26. Februar 2022

„Die Dik­ta­tu­ren des Fort­schritts stel­len die Frau vor die Wahl, die Par­odie oder die Kopie des Man­nes zu sein.”
Jür­gen Große

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Bre­sch­new und Napo­le­on tref­fen sich im Jen­seits. „Wenn wir statt Sta­lin so einen genia­len Feld­herrn wie Sie gehabt hät­ten”, sagt Bre­sch­new, „dann wäre Hit­ler nie über unse­re Gren­ze gekommen.”
„Wenn ich Zei­tun­gen wie die ‚Praw­da’ gehabt hät­te”, seufzt Napo­le­on, „hät­te kein Mensch etwas von Water­loo erfahren.”

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Ges­tern auf einer Par­ty sag­te jemand: „Wenn man sieht, wel­ches Wahl­er­geb­nis die Grü­nen mit einem Acht-Mil­li­ar­den-Euro-Pro­pa­gan­da­ap­pa­rat im Rücken erreicht haben und wel­ches Resul­tat die AfD gegen die­sen Acht-Mil­li­ar­den-Euro-Pro­pa­gan­da­ap­pa­rat erzielt hat, dann war das AfD-Ergeb­nis doch gar nicht so schlecht.”

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Ob ich mei­nen – Putins Angriffs­ab­sich­ten kari­kie­ren­den – Ein­trag vom 17. Febru­ar wenigs­tens bereu­te, erkun­digt sich Leser ***.

Ja. – Aber nicht aus mora­li­schen Grün­den, son­dern weil er eine Fehl­ein­schät­zung doku­men­tiert. Ich ver­mu­te­te, Putin wer­de sich auf die Sezes­si­on der von einer rus­si­schen Mehr­heit bevöl­ker­ten „Repu­bli­ken” Donezk und Luhansk beschrän­ken; ich hät­te nicht geglaubt, dass er sei­ne Trup­pen tat­säch­lich auf ker­n­ukrai­ni­sches Ter­ri­to­ri­um ent­sen­det und damit den tota­len Boy­kott sei­nes Lan­des durch die west­li­chen Staa­ten riskiert.

Dafür gibt es mei­nes Erach­tens – immer vor dem Hin­ter­grund, dass die Ukrai­ne aus rus­si­scher Sicht um kei­nen Preis in den Wes­ten inte­griert wer­den darf – nur eine ein­zi­ge Erklä­rung: Putin hat sich aus­ge­rech­net, dass Russ­land so oder so boy­kot­tiert wer­den wird, egal, wie weit er geht, und dann mag er sich gedacht haben: Wenn die Fol­gen gleich sind, dann neh­me ich mir so viel wie mög­lich. Dann habe ich Ver­hand­lungs­mas­se für künf­ti­ge Tausch­ge­schäf­te, nach der Devi­se: Rück­zug gegen Konzessionen.

Ich hal­te es gleich­wohl für aus­ge­schlos­sen, dass Russ­land wei­ter expan­die­ren will; dazu ist das größ­te Land der Erde, das kaum mehr Ein­woh­ner hat als das klei­ne Japan, demo­gra­fisch zu erschöpft, dazu fehlt ihm das Per­so­nal, zumal der fer­ne Osten unter chi­ne­si­schem und die Süd­flan­ke unter mus­li­mi­schem Bevöl­ke­rungs­druck steht. Russ­lands Gren­zen sind heu­te schon überdehnt.

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Wenn Deutsch­land jetzt 100.000 Ara­ber abschö­be und dafür 100.000 aus­wan­der­wil­li­ge Ukrai­ne­rin­nen auf­näh­me, wür­de ich das sehr begrü­ßen, sowohl in Sachen Lebens­art als auch demo­gra­fisch. Ich fän­de mich not­falls sogar mit einem Ted­dy­bär am Münch­ner Haupt­bahn­hof ein. Allez!

