Schade, exakt eine Generation zu spät.
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Wenn Berlin – wie weiland Pompeji – durch einen Vulkanausbruch verschüttet würde und Archäologen die Stadt zweitausend Jahre später ausgrüben, käme doch keiner der Ausgräber auf die Idee, sinniert Freund *** beim Weine, das Kottbusser-Tor-Viertel könne später als das Bayerische Viertel gebaut worden sein.
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Merkwürdig: Beim Spiegel schreiben sie plötzlich, wer „kulturelle Aneignung” (cultural appropriation) kritisiere, sei ein Rassist.
Wenn sich weiße Opernsänger als Verdi-Otello „blackfacen” oder ästhetisch desorientierte Unterhaltungsmusikanten mit Dreadlocks herumlaufen, ist das angeblich Rassismus und „kulturelle Aneignung”. Aber alles, was Weiße geschaffen haben, ob nun technisch oder kulturell, dürfen sich Schwarze „aneignen”; es können auch schwarze Schauspieler und Sänger als Achilles, Wotan oder Aschenputtel (Cinderella) auftreten, aber man stelle sich vor, ein weißer Mime würde Nelson Mandela oder Muhammad Ali spielen wollen, dann fiele den antirassistischen Spitzbüb:innen sofort auf, dass Schwarzsein ja wesentlich deren Identität ausmache.
Die „Diversity” funktioniert wie das indische Kastensystem, allerdings gibt es nur zwei Kasten: weiße Tschandala und kolorierte Brahmanen. Man könnte diese schiefe Lage damit begründen, dass sie ja nur auf der symbolisch moralischen Ebene existiere, während in der ökonomischen Realität weiße Menschen nach wie vor viel vermögender seien als beispielsweise Schwarze, doch es handelt sich um einen Prozess, der erst am Anfang steht und dessen durch und durch sozialistisches Ziel, die Enteignung der Weißen und die Umverteilung des Weltvermögens, längst ausgerufen ist. Mit der Freigabe eines Kollektivs zur Rufermordung fängt es immer an.
(Bernd Zeller)
Wie wäre es indes, wenn einfach weiße bzw. von Weißen im Kontext ihrer Kultur erfundene (weißengemachte) Charaktere von Weißen und schwarze bzw. schwarzengemachte Charaktere von Schwarzen gespielt werden (außer auf der Opernbühne; dort soll singen, wer es am besten kann)? Oder aber, jeder macht, was er will, und wir reden überhaupt kein Wort mehr über dieses Thema.
PS: „Im Zuge der einseitig verlaufenden kulturellen Aneignung wäre es doch nur richtig, in einer Neufassung des Films ‚Der Untergang’ den indirekten Merkelvorgänger und Reichskanzler A.H. von einem schwarzen Darsteller mimen zu lassen. Undenkbar wäre indessen Heino als Darsteller einer Roberto-Blanco-Hommage.”
(Leser ***)
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In der Schrottsammelstelle liest man dazu, ein Kommunikationswissenschaftler (ein Oxymoron, ich weiß) namens Richard A. Rogers habe vier Formen kultureller Aneignung statuiert, nämlich:
1. „Kultureller Austausch”: der gegenseitige Austausch zwischen Kulturen, „die über etwa gleich viel Macht verfügen” (Flaubert gegen Wagner, Bordeaux gegen Rheinwein etc.).
2. „Kulturelle Dominanz”: Die Angehörigen einer unterworfenen/untergeordneten Kultur bedienen sich an Elementen der dominanten Kultur im Sinne der Assimilation (Schwarze tragen Anzug, Indianer fahren Eisenbahn, Araber benutzen Mobiltelefone), „aber auch als Praxis des Widerstands” (Malcolm Ohanwe et al. twittern).
PS: „Wie großartig die Revolution in Haiti gelungen ist”, schreibt Leserin ***, „merkt man daran, wie die Situation dort seit Jahrzehnten dort ist: eine einzige Gewaltorgie und Katastrophe. Gelebter Darwinismus.”
(Irgendwelche Weißen – am besten: alle – werden schon schuld daran sein.)
