6. März 2022

Haben Sie auch schon dar­über nach­ge­dacht, dass wir womög­lich gera­de den „letz­ten Tagen der Mensch­heit” (Karl Kraus) beiwohnen?

Was soll­te die NATO nach Mei­nung des Schach­groß­meis­ters eigent­lich tun? Die Wehr­macht in die Ukrai­ne schi­cken? Mos­kau und St. Peters­burg bombardieren?

Wenn der Chor die­ser Wahn­sin­ni­gen lau­ter wird, wer weiß, dann erle­ben wir den Atom­krieg ja doch noch.

Bis­lang hat es gott­lob den Anschein, als habe man in Washing­ton, Paris, Ber­lin und in der NATO-Zen­tra­le noch alle flie­gen­den Unter­tas­sen im Schrank.

Man soll den Krieg nicht eska­lie­ren – dann bleibt von der Ukrai­ne nichts übrig –, son­dern sofor­ti­ge Waf­fen­still­stands­ver­hand­lun­gen füh­ren; die Ukrai­ne garan­tiert, dass sie kei­nem Bünd­nis bei­tritt; in den rus­sisch besie­del­ten Gebie­ten fin­den unter UN-Auf­sicht Volks­ab­stim­mun­gen über die Zuge­hö­rig­keit zu Russ­land oder zur Ukrai­ne statt. Das mag bit­ter sein, aber es ist bes­ser als ein end­lo­ses Gemetzel.

Fiat Völ­ker­recht et pere­at mun­dus? Das Völ­ker­recht hat für Groß­mäch­te noch nie gegol­ten. Wer will den Welt­un­ter­gang wagen für das Recht der Ukrai­ne, der NATO und der EU beizutreten?

PS: Freund ***, gebür­ti­ger Ukrai­ner, wider­spricht. Putins Trup­pen, erklärt er, haben bereits so vie­le Zivi­lis­ten getö­tet und ver­trie­ben, so vie­le zivi­le Gebäu­de zer­stört, dass selbst alle pro­rus­si­schen Ukrai­ner, die er kennt, nicht mehr im rus­si­schen Macht­be­reich woh­nen wol­len. „In Char­kov haben 70 Pro­zent für pro­rus­si­sche Par­tei­en abge­stimmt – glaubst Du, irgend­je­mand von denen will noch etwas mit den Rus­sen zu tun haben nach die­sem Krieg, egal wie er aus­geht?” Er sehe nur zwei Optio­nen. „Ent­we­der die Rus­sen insze­nie­ren einen Macht­wech­sel, oder sie müs­sen das Gebiet, das sie erobern, neu besie­deln mit Leu­ten aus Sibi­ri­en; dort wird kein Ukrai­ner mehr woh­nen wol­len, die Bevöl­ke­rug wird nicht dablei­ben oder zurückkehren.”

***

Wie schön, wenn man seri­ös infor­miert wird.

Und poli­tisch seri­ös geführt.

Deutsch­land nimmt jetzt auch die syri­schen, afgha­ni­schen und soma­li­schen Ukrai­ner auf!

War­um soll­te ’schland schließ­lich einen Unter­schied machen?

Mer­ke: Wenn ein Land Mil­lio­nen Migran­ten auf­nimmt und soli­de durch­a­li­men­tiert – nach wie vor jähr­lich eine neue Groß­stadt –, bezeich­net das staat­lich soli­de durch­a­li­men­tier­te Wahr­heits­fern­se­hen das als „Abschot­tung”.

Nach­dem der bra­ve Michel und man­che gele­gent­lich zwecks Will­kom­mens­dank­ab­stat­tung ins Gebüsch gezerr­te Miche­li­ne mühe­voll gelernt haben, dass ech­te Flücht­lin­ge männ­lich, afri­ka­nisch bzw. levan­ti­nisch sind und sich im waf­fen­fä­hi­gen Alter befin­den, erfor­dert es natür­lich ein gewis­ses Umler­nen, sich auf ukrai­ni­sche Frau­en und Kin­der ein­zu­stel­len (die am Ende womög­lich noch arbei­ten und ihre Rech­nun­gen sel­ber bezah­len wollen).

