29. Juni 2022

Doping bedeu­tet, dass der Kre­dit­rah­men, den Mut­ter Natur gewährt, voll aus­ge­schöpft wird.

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Die Manie­ren sind eine Erfin­dung von Aris­to­kra­ten zur Eta­blie­rung höfi­scher Beneh­mens­stan­dards gewe­sen. Die Ent­ste­hung der bür­ger­li­chen Pri­vat­sphä­re war ihnen auf Dau­er nicht för­der­lich. Die Pri­vat­heit führ­te zur Unge­zwun­gen­heit, dann zur Nach­läs­sig­keit, schließ­lich zurück zur Vul­ga­ri­tät. Die meis­ten Men­schen ver­wahr­lo­sen, wenn sie mit sich oder ihres­glei­chen allein blei­ben, und ver­lie­ren jedes Gefühl für ein manier­li­ches Auf­tre­ten vor ande­ren. In jün­ge­rer Zeit erle­ben wir das tris­te Schau­spiel, wie die pri­va­te Ver­wahr­lo­sung den öffent­li­chen Raum erobert.

(Dies nur bei­sei­te in den Wind gespro­chen im Zeit­al­ter von Pro­le drift und Home office.)

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Ges­tern gab ich, wie ange­kün­digt, mein Debüt als Pod­kas­per, und die befürch­te­ten, ja bei mir eigent­lich unver­meid­li­chen tech­ni­schen Kala­mi­tä­ten – wobei die Tech­nik selbst bes­tens funk­tio­niert hat – ver­lie­hen der Ange­le­gen­heit einen Hauch von Slap­stick. (Es gibt zwei Mög­lich­kei­ten: Ent­we­der man beschäf­tigt sich mit den Gerä­ten, Pro­gram­men, Funk­tio­nen und lernt deren Hand­ha­bung, oder man ver­sucht damit zu koket­tie­ren, dass man sein Dep­pen­tum öffent­lich ein­ge­steht; wie Sie sehen, habe ich mich für Ver­si­on zwei entschieden).

Das Video steht jetzt und bis zum kom­men­den Diens­tag an unver­rück­bar ers­ter Stel­le auf mei­nem Get­tr-Account – dann tritt die zwei­te Fol­ge auf den ers­ten Platz –, und jeder kann einen ori­en­tie­rungs­lo­sen älte­ren Mann an sei­nem Lap­top fum­meln und in sei­ner Flat her­um­ir­ren sehen, weil der Kerl nicht mit­be­kommt, dass er die Kame­ra bereits ange­stellt hat (eine ame­ri­ka­ni­sche Freun­din rief sogar mei­ne Frau an, um es ihr mit­zu­tei­len, aber da war es schon zu spät). Wer die­ses Zeug­nis bestür­zen­der Trot­te­lei – es han­delt sich übri­gens nicht um Früh­se­ni­li­tät; das hät­te ich auch mit zwan­zig hin­be­kom­men – nicht sehen will, muss die ers­te Vier­tel­stun­de weg­las­sen, und offen gestan­den wäre mir das sehr lieb; es bleibt ja noch eine veri­ta­ble Pan­ne zwi­schen dem Vor­trag und dem Dia­log mit den Zuhö­rern übrig, weil ich ver­se­hent­lich den Chat weg­ge­klickt hatte …

Also: Der tat­säch­li­che Auf­tritt beginnt bei Minu­te 18.00.

Nun ja, das wird sich hof­fent­lich bes­sern. Wie gesagt, es gibt die­se Stun­de Acta diur­na (im wei­tes­ten Sin­ne) live jetzt jeden Diens­tag 19 Uhr, und wahr­schein­lich nie voll­kom­men slap­stick­frei. Die Vide­os kann man sich auch ex post anschau­en, aller­dings – ich wer­de das in den ers­ten Wochen immer wie­der­ho­len – muss man Mit­glied bei Get­tr wer­den, um sich den Pod­cast live oder im nach­hin­ein anse­hen zu können.

