9. Oktober 2022

Goe­the ein Ehren­mus­lim? Wegen des „Divans”? Wegen Ulrike!

***

Ist es auch Wahn­sinn, so hat es doch Methode.

Para­graph 86 StGB („Ver­brei­ten von Pro­pa­gan­da­mit­teln ver­fas­sungs­wid­ri­ger und ter­ro­ris­ti­scher Orga­ni­sa­tio­nen”) und 86a (Ver­wen­den von Kenn­zei­chen der­sel­ben) kön­nen nicht gemeint sein. Bleibt Para­graph 130: „Wer in einer Wei­se, die geeig­net ist, den öffent­li­chen Frie­den zu stö­ren, gegen (…) Tei­le der Bevöl­ke­rung oder einen Ein­zel­nen wegen sei­ner Zuge­hö­rig­keit zu einer vor­be­zeich­ne­ten Grup­pe oder zu einem Teil der Bevöl­ke­rung beschimpft, bös­wil­lig ver­ächt­lich macht oder ver­leum­det…” etc.

Wer behaup­tet, nur Frau­en müss­ten, könn­ten bzw. dürf­ten menstru­ie­ren, beschimpft bzw. ver­leum­det all jene Män­ner und Unent­schie­de­nen (und macht sie ver­ächt­lich bzw. sta­chelt zum Hass gegen sie auf), die auch menstru­ie­ren müs­sen wol­len. Aber nicht kön­nen. Obwohl sie dürften.

Die Bol­sche­wo­ken machen einem inzwi­schen nur noch Unter­wer­fungs­an­ge­bo­te. 2 plus 2 ist fünf.

***

„Lie­gen auf der Ent­bin­dungs­sta­ti­on jetzt Wöchner*innen?”, erkun­digt sich Leser ***.

Ja, was denn sonst!

***

Fin­de den Fehler!

***

Das hat erstaun­lich lan­ge gedauert.

Es ist bezeich­nend, dass eine lite­ra­ri­sche Erken­nungs­dienst­le­rin die phan­tas­ti­sche Exis­tenz des „abso­lut Bösen” zu einem Bedürf­nis der rea­len Bösen aus­ge­rech­net an einem Ort erklärt, wo man das abso­lut Böse – Nazis, Ras­sis­ten, alte wei­ße Struk­tur­su­pre­ma­tis­ten, Rech­te, Impf­ver­wei­ge­rer, Schwurb­ler, Putin und des­sen Ver­ste­her, Kli­ma­leug­ner, Höcke – täg­lich ding­fest zu machen sucht: in den woken Medi­en. Die Suche nach dem Bösen ist kein spe­zi­fisch rech­tes Ver­hal­ten, alle Kol­lek­ti­ve defi­nie­ren sich über die Abgren­zung von ande­ren, jede Meu­te for­miert sich nach dem Gesetz des minus eins, und kei­ne hält sich selbst für das Böse. Im Ide­al­fall sind die Bösen so weni­ge, dass man sie gera­de noch zu einer Gefahr auf­bla­sen kann, die sie aber für die Meu­te tat­säch­lich nie dar­stel­len. Der gesam­te „Kampf” gegen „rechts” funk­tio­niert so.

In die­sem Falle:

Natür­lich ist Signo­ra Melo­ni so wenig eine Faschis­tin wie Robert Habeck ein Patri­ot. Hit­ler moch­te Wag­ner, Ber­ge und Schä­fer­hun­de. Mer­kel mag auch Wag­ner und Ber­ge. Folglich…