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Auf ihrer Web­sei­te teilt die Bun­des­kul­tur­be­auf­trag­te mit:

Die­se Aus­sa­ge ist etwa so stim­mig wie: Afri­ka ist der Herz­schlag der Sahel­zo­ne. Es ist nicht nur eine Ver­tau­schung des Gan­zen und der Teil­men­ge, son­dern über­dies schie­rer Non­sens. Wo genau Frau Roth der Kul­tur im Leib des demo­kra­ti­schen Levia­than den Sitz zuzu­wei­sen gedenkt, scheint in ihrem Ober­stüb­chen aber sowie­so noch nicht ganz aus­ge­pen­delt zu sein.

Herz oder Stim­me, Haupt­sa­che Ita­li­en, wür­de Andy Möl­ler sagen – und wie recht hät­te er! Für Kul­tur hält die Frau Staats­mi­nis­te­rin wahr­schein­lich alles, was neu­er­dings in ihre Zustän­dig­keit fällt – und alles ande­re nicht (die­je­ni­gen, die in ihre Zustän­dig­keit fal­len, aber nicht das erle­di­gen, was die bol­sche­wo­ke Grü­ne für för­der­wür­dig hält, wer­den in die zwei­te Kate­go­rie stür­zen). Die Beauf­trag­te gesellt der Kul­tur bis­wei­len noch die Kunst bei, was wie­der die Fra­ge der Teil­men­gen, wie man sagt, auf­wirft. Bezie­hungs­wei­se auf­wür­fe. Kul­tur ist ja nur das Gegen­teil von Natur. Sogar Clau­dis Kla­mot­ten fal­len darunter.

Was eint Kunst- und Kul­tur­schaf­fen­de – und was trennt sie (außer dass ihre Schöp­fer sozia­le Sicher­heit brau­chen, die ihnen, wenn sie spu­ren, die neue Beauf­trag­te bis auf Wider­ruf gewäh­ren wird)?

Aha. Sie pro­du­zie­ren die Grund­nah­rungs­mit­tel der Demo­kra­tie. Die Stim­me ist also das Grund­nah­rungs­mit­tel; zugleich ist das Grund­nah­rungs­mit­tel der Herz­schlag der Stimme.

Mit dem Gleich­nis der zwei Her­zen könn­te unse­re Meta­phern­sa­lat­mam­sell, theo­re­tisch, auf der rich­ti­gen Fähr­te sein; wo das Herz schlägt, ist ja die See­le nicht weit, auch in der Welt der Sprachbilder:

„Du bist dir nur des einen Triebs bewußt,
O ler­ne nie den andern kennen!
Zwei See­len woh­nen, ach! in mei­ner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen.”

Ob sich etwas ganz tief in Cl. Roth dar­an erin­nert, dass Kunst und Demo­kra­tie, aufs Gan­ze der Geschich­te betrach­tet, fast immer getrenn­te Wege gin­gen? Dass sie wenig bis nichts mit­ein­an­der zu tun haben? Dass die größ­ten Künst­ler aller Zei­ten kei­ne Demo­kra­ten und die meis­ten Demo­kra­ten nicht ein­mal Kunst­ver­stän­di­ge, Kunst­emp­fäng­li­che, Kunst­be­dürf­ti­ge waren oder sind?

Natür­lich nicht. Aber egal. Wenn sie nun das pro­te­giert, was sie für Kul­tur & Kunst hält, wird der Demos dar­un­ter lei­den; wenn sie das för­dert, was nach ihrer Ansicht Demo­kra­tie ist, wird es den Küns­ten schlecht bekommen.

Die­se Frau besitzt für die Küns­te (und die Kul­tur im enge­ren Sin­ne) über­haupt kei­ne ästhe­ti­schen Kri­te­ri­en; sie wird den gesam­ten Sek­tor poli­ti­sie­ren und auf woke­ness aus­rich­ten; die Kul­tur­po­li­tik der Frau Roth wird dar­in bestehen, Steu­er­mil­lio­nen an unbe­gab­te, ambi­tio­nier­te, „bun­te”, bis­lang unter ableism lei­den­de Kor­rekt­ge­sinn­te und Gegen-„rechts”-Kämpfer zu ver­tei­len und das als Kul­tur zu ver­kau­fen; wer nicht heu­chelt oder nicht die gewünsch­te Ten­denz bedient, wird nicht mit­spie­len dürfen.