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Bei dem hier zwi­schen­zeit­lich ver­öf­fent­lich­ten Foto vom müll­über­sä­ten Glas­ton­bu­ry-Fes­ti­val bin ich einem Fake aufgesessen.

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Die Woke­ness ist ein Satans­kult und die Regen­bo­gen­fah­ne die Haken­kreuz­flag­ge des 21. Jahr­hun­derts. Und die­ser fesche Fern­ge­steu­er­te ist Statt­hal­ter der Bol­sche­wo­ken in Kanada.

Wenn ich sol­che Kom­men­ta­re wie den hier in der Zeit lese (in der es vor allem gegen Orbán geht)…

…, fra­ge ich mich, ob die Agit­prop-Figu­ren der Glo­ba­lis­ten das sel­ber glau­ben oder ein­fach nur das Erwünsch­te schrei­ben, so wie sich auch vie­le Unter­neh­men nolens volens unter das bun­te Joch bege­ben und die Gleich­schal­tung in Diver­si­ty fei­ern. Der Tru­deau ist ja, um die­ses alber­ne Kri­te­ri­um zu bemü­hen, im Ver­gleich zu Orbán ein Anti­de­mo­krat par excel­lence, aber er steht nie in der Kri­tik der woken Wahr­heits­me­di­en. Bezie­hungs­wei­se genau des­halb nicht. Der kana­di­sche Demos inter­es­siert die­se Davos-Mario­net­te nicht die Boh­ne. Die pro­tes­tie­ren­den Tru­cker hat er behan­deln las­sen wie der chi­ne­si­sche Staat Oppo­si­tio­nel­le (nach­dem er kurz abge­taucht war, bis ihm, neh­me ich mal an, Slee­py Joes Pup­pen­spie­ler, Onkel Geor­ge und der Schwab­klaus den Rücken gestärkt haben). Das poli­ti­sche Per­so­nal des Wes­tens ist, was die Gene­ra­ti­on Tru­deaus, Macrons, Habecks betrifft, in ein und der­sel­ben pro­to­wo­ken Brü­he gegart, in den­sel­ben Kader­schmie­den geschult, vie­le davon sind „Young Glo­bal Lea­der” des WEF gewe­sen, wer­den von Leu­ten wie Sor­os direkt oder indi­rekt gespon­sert, die­se Klon­ar­mee emp­fängt ihre Direk­ti­ven von der EU oder UN, ihre Über­zeu­gun­gen von der Stan­ge woker Unis und NGOs, sie demon­tie­ren die Natio­nen und bau­en die natio­na­len Demo­kra­tien ab, sie sch… auf ihre Völker.

Das ist bei­lei­be kein Plä­doy­er für die Auto­kra­ten (zu denen auch Orbán nicht gehört), son­dern ledig­lich für die Frei­heit der Völ­ker Mittelerdes.

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Tru­deau will also, dass alle geimpft wer­den, spe­zi­ell jene Damen, die nach Kana­da ein­rei­sen wol­len, um ihren uner­wünsch­ten Embryo dort zurückzulassen.

Ich ergrei­fe in der Abtrei­bungs­fra­ge nie Par­tei, weil es sich um ein wirk­li­ches Pro­blem han­delt und es für wirk­li­che Pro­ble­me kei­ne Lösung gibt. Aber unser gesin­nungs­ge­norm­ter Beau taugt mir als Über­lei­tung zur Imp­fung. Die Bild-Schlag­zei­le von heu­te the­ma­ti­siert übri­gens die soge­nann­ten Neben­wir­kun­gen der Imp­fung, und es heißt, der Gesund­heits­mi­nis­ter sen­de öfter ein Stoß­ge­bet zum Him­mel, dass sie sich nicht der­einst als Haupt­wir­kun­gen her­aus­stel­len (als älte­rer Sozi kennt er das Pro­blem noch von den Neben­wi­der­sprü­chen des Kapitalismus).