Ich lasse mal dahingestellt, inwieweit man mit dem Begriffspaar überlegene/unterlegene Kultur operieren und gleichzeitig behaupten will, alle Kulturen seien gleichwertig. Es gibt eine Rangordnung der Kulturen – oder meinethalben, um nicht eine alte schlimme deutsche Dichotomie zu reanimieren: der Zivilisationen –, deren Evidenz nur von Toren sowie Menschen mit Interessen bestritten wird, und die weiße westliche Zivilisation steht einsam auf dem höchsten Treppchen. Die gesamte moderne Welt ist ihr Produkt.
Diese ist aber keineswegs ausschließlich das Werk von westlichen Weißen. Um nur ein paar Exempel aufzuführen: Garrett Augustus Morgan (1877–1963), Sohn befreiter schwarzer US-amerikanischer Sklaven, erfand den Prototyp der Gasmaske (für Bergarbeiter) und eine per Hand zu bedienende Vorläuferin der Verkehrsampel. Der Ingenieur Frederick McKinley Jones (1893–1961), Vater Ire, Mutter Afroamerikanerin, meldete um die 60 Patente an, die meisten auf dem Gebiet mobiler Kühlsysteme, und gilt als der Vater des Kühltransporters. Philip B. Downing (1857–1934), nach den Fotos zu urteilen ebenfalls das, was man in entspannteren Zeiten einen „Mulatten” nannte, erfand den Briefkasten.
Am Rande: „Mulatte”, belehrt uns die Schrottsammelstelle, „ist eine Bezeichnung für einen Menschen, dessen Vorfahren (insbesondere die Eltern) teils zur schwarzen, teils zur weißen ‚Rasse’ gerechnet wurden. Das Wort beruht damit auf einer unwissenschaftlichen rassentheoretischen Einteilung und gilt heute als diskriminierend und kolonialistisch.” Das heißt, da es weder weiße noch schwarze Eltern gibt, kann es auch keine Mulatten (mehr) geben. Wenn Ihre Augen etwas anderes sehen, stechen Sie sie vielleicht einfach aus?
So wie die genannten schwarzen oder teilschwarzen Erfinder ihre Entdeckungen innerhalb der weißen westlichen Kultur machten, betrieben auch die bislang drei muslimischen Nobelpreisträger in den „harten” Disziplinen (zweimal Chemie, einmal Physik) ihre Forschungen im Westen, genauer in den USA bzw. in England. Am bezeichnendsten ist der Fall des pakistanischen Quantenphysikers Mohammad Abdus Salam, der sich 1979 den Nobelpreis mit zwei Kollegen teilte: Abdus Salam hatte sein Land enttäuscht in Richtung London verlassen, weil er daheim mit seinen Forschungen auf keinerlei Interesse stieß. Alle diese Forscher und Erfinder verdankten ihre Erfolge der Tatsache, dass sie sich an die westliche Kultur assimiliert hatten. Es funktioniert also – sofern nicht Linke oder Woke regieren und über die staatlichen Geldflüsse verfügen, was immer dazu führt, dass neidische, rachsüchtige Schlechtweggekommene für ihr destruktives Walten honoriert werden.
3. „Kulturelle Ausnutzung”: Die Aneignung der Elemente einer untergeordneten Kultur durch die dominante Kultur „ohne nennenswerte Reziprozität und Erlaubnis” (weiße Kinder verkleiden sich zum Fasching als Indianer, weiße Männer tragen Rastazöpfe, weiße Wissenschaftler erforschen andere Kulturen und sammeln deren Kunst, weiße Autoren schreiben über Andersfarbige etc.).
Also was mich betrifft: Mir genügt im Zweifelsfalle sowohl das kulturelle als auch das kulinarische Repertoire der weißengemachten Kulturen. Sollten, was freilich nicht zu befürchten steht, demnächst die (Ost-)Asiaten zu spinnen anfangen, würde ich notfalls auch auf Reis und Sushi verzichten; Yoga brauche ich nicht; seufzend gäbe ich das Tao-Te-King, pardon: Daodejing, die Upanishaden und das Tibetische Totenbuch mit preis. Die Frage müsste geklärt werden, wem nachkommenlose tote Kulturen gehören und ob man sich deren Werke ebenfalls nicht aneignen dürfte.
