30. September 2022

Heu­te wird gemel­det, dass ledig­lich jeder vier­te Pen­sio­när im bes­ten Deutsch­land, das es je gab, mit einer Net­to­ren­te unter 1000 Euro aus­kom­men muss.

Ein Münch­ner Freund erzählt mir, er sei, als er – tele­fo­nisch – sei­ne Ren­te bean­tragt habe, mit der Beam­tin ins Plau­dern gera­ten (was unge­wöhn­lich ist, aber ihm mit sei­ner char­man­ten Art öfter pas­siert). Aus­gangs­punkt der Unter­hal­tung sei die ver­gleichs­wei­se Gering­fü­gig­keit sei­ner zu erwar­ten­den Bezü­ge gewe­sen, wor­auf­hin er an all jene erin­nert habe, die noch weni­ger bekä­men als er und gefragt habe, wie die es wohl schaf­fen soll­ten, damit zu über­le­ben, vor allem wenn sie, anders als er selbst, nichts bei­sei­te gelegt hät­ten. Und dann habe die Frau am ande­ren Ende der Lei­tung etwas Bemer­kens­wer­tes gesagt. Man rech­ne in den Behör­den künf­tig mit zwei Trends unter Senio­ren: der Zunah­me von Sui­zi­den – und einer wach­sen­den Kri­mi­na­li­tät. Wenn die Ren­te zum Leben par­tout nicht reich­te, wer­de der eine oder die ande­re Alte eben ver­su­chen, einen Bruch zu machen. Was hät­ten die­se Leu­te denn zu ver­lie­ren? Wenn sie erwischt wür­den, kön­ne man sie weder mit Sozi­al­stun­den noch mit Geld­bu­ßen bestra­fen, und für den Fall, dass sie im Knast lan­de­ten, könn­ten sich die Pen­sio­nä­re immer­hin sagen, dass sie dann in einem geheiz­ten Raum mit regel­mä­ßi­gen Mahl­zei­ten lebten.

***

Danisch stellt eine wich­ti­ge Fra­ge: Was pas­siert eigent­lich im Fal­le eines Black­outs mit den Gefäng­nis­sen? Bezie­hungs­wei­se: Was pas­siert mit den Bewoh­nern der umlie­gen­den Wohn­vier­tel? Die Wär­ter wer­den sich ja so ab dem zwei­ten Tag um ihre eige­nen Fami­li­en kümmern.

Die Zeit ist wie immer auf dem Qui­vi­ve.

Na ja, sol­len sie viel­leicht jubeln und Sekt­kor­ken knal­len las­sen? Es kann schließ­lich auch mal einen soge­nann­ten Unschul­di­gen oder eine arme Sau erwi­schen. Aber eigent­lich han­delt der Arti­kel von einer tol­len Idee der bei­den Gast­au­toren – man kann es noch lesen, bevor der Text hin­ter der Bezahl­schran­ke absäuft, die über­stei­gen mag, wer die Kon­trol­le über sein Leben ver­lo­ren hat – nämlich:

Falls jemand nicht weiß, was Aboli­tio­nis­mus ist – frü­her hieß es: die ande­re Wan­ge (das ande­re Kind, die ande­re Frau, das übri­ge Geld) hin­hal­ten –, hilft ver­läss­lich die Sammelstelle:

Ob die­se bei­den bra­ven Gast­au­toren also dafür strei­ten, dass Bea­te Zsch­ä­pe, Ste­phan Ernst, Horst Mahler – und nicht zu ver­ges­sen: Rado­van Kara­džić und Marc Dut­roux – wie­der auf frei­en Fuß kom­men und man in Deutsch­land end­lich wie­der den Hit­ler­gruß zei­gen und Haken­kreuz­bin­den tra­gen darf? Und ein Mes­sa? Wenigs­tens ein Mes­sa! Ich schät­ze, die Nazis müs­sen im Knast blei­ben. Nur sozi­al Depra­vier­te und ras­sis­tisch struk­tu­rell benach­tei­li­ge Not­wehr-Straf­tä­ter sol­len die Won­nen des Aboli­tio­nis­mus genießen.

Über die Autoren erfährt man im Netz dieses:

„Dani­el Loick stu­dier­te zwi­schen 1997 und 2005 Phi­lo­so­phie, Ger­ma­nis­tik und Sozio­lo­gie (…) Sei­ne Arbeits­schwer­punk­te lie­gen in der Rechts- und Sozi­al­phi­lo­so­phie sowie der Gesell­schafts­theo­rie. Zu den Arbeits­be­rei­chen Loicks gehö­ren der Aboli­tio­nis­mus und die Poli­zei­so­zio­lo­gie. Sei­ne Ver­öf­fent­li­chun­gen zie­len auf Aus­ar­bei­tung einer kri­ti­schen Theo­rie von Staat und Recht auf Basis der Kri­ti­schen Theo­rie, der Femi­nis­ti­schen Theo­rie und des Poststrukturalismus.”

„Dr. Vanes­sa E. Thomp­son ist wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin in der Ver­glei­chen­den Kul­tur- und Sozi­al­an­thro­po­lo­gie an der Euro­pa-Uni­ver­si­tät Via­dri­na Frank­furt (Oder). Ihre For­schungs- und Lehr­schwer­punk­te sind kri­ti­sche Ras­sis­mus- und Migra­ti­ons­for­schung, Black Stu­dies, inter­sek­tio­na­le Ungleich­heits- und Geschlech­ter­for­schung, post­ko­lo­ni­al/­de­ko­lo­ni­al-femi­nis­ti­sche Theo­rien und Metho­do­lo­gien, Theo­rien und Kri­tik der Ver­si­cher­heit­li­chung sowie Theo­rien der trans­for­ma­ti­ven Gerechtigkeit.”

Das sind „aka­de­mi­sche” Bio­gra­phien, die sich viel­leicht wirk­lich nur durch das per­sön­li­che Erleb­nis eines tota­len Black­outs neben einem von sei­nen Wär­tern ver­las­se­nen Gefäng­nis in einer poli­zei­frei­en Stadt wie­der gera­de­rü­cken lassen.

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„Sehr geehr­ter Herr Klo­novs­ky, da dies mein ers­ter förm­li­cher Kon­takt zu Ihnen ist, hal­te ich es für ange­bracht, mich Ihnen vor­zu­stel­len. Mein Name ist ***, ich zäh­le 19 Jah­re, bin Sport­schüt­ze, Hob­by­his­to­ri­ker und wer­de nächs­te Woche in *** mein Jura­stu­di­um beginnen.