Was folgt, ist selbst­er­klä­rend und bedarf kei­nes Kom­men­tars, wenn­gleich sich all­mäh­lich einer auf­drängt, in dem das Wort kri­mi­nell in einer sei­ne zahl­rei­chen mög­li­chen Varia­tio­nen vor­kom­men könnte.

(Der gan­ze Text hier.)

(Wei­ter bei Sci­ence­Files).

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Zuver­läs­sig nimmt sich auch die Ach­se des The­mas an.

Ich gestat­te mir zwei Zitate:

„Das Nar­ra­tiv der ‚Pan­de­mie’ auf­recht­zu­er­hal­ten, dürf­te jedoch nicht der ein­zi­ge Grund sein, war­um jetzt im Som­mer ein regel­rech­tes media­les ‚Covid-Trom­mel­feu­er’ auf alle los­ge­las­sen wird, die ihren Medi­en­kon­sum nicht kon­se­quent auf null gefah­ren haben. Denn es geht nicht nur dar­um, die Lüge von der ‚Pan­de­mie’ auf­recht­zu­er­hal­ten, es geht auch dar­um, von den immer offen­sicht­li­cher wer­den­den Impf­schä­den abzu­len­ken. Und die­se Schä­den haben es in sich. So berich­tet die KBV, wie Dr. Gun­ter Frank vor kur­zem hier aus­ge­führt hat, von fast 2,5 Mil­lio­nen an Ärz­te gemel­de­ten Neben­wir­kun­gen – nur bei gesetz­lich Kran­ken­ver­si­cher­ten, die 88,1 Pro­zent aller Ver­si­cher­ten in Deutsch­land aus­ma­chen. Das heißt, wir kom­men für Deutsch­land ins­ge­samt auf mehr als 2,8 Mil­lio­nen Neben­wir­kun­gen nur bis Ende 2021.
(…)
Und neben den mitt­ler­wei­le bekann­ten, schwe­ren Impf­schä­den wie Herz­schä­den, Seh­schä­den bis zur Erblin­dung, neu­ro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen, Auto­im­mun­erkran­kun­gen und Mus­kel- und Gelenk­schmer­zen, um nur eini­ge zu nen­nen, zeich­net sich gera­de ab, dass die­se Gift­stof­fe noch eine ande­re, schon lan­ge ver­mu­te­te Aus­wir­kung haben, näm­lich eine Reduk­ti­on der Frucht­bar­keit der inji­zier­ten Per­so­nen. Bereits seit Län­ge­rem ist bekannt, dass die modR­NA-Injek­tio­nen mas­si­ve Aus­wir­kun­gen auf den weib­li­chen Mens­trua­ti­ons­zy­klus haben, auch wenn die­se Aus­wir­kun­gen, wie alle Impf­ne­ben­wir­kun­gen, sys­te­ma­tisch klein gere­det wurden.
Anfang die­ses Jah­res schlu­gen dann die Heb­am­men in Öster­reich in einem offe­nen Brief Alarm, in dem sie warn­ten, dass sie ‚im zeit­li­chen Zusam­men­hang mit der Covid-19-Imp­fung von Schwan­ge­ren’ eine gan­ze Rei­he von schwe­ren Schwan­ger­schafts- und Geburts­kom­pli­ka­tio­nen beob­ach­te­ten, dar­un­ter Fehl­ge­bur­ten, vor­zei­ti­ge Wehen­tä­tig­keit, frü­her vor­zei­ti­ger Bla­sen­sprung, vagi­na­le Blu­tun­gen, Früh­ge­bur­ten und Eklamp­sie. Kurz dar­auf wur­den Daten aus Isra­el bekannt, dass Tot­ge­bur­ten und Abor­te bei Frau­en nach modR­NA-Injek­ti­on deut­lich häu­fi­ger vor­kom­men. Und im Mai die­ses Jah­res wur­de bekannt, dass sich in Island, einem „vor­bild­li­chen Impf­land“, in dem offi­zi­ell 79 Pro­zent der Men­schen zwei modR­NA-Injek­tio­nen und 68 Pro­zent sogar drei erhal­ten haben, die Rate an Tot­ge­bur­ten und Kin­dern, die in ihrem ers­ten Lebens­jahr ver­stor­ben sind, 2021 im Ver­gleich zum Durch­schnitt der vor­an­ge­gan­ge­nen 10 Jah­re fast ver­dop­pelt hat.
Doch nicht nur die weib­li­che Frucht­bar­keit wird beein­träch­tigt, auch die Män­ner sind betrof­fen. Denn eine wei­te­re Stu­die aus Isra­el, die am 17. Juni ver­öf­fent­licht wur­de, zeigt, dass die BioNTech/P­fi­zer-Injek­tio­nen sowohl die Kon­zen­tra­ti­on als auch die Beweg­lich­keit der Sper­mi­en ‚geimpf­ter’ Män­ner redu­zie­ren. Betrach­tet man die­se gesam­mel­te Evi­denz, kann es eigent­lich schon gar nicht mehr ver­wun­dern, dass die Geburts­sta­tis­tik in Deutsch­land einen mas­si­ven Gebur­ten­rück­gang für die ers­ten drei Mona­te die­ses Jah­res zeigt.”
Der letz­te Pas­sus steht im Zusam­men­hang mit der Twit­ter-Mund­tot­ma­chung des Dr. Andrew Bostom, auf die ich ges­tern im Pod­cast ein­ge­gan­gen bin. Der ame­ri­ka­ni­sche Epi­de­mio­lo­ge hat­te eine wis­sen­schaft­li­che Stu­die gepos­tet, die zei­gen soll, dass mRNA-Injek­tio­nen sich nega­tiv auf die Sper­mi­en­qua­li­tät aus­wir­ken sol­len. Twit­ter sperr­te ihn dafür dau­er­haft; der Mann hat­te 47.700 Follower.
Bei Get­tr wäre ihm das übri­gens nicht passiert.

