8. Mai 2022

Heu­te fei­ern wir den Tag der Befrei­ung des deut­schen Vol­kes vom Hitlerfaschismus!

Wer nicht mit­fei­ert, ist ein Nazi. (Wenn ein Raub­mör­der einen ande­ren erschlägt, sagen Sie schließ­lich auch erst ein­mal dan­ke, weil Sie froh sind, dass immer­hin einer der bei­den weg ist.)

Quatsch, das war das fal­sche Bild.

Mit ihrem Bei­tritt zur DDR brach­te die BRD ihre eige­ne Nie­der­la­ge mit, des­we­gen ergeht der Dank heu­te in allen Sie­ger­spra­chen. (Den platz­ver­schwen­de­ri­schen Hin­weis dar­auf, dass „Dan­ke” auf deutsch „Dan­ke” heißt, hät­ten sie aber schon sinn­vol­ler auf Ara­bisch oder Ban­tu ertei­len können.)

Wenn­gleich die­ser Instal­la­ti­ons­dank auf dem Weg­be­rei­ter­tor etwas kühl und unper­sön­lich wirkt. Da war die DDR wär­mer & wei­ter, auch in der Anwen­dung des Plu­ra­lis Maje­s­ta­tis.

Eter­na gab damals sogar eine Schall­plat­te her­aus. (Nein, das ist nicht das Biwak vor Char­kiw Ende Febru­ar 2022.)

Kurz­um: Es war nicht alles schlecht in der „Ehe­ma­li­gen”. Und wer wüss­te das bes­ser als die SED?

Man­cher mag mei­nen, das Geden­ken an die Taten der Natio­nal­so­zia­lis­ten in den Bun­des­tag tra­gen glei­che dem Ver­frach­ten gewis­ser nacht­ak­ti­ver Raub­vö­gel in die grie­chi­sche Haupt­stadt. Aber wer redet von „Natio­nal­so­zia­lis­ten”? Unse­re Sozia­lis­ten jeden­falls nicht; die unter­stel­len, es sei­en Mus­so­li­ni, Maur­ras und Anto­nes­cu gewe­sen, die heim­tü­ckisch das fried­lie­ben­de Vater­land aller sei­ner­zeit noch nicht von Tsche­ka und NKWD erschos­se­nen Werk­tä­ti­gen über­fie­len. (Ich habe in den Acta bis­wei­len die Rück­kehr des anti­fa­schis­ti­schen DDR-Voka­bu­lars geprie­sen, zuletzt hier.)

Also: Es heißt jetzt offi­zi­ell wie­der „Tag der Befrei­ung”, und es heißt offi­zi­ell wie­der „Faschis­mus”, wes­halb „alle Anti­fa­schis­ten auto­ma­tisch Demo­kra­ten sind, weil sie gegen den Faschis­mus kämp­fen”, wie der SPD-Abge­ord­ne­te Uli Grötsch am 19. Juni 2020 im Bun­des­tag kund­tat. Das Neue Deutsch­land fass­te damals befrie­digt zusammen:

Wirk­lich geschafft haben wir es aber hie­nie­den erst, wenn die Schlag­zei­le lau­tet: „Alle anti­fa­schis­ti­schen Par­tei­en leh­nen Demo­kra­tie-Ver­bot ab”. Oder wie der Genos­se Wal­ter Ulb­richt weg­wei­send for­mu­lier­te: „Es muss alles demo­kra­tisch aus­se­hen, aber wir müs­sen alles in der Hand haben.”

Gewis­se inzwi­schen ver­bind­li­che Ver­fei­ne­run­gen des Befrei­ungs­vo­ka­bu­lars wol­len wir nicht unterschlagen.

Was noch fehlt, ist das Revi­val des Staats­fei­er­tags. Ein zu Pots­dam sein Befreit­sein genie­ßen­der, aus Kiel stam­men­der Pro­fes­sor weist auf der Web­sei­te der „Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung” den Weg in die nächs­te Schlei­fe die­ses Wan­dels durch Annä­he­rung.

Dafür, dass sich nichts Fal­sches in die „gesell­schaft­li­che Erin­ne­rung” der DDR ein­schrieb, sorg­ten wei­land ver­läss­lich die rich­ti­gen Stel­len. Wor­um es eigent­lich geht, stand, wie alles Wich­ti­ge, im Neu­en Deutschland.

Bis heu­te ist der 8. Mai eine his­to­ri­sche Chan­ce für die Bol­sche­wo­ken geblie­ben. Vor­wärts immer, rück­wärts nimmer!

Jetzt aber gebt dem Rus­sen Sau­res mit unse­ren Pan­zer­hau­bit­zen, Mädels!

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