17. November 2023

Schö­ner Neo­lo­gis­mus im soeben ver­öf­fent­lich­ten Tage­buch-Band von Peter Slo­ter­di­jk – es geht um noto­ri­sche Schul­den­staa­ten –: „Pal­lia­ti­v­öko­no­mie” (13. Juli 2015). Erheb­lich erwei­ter­bar: Pal­lia­tiv­so­zio­lo­gie. Pal­lia­tiv­ger­ma­nis­tik. Pal­lia­tiv­ge­schichts­schrei­bung („Wei­ße Ver­bre­chens­leh­re”). Pal­lia­tiv­grä­zis­tik. Pal­lia­ti­v­eth­no­lo­gie. Für den Ein­satz in Schwer­punkt­schu­len wer­den künf­tig Expert:_*Innen für Pal­lia­tiv­päd­ago­gik aus­ge­bil­det. Und nicht zu ver­ges­sen: Palliativjournalismus.

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Die Gren­zen des Sag­ba­ren wer­den im bes­ten Deutsch­land, das es je gab, fast so rigi­de, ja zäh­ne­flet­schend bewacht wie die Lan­des­gren­zen des zweit­bes­ten Deutsch­lands, das es auch ein­mal gab – auf jeden Fall aber weit ent­schie­de­ner als jene, die das aller­bes­te Deutsch­land vom par­ti­zi­pa­ti­ons­wil­li­gen Rest der grund­ge­setz­ge­schütz­ten Welt allah­l­ob nicht mehr geo­gra­phisch trennen.

Gevat­ter Precht, der „André Rieu der Phi­lo­so­phie” (schon wie­der Slo­ter­di­jk), spricht gern und viel und dies­mal über die Fra­ge, was in Deutsch­land eigent­lich „Iden­ti­tät stif­tet“, was die „Lei­ter­zäh­lung“ die­ses bekannt­lich leit­kul­tur- und leit­idee­lo­sen Länd­chens sei. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg sei es das „Wohl­stands­ver­spre­chen“ gewe­sen, sag­te Precht, um dann hin­zu­zu­fü­gen: „In Deutsch­land hat der Mer­ce­des-Stern das Haken­kreuz ersetzt.“

„Das war die For­mu­lie­rung, die nicht weni­ge im aus­ver­kauf­ten Ple­num zusam­men­zucken ließ”, mel­det das Ham­bur­ger Abend­blatt. „Kata­stro­phe“, „geht gar nicht“, „lernt der nicht aus sei­nen Feh­lern?“, sei­en Kom­men­ta­re von Gäs­ten gewe­sen; ob auch die Wor­te „Auto­bahn” und „inne­rer Reichs­par­tei­tag” fie­len, ist unbe­kannt. In der Unter­neh­mens­zen­tra­le – aus der man wenig Kri­tik über die grün­ro­te Demo­lie­rung der Auto­mo­bil­wirt­schaft hört – war man jeden­falls „fas­sungs­los”. Daim­ler möch­te den Schwarz­brau­nen Sym­bol­pe­ter wahr­schein­lich lie­ber an die Reichs­re­gen­bo­gen­flag­ge wei­ter­schie­ben. Hei­li­ges Blechle!

Jeder, auch noch der letz­te Depp von Auto­mo­bil­ma­na­ger, weiß, dass es sich bei die­sen Wor­ten um ein Bild han­del­te, ein Gleich­nis, eine Meta­pher, und trotz­dem jau­len sie auf wie dres­sier­te Pudel. In einem sol­chen Kli­ma ist es qua­si unmög­lich, über­haupt noch etwas zu äußern, ohne dass irgend­wer belei­digt ist. In einem sol­chen Kli­ma – ich wei­ge­re mich, „geis­ti­ges Kli­ma” zu schrei­ben, – hält man am bes­ten den Mund oder son­dert nichts­sa­gen­de Wort­hül­sen ab, bis die öffent­li­che Rede den Ste­ri­li­täts­grad einer Infek­ti­ons­kli­nik erreicht hat. „Der Raum der geis­ti­gen Frei­heit ist buch­stäb­lich ver­dampft”, sprach schon vor Jah­ren Gün­ter Maschke, Gott habe ihn selig. Wenn Jesus Chris­tus heu­te umher­gin­ge und in Gleich­nis­sen sprä­che, man wie­se ihm im TV die Tür. Irgend­wel­che Hys­te­ri­ker wür­den behaup­ten, die­ser schlim­me Tier­quä­ler wol­le doch allen Erns­tes ein armes unschul­di­ges Kamel durch ein Nadel­öhr quetschen.