Ich wun­de­re mich sowie­so, dass Fan­ta­sy-Fil­me wie „Der Herr der Rin­ge” noch unbe­an­stan­det gesen­det wer­den kön­nen – gedreht ja wohl nicht mehr –, und nie­mand sich bei­spiels­wei­se gegen Orko­pho­bie und die Dis­kri­mi­nie­rung von Trol­len („Body shaming”) aus­spricht. Und gegen die ent­setz­li­che Hete­ro­nor­ma­ti­vi­tät in die­sen Fil­men! Über­haupt ist das Per­so­nal viel zu weiß; nur ein paar Böse, näher­hin die Uruk-hai, sind schwarz (im „Hob­bit” wer­den die Orks merk­wür­dig hell­häu­tig, ob sich da wer beschwert hat?). Das ist eine fast so üble und dis­kri­mi­nie­ren­de Aus­wahl, wie sie das mit Abstand bevöl­ke­rungs­reichs­te Land Afri­kas neu­er­dings der tele­gens­ten aller Bran­chen vorschreibt.

Sodann wer­den in die­sem Gen­re – wir sind wie­der bei Hob­bits, Elben und Rohir­rim – über­kom­me­ne Geschlechts­ste­reo­ty­pe aber so was von repro­du­ziert, es gibt nur Männ­lein und Weib­lein (und Ork-Mons­ter, die nicht von einer Mut­ter gebo­ren wer­den, son­dern in irgend­wel­chen unter­ir­di­schen Far­men zur Welt kom­men, offen­bar kein Geschlechts­le­ben haben, aber immer­hin durch­weg männ­lich sind), die Buben zie­hen in die Welt, erle­ben Aben­teu­er und müs­sen kämp­fen, die Mädels hüten das Haus und ver­lie­ben sich in die bes­ten Kämp­fer. Die Elb­in Arwen etwa gibt sogar ihre Unsterb­lich­keit hin, weil sie davon träumt, sich statt­des­sen von einem erfolg­rei­chen wei­ßen Mann sterb­li­che Kin­der machen zu las­sen. Wenn sich eine Maid schon mal expo­niert wie Eowyn, die heim­lich, als Mann ver­klei­det, in den Kampf zieht und dann sogar den Hexen­kö­nig von Ang­mar tötet, muss sie doch zuse­hen, wie alle kriegs­ent­schei­den­den Jobs von den Ker­len erle­digt wer­den. Sogar Galadri­el, die mäch­tigs­te der Zauber:*_innen, kann den Ober­schur­ken Sau­ron nur schwä­chen, wäh­rend sei­ne wirk­li­che Besei­ti­gung zuletzt wie­der zwei Bur­schen obliegt. Also kein Wun­der, dass welt­weit Aber­mil­lio­nen Rech­te sich dafür begeistern.

Gewiss, Fan­ta­sy läuft auf Kom­ple­xi­täts­re­du­zie­rung hin­aus (aller­dings nie in einem sol­chen Maße, wie es Gesin­nungs­pres­se und öffent­lich-recht­li­che Sen­de­an­stal­ten bei ihrem täg­li­chen Agit­prop vor­füh­ren). Zugleich ist gera­de die Mär­chen­welt Tol­ki­ens aber auch gro­ße Lite­ra­tur, sie bie­tet Span­nung, Pathos, phan­tas­ti­sche Bil­der, eine schö­ne Spra­che – vor allem die Wort­schöp­fun­gen für die Orts- und Per­so­nen­na­men sind von bewun­derns­wer­ter Ein­dring­lich­keit und bezeu­gen den groß­ar­ti­gen Sprach­me­lo­di­ker – und nicht zuletzt gute Unter­hal­tung. Sie ist wie geschaf­fen für das Kino.

Aber der poli­ti­sche Stra­ßen­lärm wird auch dort immer lau­ter. Bei den Diver­si­täts-Kri­te­ri­en für die Oscar-Ver­lei­hun­gen haben sie schon damit ange­fan­gen. Peter Jack­son könn­te sei­ne Fil­me heu­te nicht mehr dre­hen, ohne Gan­dalf mit einem Schwar­zen zu beset­zen, Fro­do und Sam zum Lie­bes­paar zu machen, die Uruks zu Schwarz­hem­den und Sar­uman zum Faschis­ten­füh­rer. Und dass sich Gollum über sein Geschlecht im Unkla­ren befin­det, müss­te er deut­li­cher herausstreichen…

