4. Juli 2023

War­um Infla­ti­on? Das Kli­ma­pro­blem. Also sprach Frau Lagarde.
War­um zuvor Defla­ti­on? Nun, aus dem­sel­ben Grund.

***

Ost­deut­sche! Habt mehr Ver­ständ­nis mit all den Toren im Westen!
Wis­set, das Grü­ne Reich ist ihre Erstdiktatur.*

***

Gläu­bi­ge! Macht Pro­se­ly­ten! Zer­schlagt die wei­ße Gesellschaft!
Wer vor Allah noch nicht kniet, hüp­fe fürs Kli­ma derweil.

***

Zwei mal zwei ist gleich vier. – Wer behaup­tet so etwas? – Ein Rechter.
Von der Mathe­ma­tik neh­men wir Abschied sogleich!

***

* Ein­schal­tung für Esel: In Rede ste­hen alle Toren ab ca. Jahr­gang 1940.

***

Raten Sie mal, wo.

Im Bend­ler­block.

Der Weg vom hei­li­gen (gehei­men?) zum bun­ten Deutsch­land wird allen­falls der­einst ein­mal der vom frei­wil­li­gen zum unfrei­wil­li­gen Opfer­gang gewe­sen sein. Für die Fah­ne des bun­ten Tota­li­ta­ris­mus dürf­te jeden­falls nie­mand frei­wil­lig sein Leben aufs Spiel set­zen. War­um nur?

***

Darf man, fragt Freund ***, die Kra­wal­le in Frank­reich eigent­lich als „Ras­sen­un­ru­hen” bezeichnen?

Ja, aber nur, wenn man, wie Buf­fa­lo Bill einst­mals sag­te, ein schnel­les Pferd hat.

***

Das Zen­tral­or­gan der SED teilt mit:

Ich zitie­re:

„Ver­ste­he einer die Ossis, die­se rät­sel­haf­ten Wesen, die zwi­schen der Ost­see und Son­ne­berg hau­sen. Sie wäh­len Nazis und lie­gen nackt am Strand, um ihre Nazi-Tat­toos zu prä­sen­tie­ren. Obwohl Bana­nen kei­ne Man­gel­wa­re mehr sind, haben sie schlech­te Lau­ne und zün­den Flücht­lings­hei­me an. Dabei haben sie doch alles, was sie sich 1989 so sehr wünsch­ten: Golf GTI, Video­re­kor­der (sic!) und die Frei­heit, die sie berech­tigt, bei frei­en Wah­len auch mal Faschis­ten zu wählen.
Es ist ein undank­ba­rer Haufen.”

Ähn­li­ches konn­te, wer denn unbe­dingt woll­te, im Neu­en Deutsch­land auch um die Jah­res­wen­de 1989/90 lesen. Damals lie­ßen die Laut­spre­cher der real­so­zia­lis­tisch erwei­ter­ten Huma­ni­tät aller­dings ihren tie­fen­ras­sis­ti­schen Anti­ras­sis­mus noch nicht so hem­mungs­los von der Leine.

„Wäre es da nicht bes­ser, man ver­wen­de­te statt des O‑Wortes lie­ber einen his­to­risch unbe­las­te­ten Begriff wie ‚Zonen­mon­gos’?”

So nennt mich denn Zonen­mon­go. (Gute Romananfangsadaption.)

„Hat es einen gene­ti­schen Grund, war­um die O‑Wortler so gewor­den sind? Sie sind ja nicht nur Nazis, son­dern Rus­sen­freun­de, Abend­land­pa­trio­ten, Mon­ar­chis­ten, Impf­geg­ner und Windradhasser.”

„Rus­sen­freun­de” als Schmäh­be­griff im Neu­en Deutsch­land: Für ein Zonen­kind wie mich wäre das ein ech­ter Para­dig­men­wech­sel, wenn ich nicht im Lau­fe mei­nes Erden­wan­dels gelernt hät­te, dass Ten­denz­kon­for­mi­tät die ver­meint­li­che Gesin­nung nicht nur so ver­läss­lich über­trumpft wie das Ter­ro­ir die Reb­sor­te, son­dern, zumin­dest unter Mol­lus­ken, voll­um­fäng­lich ersetzt. „Nicht nur Nazis, son­dern Rus­sen­freun­de, Mon­ar­chis­ten und Impf­geg­ner”? Wenn das der Füh­rer wüsste!

„40 Jah­re DDR reich­ten anschei­nend dafür aus, dass sich hin­ter der Mau­er, im abge­schlos­se­nen Habi­tat, eine gene­ti­sche Varia­ti­on eta­blie­ren konn­te, die ihre Trä­ger son­der­lich wer­den lässt.”

