 1900.

Bereits die Gie­bel­bil­der an der – Rich­tung Stadt­mit­te wei­sen­den – West­fas­sa­de gehö­ren durch­weg zum Gen­re der His­to­ri­en­ma­le­rei: Grün­dung der Uni­ver­si­tät Ingol­stadt anno 1492, Sän­ger­krieg auf der Wart­burg, Befrei­ung Wiens von der Tür­ken­be­la­ge­rung anno 1683 usw. Der Münch­ner Land­tag zählt zu den weni­gen deut­schen Par­la­men­ten, die in his­to­risch bedeut­sa­men Gebäu­den tagen; das Schwe­ri­ner Schloss und das klas­si­zis­ti­sche Lei­ne­schloss in Han­no­ver, von 1837 bis 1866 Resi­denz der Köni­ge von Han­no­ver, fal­len mir spon­tan ein. Dort war ich aller­dings noch nicht; den im Netz ver­füg­ba­ren Pho­to­gra­phien zufol­ge scheint man aber sowohl in Schwe­rin als auch zu Han­no­ver auf his­to­ri­sche Bezü­ge ver­zich­tet zu haben (es han­delt sich ja um Sozi­al­de­mo­kra­ten- und Pro­tes­tan­ten­ge­biet, die mögen eh kei­ne Bilder).

Ganz anders in Mün­chen. Bereits das Trep­pen­haus emp­fängt den Besu­cher mit Geschich­te, Bil­den­der Kunst und ande­rem unmo­der­nen Schnickschnack.

Die Sgraf­fi­ti in den Bogen­fel­dern zei­gen Alle­go­rien, ana­log den Dar­stel­lun­gen der Kar­di­nal­tu­gen­den in der Renais­sance, hier etwa: „Unter­richt”, „Fleiß”, „Frie­de”, „Tap­fer­keit”, „Vater­lands­lie­be”. Ich habe kei­ne Ahnung, was in Katha­ri­na Schul­ze vor­geht, wenn sie dar­an vor­bei­wu­selt; womög­lich soll­te man sich über das Schä­del­in­wen­di­ge die­ser gott­be­gna­de­ten Per­son, wenn man ihm wirk­lich nahe kom­men will, über­haupt kei­ne Gedan­ken machen. Die Gedenk­ta­fel am Bild­rand links, apro­pos Tap­fer­keit und Vater­lands­lie­be, ist übri­gens allen Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ten gewid­met, die 1933 gegen Hit­lers Ermäch­ti­gungs­ge­setz gestimmt hatten.

Die Her­men oder Por­trät­büs­ten in den Wan­del­gän­gen sind nach anti­ken Vor­la­gen geschaf­fen und zei­gen u.a. Sokra­tes, Pla­ton, Solon, Homer, Pytha­go­ras, Archi­me­des, Demo­sthe­nes, Peri­kles, Cae­sar und Cice­ro. Damit sind bereits im Ein­gangs­be­reich die Leit­mo­ti­ve ange­spielt: Chris­ten­tum, Anti­ke, Renais­sance, Abend­land, und mit­ten­drin statt nur dabei die Bay­ern und die Deutschen.

In den fol­gen­den Sälen befin­det sich eine veri­ta­ble Gemäl­de­ga­le­rie, alles His­to­ri­en­ma­le­rei, Münch­ner Schu­le, Pilo­ty, Kaul­bach und deren Schü­ler und Kol­le­gen. Im Stei­ner­nen Saal zur Lin­ken des Ein­tre­ten­den: Kaul­bachs „Kai­ser­krö­nung Karls des Gro­ßen” (Aus­schnitt, für das Hän­di sind die meis­ten die­ser Ölschin­ken zu groß).

Ihm gegen­über die „Kai­ser­krö­nung Lud­wigs des Bay­ern in Rom” (1328), gemalt von August von Kre­ling (eben­falls ein Ausschnitt).