Doch nun zum eigent­li­chen Anlie­gen: In Ihrer gest­ri­gen Acta in Bild und Ton (27. Sep­tem­ber 2022) ant­wor­te­ten Sie auf mei­ne Fra­ge in der Kom­men­tar­spal­te, wo denn der Natio­nal­so­zia­lis­mus im Rechts-Links-Spek­trum ein­zu­ord­nen sei und ob Sozia­lis­mus immer links sein müs­se. Ihre Ant­wort ent­sprach wei­test­ge­hend mei­ner Sicht auf die­se Pro­ble­ma­tik – man hör­te bei Ihnen auch viel Ernst Nol­te her­aus. Da ich bereits vie­le Ihrer Aus­füh­run­gen zu die­sem The­ma gele­sen hat­te, wuss­te ich eigent­lich, wie Ihre Ant­wort aus­fal­len wür­de, aller­dings nann­ten Sie selbst die NSDAP in einer ver­gan­ge­nen Acta wäh­rend Ihres Aus­tauschs mit dem Publi­kum ‚rechts­extrem‘, wes­halb ich die­ses The­ma auf­griff. Da die Ansicht, Hit­ler und sei­ne Gefolg­schaft sei­en das Rech­tes­te, was es gibt, Kon­sens im Post­acht­und­sech­zi­ger­deutsch­land ist und so der Ver­fas­sungs­schutz den ‚Rechts­extre­mis­mus’ defi­niert, ver­ste­he ich, dass Sie den Natio­nal­so­zia­lis­mus so klas­si­fi­zier­ten. Daher stamm­te also die Moti­va­ti­on für mei­ne Fra­ge an Sie.

Aller­dings lie­ßen Sie eine wei­te­re Fra­ge mei­ner­seits unbe­ant­wor­tet, da die Sen­dung – wie eigent­lich immer – viel zu früh vor­bei war. Im Rah­men des Geschichts­un­ter­richts der Ober­stu­fe beschäf­tig­te ich mich mehr oder weni­ger pri­vat mit der The­ma­tik des soge­nann­ten „Deut­schen Son­der­wegs“, der – wie könn­te es auch anders sein – in den Abgrund führ­te. Bei den pro­gres­si­ven Geschichts­deu­tern oder Bil­dungs­eli­ten über­haupt wur­de und wird der Natio­nal­so­zia­lis­mus ja gern als eine Art Super­la­tiv des deut­schen Wesens dar­ge­stellt. Die Men­ta­li­tät, ohne Hin­ter­fra­gen Befeh­le zu befol­gen, unter allen Umstän­den mit­ma­chen zu wol­len, die Mino­ri­tä­ten bzw. Anders­mei­ner zu seg­re­gie­ren, selbst für das Wohl aller zu mis­sio­nie­ren usw., soll­te gemein­sam mit den deut­schen bzw. preu­ßi­schen Sekun­där­tu­gen­den für die Katastrophe(n) ver­ant­wort­lich gewe­sen sein. Nun wider­sprä­che ich die­ser Sicht an sich gern für die Ehre mei­nes Lan­des, aller­dings sieht man in unse­rer Zeit die­sel­ben Ver­hal­tens­mus­ter, Meu­ten­in­stink­te, wie sie den dama­li­gen Deut­schen zuge­schrie­ben werden.

Dazu fiel mir der Phi­lo­soph Mar­kus Vah­le­feld ein, der zu Beginn der nun über zwei Jah­re anhal­ten­den Panik­ma­che­rei im oben erwähn­ten Pod­cast den Gedan­ken äußer­te, dass jedes Volk in einer Kri­se auf sein grund­le­gen­des Betriebs­sys­tem zurück­grei­fe. Müss­te man dann nicht, auch ver­knüpft mit Ihren Betrach­tun­gen zum Sozia­lis­ti­schen im Deut­schen und all­ge­mein zum deut­schen Volk in den Jah­ren seit Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges, sagen, dass die Acht­und­sech­zi­ger sowie ihre Apo­lo­ge­ten mit ihrer Behaup­tung rich­tig lagen? Oder ist die­ses grund­le­gen­de Betriebs­sys­tem durch die Erfah­rung eines Welt­krie­ges, des Ers­ten, und einer noch grö­ße­ren Höl­len­fahrt so nach­hal­tig beein­flusst wor­den, dass wir nun die­sen, wie Sie es nen­nen, Dach­scha­den vor­fin­den? War das Kai­ser­reich, wel­ches ja doch in man­chen Belan­gen um eini­ges frei­er war als unse­re schö­ne klei­ne BRD, bereits mit einem sol­chen Hang zum Kol­lek­ti­vis­mus aus­ge­stat­tet oder gar das geteil­te Deutsch­land vor der Reichs­grün­dung von 1871? Und wie ver­hält es sich dann mit der Ehe­ma­li­gen, in der doch ein gro­ßer Teil am liebs­ten nicht mit­ge­macht hät­te? Letz­te­res kann natür­lich auch an der luxus­ar­men Lebens­si­tua­ti­on lie­gen. Ihre Gedan­ken zu die­sem The­ma inter­es­sier­ten mich bren­nend. Hochachtungsvoll ***“

 

Die Fra­ge, ob die Nazis Sozia­lis­ten waren, geehr­ter Herr ***, habe ich nach der Prä­sen­ta­ti­on hin­rei­chend vie­ler Beweis­stü­cke mit Ja beant­wor­tet (der eigent­li­che Vor­trag beginnt bei 3.30; die schrift­li­che Ver­si­on fin­den Sie hier), aber waren es auch Lin­ke? Ja und nein. Am ehes­ten könn­te man den Natio­nal­so­zia­lis­mus wohl als eine Mischung aus lin­ken und rech­ten Bestand­tei­len klas­si­fi­zie­ren. Dass Hit­ler und die Sei­nen den Sozia­lis­mus nur für Deut­sche woll­ten und die Herr­schaft über die „min­der­wer­ti­gen“ Ras­sen allein „ari­schen“ Völ­kern zuge­stan­den, kann man schwer­lich als links bezeich­nen (auch wenn der Aller­welts­lin­ke pri­vat so ras­sis­tisch sein mag wie jeder ande­re); das ist schon „rechts­extrem“. Aber dass sie die Klas­sen und Stän­de nivel­lie­ren und alle in ein uni­for­mes Staats­kol­lek­tiv zwin­gen woll­ten, war wie­der­um eine klar lin­ke Eigen­schaft. Bei­de Ingre­di­en­zi­en gehö­ren im Fal­le des Natio­nal­so­zia­lis­mus zusam­men und las­sen sich nicht von­ein­an­der trennen.