PS: „Sie haben offen­bar noch nichts von der Ama­zon-Serie ‚Rings of Power’ gehört, die auf Tol­ki­ens Mit­tel­er­de-Mythos basiert bzw. vor­gibt, dar­auf zu basie­ren. In die­ser Serie gibt es schwar­ze Hob­bits, schwar­ze Elben und schwar­ze Zwer­gin­nen, sie ist über­haupt total ‚woke’. Dem­entspre­chend ver­hasst ist die­ses Mach­werk auch bei den meis­ten Tolkien-Fans.”
(Leser ***)

***

Ich plä­die­re für eine neue Kate­go­rie im Kreis derer, die sich des „öffent­li­chen Gebrauch(s) der Ver­nunft” (St. Jür­gen) beflei­ßi­gen: Bra­ve Deut­sche Mädels. Das fügt sich am Ende zur Stra­ße der Besten.

Käl­te aus­hal­ten, aber Hit­ze nicht zu scheu­en, das zeich­net eine BDM-Akti­vis­tin aus.

Sag es nie­mand, nur den Weisen,
Weil die Men­ge gleich verhöhnt,
Das Lebendge will ich preisen,
Das nach Flam­men­tod sich sehnt.

Wenn auch nur „wahr­schein­lich”.

***

Die Revo­lu­ti­on frisst ihre Rentner.

Ver­brei­tet der Deutsch­land­funk.

***

Was wir gera­de erle­ben, ist der Sieg des hit­ler­schen Welt­bil­des über das von Marx: Die Schuld­klas­se wird kom­plett durch die Schul­d­ras­se ersetzt.

***

Hier spricht der Sponsor.

Wenn der Grimm die Feder führt … Die ein­zi­ge wirk­lich zorn­fes­te Com­pu­ter­tas­ta­tur. Eine wah­re Legen­de unter Viel­schrei­bern (und eigent­lich die ein­zi­ge unter den ding­li­chen Her­vor­brin­gun­gen des PC-Zeit­al­ters) ist die Tas­ta­tur IBM Modell M, gebaut von 1984 bis 1999. Sie ver­dankt ihren nie ver­blaß­ten Ruf einer völ­lig über­le­ge­nen Mecha­nik: Ihre Tas­ten arbei­ten mit­tels einer veri­ta­blen Schrau­ben­fe­der („buck­ling spring“ oder Knick­fe­der). Der Gegen­druck der Feder und ihr Rück­stell­ver­hal­ten geben eine uner­reicht kla­re tak­ti­le und akus­ti­sche Rück­mel­dung an den Schrei­ber, was die Ein­ga­ben deut­lich beschleu­nigt und die Anzahl der Tipp­feh­ler dras­tisch min­dert. Die deut­sche IT-Sei­te golem.de stellt fest: „Der Buck­ling-Spring-Mecha­nis­mus der Tas­ten ist beson­ders für Viel­schrei­ber ein Traum.” – Zur Buck­ling-Spring geht’s hier.

Da Sie als Klo­novs­ky-Leser dem Klo­novs­ky-Ver­le­ger prin­zi­pi­ell sym­pa­thisch sind, gewäh­ren wir Ihnen einen Rabatt von fünf Pro­zent. Bit­te bei der Bestel­lung ein­fach den Code „Actadiurna5“ eingeben.

(Das war eine Anzeige.)