An der Wand des Senats­saa­les hängt Kaul­bachs „Schlacht bei Sala­mis”, ein bei­na­he zehn Meter brei­tes und fünf­ein­halb Meter hohes Kolos­sal­ge­mäl­de, fünf­zig wogen­de, von Details über­quel­len­de Qua­drat­me­ter Lein­wand, einem ent­schei­den­den Sieg des Okzi­dents über den Ori­ent gewidmet.

Näher bit­te!

Im Zen­trum des Aus­schnit­tes steht sto­isch und sie­ges­ge­wiss The­mis­to­kles, der ruhen­de Pol im Getüm­mel der Schlacht – muss ich dar­auf hin­wei­sen, dass man ihn zu den Begrün­dern der athe­ni­schen Demo­kra­tie zählt, er zugleich zu den ers­ten Opfern der­sel­ben gehört und aus­ge­rech­net beim per­si­schen Kriegs­geg­ner, sofern Hero­dot nicht flun­kert, ein ret­ten­des Exil fand? Rechts von ihm schleu­dert Aischy­los, der bekannt­lich erst die Per­ser mit­schlug und dann die gleich­na­mi­ge Tra­gö­die schrieb, sei­nen Speer auf den Feind. Vorn rechts, mit erho­be­nem Schwert, einen fle­hen­den Besieg­ten zu Füßen, Arist­ei­des, der spä­ter ost­ra­ki­sier­te inter­ne Kon­kur­rent des The­mis­to­kles – „Das ist der Kern der hel­le­ni­schen Wett­kampf-Vor­stel­lung: sie ver­ab­scheut die Allein­herr­schaft und fürch­tet ihre Gefah­ren, sie begehrt, als Schutz­mit­tel gegen das Genie – ein zwei­tes Genie” (Nietz­sche) –; er wird ein Jahr nach dem Sieg auf dem Was­ser übri­gens das athe­ni­sche Kon­tin­gent bei Pla­tai­ai anführen.

Kaul­bach bekam für die jah­re­lan­ge Arbeit an die­sem Werk 35.000 Gul­den aus­be­zahlt, was auf heu­te umge­rech­net etwa 350.000 Euro­nen ent­spricht. Das ist nicht wenig, aber auch nicht beson­ders viel; sei­ne aktu­el­len Nach­fah­ren schmie­ren eine sol­che Flä­che in einer Woche, man­che in einer guten Nacht voll; der Geschmack hat sich geän­dert, mit ihm auch die Blick­rich­tung – moder­ne Kunst hängt immer im Rücken des Betrach­ters bzw. Besit­zers –; der Fort­schritt ist eben unauf­halt­sam. Aber nicht, dass jetzt jemand meint, ich sei ein gro­ßer Bewun­de­rer der His­to­ri­en­ma­le­rei, das Gen­re als Gan­zes ist so zweit­klas­sig wie der his­to­ri­sche Roman, aber ich fin­de sie unter­halt­sam, außer­dem ist sie vol­ler rei­zen­der und oft auch talent­voll gemal­ter Details.

Es zeigt sich ein­mal mehr, dass Mon­ar­chen gemein­hin mehr für Tra­di­ti­on und Geschich­te übrig hat­ten (und haben) als Demo­kra­ten, die dazu nei­gen, nament­lich wenn es sich um Lin­ke han­delt, alle Gescheh­nis­se vor der Eta­blie­rung der Demo­kra­tie für Vor­ge­schich­te und eine letzt­lich dunk­le Zeit zu hal­ten. König Maxi­mi­li­an II. hat­te das Maxi­mi­lia­ne­um ursprüng­lich als eine Art Eli­te­schu­le für hoch­be­gab­te Lan­des­kin­der errich­ten las­sen, zugleich als Ort his­to­ri­scher und künst­le­ri­scher Erzie­hung. Er gab bei loka­len Malern eine „His­to­ri­sche Gale­rie” in Auf­trag, drei­ßig groß­for­ma­ti­ge Bil­der, die bedeu­ten­de Ereig­nis­se der Mensch­heits­ge­schich­te behan­deln, von der Erbau­ung der Pyra­mi­den bis zur Auf­er­ste­hung Chris­ti, vom Sieg Ottos I. auf dem Lech­feld über den Canos­sa­gang Hein­richs IV. bis zu den Befrei­ungs­krie­gen, sogar Moham­meds Ein­zug in Mek­ka gehör­te zu den Moti­ven. Das wie­der­keh­ren­de The­ma ent­sprach dem Zeit­geist des His­to­ris­mus und letzt­lich auch dem Geschmack Kli­os: gro­ße Män­ner, egal wel­ches Kul­tur­krei­ses, als Haupt­ak­teu­re der Welt­ge­schich­te. Fast die Hälf­te der Gemäl­de ging im Krieg verloren.