Selbst wenn die Nazis zur Umge­stal­tung der Gesell­schaft ver­gleich­bar viel Zeit beses­sen hät­ten wie die Sowjets, selbst wenn sie alle Klas­sen und Stän­de geschleift und Deutsch­land in eine UdSSR-ähn­li­che sozia­le Ein­öde ver­wan­delt hät­ten, geführt von einem Polit­bü­ro der Staats­par­tei, mit staat­lich kon­trol­lier­ter oder völ­lig ver­staat­lich­ter Wirt­schaft, wären par­al­lel dazu die ras­si­schen Säu­be­run­gen wei­ter­ge­lau­fen. Die kor­rek­te Bezeich­nung für die NSDAP müss­te links­rechts­extrem hei­ßen. Ein tota­li­tä­rer Zwie­back sozusagen.

Einen wirk­li­chen Faschis­mus – also einen mili­tan­ten Anti­mar­xis­mus und Anti­li­be­ra­lis­mus zum Zwe­cke der Her­stel­lung eines auto­ri­tä­ren Stän­de­staa­tes auf über­wie­gend pri­vat­wirt­schaft­li­cher Grund­la­ge – hat es in Deutsch­land nicht gege­ben („Anti­li­be­ra­lis­mus” ist hier nicht wirt­schaf­lich gemeint, son­dern im Sin­ne des Wider­stands gegen die Schlei­fung der Instan­zen, es könn­te auch „Anti­li­be­ris­mus” hei­ßen). Dem stand der Sozi­al­de­mo­kra­tis­mus der deut­schen See­le im Wege. Nicht dass die NS-Bon­zen und Gold­fa­sa­ne an die Gleich­heit aller Mit­glie­der der Volks­ge­mein­schaft geglaubt hät­ten. Aber sie wuss­ten, dass sie genau das zu pre­di­gen hat­ten – nicht anders als die Bon­zen in den kom­mu­nis­ti­schen Diktaturen.

Ein Leser weist auf den Aus­tro­fa­schis­mus unter Engel­bert Doll­fuß hin, wo sich die Front­li­nie zwi­schen Faschis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus, zwi­schen „rein rechts“ und „Links­rechts“, am deut­lichs­ten gezeigt hat. Der faschis­ti­sche Kanz­ler Doll­fuß ließ sowohl die NSDAP als auch die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Öster­reichs ver­bie­ten und schließ­lich, nach­dem es bei Durch­su­chun­gen von Waf­fen­la­gern des „Repu­bli­ka­ni­schen Schutz­bun­des”, des „Reichs­ban­ners” der öster­rei­chi­schen Sozi­al­de­mo­kra­ten, zu bewaff­ne­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen gekom­men war, auch die Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei. Innen­po­li­tisch ver­lang­te es Doll­fuß nach einem kle­ri­kal­fa­schis­ti­schen Stän­de­staat, sein außen­po­li­ti­sches Haupt­ziel indes bestand dar­in, den Anschluss Öster­reichs ans Drit­te Reich zu ver­hin­dern. Was man einem bra­ven Mann/wohl auch nicht ver­den­ken kann.

Am 25. Juli 1934 kam es zu einem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Umsturz­ver­such, der letzt­lich schei­ter­te, bei dem es den Put­schis­ten jedoch gelang, das Bun­des­kanz­ler­amt zu beset­zen und  Doll­fuß (der schon im Okto­ber 1933 beim Atten­tat eines Natio­nal­so­zia­lis­ten durch Schüs­se ver­letzt wor­den war) zu ermor­den. Der „Juli­putsch” blieb erfolg­los, weil die übri­gen Regie­rungs­mit­glie­der aus dem Bun­des­kanz­ler­amt flie­hen konn­ten und das Bun­des­heer loy­al blieb. Die bei­den Put­schis­ten, die die töd­li­chen Schüs­se auf den Kanz­ler abge­be­ben hat­ten, wur­den zum Tode ver­ur­teilt und hin­ge­rich­tet. Nach dem „Anschluss” erhob die NS-Pro­pa­gan­da den Haupt­at­ten­tä­ter Otto Pla­net­ta in den Mär­ty­rer­stand – gegen pos­tu­me Ade­lun­gen hat­ten weder die brau­nen noch die roten Ega­li­ta­ris­ten etwas.

Im his­to­ri­schen Kon­text ist die Fra­ge, ob die Natio­nal­so­zia­lis­ten eher links- oder rechts­extrem waren, nicht beson­ders wich­tig. Die Ähn­lich­kei­ten zwi­schen Natio­nal­so­zia­lis­ten und Kom­mu­nis­ten waren evi­dent, trotz­dem haben sie sich erbit­tert bekämpft. Der Natio­nal­so­zia­lis­mus lässt sich durch­aus als Häre­sie des Bol­sche­wis­mus betrach­ten. Radi­ka­le Sun­ni­ten und radi­ka­le Schii­ten bekämp­fen sich auch, obwohl sie an den­sel­ben Gott glau­ben. Aus mei­ner Sicht unter­schei­den sich die einen so wenig von­ein­an­der wie die ande­ren. Unter den Nazis war einem Juden seit Kriegs­be­ginn der Tod so gut wie gewiss, wen es unter den Bol­sche­wi­ken traf, hät­te oft auch ein Schim­pan­se aus­wür­feln kön­nen, inso­fern gab es für eine klar umris­se­ne Grup­pe einen erheb­li­chen Unter­schied. Sonst aber läuft die Aus­sa­ge, man dür­fe die Mord­ta­ten der Nazis nicht rela­ti­vie­ren, auto­ma­tisch auf eine Rela­ti­vie­rung der Mord­ta­ten der Kom­mu­nis­ten hin­aus (par­don, aber ich habe die Ein­füh­rung die­ses Dumm-Dumm-Begrif­fes* in die Debat­te nicht zu ver­ant­wor­ten). Pest und Cho­le­ra sind bei­de töd­lich, bei­de Seu­chen wer­den von Bak­te­ri­en aus­ge­löst, und doch han­delt es sich um ver­schie­de­ne Krank­hei­ten. Inso­fern bin ich ein Anhän­ger der Tota­li­ta­ris­mus­theo­rie. Wobei man sie all­mäh­lich auch auf den demo­kra­ti­schen Abso­lu­tis­mus anzu­wen­den begin­nen soll­te, da erge­ben sich ver­blüf­fen­de Erkennt­nis­se, und die Geschich­te läuft ja noch.