4. „Transkulturation”: „Kulturelle Elemente, die von verschiedenen Kulturen hervorgebracht wurden und die sich nicht mehr klar einer Ursprungskultur zuordnen lassen. Das Konzept der Transkulturation soll den Realitäten einer globalisierten Welt gerecht werden, in der Kulturen auf vielfältige Weise miteinander verknüpft sind und das Konzept der Kultur selbst in Frage gestellt wird.”
Punkt vier hat mit den anderen dreien im Grunde nichts zu tun bzw. hebt sie auf. Tatsächlich sind die Kulturen seit Jahrtausenden miteinander verknüpft, sie haben sich bekämpft, bisweilen zerstört, aber meistens durch Handel, Kunst und andere Arten des Austauschs gegenseitig befruchtet. Was die Zuordnung kultureller Elemente zu ihrem Ursprung betrifft, werden wir im gerade erst anhebenden Totalitarismus der Bolschewoken noch beachtliche Neuinterpretationen der Geschichte erfahren – im Sinne des Wunschmärchens, Westdeutschlands Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg sei in hohem Maße ein Werk der Gastarbeiter gewesen. Ich sah dieser Tage ein Video, in dem ein Schwarzer behauptet, es seien Afrikaner gewesen, die das fließende Wasser nach Europa gebracht haben (und er meinte damit nicht diejenigen, die es in den Asylbewerberheimen gern laufen lassen); dermaleinst werden womöglich Orientalen die Kernspaltung entdeckt und Schwarze nicht nur den stromerzeugenden Wunderfernseher, sondern vielleicht den Fernseher an sich und obendrein den Fernsprecher erfunden haben. Kurzum, man wird versuchen, im Prozess der Transkulturation die ursprünglichen Rangunterschiede zu nivellieren, die Kulturen zu vereinheitlichen und zu amalgamieren, bis sich schließlich das gesamte „Konzept Kultur” im unterschiedslosen Massenschunkeln der Diversity aufgelöst hat.
Darauf jetzt aber einen Dujardin!
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Zum Vorigen.
Eine Kultur, deren gewaltige Relikte tatsächlich jener genannten Aneignung anheimfielen, sowohl durch unterlegene als später auch überlegene Kulturen – nicht unbedingt geschmacklich überlegen –, war bekanntlich die altägyptische.
Thomas Mann notierte 12. April 1925, nachdem er Luxor, Karnak und die Königsgräber von Theben besucht hatte: „Ich bin auch mit den anderen in die schwülen Grabzimmerfluchten der Söhne der Sonne in den Bergen am Rande der Libyschen Wüste hinabgestiegen, obgleich mir nicht wohl dabei war. Ich bin sicher, daß jeder Bessere empfinden wird wie ich, in der staubigen Hitze dieser weit und tief in den Berg vorgetriebenen Gemächer, deren Lufttrockenheit die Farbe ihrer Wandmalereien durch die Jahrtausende so unglaublich frisch erhalten hat: das Gefühl beschämender Indiskretion verlässt einen bei keinem Schritt. Diese Menschen haben ihr Leben lang darauf gesonnen und keine Vorkehrungen unterlassen, um genau das zu verhindern, was jetzt geschieht. Amenophis IV., an dessen glasbedeckter Mumie im Porphyrsarg ich lange in Rührung stand – die feinen Züge des jungen Königs sind vollkommen lebenskenntlich, die eingetrockneten Arme über die Brust gekreuzt –, hat zwei falsche Grabkammern mit falschen Königsmumien vor seine wirkliche legen lassen, um sich gewiß zu schützen. Es ist ihm gelungen für einige Zeit; die Wissenschaft hat sich lange bei der ersten, dann bei der zweiten Kammer beruhigt. Aber schließlich ist man ihm doch auf die Schliche gekommen und hat ihn persönlich gefunden. Es ist ein Jammer im Grunde.”
Von Gómez Dávila stammt die lakonische Sentenz: „Der Barbar zerstört nur, der Tourist entweiht.” Beides widerfuhr wohl keiner Hochkultur in extremerer Weise als der des Pharaonenvolkes. Seine Pyramiden und Tempel dienten den späteren Bewohnern des Landes als Steinbrüche. Kaum ein Grab, ob eines Herrschers, Beamten oder Handwerkers, blieb ungeplündert. Die meisten standen schon in der Antike leer, und christliche Eremiten wohnten in ihnen – wie später die ersten Archäologen. Selbst die mächtigen Steingebirge der Pyramiden des Alten Reiches boten den mumifizierten Dynasten auf Dauer keinen Schutz; sie waren längst ausgeraubt, als im Tal der Könige bei Theben die erste Felsengruft gemeißelt wurde. Ein paar Steinsarkophage ausgenommen, ist von dem, was sie einst bargen, nichts erhalten geblieben.