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Apro­pos Maschke:

„Die Bun­des­wehr ähnel­te damals noch einer Armee, es gab noch Offi­zie­re und Unter­of­fi­zie­re, die den Zwei­ten Welt­krieg mit­ge­macht hat­ten. Der Drill war ziem­lich scharf, und das gefiel mir. In der Aus­bil­dungs­kom­pa­nie stell­te sich der Haupt­mann vor uns hin und schmet­ter­te: ‚Män­ner, ihr seid hier, um das ratio­nel­le Töten von Men­schen zu erler­nen!’ Sowas gäbe heu­te ein furcht­ba­res Theater.

Ich lern­te spä­ter die cuba­ni­sche Miliz und die Mari­ne­infan­te­rie in Peru näher ken­nen – in bei­den Fäl­len ging es weni­ger ängst­lich, ging es frei­er zu. Aus einem ver­zag­ten Hin­tern kommt kein fröh­li­cher Furz – und der Hin­tern war im demo­kra­ti­schen Deutsch­land ver­zag­ter als im tota­li­tä­ren Cuba und im auto­ri­tä­ren Peru.”

(aus: „Ver­rä­ter schla­fen nicht”, Gespräch mit Gün­ter Maschke, Hrsg. Sebas­ti­an Maaß, 2011)

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The­men­wech­sel.

(Netz­fund)

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Bereits anno 2017, im drit­ten Jahr des freund­li­chen Gesichts, unter­such­te die Uni­ver­si­tät Bie­le­feld – näher­hin das dor­ti­ge Insti­tut für inter­dis­zi­pli­nä­re Kon­flikt- und Gewalt­for­schung – „Jüdi­sche Per­spek­ti­ven auf Anti­se­mi­tis­mus in Deutsch­land”, und zwar als „Stu­di­en­be­richt für den Exper­ten­rat Anti­se­mi­tis­mus”. Das Ergeb­nis, gra­phisch ver­dich­tet, lau­te­te so:

Das las sich nicht schön und hät­te eine Gra­mes­fal­te in das besag­te freund­li­che Gesicht der damals noch regie­ren­den und für den nächs­ten Äon füh­ren­den Pal­lia­tiv­po­li­ti­ke­rin ’schlands ker­ben kön­nen, doch die Uni­ver­si­tät hat­te pro­phy­lak­tisch längst tie­fer geschürft, bis auf den anti­se­mi­ti­schen Grund; in der einen Monat zuvor erschie­ne­nen Stu­die „Ver­brei­tung von Anti­se­mi­tis­mus in der deut­schen Bevöl­ke­rung. Ergeb­nis­se aus­ge­wähl­ter reprä­sen­ta­ti­ver Umfra­gen. Exper­ti­se für den unab­hän­gi­gen Exper­ten­kreis Anti­se­mi­tis­mus” – über den Unter­schied zwi­schen „Exper­ten­kreis” und „Exper­ten­rat” dür­fen Sie gern medi­tie­ren – heißt es (man gen­dert dort fünf­mal am Tag gegen den Mond):

„Wenn man nach den Ursa­chen für einen Anti­se­mi­tis­mus unter Muslim_innen in Deutsch­land sucht, so sind zunächst eige­ne Erfah­run­gen von Aus­gren­zung und Mar­gi­na­li­sie­rung von Men­schen mus­li­mi­schen Glau­bens bezie­hungs­wei­se von Migrant_innen in der deut­schen Gesell­schaft zu nen­nen. Beson­ders die Vertreter_innen der Migran­t_in­nen-Orga­ni­sa­tio­nen beto­nen die­ses Pro­blem. Der Stu­die von Man­sel und Spai­ser (2012) zufol­ge hat­ten mehr als zwei Drit­tel der mus­li­mi­schen Jugend­li­chen min­des­tens ein­mal das Gefühl, auf­grund ihrer Reli­gi­on dis­kri­mi­niert wor­den zu sein.“

Die bis­wei­len zu beob­ach­ten­de mus­li­mi­sche Juden­feind­schaft ist, lei­der­lei­der, eine Reak­ti­on dar­auf, dass Mos­lems (m/w/d) in Deutsch­land das Gefühl haben, auf­grund ihrer Reli­gi­on (m) dis­kri­mi­niert zu wer­den. Da immer mehr Mos­lems in ’schland sie­deln, wer­den auch immer mehr from­me Diener*_:Innen Allahs Dis­kri­mi­nie­rung ver­spü­ren und nolens volens in anti­se­mi­ti­schen Hand­lun­gen umlen­ken. Die Kon­stanz des deut­schen Anti­se­mi­tis­mus bleibt damit ungebrochen.