* Kür­zer, düm­mer und nie­der­träch­ti­ger geht’s kaum als in einem Arti­kel der Welt über einen jüdi­schen AfD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten (natür­lich fand exakt die­ser Satz Ein­gang in des­sen Wikipedia-Eintrag):

Ledig­lich in den aktu­el­len Extre­mis­mus­de­fi­ni­tio­nen und ‑denun­zia­tio­nen wer­den die Unter­schie­de rele­vant, aber nur, weil in der hie­si­gen Öffent­lich­keit Lin­ke, ob nun hell­rot, dun­kel­rot oder grün, den Ton ange­ben, deren zwar lang­wei­li­ge, aber viel­fach bewähr­te Metho­de dar­in besteht, ihre Geg­ner in irgend­ei­ne NS-Nähe zu brin­gen. Des­we­gen haben die Nazis ers­tens als rechts und zwei­tens als die Aller­schlimms­ten zu gel­ten, auch wenn ihre roten Milch­brü­der ver­gleich­ba­re – was Rot­chi­na betrifft sogar noch ein­drucks­vol­le­re – Mord­bi­lan­zen hin­ge­legt haben. Aber weder Sta­lin noch Mao haben einen Welt­krieg ver­lo­ren, wes­halb sich weder Rus­sen noch Chi­ne­sen in einer auf Per­ma­nenz gestell­ten natio­na­len Selbst­an­kla­ge suh­len, obwohl auch für sie his­to­ri­sche Grün­de vor­lä­gen, zumin­dest ein biss­chen zer­knirscht zu sein. Nament­lich im post­so­wje­ti­schen Russ­land konn­te, wie Jörg Bab­e­row­ski kon­sta­tier­te, eine Alli­anz aus Tätern und Opfern her­ge­stellt wer­den, indem man sie zu gemein­sa­men Sie­gern über Hit­ler­deutsch­land erhob, an offer they could not refuse.

Was den „deut­schen Son­der­weg”, das „grund­sätz­li­che Betriebs­sys­tem” und den „Natio­nal­so­zia­lis­mus als eine Art Super­la­tiv des deut­schen Wesens” betrifft: Die The­se vom Son­der­weg hal­te ich für heils­ge­schicht­li­ches Bla­bla, „der lan­ge Weg nach Wes­ten” (Hein­rich August Wink­ler) ist die BRD-offi­zi­el­le Ver­si­on der Vor­se­hung. Es gibt aus­schließ­lich Son­der­we­ge, und sie wer­den nicht enden, bis die Mensch­heit aus­stirbt. Aber natür­lich existiert(e) eine spe­zi­fisch deut­sche Men­ta­li­tät, die neben all den sekun­dä­ren Tugen­den, die sie her­vor­brach­te – mit denen man, wie Oskar Lafon­taine anmerk­te, auch ein KZ lei­ten kann; ohne die es aller­dings nicht mög­lich wäre, ein KZ zu befrei­en, wie Her­mann Lüb­be ergänz­te – auf vie­len Gebie­ten, vor allem im Erfin­der- und Inge­nieurs­we­sen sowie in der Musik, der Phi­lo­so­phie und der Lite­ra­tur auf pri­mär­tu­gend­haf­te Wei­se schöp­fe­risch war. Made in Ger­ma­ny und „Ord­nung muss sein” gehö­ren zusam­men wie Kehr­wo­che und deut­scher Idea­lis­mus. Ich kann das hier nur sehr grob dar­stel­len, aber die Kehr­sei­te der „faus­ti­schen” deut­schen Qua­li­tä­ten waren ein über­trie­be­ner Arbeits­ei­fer bei einer gewis­sen Unfä­hig­keit, das Leben zu genie­ßen, ein Ord­nungs­kol­ler und Per­fek­ti­ons­drang sowie ein geis­ti­ger Fana­tis­mus – kein Volk hat sich je so in Theo­rien und Wol­ken­ku­ckucks­hei­men ver­lo­ren wie das deut­sche, es war kein Wun­der, dass ein deut­scher Mönch das Schis­ma über Euro­pa brach­te, dass der roman­ti­sche Eska­pis­mus im Wesent­li­chen aus Deutsch­land stamm­te, so wie fast alle phi­lo­so­phi­schen Sys­te­me der Neu­zeit, die Hegel- und Heid­eg­ge­rei, der Mar­xis­mus, aber auch Psy­cho­ana­ly­se, Anthro­po­so­phie und der grü­ne Pla­ne­ten­ret­tungs­ge­dan­ke, von Ange­hö­ri­gen die­ses erstaun­li­chen Vol­kes in die Welt gestemmt wurden.

In sei­nem Buch „Die Ursa­chen des Deut­schen­has­ses“, Erst­aus­ga­be 1917, schrieb Max Sche­ler: „Als ein paar Jah­re vor dem Krie­ge einer unse­rer römi­schen Bot­schaf­ter einen klu­gen Fran­zo­sen frug, war­um die Deut­schen so all­sei­tig in der Welt gehasst wür­den, ant­wor­te­te er, das kön­ne man in drei Wor­ten sagen: ‚Ils tra­vail­lent trop.’ Das ist des Pudels Kern.”

Sie arbei­ten zuviel. Das taten sie nicht immer; wie der anti­ke Ger­ma­ne galt auch der Deut­sche des Hoch­mit­tel­al­ters den Nach­barn eher als eine Mischung aus Rauf- und Trun­ken­bold, nicht immer waren die Deut­schen ihres Arbeits­ei­fers wegen unbe­liebt. Bis weit ins 19. Jahr­hun­dert hin­ein genoss das „Volk der Dich­ter und Den­ker” sogar gro­ße Sym­pa­thien im Aus­land – „Ich habe geglaubt, einen Tem­pel zu betre­ten”, beschrieb Ernest Ren­an sei­ne Gefüh­le bei sei­nem ers­ten Deutsch­land­be­such –, zumal es weder Trup­pen noch über­mä­ßig vie­le Tou­ris­ten dort­hin ent­sand­te und sich jeg­li­cher Macht­an­sprü­che ent­hielt. Das änder­te sich bekannt­lich mit den Eini­gungs­krie­gen und 1871 mit der Grün­dung des Deut­schen Rei­ches, von dem Bis­marck zwar sofort ver­si­cher­te, dass es geo­po­li­tisch satu­riert sein, des­sen jäher wirt­schaft­li­cher Auf­stieg die Nach­barn gleich­wohl ein­schüch­ter­te, das mili­tä­risch jedem Land der Welt über­le­gen war, aber, untrai­niert im Gebrauch sei­ner Macht und diplo­ma­tisch oft töl­pel­haft, Geg­nern und Nei­dern eini­gen Anlass bot, anti­deut­sche Aver­sio­nen zu schüren.