Als Howard Carter 1922 das Grab des Pharaos Tutanchamun entdeckte, das einzige Begräbnis im Tal der Könige, das die Jahrtausende unberührt überstanden hatte, wurde der Archäologenzunft klar, welche unvorstellbaren Schätze im Laufe der Zeit in die Hände der Räuber gefallen sein mussten. Zu denen gehörten übrigens ab der 21. Dynastie auch die ägyptischen Herrscher selbst; damals, am Ende des Neuen Reiches, kam es zu einer dramatischen Umbewertung der Person Pharaos, die pharaonischen Mumien verloren ihre Göttlichkeit, in den Folgedynastien herrschten Libyer, Fremde, deren Pietät den ägyptischen Toten gegenüber weniger ausgeprägt war; das Tal, im dem ein riesiger Goldschatz lagerte, war nicht mehr heilig.
Hätten thebanische Priester die Herrschermumien des Neuen Reichs nicht aus ihren Gräbern in Sammelverstecke geschafft, wo sie ihren Ewigkeitsschlaf für die nächsten 3000 Jahre ungestört fortsetzen konnten, wäre auch von ihnen heute nichts übrig. Das berühmteste dieser Verstecke, die Höhle im Talkessel von Deir el-Bahari, wurde Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt, und zwar – wie denn sonst? – von Grabräubern. Den meisten anderen Mumien – und die Ägypter mumifizierten bekanntlich nicht nur Menschen, sondern auch zahllose Tiere – war ein solches Überdauern nicht beschieden; sie dienten den Beduinen jahrhundertelang als Brennmaterial für deren Lagerfeuer. Aber ist das nicht besser, als in Museen ausgestellt zu werden?
Andererseits hat der europäische Forschergeist Erstaunliches bei der Erschließung des Alten Ägypten geleistet. Durch die Entzifferung der Hieroglyphenschrift begann eine verstummte Hochkultur wieder zu sprechen, und ohne das Interesse der Europäer an den Ruinen wäre deren Verfall wohl bis zu ihrem Verschwinden fortgeschritten. Es war ein redliches konservatorisches Bemühen, das sich mit Geschäftssinn verband und das Reich der Paraonen zugleich vor dem Vergessen rettete und prostituierte. Man muss im Falle des Alten Ägypten noch die Entweihung durch den Film hinzuzählen, von Cecil B. DeMilles Monumentalkulissenschinken „Die zehn Gebote” bis hin zu reinen Trash-Erzeugnissen wie „Die Mumie” mit ihren zahlreichen Fortsetzungen.
Diese Ambivalenz scheint beim Thema der kulturellen Aneignung unausweichlich zu sein, egal ob sie sich über trennende Zeiten oder Räume vollzieht. So ist er eben, der Mensch, zwei Drittel ein Vieh, ein Drittel Gott.
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Immer noch zum Vorigen.
Der Spiegel schreibt: „Am Morgen des 30. Aprils 2018 kehrte er von einem Vortrag in Italien zurück in die Niederlande. Als ihn am Flughafen von Eindhoven ein Polizist kontrollieren wollte, machte er sich nicht viele Gedanken. Vielleicht suchen sie ja genau einen wie mich, habe er sich gedacht, erzählt er heute. Dann sah er hinter sich die beiden anderen Menschen, die mit ihm kontrolliert wurden. Zwei schwarze Menschen, ein älterer Mann und eine Frau. ‚Danach’, sagt Bamenga, ‚habe ich nur noch überlegt, ob ich das, was hier passiert, belegen kann.’ Doch allzu schwierig war es nicht – die Beamten erklärten ganz offen, dass sie Kriminelle suchten, die ’nicht niederländisch’ aussähen.”