Und nun freue wenigs­tens du dich, Stadt der inne­ren Reichsparteitage!

***

Zum Vori­gen gab es einen Gast­bei­trag in der Ber­li­ner Zei­tung (Bezahl­schran­ke). Der Michel wird sich an sol­che Bei­trä­ge genau­so gewöh­nen wie ans Gen­dern.

Ick jes­tat­te mir, den Jevat­ter Imam zu zitie­ren: „Betrach­tet man den Hei­li­gen Koran, wie es ihm gebührt, in sei­ner Ganz­heit als ein kohä­rentes Werk, ist kein ande­rer Schluss zuläs­sig, als die isla­mi­sche Theo­lo­gie als zutiefst men­schen- und in die­sem Fall juden­freund­lich anzuerkennen.”

Ledig­lich im Fal­le, ein Kāfir oder Giaur zöge unzu­läs­si­ge Schlüs­se, könn­te kurz mal Schluss sein mit der tie­fen schlüs­si­gen Men­schen­freund­lich­keit. Einem Göt­zen­die­ner oder Ungläu­bi­gen droht der Koran x‑fach die Höl­le an, am apar­tes­ten und an die anti­ken Stra­fen – Pro­me­theus – erin­nernd: „Wahr­lich, bald wer­den wir die­je­ni­gen, die unse­re Ver­se leug­nen, ins Feu­er wer­fen. Jedes­mal, wenn ihre Haut ver­brannt ist, tau­schen Wir sie ihnen gegen eine ande­re Haut aus, damit sie die Stra­fe kos­ten. Allah ist all­mäch­tig und all­wei­se” (Sure 4,56). Die in Sure 33, 26–27 geschil­der­te Aus­lö­schung der Banu Qurai­za – mit Bil­li­gung Moham­meds wur­den alle Män­ner die­ses jüdi­schen Stam­mes in Medi­na getö­tet und alle Frau­en und Kin­der ver­sklavt – fällt dann wohl eher unter men­schen- statt judenfreundlich.

„Para­do­xer­wei­se füh­ren die Spu­ren zurück nach Euro­pa, wes­halb eini­ge His­to­ri­ker behaup­ten, dass der euro­päi­sche Anti­se­mi­tis­mus als kolo­nia­les Erbe in die mus­li­mi­schen Län­der expor­tiert wurde.”

Irgend­was muss­ten die Kolo­ni­al­west­ler den frü­he­ren Skla­ver­ei­pi­ra­ten und Neger-Kas­trie­rern schließ­lich als Ersatz anbieten.

„Wäh­rend man sich im mit­tel­al­ter­li­chen Euro­pa mit schwe­ren anti­se­mi­ti­schen Anschul­digungen und Pogro­men gegen die jüdi­sche Bevöl­ke­rung rich­te­te, erleb­ten Juden in mus­li­mi­schen Rei­chen weit­ge­hend fried­li­che Zei­ten. Der ers­te anti­se­mi­ti­sche Vor­fall in den mus­li­mi­schen Län­dern ereig­ne­te sich ‚erst’ 1840 in Damas­kus, als ein katho­li­scher Mönch ver­schwand und die Juden für sei­ne Ent­füh­rung beschul­digt wur­den. Initi­iert wur­de die­ser Vor­wurf nicht von einem ara­bi­schen Mus­lim, son­dern vom fran­zö­si­schen Kon­sul, der die­ses Ereig­nis nutz­te, um in Damas­kus anti­se­mi­ti­sche Nar­ra­ti­ve zu verbreiten.”