Gleich­zei­tig bil­de­ten die Deut­schen nie einen Stil aus, der für ande­re Völ­ker attrak­tiv und vor­bild­lich wir­ken konn­te, kein „Men­schen- und Herren­ideal”, wie Sche­ler for­mu­lier­te, das etwa dem bri­ti­schen Gen­tle­man ver­gleich­bar gewe­sen wäre. Das Bie­der­mei­er, so Sche­ler, sei der letz­te den Deut­schen zuor­den­ba­re Natio­nal­stil gewe­sen, doch des­sen Aus­strah­lung hielt sich in äußerst exak­ten Gren­zen. Den deut­schen Ide­al­ty­pus wie­der­um habe der preu­ßi­sche Offi­zier ver­kör­pert; zwar sei die­ser Typus in sich voll­kom­men gewe­sen, aber „sei­ne Nach­ah­mung von Sei­ten ande­rer Beru­fe wird sofort häss­lich und albern. Nicht der preu­ßisch-deut­sche Offi­zier, wohl aber sei­ne Kopien haben im Aus­land eine Fül­le des Has­ses gegen uns gesät.”

Statt­des­sen haben die Deut­schen das Aus­land nach­ge­ahmt und ihre kul­tu­rel­len Leit­bil­der meis­tens impor­tiert. Die höfi­sche Kul­tur war fran­zö­sisch, die Musik ita­lie­nisch, nach 1945 über­nahm zumin­dest West­deutsch­land die angel­säch­si­sche Kul­tur nahe­zu voll­stän­dig. Fried­rich der Gro­ße, der die Grün­dung eines Reichs über­haupt erst ermög­lich­te, sprach und schrieb zeit­le­bens fran­zö­sisch. Die gro­ßen Dich­ter, Den­ker und Tüft­ler in Euro­pens zer­ris­se­ner Mit­te waren und blie­ben immer: Pro­vinz­ler. Das hing natür­lich mit die­ser Mit­tel­la­ge und der – vom Aus­land poli­tisch geför­der­ten – Klein­staa­te­rei zusam­men. Wo der Blick, auch der poli­ti­sche Blick, auf ein Welt­meer (oder auf die unend­li­che Step­pe) gerich­tet ist, ent­steht ein ande­rer Typ Mensch als dort, wo die Schlag­bäu­me des Nach­bar­fürs­ten­tums den Weg versperren.

Die Erfah­rung der Mit­tel­la­ge bedeu­te­te für die Deut­schen, dass sie immer wie­der zum Spiel­ball ihrer mäch­ti­ge­ren Nach­barn wer­den konn­ten, wie ins­be­son­de­re wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges, der jeden drit­ten Deut­schen das Leben kos­te­te und das Land auf Jahr­zehn­te ver­heer­te. Der Ein­fluss die­ses natio­na­len Trau­mas auf die wei­te­re deut­sche Geschich­te lässt sich kaum über­schät­zen. Die Ohn­machts­er­fah­run­gen die­ses Krie­ges dürf­ten eine gro­ße Rol­le bei der Aus­bil­dung der „typisch deut­schen” Klein­staa­ten­be­woh­ner­men­ta­li­tät gespielt haben, jener Mischung aus Gehor­sam, Oppor­tu­nis­mus, Ord­nungs­lie­be, Pri­vat­heit und Hin­ter­wäld­ler­tum, die in der Figur des Michel ihren Aus­druck fand. Ihr geo­po­li­ti­sches Gefühl war das des Umzin­gelt­s­eins. Man muss­te sich um sei­nen Lan­des­fürs­ten scha­ren, aber im Zwei­fels­fall bereit sein, sich auch einem frem­den Her­ren zu unter­wer­fen. Eigen­sinn und Wider­stand waren jeden­falls unklug. (Vor die­sem Hin­ter­grund wird plau­si­bel, war­um die Nach­richt von Fried­richs Sieg bei Roß­bach der­ma­ßen ein­schlug.) Deutsch wur­de und ist das her­den­ar­ti­ge Zusam­men­ste­hen, das Sich-um sei­nen-Hir­ten-drän­gen. Auch die „sozia­le Idee” ist eine Mit­tel­la­gen- und Bin­nen­idee, den Pira­ten­in­stink­ten der Angel­sach­sen, wie Speng­ler es nann­te, wider­sprach sie. Die Her­de aber, die in den Aggres­si­ons­mo­dus wech­selt, ver­wan­delt sich in eine Meu­te. In eine sol­che kön­nen sich übri­gens auch post­struk­tu­ra­lis­ti­sche Sozio­lo­gen umstands­los einfügen.

Der deut­sche Fun­da­men­ta­lis­mus ent­stand mit Luther, wuchs durch den Ein­fall Napo­le­ons, eska­lier­te nach der Nie­der­la­ge im Ers­ten Welt­krieg und lief Amok von 1941 bis 1945. Nach 1945 gab es noch ein Auf­lo­dern des deut­schen Flei­ßes und der deut­schen Uner­müd­lich­keit, die Geschla­ge­nen schu­fen jenes Wirt­schafts­wun­der, das gewis­se Tro­glo­dy­ten der über­rei­fen BRD inzwi­schen den Gast­ar­bei­tern andich­ten wol­len. Ihre poli­ti­sche Min­der­wer­tig­keit kom­pen­sier­ten sie mit der D‑Mark als Wehr­machts­er­satz. Aber 1968 erfolg­te der nächs­te Stoß der „ewi­gen Lin­ken” (Ernst Nol­te) gegen die gera­de erstan­de­ne bür­ger­li­che Gesell­schaft, und der­zeit erle­ben wir, wie die Erben der 68er das letz­te Mark aus den Kno­chen der alten Ord­nung blasen.

Immer­hin, in Bel­la Ita­lia regt sich Wider­stand dage­gen, und es ent­behrt zwar der fak­ti­schen Grund­la­ge, aber nicht der lin­ken Logik, dass ihre omni­prä­sen­ten Laut­spre­cher jetzt die „Faschismus!”-Sirene ange­wor­fen haben.

Ganz so schlimm ist es aber nicht mit unse­rer „Faschis­tin”.

Wann aber geschah jener Knacks, der die bra­ven und bie­de­ren Deut­schen in jene Ver­rück­ten ver­wan­del­te, die in den Dis­zi­pli­nen Sägen am eige­nen Ast und Durch­hal­ten bis zuletzt so unan­ge­foch­ten die Welt­spit­ze behaupten?