***

Hegel „hat in die von ihm durch­säu­er­ten Gene­ra­tio­nen jene Bewun­de­rung vor der ‚Macht der Geschich­te’ gepflanzt, die prak­tisch alle Augen­bli­cke in nack­te Bewun­de­rung des Erfol­ges umschlägt und zum Göt­zen­diens­te des Tat­säch­li­chen führt: für wel­chen Dienst man sich jetzt die sehr mytho­lo­gi­sche und außer­dem recht gut deut­sche Wen­dung ‚den Tat­sa­chen Rech­nung tra­gen’ all­ge­mein ein­ge­übt hat. Wer aber erst gelernt hat, vor der ‚Macht der Geschich­te’ den Rücken zu krüm­men und den Kopf zu beu­gen, der nickt zuletzt chi­ne­sen­haft-mecha­nisch sein ‚Ja’ zu jeder Macht, sei dies nun eine Regie­rung oder eine öffent­li­che Mei­nung oder eine Zah­len-Majo­ri­tät, und bewegt sei­ne Glie­der genau in dem Tak­te, in dem irgend­ei­ne ‚Macht’ am Faden zieht. Ent­hält jeder Erfolg in sich eine ver­nünf­ti­ge Not­wen­dig­keit, ist jedes Ereig­nis der Sieg des Logi­schen oder der ‚Idee’ – dann nur hur­tig nie­der auf die Knie und nun die gan­ze Stu­fen­lei­ter der ‚Erfol­ge’ abgekniet!”

Nietz­sche, „Vom Nut­zen und Nach­teil der His­to­rie für das Leben” (KSA 1, S. 309)

Der Witz am Geschichts­de­ter­mi­nis­mus besteht dar­in, dass alles, was gesche­hen ist, den Cha­rak­ter der Zwangs­läu­fig­keit annimmt – aber eben erst in der Rück­schau. Zuvor bestan­den unzäh­li­ge ande­re Mög­lich­kei­ten, eine belie­bi­ge Hand­lung, ein Atten­tat etwa, eine Infor­ma­ti­on mehr, ein Hirn­schlag oder eine unver­hoff­te Begeg­nung hät­ten den Ver­lauf ändern kön­nen. Etwas Gesche­he­nes für not­we­nig gesche­hen zu erklä­ren, ist die eigent­li­che Sün­de wider den Geist der Geschich­te, aber eine belieb­te Selbst­sti­li­sie­rung derer, die mehr oder weni­ger zufäl­lig gewon­nen haben.

„Die Dia­lek­tik ist die Lob­re­de der Siege.”
Don Nicolás

***

Kein Tag ohne Corona.

Wahr­schein­lich ist die Her­den­im­mu­ni­tät erreicht. Aber nicht in den Köpfen.

In den Pro­gno­sen für die Land­tags­wahl in Nie­der­sach­sen haben SPD und Grü­ne eine kom­mo­de Mehr­heit gegen­über CDU, Schwe­fel­par­tei und Christianpartei.

In Ber­lin haben Rote und Grü­ne auch – bis­lang – eine Mehrheit.

„Deutsch­land 2022 bedeu­tet auch: Ruhig blei­ben, unschein­bar sei­nen Job ver­rich­ten, nicht auf­mu­cken, ja noch nicht mal schüch­tern hin­ter­fra­gen. Hier herrscht das Mit­tel­maß mit einer Radi­ka­li­tät, dass man sich vie­les wie­der vor­stel­len kann. Auch sol­ches, was man sich nicht mehr vor­stel­len will auf deut­schem Boden.”

Gefun­den auf rubikon.news.

***

Gute Fra­ge:

„Ever­yo­ne hates me becau­se I won while doping, but what about ever­yo­ne who lost while doping?”
Floyd Landis

***

(Netz­fund)

 

Vorheriger Beitrag

Das meint der Leser

Nächster Beitrag

Gendern ist vor allem eines: hässlich

Ebenfalls lesenswert

10. August 2024

Lie­be Gemein­de, heu­te wird der „Ico­nic Turn” (Hubert Bur­da) im Klei­nen Eck­la­den gewis­ser­ma­ßen auf die Spit­ze getrieben. Womit…

22. September 2024

„Wenn der ÖRR meint, sei­ne Zuschau­er für dumm ver­kau­fen zu müs­sen, wenn der Kanz­ler vor einem Rechts­ruck in…