So expor­tier­ten die Frosch­fres­ser (haram!) den Anti­se­mi­tis­mus nach Damas­kus! Der „Vor­fall” erreich­te pogrom­ar­ti­ge Aus­ma­ße, Juden wur­den gefan­gen­ge­nom­men, gefol­tert, getö­tet, ein mus­li­mi­scher Mob stürm­te die Syn­ago­ge, im gan­zen Nahen Osten kam es zu Aus­schrei­tun­gen gegen die jüdi­schen Gemein­den. Es war auch kei­nes­wegs der ers­te „Vor­fall” die­ser Art. Das Mas­sa­ker von Gra­na­da bei­spiels­wei­se, dem anno 1066 meh­re­re tau­send Juden zum Opfer fie­len, fast die gesam­te jüdi­sche Bevöl­ke­rung der Stadt, fand aller­dings nicht in einem mus­li­mi­schen, son­dern nur in einem jahr­hun­der­te­lang mus­li­misch besetz­ten Land statt. Der Phi­lo­soph Moses Mai­mo­ni­des, der aus al-Anda­lus flie­hen muss­te, um der Zwangs­be­keh­rung zu ent­kom­men, schrieb in einem Brief an die jüdi­sche Gemein­de des Jemen: „Lie­be Brü­der, wegen unse­rer vie­len Sün­den hat uns der Höchs­te unter die­ses Volk, die Ara­ber, gewor­fen, die uns schlecht behan­deln. Sie erlas­sen Geset­ze zum Zweck unse­rer Bedrü­ckung und um uns ver­ächt­lich zu machen. (…) Nie war ein Volk, das uns so sehr hass­te, demü­tig­te und ver­ach­te­te wie dieses.“

Der Islam­wis­sen­schaft­ler Abdel-Hakim Ourghi lis­tet in sei­nem Buch „Die Juden im Koran. Ein Zerr­bild mit fata­len Fol­gen” wei­te­re mus­li­mi­sche Pogro­me an Juden: „Fez 1565, Ben­ga­si 1758, Algier 1815.” Die Lis­te sei „sehr lang”, und „die Juden waren oft dras­ti­schen Restrik­tio­nen unter­wor­fen. Ab dem 8. Jahr­hun­dert muss­ten sie etwa gel­be Fle­cken auf der Klei­dung tra­gen, um sich von den Mus­li­men zu unter­schei­den.“ Als Dhim­mis waren Juden unter isla­mi­scher Herr­schaft ver­pflich­tet, eine Kopf­steu­er zu zah­len. In Alge­ri­en und Marok­ko, so Ourghi, sei­en sie bei der Ent­rich­tung die­ser Steu­er durch Ohr­fei­ge oder Stock­schlag gede­mü­tigt worden.

„Die jüdi­sche Bevöl­ke­rung der Ibe­ri­schen Halb­in­sel wuchs durch Zuwan­de­rung aus den isla­misch erober­ten Gebie­ten Nord­afri­kas im Lauf des 8. Jahr­hun­derts stark an”, weiß wie­der­um die Schrott­sam­mel­stel­le, und man fragt sich, war­um die Ebrä­er aus die­sen men­schen­freund­li­chen Gebie­ten aus­wan­der­ten. Mehr als tau­send Jah­re spä­ter, 1948, wie­der­hol­te sich die Ver­trei­bung der Juden aus den ara­bi­schen Län­dern, und dies­mal war sie bei­na­he total. Vor 1948 leb­ten etwa 900.000 Juden in ara­bi­schen Län­dern, heu­te sind davon nur ein paar Tau­send übrig­ge­blie­ben; die meis­ten flo­hen unmit­tel­bar nach der Staats­grün­dung Isra­els ins Hei­li­ge Land, weil sie ihres Lebens nicht mehr sicher waren.

Zustim­mend zitiert Kha­lid einen Zeu­gen namens Peter Wien, Pro­fes­sor für Geschich­te des moder­nen Nahen Ostens an der Uni­ver­si­ty of Mary­land, der behaup­tet haben soll: „Im Islam gibt es kei­nen tra­di­tio­nel­len, reli­gi­ös oder ras­sis­tisch begrün­de­ten Antisemitis­mus. […] Ohne die kolo­nia­le Unter­wer­fung der ara­bi­schen Welt im 19. und 20. Jahr­hun­dert ist die Ver­brei­tung anti­se­mi­ti­schen Gedan­ken­guts auch in ande­ren isla­mi­schen Län­dern kaum denk­bar.” Der Imam schließt mes­ser­scharf: „Ergo ist mus­li­mi­scher Anti­se­mi­tis­mus ein Pro­dukt des Westens.”

Auch der Juden­hass der Ara­ber ist, wie die Phi­lo­so­phie, die Atom­phy­sik, der Flug­ver­kehr, das Inter­net, die Pumps und das Toi­let­ten­pa­pier, das Werk wei­ßer Män­ner. Nicht mal die Stei­ni­gung, den Schlei­er und den Mono­the­is­mus haben die Ara­ber erfun­den. Ist das end­lich ver­stan­den worden?

Kommt noch eine Con­clu­sio? Aber ja!