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Es scheint mir evi­dent, dass die­ser bra­ve Mann ner­ven­ärzt­li­chen Rates bedürf­tig ist; ich als Numis­ma­ti­ker füh­le mich dafür völ­lig unzuständig.

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Ich behaup­te übri­gens kei­nes­wegs, dass ein Zusam­men­hang zwi­schen die­sen bei­den Gra­fi­ken bestünde.

Genau das ist der Punkt: Es besteht kein Zusam­men­hang von irgend­et­was mit der Mas­ken­pflicht; die erfolg­reich geschür­te Angst – neu­lich wich in der Ber­li­ner U‑Bahn eine jun­ge Frau vor mir Unmas­kier­tem zurück, als sei ich der Leib­haf­ti­ge – und Unter­wer­fungs­be­reit­schaft vie­ler Men­schen unter die staat­li­chen Für­sor­ge­tät­lich­kei­ten selbst­ver­ständ­lich ausgenommen.

Mir ist es völ­lig einer­lei, ob jemand eine Mas­ke trägt, ich will nur nicht dazu ver­pflich­tet wer­den. Das­sel­be gilt für mein Ver­hält­nis zum Elek­tro­au­to, zur „geschlech­ter­ge­rech­ten” Spra­che, zum Regen­bo­gen­fah­ne­zei­gen, zum Fleisch­ver­zicht, zum Tur­bo­du­schen, zum Vega­nis­mus, sogar zum Vaginismus.

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Last but not least sei die­ser Kli­en­tel von Coro­nabe­kämp­fungs­maß­nah­men­ge­schä­dig­ten gedacht.