Inter­es­sant, dass die­je­ni­gen, die beharr­lich dar­auf insi­tie­ren, dass alle Kon­flik­te sozia­le Ursa­chen hät­ten, auf ein­mal die Gene­tik ent­de­cken. Wer­fen wir doch ein­mal, aus die­ser über­ra­schen­den War­te, einen Blick nach Frank­reich. In die Ban­lieues sind auch Mil­li­ar­den geflossen…

PS: „‚Obwohl Bana­nen kei­ne Man­gel­wa­re mehr sind, haben sie schlech­te Lau­ne und zün­den Flücht­lings­hei­me an.’ Die ande­ren EU-Län­der machen es sich da ein­fa­cher: Die hal­ten steu­er­zah­ler­seits gar kei­ne Unter­künf­te plus Ver­sor­gung vor. In Frank­reich kam­pie­ren die soge­nann­ten ‚Geflüch­te­ten’ in Paris oder am Strand von Calais wild in Zel­ten. In Län­dern, wo es gar kei­ne Flücht­lings­hei­me gibt, kön­nen natür­lich auch kei­ne ange­zün­det wer­den. Des­we­gen ste­hen die Fran­zo­sen ‚image-mäßig’ auch bes­ser da als die Deutschen.”
Leser ***)

***

Ande­rer­seits, Pro­teus, Klas­si­sche Wal­purg­nis­nacht, leicht abgewandelt:
So etwas freut mich alten Fabler!
Je son­der­li­cher, des­to respektabler.

***

Ein Buch mit dem unver­fäng­li­chen Titel „Deut­sche Orgi­na­li­tät. Fünf­tau­send und ein paar zer­quetsch­te Phra­sen, Sprü­che und Sen­ten­zen” fand sei­nen Weg zu mir. Der Name des Autors – ein Nom de plu­me – kam mir bekannt vor, und mein Gedächt­nis hat­te mich, wie man sagt, nicht getäuscht: Ich habe vor 25 Jah­ren ein Buch von ihm für den Focus rezen­siert, namens „Kur­ze Ein­füh­rung in den Juris­ten­hu­mor”. Dar­in ver­sam­mel­te der Pseud­ony­mus Hein­rich Stader, Jurist – ein Anwalt, wenn ich mich recht ent­sin­ne –, kurio­se, gro­tes­ke, amü­san­te und anma­ßen­de Ein­las­sun­gen von Berufs­kol­le­gen, meis­tens von Rich­tern und aus Urteils­be­grün­dun­gen. Die Rezen­si­on ist online nicht mehr auf­find­bar (vie­le mei­ner Arti­kel las­sen sich nach wie vor im Focus-Archiv abru­fen, ande­re wie­der­um nicht, es scheint weder Sys­tem noch Absicht dahin­ter­zu­ste­cken), wes­halb ich mich auf mei­ne Erin­ne­rung ver­las­sen muss, wenn ich Bei­spie­le anfüh­re, etwa den Gram­es­seuf­zer eines süd­deut­schen Amts­rich­ters für Ver­kehrs­sa­chen, er habe schon tau­sen­de Fäl­le ver­han­delt, aber noch nie einen Unfall­be­tei­lig­ten erlebt, der schuld gewe­sen wäre. Oder, auch eine Ver­kehrs­an­ge­le­gen­heit, dies­mal zu Köln, wo an Wei­ber­fast­nacht einem Auto die Vor­fahrt genom­men wur­de, „obwohl die Fah­re­rin ein Mäd­chen war”; außer­dem hat­te der Delin­quent nach links geblinkt, aber nach rechts die Spur gewech­selt, was, so das Gericht, „im Raum Köln nur bei Tief­flie­ger­an­grif­fen gestat­tet” sei (ich zitie­re aus dem Kopf). Und der­glei­chen erns­te Scher­ze mehr.

Nun also hat sich der Kurio­si­tä­ten­samm­ler vom Kon­kre­ten einer Berufs­spar­te ins All­ge­mei­ne eines Vol­kes bege­ben. „In die­sem Büch­lein ist gesam­melt, was unse­re Lands­leu­te so reden, den gan­zen lie­ben, lan­gen Tag”, hebt die Ein­lei­tung an. Abge­bil­det wer­de das „Spek­trum zwi­schen hohls­ter Phra­se, banals­ter Pla­ti­tü­de, abge­schmack­tes­tem Kalau­er und den Glanz­lich­tern deut­scher Spruch­beu­tel­kunst”. Mit einem Wort: „Volks­gut”. Vom die­sem ist der Weg nicht weit zum „Volks­geist”, der es her­vor­brach­te und ‑bringt; dem deut­schen sei es eigen­tüm­lich, so Stader, „auch noch dem letz­ten Elend eine Poin­te abzu­pres­sen”. (Mir fie­le spon­tan der Anfang 1945 kurz­zei­tig geläu­fi­ge ost­preu­ßi­sche Stoß­seuf­zer ein: „Wenn sie nicht so sehr mit unse­rem Mobi­li­ar und unse­ren Frau­en beschäf­tigt wären, könn­ten sie schon in Ber­lin sein!” Und zeit­par­al­lel dazu der in Ber­lin ver­brei­te­te Abschieds­gruß: „Blei­ben Se übrig!”)