Das Kai­ser­reich war libe­ra­ler und frei­heit­li­cher als das aller­bes­te Deutsch­land der Gegen­wart, aber nicht, weil der Staat weni­ger auto­ri­tär gewe­sen wäre – es gab ja wäh­rend der Sozia­lis­ten­ge­set­ze und wäh­rend des Kul­tur­kamp­fes eini­ge poli­ti­sche Gefan­ge­ne, denen es frei­lich im Knast nicht schlecht ging –, son­dern weil es kei­ne staat­lich finan­zier­te und auf­ge­hetz­te soge­nann­te Zivil­ge­sell­schaft gab. Statt­des­sen exis­tier­ten die ver­schie­de­nen poli­ti­schen und kul­tu­rel­len Milieus in wah­rer Viel­falt und Bunt­heit neben­ein­an­der. Es mag im Kai­ser­reich Figu­ren wie Diede­rich Heß­ling gege­ben haben – Hein­rich Manns Buch ist gleich­wohl lin­ke Pro­pa­gan­da –, aber nie­mand lohn­te ihnen ihren Eifer, bes­ten­falls konn­ten sie mal ein heim­li­ches Tref­fen der Sozi­al­de­mo­kra­ten ver­pfei­fen, doch die Eli­ten des Kai­ser­reichs waren zu stolz und wohl­erzo­gen, um sich mit sol­chen Denun­zi­an­ten abzu­ge­ben oder sie gar zu för­dern. Die Stun­de der Diede­rich Heß­lings schlug 1933, und sie hat seit­dem nicht mehr zu schla­gen aufgehört.

Ich wür­de sagen, dass der kol­lek­ti­ve Men­ta­li­täts­bruch nach der Nie­der­la­ge 1918 geschah, mit dem Abstieg eines bis dato welt­weit bewun­der­ten und benei­de­ten, end­lich aus sei­ner Pro­vinz­ler­exis­tenz in die „Welt” durch­ge­bro­che­nen Vol­kes zum Paria unter den Natio­nen. Aber ich kann es nicht bewei­sen, und wahr­schein­lich wird es nie jemand kön­nen. Ich will nicht die Rol­le der Bri­ten, Fran­zo­sen und spä­ter der Sowjets und auch der Polen bei der Radi­ka­li­sie­rung der Deut­schen klein­re­den – es sind in der Zwi­schen­kriegs­zeit etwa eine Mil­li­on Deut­sche vor der Polo­ni­sie­rungs­po­li­tik aus dem „Kor­ri­dor” geflo­hen –, ein Revan­che­krieg war wohl unver­meid­lich, aber er muss­te kei­nes­wegs der­ma­ßen eska­lie­ren. Wäre er mit der kai­ser­li­chen Füh­rung auch nicht. Dazwi­schen ist etwas zerbrochen.

Was die DDR betrifft, dort gab es zwar auch Heß­lings zuhauf und noch mehr Mit­läu­fer, aber das Regime genoss nicht beson­ders vie­le Sym­pa­thien. Das hing in der Tat damit zusam­men, dass die mate­ri­el­le Lage erbärm­lich war, gera­de im Ver­gleich zum Wes­ten. Es war nur fol­ge­rich­tig, dass die größ­ten Demons­tra­tio­nen 1989 in Leip­zig statt­fan­den, der wahr­schein­lich ver­kom­mens­ten DDR-Groß­stadt. Das ers­te, was den Otto-Nor­mal-Deut­schen inter­es­siert, ist sein Heim, sein Auto, sein Essen, sei­ne nächs­te Rei­se. Frei­heit oder Mit­be­stim­mung sind ihm dane­ben eher egal. Die Ent­eig­nung der Juden nach 1933 war für vie­le ein Fest. Die sozi­al­de­mo­kra­tisch-sozia­lis­ti­sche See­le ist eine nei­di­sche See­le, die sich gern mit der Illu­si­on betrügt, sie ver­lan­ge nur nach Gerech­tig­keit. Und im bes­ten Deutsch­land ever ist der Typus Heß­ling – „Set­zen Sie Ihre Mas­ke rich­tig auf!”; „Frau Mül­ler, der Peter hat was gegen Ausländer/gegen Transsexuelle/gegen das abge­dreh­te Warm­was­ser gesagt!”; „In die­sem Haus wohnt ein Nazi!” – wahr­schein­lich wie­der so omni­prä­sent wie im Drit­ten Reich. (Ich den­ke nur an jenes Würst­chen, das dafür gesorgt hat, dass mei­ne Samm­lung von Gómez-Dávila-Apho­ris­men von Reclam nicht nur aus dem Sor­ti­ment genom­men, son­dern sogar aus den Anna­len getilgt wur­de, weil der Her­aus­ge­ber des 2007 erschie­ne­nen Buches zehn Jah­re nach des­sen Erschei­nen die Bun­des­tags­re­den von Alex­an­der Gau­land schrieb, wor­auf der Denun­zi­ant den Ver­lag im Lust­ge­fühl sei­ner Erpres­sungs­macht öffent­lich hinwies.)

Dass die meis­ten (vor allem West-)Deutschen, die nach jahr­zehn­te­lan­ger Gehirn­wä­sche mit ihren Schuld­kom­ple­xen wie mit Bluts­ver­wand­ten leben, sich für immer neue ent­süh­nen­de Mensch­heits­ret­tungs­ideo­lo­gien ein­span­nen las­sen und dass es den meis­ten von ihnen immer noch ver­gleichs­wei­se gut geht – kon­kre­ter: dass sie glau­ben, es gin­ge ihnen ver­gleichs­wei­se gut, obwohl sie im Schnitt weni­ger besit­zen als die Bewoh­ner der ande­ren EU-Län­der –, ist auch der Grund für die hin­nah­me­be­rei­te Dul­dungs­star­re die­ses Rest­vol­kes. Aber das könn­te sich in die­sem Win­ter ändern. Oder eben nicht; sie haben ja im April 1945 noch die Post ausgetragen.

Ich kann – das ist jetzt eine Wie­der­ho­lung – nicht wirk­lich mit einem Volk oder einem Land sym­pa­thi­sie­ren, das nach­ein­an­der die NSDAP, die SED und die Grü­nen her­vor­ge­bracht hat. Ich will nicht mit die­sem Volk der noto­ri­schen Staats­frömm­ler und Oppor­tu­nis­ten, der Gesin­nungs­schnüff­ler und Ten­denz­voll­stre­cker, der Arm­hoch­rei­ßer, Mas­ken­zwangs­durch­set­zer, Will­kom­mens­klat­scher und Strom­spa­rer sym­pa­thi­sie­ren, dem Volk der ewi­gen Spit­zel, in dem heu­te die Mehr­heit stur­heil für die immer­glei­chen Par­tei­en votiert und in dem die Grü­nen über­haupt in die Regie­rung gewählt wer­den, also eine Par­tei, die, getra­gen von nahe­zu sämt­li­chen Medi­en, Uni­ver­si­tä­ten sowie der gesam­ten Kul­tur­schi­cke­ria, die­ses Volk und die­ses Land mit der­sel­ben Kon­se­quenz, der­sel­ben Bla­siert­heit und aus ähn­li­chen Moti­ven zugrun­de­rich­ten will, wie es die Kom­mu­nis­ten des Ost­blocks mit ihren Län­dern taten.