Zur His­to­ri­en­ma­le­rei gehö­ren auch die Wand­bil­der im Lese­saal. Dort sind jeweils sechs his­to­ri­sche Heer­füh­rer und Staats­män­ner versammelt.

Wäh­rend die Staats­mi­nis­te­rin für Kul­tur in Ber­lin ihre anti­preu­ßi­schen Affek­te aus­lebt, hat zu Mün­chen unter ande­rem Fried­rich der Gro­ße sei­ne Nische gefun­den, wie auch Suwo­row, Erz­her­zog Karl, Wel­ling­ton, Riche­lieu und Napo­le­on. Chau­vi­nis­tisch waren die Bay­ern offen­bar nicht – wobei aus Sicht der Iden­ti­ty Poli­tics am Ende wohl doch: Fast alle Dar­ge­stell­ten sind weiß. Wie auch der ers­te baye­ri­sche König Max I. Joseph.

Aber da in Bay­ern eine soli­de bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ve, der Libe­ra­li­tas Bava­ri­ca ver­pflich­te­te Mehr­heit lebt, zu der sogar ein Teil der Grü­nen gehört, dürf­te auf abseh­ba­re Zeit mit Bil­der­stür­me­rei nicht zu rech­nen sein.
Ästhe­tisch recht anspre­chend sind auch die Wan­del­gän­ge zu bei­den Sei­ten des Baus, deren einer den Rau­chern Asyl bietet.

Von innen, aus der mit­ti­gen Ide­al­per­spek­ti­ve, eröff­net sich ein Aus­blick über Maxi­mi­li­ans­brü­cke und Maxi­mi­li­an­stra­ße, flan­kiert von der Frau­en­kir­che zur Lin­ken und der Oper zur Rech­ten, auf, ganz am Ende, das Spa­ten­haus und mei­nen bevor­zug­ten Zigar­ren­händ­ler Zechbauer.

Mit einem Wort: schee. Mün­chen, du hast es besser!

***

Wech­seln wir zum The­ma Num­mer eins.

***

Dazu ein Selbst­zi­tat als Wiedervorlage:

„Wenn die Euro­pä­er unter dem Druck der lin­ken Any­whe­res in EU, UNO, west­eu­ro­päi­schen Par­la­men­ten und all den Gau­ner­stif­tun­gen und Spitz­bu­ben-NGOs ihre Gren­zen so lan­ge offen las­sen, bis es zu spät ist, wird Euro­pa ein ähn­li­ches Bild bie­ten wie nach dem Unter­gang West­roms. Es gibt dann kei­ne sozia­le Fra­ge mehr, son­dern nur noch eine eth­ni­sche oder die isla­mi­sche Ant­wort. Wer es sich leis­ten kann, wird sich davon­ma­chen. Dass der Mee­res­spie­gel bis dahin um zehn Zen­ti­me­ter gestie­gen ist, wird nie­man­den mehr interessieren.
Das ist der Grund, war­um mich der Kli­ma­wan­del nicht beson­ders kümmert.”
(A.D., 29. Janu­ar 2020)