Dane­ben pfle­ge der besag­te Volks­geist, so unser Grimm-Fort­schrei­ber, „einen gewis­sen nivel­lie­ren­den Effekt” sowie „einen Wider­wil­len gegen alles Distin­gu­ier­te”. Das scheint mir eben­falls unstrit­tig zu sein – die deut­sche See­le ist sozi­al­de­mo­kra­tisch. Staders prä­lu­die­ren­des Resü­mee lau­tet: „So näm­lich ist er, unser Humor, unser The­sau­rus an Sprü­chen: glanz­los, aber prak­tisch, vol­ler Bie­der­sinn und Treu­her­zig­keit, wo nicht gemüt­lich, dann doch immer­hin sym­pa­thisch gemüt­los; alles in allem eher Kunst­hand­werk als Kunst. Mehr ist mit sei­nen Haupt­zu­ta­ten – Kalau­er, Aus­schei­dun­gen, Bier, Res­sen­ti­ment, Vor­ur­teil und Scha­den­freu­de – an Niveau wohl auch gar nicht herzustellen.”

Der Sprü­che- und Sen­ten­zen­samm­ler ver­sieht Tei­le sei­ner 350seitigen Antho­lo­gie mit einem zeit­ge­mä­ßen, aber nicht bier­ernst gemein­ten Warn­hin­weis (typi­scher­wei­se taucht er auch an den bei­den Stel­len auf, wo unser­eins zitiert wird).

Das Beson­de­re und bei fort­dau­ern­der Lek­tü­re all­mäh­lich regel­recht Ver­blüf­fen­de an die­sen „fünf­tau­send und ein paar zer­quetsch­ten” ste­hen­den Wen­dun­gen, die kapi­tel­wei­se nach Lebens­be­rei­chen (Klei­dung, Geträn­ke, Ehe, Poli­tik etc.) bzw. Gemüts­zu­stän­den (Freu­de, Zwei­fel, Fata­lis­mus etc.) geord­net sind, besteht dar­in, dass man min­des­tens vier­tau­send­acht­hun­dert davon nicht nur kennt, son­dern vie­le davon x‑mal selbst ver­wen­det hat und nach wie vor ver­wen­det. Die­se For­mu­lie­run­gen sind kol­lek­ti­ve Sprach­ge­wohn­hei­ten gewor­den. In Fra­gen der daseins­kom­men­tie­ren­den All­tags­ori­gi­na­li­tät spre­chen wir öfter im Chor, als uns bewusst sein mag. Ein paar belie­bi­ge Beispiele:

Wie soll’s einem schon groß gehen?
Ich mach mich vom Acker.
Man tut, was man kann.
Und ich Trot­tel fall auch noch dar­auf rein!
Machen wir uns doch nichts vor.
Alter Schwe­de!
Wird schon schiefgehen.
Da bleibt kein Auge trocken.
Wäre auch das geklärt.
Auch wie­der wahr.
Das Leben ist kein Ponyhof.
Der Fisch stinkt vom Kopf her.
Ein­mal ist keinmal.
Ich kann mir das ja nicht aus den Rip­pen schneiden.
Wie ein begos­se­ner Pudel.
Ich krieg die Krise.
So viel Zeit muss sein.
Das hat man nun davon.
Das kann ja jeder behaupten.
Es bleibt einem nichts erspart.
Was glaubt denn der, wer er ist?
Das wäre ja noch schöner.
Ande­re wären froh.
Dass mir kei­ne Kla­gen kommen!
Wie geil ist das denn!
Komm du mir nach Hause!
Da haben sich zwei gefunden.
Ganz gro­ßes Kino.
Hier wer­de ich nicht alt.
Was soll das denn wer­den, wenn’s fer­tig ist?
Ich kann mich ja nicht in Stü­cke reißen.
Erzählt hier einen vom Pferd.
Nicht schön, aber selten.
Ich fall’ vom Glau­ben ab.
Wol­len wir hier Wur­zeln schlagen?
Grü­ner wird’s nicht.
Das hab ich im Urin.
Ist hier der Wohl­stand ausgebrochen?
Und fer­tig ist die Laube.
Ach, daher weht der Wind!
Auch kein Kind von Traurigkeit.
Das ver­ste­he, wer will.
Hol­la, die Waldfee!
Was ist denn in den gefahren?
Mir kom­men gleich die Tränen.
Ein Griff ins Klo.
Du kriegst die Tür nicht zu.
Alles Schei­ße, Dei­ne Elli.
Bei aller Liebe.
Nur über mei­ne Leiche.
Heul doch!
Als ob es kein Mor­gen gäbe.