„Ers­tens: Der ‚impor­tier­te’ Antisemi­tismus stellt trotz gän­gi­ger pole­mi­scher Rhe­to­rik nicht die pri­mä­re Bedro­hung dar. Zwei­tens: Die wah­re Gefahr für das jüdi­sche als auch das mus­li­mi­sche Leben in Deutsch­land ist der Rechtsextremismus.”

Zur „pole­mi­schen Rhe­to­rik” gehö­ren folg­lich auch die oben genann­ten Umfra­gen unter Juden in Ger­ma­ni­stan (aus Frank­reich sind bereits meh­re­re zehn­tau­send die­ser Spin­ner vor den Mos­lems nach Isra­el geflo­hen, anstatt die Rechts­extre­men zu bekämp­fen; man­che wäh­len sie sogar!)

„Folg­lich kön­nen wir die her­aus­for­dern­den innen­po­li­ti­schen Span­nun­gen nicht lösen, wenn wir den Nah­ost­kon­flikt reli­gi­ös unter­ma­len und Juden gegen Mus­li­me aus­spie­len. Bei­de sind der glei­chen Gefahr aus­ge­setzt, bei­de sind Ziel­schei­be rechts­extre­mer Gewalt.”

Kann ich aus mei­nen Erfah­run­gen mit den Secu­ri­ty-Leu­ten der jüdi­schen Gemein­de Mün­chen oder des Fuß­ball­ver­eins Mak­ka­bi bestä­ti­gen; die stan­den prak­tisch nur wegen deut­scher Rechts­extre­mis­ten an den Sicher­heits­schleu­sen, hiel­ten stets sor­gen­voll Aus­schau nach Glat­zen, und wenn Sprin­ger­stie­fel nah­ten, saßen ihnen die Knar­ren beson­ders locker.

Es heißt, Nan­ny Fae­ser, deren Roter Kin­der­la­den für Inne­res sicher­heits­hal­ber jede anti­se­mi­ti­sche Straf­tat ohne ermit­tel­ten Täter den Rechts­extre­men auf­lädt, sei bei der Lek­tü­re die­ses Gast­bei­trags der Ber­li­ner Zei­tung in ein zufrie­de­nes Brum­men ver­fal­len. Oder war es ein Grun­zen? Womög­lich auch das. Das Rest­ri­si­ko eines Zusam­men­ge­hens von rechts­extre­men und mus­li­mi­schen Juden­fein­den soll fürs ers­te von den Genos­sen der Anti­fa­da mini­miert werden.

PS: „Sie erwäh­nen das Mas­sa­ker von Gra­na­da von 1066, dem zahl­rei­che Juden zum Opfer fie­len”, schreibt Leser ***. „Vor­her war ähn­li­ches gesche­hen in Fes (1033, wo 6000 getö­tet, Frau­en und Kin­der in die Skla­ve­rei geführt wur­den), sowie in Cor­do­ba, die­sem Hort der anda­lu­si­schen Zivi­li­sa­ti­on, wo 1011 etwa 2000 umge­bracht wur­den. Man beach­te: Das war lan­ge vor den deut­schen Pogro­men im Rhein­tal. Man könn­te sogar spe­ku­lie­ren, ob sich die Mode des Juden­tö­tens von mus­li­mi­schen Lan­den nach Mit­tel­eu­ro­pa ver­brei­tet hat.

Dass die Ara­ber kei­nen Ras­sis­mus kann­ten, ist über­haupt nur vor­stell­bar im Kopf von fak­ten­kennt­nis­lo­sen Idio­ten. In den berühm­ten ‚Muqad­di­mah’ des Ibn Khal­doun (1332–1406), Vor­läu­fer der moder­nen Sozio­lo­gie, fin­det sich am Ende des Kapi­tels über die Zivi­li­sa­ti­on der Bedui­nen, das Urteil, dass Schwar­ze ‚wenig haben, was wirk­lich mensch­lich ist; sie haben eher Eigen­schaf­ten, die dum­men Tie­ren ähneln’. Tidia­ne N’Diayé berich­tet Ähn­li­ches in sei­nem auf­wüh­len­den Buch über mus­li­mi­sche Skla­ve­rei (‚Le géno­ci­de voilé, 2008, eigen­ar­ti­ger­wei­se schon im Inter­net Archi­ve les­bar) vom gro­ßen ara­bi­schen Geo­gra­phen Ibn Hau­qal (Geburts­jahr unbe­kannt, gest. 978).”
Ich habe Tidia­ne N’Diaye in den Acta übri­gens vor kur­zem zitiert, am 27. Okto­ber, es ging um den mus­li­mi­schen Han­del mit schwar­zen Skla­ven und den mör­de­ri­schen Brauch der Kas­tra­ti­on (bis zur Mit­te scrollen).