Jede staat­li­che För­de­rung der Küns­te schwächt sie, kom­pro­mit­tiert sie, kor­rum­piert sie, poli­ti­siert sie, spült die Kon­for­mis­ten nach oben, ver­sorgt sie mit Auf­trä­gen, mehrt ihre Zahl und bringt am Ende, mit­samt der Emp­fäng­lich­keit des Publi­kums, die geför­der­te Kunst selbst um. Nur ein kun­di­ger Mäzen, der dem Künst­ler alle Frei­hei­ten lässt, taugt tat­säch­lich zum Geburts­hel­fer bedeu­ten­der Schöpfungen.

Man wird für einen gewis­sen Typus Poli­ti­ke­rin einen neu­en Begriff prä­gen: Schie­nen­wöl­fin.

***

In die­ser Dis­zi­plin bekannt­lich konkurrenzlos:

Für einen Sozi­al­en­to­mo­lo­gen und Phy­sio­gno­mis­ten wie mich ist die­ses Foto (aus der Bild-Zei­tung) ein inne­rer CDU-Bun­des­par­tei­tag bzw. Täter­volks­kon­gress; es ist ein Glücks­fund, wie er dem Samm­ler nur sel­ten ver­gönnt ist; eine Per­son wur­de in einem Sekun­den­bruch­teil in ihrer gesam­ten Pracht zur Kennt­lich­keit gebracht.

Gott schen­ke Ange­la Mer­kel ein lan­ges Leben!

Im Übri­gen ist die alte Frau beim Ein­kau­fen in einem Geschäft bestoh­len wor­den, obwohl sie Per­so­nen­schüt­zer dabei hat­te; der Dieb erbeu­te­te Brief­ta­sche und Papie­re, kann Letz­te­re aber viel­leicht nicht lesen, so dass ihm die Poin­te sei­nes Raub­zugs womög­lich ent­geht, was doch scha­de wäre, denn „Straf­de­lik­te”, so die Bestoh­le­ne vor einer schreck­lich kur­zen Wei­le, „sind bei uns ver­bo­ten”. Hof­fen wir also das Bes­te. Jeden­falls war der Klau eine ähn­li­che Glücks­se­kun­de wie der Schnapp­schuss (oder, wie man in der Bran­che sagt, „Abschuss”), denn es hat end­lich ein­mal die Rich­ti­ge getrof­fen. O Mer­kur, Gott der Die­be, du sollst geprie­sen sein, ich wer­de dir ein Trank­op­fer darbringen!

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Leser *** nimmt Anstoß an mei­ner Behaup­tung, das Grund­ge­setz gel­te zwar nicht nur für Deut­sche, „aber aus­schließ­lich auf dem Ter­ri­to­ri­um der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land”. Das kön­ne er „lei­der nicht veri­fi­zie­ren”. Der Gel­tungs­be­reich des GG war bekannt­lich vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung expli­zit in Arti­kel 23 gere­gelt, dem zufol­ge es in den damals zur BRD gehö­ren­den soge­nann­ten alten Bun­des­län­dern zur Anwen­dung kam, mit dem Vor­be­halt sei­ner Aus­wei­tung im Fal­le eines Bei­tritts der­je­ni­gen Tei­le, die wei­land unter dem Kür­zel DDR ver­sam­melt waren.

„In der neue­ren Fas­sung (von 2009) kann ich nir­gends mehr eine Rege­lung des Gel­tungs­be­rei­ches fin­den”, schreibt ***. „Der Arti­kel 23 wur­de völ­lig umge­schrie­ben und beschäf­tigt sich jetzt mit der EU, dem Grund­rechts­schutz und dem Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip. So gese­hen hat man eigent­lich kei­ne Grund­la­ge zu wider­spre­chen, wenn Mer­kel behaup­tet, das GG gel­te nicht nur für Deut­sche. Und es erklärt, war­um irgend­wel­che Berg­bau­ern oder wer auch immer aus der 3. Welt Kla­gen gegen deut­sche Fir­men vor dem BVerfG ein­rei­chen kön­nen (wie schon geschehen).