Ich kom­me nicht umhin, fest­zu­stel­len, dass Clau­di Roth zwar nicht wuss­te, wie recht sie hat, aber trotz­dem ziem­lich rich­tig lag, als sie, wenn auch aus den fal­sches­ten Grün­den, hin­ter einem Trans­pa­rent her­schlapp­te, auf wel­chem „Deutsch­land, du mie­ses Stück Schei­ße“ geschrie­ben stand.

Wenn­gleich ich mich in die­sem Win­ter ger­ne eines Bes­se­ren beleh­ren las­se. Ein Deutsch­land, das sich nicht län­ger mit Mas­ken­zwang und Wasch­lap­pen­emp­feh­lun­gen ver­gack­ei­ern, mit Heiz- und Demons­tra­ti­ons­ver­bo­ten kujo­nie­ren, von Agit­prop-Jour­na­lis­ten über rich­ti­ges und fal­sches Ver­hal­ten beleh­ren, für die Ver­sor­gung frem­der Kost­gän­ger aus­plün­dern, via Infla­ti­on ent­eig­nen und ins Bocks­horn des Vor­wurfs, rechts zu sein, jagen lässt, son­dern statt­des­sen die Grü­nen und die Scholz-Trup­pe aus den Par­la­men­ten schmeißt, wäre fürs ers­te wie­der meins.

***

Inter­es­san­ter­wei­se ärgert es die Lin­ken wahn­sin­nig, wenn man sie mit den Nazis ver­gleicht, wäh­rend der umge­kehr­te Fall Rech­ten eher gleich­gül­tig ist.

***

Zum Vori­gen.

Gott­fried Benn schrieb in sei­nem Essay „Kunst und Drit­tes Reich” mit der Gal­lig­keit eines kurz­zei­ti­gen Symphatisanten:

„Ein Volk in der Mas­se ohne bestimm­te Form des Geschmacks, im gan­zen unbe­rührt von den mora­li­schen und ästhe­ti­schen Ver­fei­ne­run­gen benach­bar­ter Kul­tur­län­der, phi­lo­so­phisch von kon­fu­ser idea­lis­ti­scher Begriff­lich­keit, pro­sa­is­tisch dumpf und unpoin­tiert, ein Volk der Pra­xis (…) läßt eine anti­se­mi­ti­sche Bewe­gung hoch, die ihm sei­ne nied­rigs­ten Idea­le vor­zau­bert, näm­lich Klein­bau­sied­lun­gen, dar­in sub­ven­tio­nier­ten, durch Steu­er­ge­set­ze ver­güns­tig­ten Geschlechts­ver­kehr; in der Küche selbst­ge­zo­ge­nes Raps­öl, selbst­be­brü­te­ten Eier­ku­chen, Eigen­grau­pen; am Leib Hei­mat­kur­keln, Gauf­la­nell und als Kunst und Innen­le­ben fun­kisch gegröl­te Sturm­bann­lie­der. Dar­in erkennt sich das Volk. Ein Turn­reck im Gar­ten und auf den Höhen Johan­nis­feu­er – das ist der Voll­ger­ma­ne. Ein Schüt­zen­platz und der zin­ner­ne Hum­pen voll Bock, das sei sein Ele­ment. Und nun bli­cken sie fra­gend die gebil­de­ten Natio­nen an und erwar­ten mit einer kind­lich anmu­ten­den Nai­vi­tät deren bewun­dern­des Erstaunen. (…)

Per­sön­lich­kei­ten, gegen die man gar nichts ein­wen­den könn­te, wenn sie sich mit Schwei­ne­mast oder Mehl­pro­duk­ti­on beschäf­tig­ten, tre­ten her­vor, erklä­ren den Men­schen für ide­al, schrei­ben Wett­ge­sän­ge und Preis­lie­der aus und erhe­ben sich ins Allgemeine. (…)

Alles was in die­sem schwer­fäl­li­gen und zer­ris­se­nen Volk von eini­gen mit Gering­schät­zung und Schmutz bewor­fe­nen Erleuch­te­ten an Stil und Aus­druck erkämpft wur­de, ernied­ri­gen sie und fäl­schen es um, bis es ihre eige­nen Züge trägt: die Fres­se von Cäsa­ren und das Gehirn von Tro­glo­dy­ten, die Moral des Pro­to­plas­mas und das Ehr­ge­fühl von Hotel­rat­ten. Alle Völ­ker von Rang schaf­fen sich Eli­ten; jetzt heißt es, deutsch sein ist dif­fe­ren­zie­rungs­feind­lich den­ken und hin­sicht­lich des Geschmacks auf das plumps­te Pferd setzen.”

Wird fort­ge­setzt.

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Hier spricht der Sponsor.

 

Bes­se­re Sprach­qua­li­tät. Bes­se­rer Emp­fang. Und ohne Goo­gles Schulterblicke.

Wer mit sei­nem mobi­len Tele­fon nur mobil tele­fo­nie­ren will, aber kein Inter­es­se dar­an hat, daß es einem den Weg weist, den Puls mißt, den Fin­ger­ab­druck nimmt und Wider­wor­te gibt für den bie­ten wir hier einen schlich­ten Aus­weg nach hin­ten: Zurück um knap­pe 15 Jahre.