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Immer noch zum Vorigen.

Inter­es­san­ter­wei­se unter­stüt­zen die Paläs­ti­nen­ser in der West Bank den Ter­ror­an­griff der Hamas stär­ker als die Bewoh­ner Gazas. (Ich Huschel­chen hat­te anfangs gemut­maßt, WB bedeu­te Westberlin.)

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Über mei­ne Bezeich­nung des Sonn­tags als „Ruhe­tag des Herrn” (am letz­ten näm­li­chen)  ver­wun­dert sich Leser ***:

„Wenn Sie damit die Ruhe­ta­ge mei­nen, die die Kir­che zu Ehren von Jesus ein­ge­rich­tet hat, haben Sie sicher Recht – aber dann ist die For­mu­lie­rung ‚Ruhe­tag des Herrn’ etwas irre­füh­rend. Wenn Sie damit mei­nen, dass Jesus an die­sen Tagen geruht hät­te, wür­de ich mich über einen Beleg freu­en. In der Bibel fin­de ich viel­mehr Hin­wei­se, dass Jesus – als gebo­re­ner Jude und Rab­bi – am Shab­bat (heu­te Sams­tag) geruht und den Got­tes­dienst in der Syn­ago­ge besucht hat. Ins­be­son­de­re wenn ich mir in der Bibel die Ereig­nis­se um Ostern anschaue, scheint mir der Shab­bat doch eher der Ruhe­tag von Jesus gewe­sen zu sein, als der Sonn­tag: Jesus starb am (Kar)freitag, ruh­te am Sams­tag im Grab – wie auch die Frau­en ruh­ten, die ihn ein­bal­sa­mie­ren woll­ten – und am ers­ten Tag der Woche (also Sonn­tag – bis zur Kalen­der­re­form um 1972 war Sonn­tag der ers­te Wochen­tag) ist er auf­er­stan­den, sie­he Lukas 23,54 bis 24,3.

Geschicht­lich betrach­tet war der Shab­bat der Ruhe­tag der jun­gen christ­li­chen Kir­che in den ers­ten Jahr­hun­der­ten (als einer aus dem Juden­tum ent­stan­de­nen Kir­che), wäh­rend der Dies Solis (Sonn­tag) aus dem römi­schen Reich kom­mend immer mehr Bedeu­tung erlang­te und im 3. und 4. Jahr­hun­dert dann aus ver­schie­de­nen Grün­den den Shab­bat als Ruhe­tag ersetzte.

Die Fra­ge ist dann nur, wel­cher heu­ti­ge Wochen­tag dem sieb­ten Tag ent­spricht; sind Sie sicher, dass das der Sonn­tag ist – nach­dem die Juden, mit denen wir das Alte Tes­ta­ment tei­len, über Jahr­tau­sen­de den Shab­bat (also unser Sams­tag) als sieb­ten Tag und Ruhe­tag gehal­ten haben? Sogar die meis­ten christ­li­chen Theo­lo­gen sind über­zeugt, dass der sieb­te Tag aus der Schöp­fung dem Schab­bat und nicht dem Sonn­tag entspricht.

Wie schon geschrie­ben, war bis in die 1970er Jah­re hin­ein auf jedem Kalen­der der sieb­te Wochen­tag ein Sams­tag. Davon aus­zu­ge­hen, dass Gott bei der Schöp­fung an einem Sonn­tag ruh­te, nur weil heu­te am Ende der Woche ein Sonn­tag steht, ist viel­leicht ein wenig zu kurz gesprun­gen. Haben Sie sich schon mal gefragt, war­um der Mitt­woch gar nicht mehr in der Mit­te der Woche ist?”

Was der Schab­bat ist, weiß ich durch­aus, geehr­ter Herr ***, aber als bra­ver Bun­des­deut­scher ori­en­tier­te ich mich bei der Ruhe­tags­zu­schrei­bung gedan­ken­los an den Laden­öff­nungs­zei­ten (und an denen der ita­lie­ni­schen Loka­le!) Aber da Sie mei­ne Aller­welts­be­mer­kung mit so gründ­li­che Adno­ten beden­ken, geste­he ich mei­nen theo­lo­gi­schen Miss­griff öffent­lich ein.
Schab­bat scha­lom übrigens!

 

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