In gebo­te­ner Kür­ze, aber immer­hin über­haupt sen­de­te der Deutsch­land­funk Hegerls Dar­le­gung: „Die Qua­li­tät der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung habe sich wäh­rend der Coro­na-Zeit ver­schlech­tert. Sta­tio­nä­re Behand­lun­gen sei­en abge­sagt wor­den. Selbst­hil­fe­grup­pen fie­len aus, und man­che Men­schen hät­ten sich nicht getraut, zum Arzt oder zum Psy­cho­the­ra­peu­ten zu gehen. Nur wenn man die­se Neben­wir­kun­gen ken­ne, kön­ne man die Pan­de­mie­maß­nah­men in der nächs­ten ver­gleich­ba­ren Situa­ti­on opti­mie­ren, führ­te Hegerl aus. Zudem gewin­ne man so Gewiss­heit, ob die Ein­schrän­kun­gen nicht viel­leicht sogar ‚mehr Leid und Tod’ ver­ur­sacht als ver­hin­dert hätten.”

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Kein deut­scher Poli­ti­ker soll Herrn Bol­so­n­a­ro etwas über Frei­heit und Mit­spra­che­rech­te erzählen.

Meint jemand, das wäre in ’schland sehr viel anders? Gewiss, der Michel ver­traut immer noch sei­nem Staat und der bra­ven Poli­zei, doch das Seku­ri­täts­emp­fin­den schwin­det, weil unser Land sich ändert und KGE sich dar­auf und dar­über freut. Ges­tern erfuhr ich vom sprung­haf­ten Umsatz­an­stieg, den ein Zeit­ge­nos­se seit den Tagen des freund­li­chen Gesichts der Kanz­le­rin ver­zeich­net, und der ver­kauft ledig­lich Pfefferspray.

Der bra­si­lia­ni­sche Popu­list hat für die Volks­be­waff­nung aller­dings ein ande­res, auch hier­zu­lan­de gegen das Sperr­feu­er der Regie­rungs­pres­se zuneh­mend ins kol­lek­ti­ve Bewusst­sein drin­gen­des Argument.

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Wie­der­vor­la­ge.

Ein Hell­se­her, die­ser Habeck.

Jetzt noch die Was­ser­tem­pe­ra­tur all­mäh­lich auf „kalt” stel­len, und Putin ist fällig.

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Noch eine grü­ne Wiedervorlage.

Wer sol­che Figu­ren wählt? Na die umge­kehrt auto­ri­tä­ren Cha­rak­te­re. Was Amboss ist, lechzt nach dem Hammer.

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In der neu­en Welt­wo­che gibt es ein sehr lesens­wer­tes Inter­view mit Uwe Tell­kamp. Der Roman­cier erklärt dar­in das Sozio­top Dres­den so luzi­de, dass es auch ein Grü­ner aus Bre­men ver­ste­hen könn­te, sogar was die Kon­stan­ten über den 1989er Bruch hin­weg betrifft. Bei der Lek­tü­re sank ich für eine Wei­le vier, fünf Jahr­zehn­te zurück in die „Ehe­ma­li­ge”. Som­mer­fe­ri­en auf dem Land, Kir­schen klau­en, die Elbe, die Kul­tur als Ersatz­va­ter­land, die ver­rot­te­ten Städ­te, die Frei­luft­ki­nos, Wes­tern­fil­me: „Da ging es um Ein­zel­ne, die sich hel­den­haft zur Wehr set­zen. Tiefs­ter Kind­heits­ein­druck. Auch die her­un­ter­ge­kom­me­nen öden Geis­ter­städ­te kann­ten wir ja, nur dass bei uns da noch ein Volks­ei­ge­ner Betrieb, genannt VEB, her­um­stand. Die Hoff­nung war Clint East­wood. Aller­dings kam der ‚Pale Rider’ nie. Es kam nur der Stasi-Mann.”