Und als Krö­nung und Kathar­sis, die­se Wir­kung frei­lich nur nach der Artil­le­rie­vor­be­rei­tung durch min­des­tens tau­send ande­re geläu­fi­ge Sprü­che erzielend:

Na toll.

Ich geste­he: Mir war vor­her nicht auf­ge­fal­len, dass die­se bei­den in lako­ni­scher Unei­gent­lich­keit ver­bun­de­nen Wor­te zu den komischs­ten Her­vor­brin­gun­gen des Deut­schen gehören.

Wer sich ver­ge­wär­tigt, dass jede die­ser Wen­dun­gen einen kon­kre­ten, wenn auch namen­lo­sen Erfin­der hat, der sie erst­mals aus­sprach und somit präg­te, bevor sie, mil­lio­nen­fach wie­der­holt, zur geflü­gel­ten Pla­ti­tü­de wur­de, der wird ein­räu­men müs­sen, dass der titel­ge­ben­de Ter­mi­nus „Ori­gi­na­li­tät” wirk­lich zutrifft. Das war alles ein­mal ori­gi­nal und originell.

Wie ein­gangs mit dem Ver­weis auf das Vor­gän­ger­buch über den Juris­ten­hu­mor ange­deu­tet, ist der Pseud­ony­mus Stader ein Poin­ten­samm­ler. Einem sol­chen Men­schen genügt das All­täg­li­che nicht, er sucht zugleich das Außer­ge­wöhn­li­che. Im vor­lie­gen­den Buch fin­den die Ergeb­nis­se die­ser Suche vor allem im groß­zü­gi­gen Fuß­no­ten­ap­pa­rat Platz. Das sieht zum Bei­spiel so aus, dass auf die ste­hen­de Wen­dung „Bin halt auch nicht mehr der Jüngs­te” die Ali­as-Ver­si­on „Alter Mann ist kein D‑Zug” folgt, und als Appen­dix: „Ernst Jün­ger mit 102 im Inter­view: ‚Man ist halt auch nicht mehr hundert.’ ”

Das Ange­bot reicht von Kalau­ern – „Und immer eine Hand­breit Was­ser im Bidet”; „Beim Bar­te des Pro­le­ten!” – und ver­ball­horn­te Zita­ten – „Wenn die letz­te Bohr­in­sel ver­senkt und die letz­te Tank­stel­le geschlos­sen ist, wer­det ihr mer­ken, dass Green­peace nachts kein Bier ver­kauft”; „Ich lie­be den Geruch von Angst­schweiß im Büro” –, über, da ist er wie­der, Pro­le­ten­scher­ze – „Bei uns nimmt mei­ne Fau das Via­gra, damit sie län­ger in der Küche ste­hen kann” – und Sexu­al­frust­kom­pen­sa­ti­ons­bon­mots – „Ges­tern mal wie­der Aids kei­ne Chan­ce gege­ben” – bis zur Dating-Bit­ter­nis: „ ‚Ich suche nichts Fes­tes’. – ‚Da wer­den dir mei­ne Ober­schen­kel gefallen.’ ”

Ein Teil der Weis­hei­ten kommt gar gereimt daher. Etwa:

„Wer nix kann und wer nix ist,
der wird Klimaaktivist.”

„Die schöns­ten Ver­se des Menschen
sind die Gott­fried Bennschen.”

„Wor­an ich immer denke
sind Wei­ber und Getränke.”

In Kür­zest­form:
„Vater lötet,
Fami­lie betet.”

In deut­schen Lan­den und Gau­en wird der Alltags(galgen)humor an irgend­ei­ner Stel­le mit Not­wen­dig­keit regional.

„Gott erschuf in sei­nem Zorn
Bie­le­feld und Paderborn.”

„Man muss Gott für alles danken,
auch für Ober- und Mittelfranken.”

„Vom Ernst des Lebens halb verschont
ist der schon, der in Mün­chen wohnt.”