Der Jurist klagte sich durch mehrere Instanzen, und vor wenigen Tagen entschied das Berufungsgericht in Den Haag, dass Kontrollen der Grenzpolizei aufgrund der Hautfarbe und „ohne objektive und angemessene Begründung” eine besonders schwerwiegende Form der Diskriminierung seien.
Auch dieses Urteil wird weiter zur Destabilierung der europäischen Schutzinstanzen zum Zwecke der Auslieferung eines Kontinents an Einwanderer aus anderen Weltgegenden beitragen, wofür unter anderem politisierte Gerichte verantwortlich sind (beispielsweise soll George Soros den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit seinen Lakaien infiltriert haben, ungefähr so wie das WEF viele westliche Regierungen mit „Young Global Leaders”). Das eigentliche Problem besteht ja nicht darin, dass Schwarze oft kontrolliert werden, sondern dass Schwarze oft kriminell werden; deswegen handelt die Polizei schließlich so; Racial Profiling ist angewandte Empirie. Das versuchen migrationsaffine Linke nun zu vertuschen, indem sie den Polizisten unterstellen, sie kontrollierten Schwarze nur deshalb häufiger, weil sie Rassisten seien. Wenn dieses Urteil, wie sie an der Hamburger Relotiusspitze frohlocken, den Alltag von Millionen Menschen auf dem gesamten Kontinent verändert, denken die Genoss:*_Innen bestimmt vor allem an die künftigen Opfer schwarzer Krimineller Antirassisten.
Für Berliner Fahnder heißt das dann wohl, dass sie am „Görli” die Schwarzen seltener und stattdessen öfter mal eine weiße Oma auf Drogen filzen müssen; damit bekämpfen sie zwar (selbst für Berliner Verhältnisse) die Kriminalität nicht, aber sie gelten nicht mehr als besonders schwere Rassisten. (Wenn sie sich von dem Vorwurf komplett reinigen wollten, dürften sie einfach keinen einzigen Kolorierten mehr verhaften.)
Wäre ich – und das mag mit meiner DDR-Herkunft zu tun haben, wo Jugendliche, die aussahen bzw. herumliefen, wie ich damals eben herumlief, ständig von der VoPo belästigt wurden – ein etablierter, beruflich erfolgreicher Schwarzer wie der holländische Kläger, meine Empörung über lästige Kontrollen hielte sich in Grenzen; eventuell rumorte sogar ein gewisses Peinlichkeitsempfinden in mir, ungefähr jenem gleichend, das der brave deutsche Linke empfindet, wenn er im Ausland auf lärmende deutsche Proleten trifft und befürchtet, als deren Landsmann erkannt und mit ihnen in einen sogenannten Topf geworfen zu werden.
Ganz anders sähe es selbstverständlich aus, wenn die Polizei den guten Mann nicht nur anlasslos kontrolliert, sondern auf welche Weise auch immer schikaniert hätte (zum Beispiel so, als wäre er ein Querdenker). Dergleichen ist nicht tolerabel. Aber das versteht sich ja von selbst.
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Apropos: Immer neue Höhepunkte der Willkommenskultur sind zu registrieren.
Sieben Jahre, nachdem er hierher kam, hat der Brave schon einen Job in Aussicht, und befindet sich auf einem guten, mitbürgerlichen Weg. Außerdem stammt er aus einer Weltgegend, wo eine 15jährige als heiratsfähig gilt; das gewöhnst du dir in nur sieben Jahren doch nicht ab.
Die gesamte links-grün-woke Lücken‑, Lügen- und Lumpenpresse, die wegen Brüderles Mitternachtsspitzen und Reichelts angeblichen Büroaffären ein großes Geplärr über Sexismus bzw. Machtmissbrauch anstimmte, schweigt zu diesem Urteil – und zu dem Vorfall sowieso.
Der Klagechor jener #metoo-Erbsenprinzesschen, die sich von Blicken, Worten und Fotos („Dickpics”) traumatisiert fühlen, schweigt ebenfalls.
Es gibt kein Wort auf Elbisch, Entisch oder in den Sprachen der Menschen für diese Tiefenverlogenheit.
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Weitere Höhepunkte der Willkommenskultur.
Nun, wie es so weit kommen konnte, ist allgemein bekannt. Die bange Frage lautet nun: Was tun? Und da hat die BZ-Journalistin eine Idee.