Vor zwei Tagen zitier­te ich aus­führ­lich einen Über­me­di­en-Autor, der die Ansicht ver­trat, so etwas wie Kul­tur­krei­se und dar­aus resul­tie­ren­de eth­nisch-kul­tu­rel­le Dif­fe­ren­zen exis­tie­re gar nicht.

War­um dann die­se Kri­tik am Freistaat?

***

Rück­blen­de.

Der pol­ni­sche Außen­mi­nis­ter Grze­gorz Sche­ty­na hat­te damals eine bizar­re Begündung.

Die 1. Ukrai­ni­sche Front bestand kei­nes­wegs vor­wie­gend aus Ukrai­nern, son­dern dort dien­ten auch Rus­sen, Tata­ren, Geor­gi­er usw. Sie wur­de nach­ein­an­der geführt von Armee­ge­ne­ral Watu­tin, Mar­schall Shu­kow und seit Mai 1944 von Mar­schall Konew – alles Russen.

Mit den Rus­sen kann man’s ja machen, mögen sich die Herr­schaf­ten gedacht haben. Und nun haben wir den Salat.

PS: Geehr­ter Herr ***, das war nur ein Bei­spiel. Putin hat nicht die Ukrai­ne ange­grif­fen, weil er von der Ausch­witz-Befrei­ungs­fei­er aus­ge­la­den wur­de. Wie wit­zig Sie sind!

***

Ein Ham­bur­ger Huma­nis­ten­blatt ver­sucht sich auf dem Dif­fe­ren­zie­rungs­le­vel des Stür­mers:

„Quer­den­ker” „has­sen” „die” „Kunst”; vier Falsch­aus­sa­gen in vier Wor­ten. Am Ran­de, Genos­sen: Die „rech­te Kul­tur­feind­lich­keit” ist ver­gli­chen mit der lin­ken nur ein Vogelschiss.

***

Der Leser hat das Wort.

Eins.
„Der Ukrai­ne­krieg erstickt nicht nur die ermü­den­de Coro­na­po­li­tik, er lenkt auch zum Umden­ken in der Ener­gie­po­li­tik ein, indem er nicht nur die ideo­lo­gisch idio­ti­sche Poli­tik der Grü­nen ad absur­dum führt, son­dern dabei ist, die gesam­te ver­lo­ge­ne 2015er Flücht­lings­po­li­tik zu ent­lar­ven, indem er der euro­päi­schen Welt zeigt, wie eine Flücht­lings­wel­le aus­sieht, dass sie vor­wie­gend aus Frau­en, Kin­dern und Alten zu bestehen hat, die sich nicht von Land zu Land schma­rot­zern, son­dern beschämt sind, ihre Ansprü­che gel­tend zu machen, ohne vor­her ihre Päs­se zu ver­lie­ren, weil sie damit zuletzt etwas opfern wür­den, was sie noch an ihre Wur­zeln und Hei­mat erinnert.”

Zwei.
„Ich kann Ihren Aus­füh­run­gen vom 4. März bzgl. des Ukrai­ne-Kon­flikts in fast allem zustim­men. Gestat­ten sie mir jedoch zwei Anmerkungen:
– Das Durch­schnitts­al­ter in der Ukrai­ne liegt nicht wesent­lich nied­ri­ger als in der Bun­ten Repu­blik. (41,2 vs. 44,5).
– Ich den­ke nicht, dass eine stär­ke­re Anbin­dung der (Rest-)Ukraine an den Wes­ten die von Ihnen beschrie­be­ne ‚Ver­b­un­tung’ nach sich zie­hen wür­de. Schau­en Sie auf das Gebiet der ‚Ehe­ma­li­gen’ oder auf die ehem. Ost­block­staa­ten in der EU: Dort schei­nen die zeit­ge­nös­si­schen Ideo­lo­gien nicht auf frucht­ba­ren Boden zu fal­len. Auch sind die­se Staa­ten alles ande­re als belieb­te Ein­wan­de­rungs­län­der für Ori­en­ta­len und Afrikaner.”

Drei.
„Ohne ‚what­a­bou­tism’: War­um haben wir nach dem tür­ki­schen Über­fall auf Syri­en nicht tür­ki­sche Pro­duk­te aus den Rega­len genom­men, tür­ki­sche Mit­bür­ger beschimpft und tür­ki­sche Geschäf­te beschmiert? War das kein Angriffskrieg?”

 

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