„Wo Kind und Hund Palu­kes würgen,
ist mei­ne Hei­mat Siebenbürgen.”
(Palu­kes ist eine Art Polenta.)

Oder, weg von der Hei­mat und hin zur Berufswahl:

„Karo­hemd und Samenstau,
ich stu­dier’ Maschinenbau.”

Unver­meid­lich sind Schüttelreime:

„Jetzt geh ich in den Birkenwald,
denn mei­ne Pil­len wir­ken bald.”

„Er ging mit sei­ner Dicken fort,
sie sind im Wald und …”

Von Tho­mas Kapiel­ski fortgeschrieben:
„Nicht nur, dass ich Schin­ken heiße,
ich fin­de auch mein Hin­ken scheiße.”

Bekannt­lich sind Ver­ball­hor­nun­gen ein wesent­li­cher Bestand­teil des all­täg­li­chen Zeit­ver­treibs Tal­king Non­sens. In der Rubrik „Zusam­men­ge­setz­tes aus den Feuil­le­tons” fin­den sich fol­gen­de Schöp­fun­gen: „Pas­to­ral­ver­kehr”, „Rand­grup­pen­rei­sen”, „Wohn­mo­bil­ma­chung”, „Zeit­raub­tier”, „Indis­kre­tin”. Sowie „Der­ri­da­da. Lacan­can. Heid­egguer­re.” Auch: „gen­der­stern­ha­gel­voll”. Zuletzt: „Rie­fen­stäh­lern und zusam­men­gebre­kert” – Letz­te­res hier aller­dings nur zitiert, damit ich den Kalau­er „Zu Risi­ken und Neben­wir­kun­gen fra­gen sie Ihren Arzt oder Arno Bre­ker” anbrin­gen kann, den mir ein ech­tes bzw. rech­tes Nach­wuchs­ta­lent offe­rier­te, wobei ich nicht weiß, ob der jun­ge Mann auch das Copy­right auf den Scherz besitzt bzw. Wert dar­auf legt (schrei­ben Sie’s mir!).

Das Miss­ing Link vom Feuil­le­ton zur nächs­ten Rubrik heißt: „War­ten auf Mer­lot”. In Rede ste­hen bos­haf­te Ent­stel­lun­gen der Wein­spra­che wie „Rinn­stei­ner Pen­ner­tod”, „Zuspät­le­se”, „Grand vin misé­ra­ble”, „Châ­teau Migrai­ne”, „Appel­ati­on sou­ter­rai­ne” et ain­si de suite. Kein Grund, der Maxi­me „Wir müs­sen auf­hö­ren, weni­ger zu trin­ken” abzu­schwö­ren – oder, wie es der neid­erre­gend häu­fig zitier­te Kapiel­ski tief­sin­nig for­mu­lier­te: „Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein.”

Natur­ge­mäß, auch wenn es gera­de zu Ende zu gehen scheint, gehört ein Kapi­tel dem deut­schen Fuß­ball, begin­nend mit der Mut­ter aller Kommentatorensätze:

„Der Unpar­tei­ische schaut schon auf die Uhr.”

Selbst­ver­ständ­lich kommt auch der Kai­ser Franz Becken­bau­er zu Wort: „Die Schwe­den sind kei­ne Hol­län­der, das hat man ganz genau gese­hen.” Und der poin­ten­si­chers­te aller deut­schen Kicker, Jür­gen „Kobra” Weg­mann, des­glei­chen: „Zuerst hat­ten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.” Den Spitz­na­men ver­dank­te Weg­mann übri­gens sei­ner Bemer­kung: „Ich bin gif­ti­ger wie die gif­tigs­te Schlan­ge!” (Sei­nen aller­bes­ten Scherz mach­te er aller­dings in Rich­tung der geg­ne­ri­schen Trai­ner­bank, nach­dem er gegen Ende der zwei­ten Halb­zeit das 4:0 geschos­sen hat­te: „Also hoch gewinnt ihr heu­te nicht mehr!”)

So, genug zitiert, die­se Aus­wahl müss­te genü­gen. Wer das Buch bestel­len mag, zur Web­sei­te des Ver­la­ges geht es hier.

Na gut, einer noch: „Man kann ja von Dschin­gis Khan sagen, was man will, aber damals in der Mon­go­lei konn­te eine alte Frau nachts noch sicher über die Stra­ße gehen.”

***

Ein Dia­log via Twitter.

Ja, es kann zur Marot­te wer­den. Doch, wie Marc Pom­me­re­ning schreibt:

„Dich­ten tut er jetzt auch, sein Disti­chon klingt elegisch.
Frag­los, die klas­si­sche Form immu­ni­siert gegen Quatsch.”

 

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