Wenn Heißblüter messern, muss man einfach die Messer verbieten – und keinesfalls den Zuzug von immer mehr Heißblütern verhindern. So werden Probleme kultursensibel und in maximaler Rassismusferne gelöst.
Nun bilden Sie bitte Verbots-Analogien zur Reduzierung von Gruppenvergewaltigungen!
PS: „Den Frauen die selbstbestimmte Kleidung wegnehmen, was! denn! sonst!”
(Leser ***)
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„Am Ende stehen dann jene grausamen Straßenschlachten und Stadtteilverwüstungen, die an die brennenden Negerviertel der nordamerikanischen Großstädte erinnern. Ethnische Gruppenkonflikte in Ländern mit großen, nichtintegrierten Einwanderungsbevölkerungen können sich über generationenlange Zeiträume hinziehen und zu einer ständigen Quelle von Unstabilität und Unfrieden werden. So muß es mit aller Deutlichkeit formuliert werden: Ganze Bevölkerungsteile in Länder anderer Kulturbereiche umzusiedeln, ist kein tauglicher Weg für die Lösung des Übervölkerungsproblems der Wachstumsländer.”
(Quelle – ich wundere mich, dass die nicht einfach ihr Archiv säubern oder sperren; in Zeiten, wo man Bücher umschreibt und die Vergangenheit ändert, muss das doch möglich sein.)
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„Warum hat Tobias Rathjen seine Mutter erschossen?”
„Weil er ein Rechtsextremer und ein Rassist war!”
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Glaubt wirklich irgendjemand, dass die selbstklebenden Figuren der „Letzten Generation” – oder wahlweise Deutschland – das Weltklima „retten” werden?
Es ist eine Provinzhysterie und Peripheriemode, deren Folgen ausschließlich diese Provinz betreffen werden.
Der Kernenergetiker Manfred Haferburg, lange Zeit Schichtleiter im KKW Greifswald und nach der Wende als Sicherheitsberater weltweit in über hundert Atomkraftwerken tätig, nannte diese Woche im JF-Interview einige interessante Zahlen über die künftige Energieversorgung von Groß-Schilda. Er habe auf der Grundlage der Studie der Bundesnetzagentur, die zu dem Schluss kommt, in den Jahren 2030/31 sei die deutsche Stromversorgung sicher, alles einmal durchgerechnet und sei zu dem Ergebnis gelangt, dass dafür vier Voraussetzungen erfüllt sein müssten: „Erstens, ab sofort müssen bis 2030 jeden Tag fünf Windräder errichtet werden. Das heißt, jeden Tag müssten fünfmal 1300 Kubikmeter Beton und 180 Tonnen Stahl verbaut werden, für die zusammengenommen jeden Tag 12.000 Betonmischer * sowie monatlich 135 achtzig Meter lange Schwerlasttransporte durchs Land dieseln müssten. Was nebenbei bemerkt auch einen Straßenausbau nötig macht. Zweitens: Bisher haben wir etwa 1300 Kilometer Leitungen gebaut, um den Strom vor allem von Nord nach Süd zu transportieren. Nötig sind aber 7500 Kilometer. Doch 2022 haben wir gerade einmal 200 Kilometer geschafft. (…) Drittens: Unsere Nachbarländer müssten immer dann einspringen, wenn Wind und Sonne bei uns Pause machen. (…) Viertens: Stichwort Lastmanagement. Der Begriff klingt smart, bedeutet aber tatsächlich einen Rückschritt in den Stromsozialismus…
…, denn gemanagt wird die Stromlast, indem unser Alltag in vielem wie in der dritten Welt vom Wetter abhängig sein wird – Waschmaschine, E‑Auto oder Heizung etwa werden nur versorgt, wenn Wind und Sonne uns gerade auch gnädig sind.”
Bis dahin haben sich aber die von grünen Lobbygruppen eingefetteten Profiteure der subventionierten Energiewende jene berühmte goldene Nase verdient, die sie den deutschen Tölpeln aus ihren kommoden Exilen im wärmeren Süden dann drehen können.