Noki­as 6300, gebaut um 2008, ist sicher­lich eines der sau­berst gestal­te­ten Mobil­te­le­fo­ne über­haupt. Sei­ne Emp­fangs­stär­ke ist wahr­schein­lich bes­ser, die Sprach­qua­li­tät fast sicher bes­ser und die Akkuer­gie­big­keit ganz sicher bes­ser (Bereit­schaft 14 Tage, Sprech­zeit 3,5 Stun­den) als die Ihres Tau­send-Euro-Smart­phones, Bau­jahr 2022. Das Sym­bi­an-Betriebs­sys­tem von Nokia ist für all die Tra­cker, Pro­to­kol­lie­rer und Back­door-Öff­ner, die sich auf den heu­ti­gen Gerä­ten tum­meln, unzu­gäng­lich. Mit sei­nen Maßen von 106 x 44 x 13 mm und dem Gewicht von 93 Gramm paßt es locker in die Zoll­stock­ta­sche. Und ästhe­tisch zeigt es noch nicht den wil­den Drang ins Adi­pö­se, dem Smar­tho­nes, Autos, Schu­he und Men­schen im letz­ten Jahr­zehnt erle­gen sind. Was also spricht dage­gen? Der Preis erst recht nicht! Unse­re Gerä­te sind natür­lich gebraucht – zusam­men­ge­tra­gen im Rhein­land in einer Wild­samm­lung, dort auch auf­ge­ar­bei­tet und geprüft, sorg­fäl­tig und voll­stän­dig zurück­ge­setzt und daten­be­rei­nigt (was Pri­vat­ver­käu­fer meist nicht schaf­fen). Sie ent­stam­men also sämt­lich völ­lig undu­bio­sen Quel­len und Sie müs­sen nicht befürch­ten, etwa mit einem japa­ni­schen oder ara­bi­schen Zei­chen­satz kon­fron­tiert zu wer­den. Mit Gebrauch­spu­ren (klei­ne­re Krat­zer) müs­sen Sie aller­dings rech­nen. Dafür blei­ben Sie hier­mit privat.

Da Sie als Klo­novs­ky-Leser dem Klo­novs­ky-Ver­le­ger prin­zi­pi­ell sym­pa­thisch sind, gewäh­ren wir Ihnen einen Rabatt von fünf Pro­zent. Bit­te bei der Bestel­lung ein­fach den Code „Actadiurna5“ eingeben.

(Das war eine Anzeige.)

***

Es nimmt kei­ne Ende mit den „Moh­ren”.

„Daß Ihnen als Bei­spiel für die dem hl. Mau­ri­ti­us geweih­ten Kir­chen nicht sofort der Dom zu Mag­de­burg (St. Mau­ri­ti­us und Katha­ri­na) ein­fällt, wun­dert mich ein wenig (Sie als gebür­ti­ger Ost­zo­ne­si­er!)”, notiert Leser ***. „Immer­hin hat der Dom bei­de (fast) Total­zer­stö­run­gen Mag­de­burgs über­stan­den; die vom 10. Mai 1631 durch Til­ly (katho­li­sche Liga) und die vom 16. Janu­ar 1945 (ca. 3 Mona­te vor der deut­schen Kapi­tu­la­ti­on) durch die RAF. Der Mag­de­bur­ger Dom birgt das Grab Ottos I. (des Gro­ßen) – falls das noch irgend­wem irgend­et­was sagt.

Laut der all­wis­sen­den Müll­hal­de ist er auch ‚die ers­te von Anfang an gotisch kon­zi­pier­te und die am frü­hes­ten fer­tig­ge­stell­te Kathe­dra­le der Gotik auf deut­schem Boden’. Noch heu­te steht dort eine wirk­lich beein­dru­cken­de Sta­tue von St. Moritz.

Die Skulp­tur ist die ältes­te bekann­te euro­päi­sche Dar­stel­lung eines Schwarz­afri­ka­ners (um 1250).

Was für eine his­to­ri­sche Groteske …”

Leser *** schreibt: „Gestat­ten Sie mir als gebür­ti­gem Cobur­ger, Ihnen ein fei­nes Bild­chen des Cobur­ger Stadt­wap­pens zu über­sen­den, das auf jedem Kanal­de­ckel in die­ser schö­nen Stadt zu fin­den ist.

Bei mei­nem letz­ten Besuch dort erzähl­ten mir ehe­ma­li­ge Klas­sen­ka­me­ra­den, daß es eine Anfra­ge vom Staats­mi­nis­te­ri­um gege­ben habe, ob man dies nicht über­den­ken wol­le. Die kla­re Ant­wort des Stadt­ra­tes (SPD-geführt) war: No.”


Und Leser *** merkt „der Voll­stän­dig­keit hal­ber” an: „Der Hei­li­ge Mau­ri­ti­us war auch Schutz­pa­tron der deut­schen Kai­ser und des deut­schen Reichs (des ersten).”

Ras­sis­ten!

PS: „Ein wun­der­ba­res Gegen­bei­spiel zum der­zei­ti­gen Moh­ren-Bas­hing”, sen­det Leser ***. „Die­se Tra­di­ti­ons­gast­stät­te in einem beschau­li­chen Ört­chen zwi­schen Schwarz­wald und Alb, an einem Nec­kar­zu­fluss gele­gen, wird von der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung seit jeher geschätzt, und ich könn­te mir sehr gut vor­stel­len, dass hier jeder, der auf die Idee käme, den Moh­ren umzu­be­nen­nen, mit Stock und Stein aus dem Dorf gejagt würde.
Lan­ge lebe der Mohr!”

„Die Tra­di­ti­ons­gast­stät­te Zum Moh­ren in Fisch­bach öff­net am Sams­tag unter neu­er Lei­tung wie­der. Wer­ner Petrol­li und Tho­mas Petrol­li haben den Moh­ren nun an die neue Päch­te­rin Glo­ria Giri­mon­ti über­ge­ben. Für die Küche zustän­dig ist Lucre­zia Bia­fo­ra, und unter­stützt wird Glo­ria Giri­mon­ti zudem von ihrem Mann Orlan­do Girimonti.”

Faschis­ten!

***

Ich kom­me zum Coro­na-Block und las­se, wie gewohnt, Netz­fun­de sprechen.

Aber war­um? Ist doch nur ein Pieks!

Zum Anschau­en hier.

„Dr. Mal­ho­tra sag­te, dass die schnell fort­schrei­ten­de koro­na­re Herz­krank­heit und der plötz­li­che Herz­still­stand sei­nes Vaters höchst­wahr­schein­lich auf das mRNA-Pro­dukt zurück­zu­füh­ren sei­en.” (Hier).

Kaum stirbt mal jemand in der Fami­lie, schon wer­den sie sentimental.

Ohne die Imp­fung wäre die Über­sterb­lich­keit um ein Viel­fa­ches höher! Wobei in Schwe­den 73,7 Pro­zent der Bevöl­ke­rung geimpft sind (Deutsch­land 76,2). Allerdings:

Ist aber eh wurscht; wenn es nach Lau­ter­bach geht, ist bald nie­mand mehr voll­stän­dig geimpft.

Huch!

Noch­mals: Huch!

Erwischt!

Eine hilf­rei­che Rückblende.

Ich bin fer­tig für heu­te. Sie dür­fen sich jetzt gege­be­nen­falls über­ge­ben. Ich muss Sie aller­dings dar­auf hin­wei­sen, dass mRNA-Stof­fe auf die­sem Wege nicht aus­ge­schie­den wer­den können.

 

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