Die Fra­ge ist nur: Was ist das für ein Gebil­de, das sei­ne obers­ten Schutz­nor­men der gan­zen Welt zukom­men läßt? Kann man das noch als Staat bezeich­nen? Und schützt das noch sei­ne eige­nen Bür­ger? Fra­gen für Völkerrechtler.”

Ad hoc wür­de ich ant­wor­ten, dass es nicht üblich ist, in einer Kon­sti­tu­ti­on deren ter­ri­to­ria­len Gel­tungs­rah­men exakt zu beschrei­ben, weil die Tat­sa­che, dass das Recht eines Staa­tes aus­schließ­lich auf des­sen Gebiet gilt, schlech­ter­dings nicht begrün­dungs­be­dürf­tig ist. Deutsch­land war wegen sei­ner Tei­lung ein Son­der­fall. Durch die Wie­der­ver­ei­ni­gung wur­de die detail­lier­te Beschrei­bung – schein­bar – hin­fäl­lig, aber die Euro­kra­ten und Glo­ba­lis­ten haben die Gele­gen­heit genutzt, das Grund­ge­setz im Sin­ne der Ver­wand­lung der EU in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Euro­pa umzuschreiben.

Der geän­der­te Pas­sus lau­tet inzwi­schen: „Zur Ver­wirk­li­chung eines ver­ein­ten Euro­pas wirkt die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land bei der Ent­wick­lung der Euro­päi­schen Uni­on mit, die demo­kra­ti­schen, rechts­staat­li­chen, sozia­len und föde­ra­ti­ven Grund­sät­zen und dem Grund­satz der Sub­si­dia­ri­tät ver­pflich­tet ist und einen die­sem Grund­ge­setz im wesent­li­chen ver­gleich­ba­ren Grund­rechts­schutz gewähr­leis­tet. Der Bund kann hier­zu durch Gesetz mit Zustim­mung des Bun­des­ra­tes Hoheits­rech­te über­tra­gen. Für die Begrün­dung der Euro­päi­schen Uni­on sowie für Ände­run­gen ihrer ver­trag­li­chen Grund­la­gen und ver­gleich­ba­re Rege­lun­gen, durch die die­ses Grund­ge­setz sei­nem Inhalt nach geän­dert oder ergänzt wird oder sol­che Ände­run­gen oder Ergän­zun­gen ermög­licht wer­den, gilt Arti­kel 79 Abs. 2 und 3.”

Näm­lich:

„(2) Ein sol­ches Gesetz bedarf der Zustim­mung von zwei Drit­teln der Mit­glie­der des Bun­des­ta­ges und zwei Drit­teln der Stim­men des Bundesrates.
(3) Eine Ände­rung die­ses Grund­ge­set­zes, durch wel­che die Glie­de­rung des Bun­des in Län­der, die grund­sätz­li­che Mit­wir­kung der Län­der bei der Gesetz­ge­bung oder die in den Arti­keln 1 und 20 nie­der­ge­leg­ten Grund­sät­ze berührt wer­den, ist unzulässig.”
Ein Gel­tungs­rah­men, der vom Staats­ge­biet abwi­che, ist hier nicht zu iden­ti­fi­zie­ren; aller­dings kann Deutsch­land suk­zes­si­ve in der EU auf­ge­hen, die dann einen neu­en Rah­men bil­den wür­de. Zuvor, sagt mir zumin­dest mein Dilet­tan­ten­ver­stand, kann deut­sches Recht nur auf deut­schem Boden gel­ten, und der ist nach wie vor exakt umgrenzt, auch wenn die­se Gren­zen nicht kon­trol­liert wer­den. Jen­seits davon gilt sofort das jewei­li­ge Recht der Nach­bar­staa­ten – bis, ja bis man die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Euro­pa eta­bliert hat. Dann müss­te es auch eine euro­päi­sche Ver­fas­sung geben, die die Ver­fas­sun­gen der ein­zel­nen Län­der ablöst.
Und hier dre­hen wir uns im Kreis bzw. beißt sich der Urob­oros in den Schwanz …
…, denn die fort­ge­setz­te Migra­ti­on nach Euro­pa, deren Lega­li­tät bzw. eben Ille­ga­li­tät den Aus­gangs­punkt der Über­le­gung über den Gel­tungs­rah­men des natio­na­len Rechts bil­de­te, soll den Wider­stand der in ihren natio­na­len Klau­su­ren hau­sen­den Völ­ker gegen einen sol­chen zen­tra­lis­ti­schen Zusam­men­schluss auf­wei­chen. Die Glo­ba­lis­ten müs­sen aus die­sem Kreis aus­bre­chen, um ihre heh­ren Zie­le zu errei­chen, und das funk­tio­niert nur, indem sie die natio­na­len Demo­kra­tien und das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker aus­he­beln. Durch eine kur­ze Nacht des Unrechts soll der Weg ans Licht eines neu­en, bes­se­ren, aus der Zukunft den Weg leuch­ten­den, alle Trä­nen trock­nen­den, ten­den­zi­ell welt­weit gel­ten­den Rechts füh­ren. Über einen Rechts­bruch, von dem behaup­tet wird, er sei gar kei­ner, soll das post­na­tio­na­le Recht durch­ge­setzt und der alte graue Sou­ve­rän durch einen neu­en bun­ten abge­löst werden.
Es han­delt sich um die Wahl zwi­schen dem natio­na­len Spatz in der Hand und der glo­ba­lis­ti­schen Tau­be auf dem Dach. Wie ich die Men­schen ein­schät­ze, wer­den sie am Ende bei­des ver­lie­ren und mit lee­ren Hän­den in den wil­den Ord­nun­gen des Behe­mo­th dastehen.

Am Ran­de: Was taugt ein Grund­ge­setz, das stän­dig geän­dert wer­den muss?

***

Eine Minis­te­rin, die mit Links­extre­mis­ten sym­pa­thi­siert, han­delt nur kon­se­quent, wenn sie den Rech­ten die demo­kra­ti­schen Grund­rech­te strei­tig machen will – und die gan­ze Scha­ra­de dann „Demo­kra­tie­för­de­rung” nennt.

Die­ser twit­tern­de Demo­kra­tie­ab­schaf­fungs­för­de­rer ist übri­gens der Geschäfts­füh­rer der Kahane-Spitzeltruppe.

Die auto­ma­ti­sier­te Abson­de­rung von Wort­hül­sen – nach lan­gem Rin­gen; als ob das rote lin­ke und das grü­ne lin­ke Minis­te­ri­um nicht das­sel­be mein­ten, als ob irgend­wo ein Wider­sa­cher auf­ge­taucht wäre – deu­tet an, dass wir einem tie­fen­ver­lo­ge­nen Trei­ben hos­pi­tie­ren. Der frei­heits­feind­li­che und ten­den­zi­ell tota­li­tä­re „Kampf gegen rechts” soll als Ali­men­tie­rungs­pro­gramm für lin­ke Nichts­nut­ze in Geset­zes­form gegos­sen wer­den; der Rest ist Gesell­schafts­spal­tung im Diens­te lin­ker Macht­an­sprü­che. Die weni­gen tat­säch­lich gewalt­be­rei­ten Rechts­extre­men in Deutsch­land sind ja ein rei­nes Polizeiproblem.