***

Und dazu wie­der­um Lese­rin ***, die schreibt: „In einem Inter­view sag­te Peter Hah­ne vor eini­ger Zeit, man­che Pro­ble­me sei­en mit ganz ein­fa­chen Mit­teln zu lösen. Man müs­se nur dar­auf bestehen, dass die Kin­der aller Poli­ti­ker und Wirt­schafts­leu­te in staat­li­che Schu­len gehen müss­ten. Das wäre zum Bei­spiel so eine ein­fa­che Maßnahme.
Ich ergän­ze, dass Leu­te wie Richard Gere, Robert Habeck und der­glei­chen ein­fach da woh­nen müss­ten, wo z.B. ich woh­ne. Als 2015 anbrach, wünsch­te ich mir für Frau Roth immer, sie sol­le S‑Bahn fah­ren, nach Frank­furt und zurück, ca. eine hal­be Stun­de. Ich wün­sche ihr nichts Böses, das wäre gegen alles, was ich emp­fin­de. Nein. Aber sie soll­te hier S‑Bahn fahren.
2017 waren wir im wun­der­schö­nen Kali­for­ni­en, in einer Wein­ge­gend, in einer Stadt, wo die Rei­chen woh­nen. Die Vor­gär­ten mani­kürt, von Gärt­nern. Man trau­te sich kaum den öffent­li­chen Bür­ger­steig zu nut­zen, weil man dach­te, ein fal­scher Schritt, und Du wirst erschos­sen. Viel­leicht über­trei­be ich, aber vom Gefühl her war es so. Dann tra­fen wir eben dort eine rei­che Demo­kra­tin, die für noch rei­che­re Leu­te Hoch­zei­ten aus­rich­te­te und uns ein­lud, in ihren Hoch­zeits­pa­vil­lon. Was war die begeis­tert von Mer­kels Akti­on. Ich habe ihr mal erklärt, dass mei­ne Begeis­te­rung sich jeden­falls im Zaum hält, und zwar deut­lich erklärt. Dar­auf­hin wur­de das The­ma gewech­selt, und sie kam auf Trump. Die genau­en Wor­te habe ich nie ver­ges­sen: ‚We gon­na throw some­thing at him. We gon­na find some­thing.’ Dann erklär­te sie mir noch, wahr­schein­lich weil ich nicht so war, wie sie woll­te, dass Deutsch­land ver­mut­lich eher so sei wie Caro­li­na, also dumpf, hier wür­de man sagen ‚Dun­kel­deutsch­land’. Nach dem Mot­to: Was für eine dump­fe Red­neck-Frau habe ich da getrof­fen. Auch ihr wün­sche ich nichts Böses. Aber sie soll­te doch mal an den Gren­zen leben, in ihrem eige­nen Land. Aber sie wird nie dort leben. Auch Richard Gere, Ver­mö­gen 65 Mio. $., wird dort nie leben. Er setzt sich aktiv für die wei­te­re ille­ga­le Mas­sen­mi­gra­ti­on nach Euro­pa ein. Er selbst wohnt in New York in sei­ner Luxus­vil­la, die von Sicher­heits­diens­ten bewacht wird.”
***
Und dazu am Ende eine Welt­kar­te, auf die ich in der Schrott­sam­mel­stel­le stieß, als ich eine Maid gugel­te, die als „Trans­for­ma­ti­ons­for­sche­rin” prä­sen­tiert wird.
Die Legen­de dazu: „Län­der, die sich im Wesent­li­chen und signi­fi­kant demo­kra­ti­sie­ren (blau) oder auto­kra­ti­sie­ren (rot) (2010–2020). Grau hin­ter­leg­te Län­der sind im Wesent­li­chen unverändert.”
Die USA haben sich also, wahr­schein­lich wegen Trump, „auto­kra­ti­siert”, wäh­rend Liby­en, Mada­gas­kar und der Niger sich demo­kra­ti­sier­ten. Hät­ten Sie’s gewusst?
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