Tell­kamp nennt das Mosa­ik von Han­nes Hegen „das ver­mut­lich geni­als­te Pro­dukt der DDR”. Ich bin voll­kom­men sei­ner Mei­nung. Hegen war – der aus­dau­ern­de Eck­la­den­be­su­cher kennt die For­mu­lie­rung schon – ein Shake­speare der Jugend­li­te­ra­tur. Als Jun­ge stand ich am Erschei­nungs­tag ein­mal im Monat früh­mor­gens vor dem Zei­tungs­ki­osk, lan­ge bevor er öff­ne­te, um eines der weni­gen Exem­pla­re zu erste­hen. Vor zehn Jah­ren las ich das Mosa­ik mit mei­nem Ältes­ten, heu­te lese ich es mit mei­nem Jüngs­ten. Zur Zeit, für ihn zum zweiten‑, für mich zum zwan­zigs­ten- oder drei­ßigs­ten­mal, die Rit­ter-Run­kel-Serie. Die­se Serie ist wirk­lich geni­al, sie sprüht vor Inspi­ra­ti­on, ein unglaub­li­cher Figu­ren­k­os­mos, eine so intel­li­gent gebau­te wie abge­dreh­te Sto­ry, vol­ler Witz und his­to­ri­scher Bil­dung, man lernt stän­dig etwas, ohne das als jun­ger Leser zu bemer­ken. In den ers­ten Aus­ga­ben expe­ri­men­tier­te die Mosa­ik-Trup­pe noch, mit dem frän­ki­schen Don Qui­jo­te (Heft 90 bis 151) erreich­te sie ihren Höhe­punkt. Ich ver­su­che seit Län­ge­rem, Freun­de und Bekann­te aus dem Wes­ten zu ani­mie­ren, ihre Kin­der mit dem Mosa­ik ver­traut zu machen, aber die meis­ten wol­len nicht wahr­ha­ben, dass aus der Zone irgend­et­was von Bedeu­tung kom­men könn­te. (Ein ver­stor­be­ner Freund „aus dem Wes­ten”, der Maler Peter Scher­mu­ly, fand die Zeich­nun­gen übri­gens bemer­kens­wert.) Außer­dem ist es wahr­schein­lich zu alt, zu viel Text, meis­tens zwei bis vier, aber manch­mal bis zu sechs Zei­len unter einem Bild.

Zurück zum Inter­view. Tell­kamp schil­dert die ers­te Vor­le­se­rei­se mit sei­nem neu­en Roman „im Wes­ten”. Wäh­rend er in Ham­burg und Karls­ru­he mit sei­ner rechts­po­pu­lis­ti­schen Dich­te­rei leid­lich durch­kam, schrit­ten zu Müns­ter, also zumin­dest gedank­lich direkt unter dem Turm (!) von Sankt Lam­ber­ti, eini­ge Tole­ran­te zum Wider­stand. Wegen des Auf­tritts zer­stritt sich die loka­le Lite­ra­ri­sche Gesell­schaft, wie man sagt, heil­los. Eine Roma­nis­tin und zwei Über­set­zer boy­kot­tier­ten die Lesung, der Kas­sen­wart wei­ger­te sich, abends die Kas­se zu machen. Der ursprüng­lich vor­ge­se­he­ne Saal durf­te nicht genutzt werden.

Am Ende fand die Lesung in der Kan­ti­ne statt. „Als Kas­sen­wart hat sich dann Klaus von Wild zur Ver­fü­gung gestellt. Das war der behan­deln­de Arzt von Kara­jan. Eine Welt­ka­pa­zi­tät der Neu­ro­chir­ur­gie. Der sitzt da an der Abend­kas­se und reißt dort ab, als wäre sonst was. Dann war das eine rela­tiv geschlos­se­ne Lesung. Dann kam die Frau von ihm, die hat­te Geburts­tag. Die brach­te Kuchen und Wein mit und dekla­rier­te das Gan­ze zur Geburts­tags­fei­er um. Jeden­falls hat das der Herr von Wild ganz locker genom­men. Der sag­te: ‚Das ist jetzt unser bür­ger­li­cher Widerstand.’ ”

Freund Matus­sek, der das Inter­view gemein­sam mit Roger Köp­pel führ­te – ein gutes Gespann übri­gens und man weiß sofort, wel­che Fra­ge von wem stammt –, hat es auf sei­ne Web­sei­te gestellt.

 

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