Das Per­fi­de an sol­chen gesell­schafts­ver­gif­ten­den Regie­rungs­maß­nah­men besteht dar­in, dass deren zivil­ge­sell­schaft­li­che Voll­stre­cker kei­nes­wegs Extre­mis­ten bekämp­fen – dazu wären sie ohne­hin zu fei­ge –, son­dern ein poli­ti­sches Spek­trum dele­gi­ti­mie­ren wol­len, indem sie es zum Unter­stüt­zer­mi­lieu und Ideen­re­ser­voir der ganz har­ten Hun­de erklä­ren. Die­se Leu­te ken­nen kei­nen Sports­geist, sie haben kein Inter­es­se an einer fai­ren, offe­nen Debat­te, statt­des­sen emp­fin­den sie Hass auf ande­re Mei­nun­gen (als die ihres Milieus; eige­ne haben sie ja meis­tens nicht) sowie Fut­ter­neid auf Staats­koh­le – wobei die in aller Will­kür als „rechts”, „extrem rechts” oder „rechts­extrem” Stig­ma­ti­sier­ten in der Regel die Mit­tel, von denen ihre Gesin­nungs­s­tal­ker leben, sel­ber absteu­ern müssen.

Kei­ner von die­sen woken Hel­den, die schon einen mitt­le­ren Shit­s­torm als exis­ten­ti­el­le Grenz­erfah­rung emp­fin­den, wür­de auch nur eine Woche lang das Leben eines halb­wegs bekann­ten AfD-Pari­as ertra­gen, ohne in bit­te­res Weh­ge­schrei aus­zu­bre­chen. Ich bin Exis­ten­tia­list genug, um zu dekla­rie­ren: Was einer tut, ist unwich­ti­ger als wie er es tut. Lie­ber im schrei­en­den Unrecht ver­wei­len als in irgend­ei­ner Meute.

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Je län­ger ich im Bun­des­tag ein- und aus­ge­he, des­to stär­ker bemäch­tigt sich mei­ner eine merk­wür­di­ge, bei Lich­te bese­hen aller­dings recht plau­si­ble Freu­de an der Haus­ar­beit: Ver­gli­chen mit einer Par­la­ments­de­bat­te nimmt sich das Aus- und Ein­räu­men einer Spül­ma­schi­ne über­aus sinn­voll, das Zube­rei­ten einer Mine­stro­ne gera­de­zu geist­reich aus.

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„Das Schick­sal bewies Iro­nie, als es dich Love­craft taufte.”
Arne Kolb

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Der Busch­funk raunt, dass es beim Tages­spie­gel nach dem Hin­aus­wurf von Harald Mar­ten­stein Abo-Kün­di­gun­gen hagelt, was aber neu­en deut­schen Medi­en­ma­chern inso­fern egal ist, als sie ja dar­auf hof­fen, sich bald aus der schwe­ren See des Kamp­fes um die Leser in den siche­ren Hafen des staat­li­chen Finan­ziert­wer­dens zu ret­ten; zumin­dest brin­gen sie Leit­ar­ti­kel für Kom­men­tar ihre Bewer­bun­gen dafür sub­mis­sest zu Gehör. Und dann wäre es ja einer­lei, wie vie­le Men­schen die Wahr­heits- und Qua­li­täts­me­di­en tat­säch­lich lesen.

Ich kann nur wie­der­ho­len: Natür­lich ist es scha­de um jeden Cent, der in die­se Bran­che aus cha­rak­ter­lich und intel­lek­tu­ell mehr­heit­lich schnell an ihre Gren­zen sto­ßen­den Ange­hö­ri­gen des Gesin­nungs­pro­duk­ti­ons­pre­ka­ri­ats fließt, aber gön­nen wir ihnen die Koh­le; Haupt­sa­che, es neh­men immer weni­ger Leu­te zur Kennt­nis, was sie schreiben.

PS: Wer­bung am Münch­ner U‑Bahnhof Odeonsplatz.

Wo immer der Mensch heu­te noch auf einen Rest Scham­ge­fühl stößt, soll er es hegen und umsorgen.

PPS: „Im Alba­ni­schen ist ‚mut’ übri­gens ein Schimpf­wort und bedeu­tet ‚Schei­ße’.”
(Leser ***)

 

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