* In diesem Beitrag moniert Leser *** einem Rechenfehler: Dass für die täglichen fünfmal 1300 Kubikmeter Beton 12.000 Laster rollen müssten, sei falsch. „1300 x 5 ergibt 6.500 Kubikmeter. Ein Betonmischer schafft locker drei Kubikmeter (die können auch mehr, haben aber oft eine Lastbeschränkung auferlegt, um die Straßen zu schonen. Hier bei uns auf dem Land gibt es auf vielen Straßen eine 16-Tonnen-Beschränkung). Daraus folgt: 6500 : 3 ergibt etwas mehr als 2000 Transporter, 10.000 weniger, als Herr Haferburg angibt.
Immer noch eine gewaltige Menge: Man stelle sich diese Anzahl LKWs mal hintereinander auf der Autobahn vor. Bei 50 Meter Mindestabstand ergibt das 60 x 2000 (60 steht für LKW-Länge plus Abstand) gleich 120.000 Meter oder 120 km. Auch nicht schlecht.”
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Es wird in der Energiepolitik laufen wie auf dem Wohnungsmarkt.
(Netzfund)
Noch nie hat es ein Volk nicht bereut, Sozialisten an die Macht gelassen zu haben. Aber diesen Fehler gleich dreimal in nur neunzig Jahren zu begehen, das macht den Kartoffeln so schnell keiner nach.
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Hier spricht der Sponsor.
Ich esse meine Käfer nicht, Nein, meine Käfer ess‘ ich nicht…
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA, die zu den Gen‑, Biotech- und Food-Multis ebenso rege Beziehungen unterhält wie die für Gesundheit zuständige ECDC zur Pharmaindustrie) hat nun mit Mehlwürmern, Heuschrecken, Grillen und Fliegen die Nahrungskonkurrenten als Lebensmittel freigegeben. Auf den Märkten geht’s schon los, aber die Multis überlassen die Marktvorbereitung vorerst woken Start-Ups: „Essento zeigte Bio-Falafelbällchen aus Schweizer Mehlwürmern und gewann damit einen Innovation Award.“ Und – man glaubt es kaum – Soylent ist tatsächlich auch dabei („Soylent Products Fit Your Lifestyle“). Wem die Anspielung unverständlich bleibt, der kann sich hier (bei YouTube) kundig machen. Von der industriellen Nahrungsmittelproduktion also ohne Umwege zurück ins vorkulturelle Sammlertum? Falls Sie keine Mehlwurm-Falafel essen wollen, finden sie bei uns vielerlei Besseres.
Da Sie als Klonovsky-Leser dem Klonovsky-Verleger prinzipiell sympathisch sind, gewährt Ihnen die Thomas-Hoof-Gruppe einen Rabatt von fünf Prozent (außer bei Büchern). Bitte bei der Bestellung einfach den Code „Actadiurna5“ eingeben.
(Das war eine Anzeige.)
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Bereits zweimal hat sich in den letzten Tagen auf diesen Seiten eine Ärztin mit differenzierten Statements in Sachen Covid-19 zu Wort gemeldet; einmal schrieb sie über die außergewöhnliche Gefährlichkeit des Ursprungsvirus bei schweren Krankheitsverläufen (Acta vom 22. Februar), sodann äußerte sie sich zu der Frage, ob das Beruhigungsmittel Midazolam eine Rolle beim Tod intensivmedizinisch behandelter und intubierter Covid-Patienten gespielt hat (Acta vom 2. März). Da aller guten Dinge mindestens drei sind, folgt heute ein langer Beitrag von ihr, in dem sie versucht, den Lagern der „Schwurbler” und der „Paniker” eine Art wechselseitiges Friedensangebot zu unterbreiten; wirklich falsch, meint sie, lagen beide Seiten nicht (die staatlichen Panikmacher und die Impfjunta nimmt sie explizit aus).
Der Text ist zu umfangreich, um als Leserbrief hier eingerückt zu werden; ich habe ihn deshalb auf eine separate Seite gesetzt.
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Man kann nicht behaupten, dass sie bei den (sendeauftragsgemäß alle relevanten gesellschaftlichen Spektren abbildenden, weil von der Allgemeinheit finanzierten) Öffentlich-Rechtlichen noch ein Blatt vor den Mund nähmen.
Als Physiognomist jauchze ich natürlich bei diesem Anblick und denke an die Rolle, die sie in einem Roman des 19. Jahrhunderts spielen würde.
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Es ist nicht so, dass niemand gewarnt hätte.