Lektüreempfehlung

„Gehe von dei­nen Bestän­den aus, nicht von dei­nen Paro­len“, lau­tet der drit­te der berühm­ten Impe­ra­ti­ve in Ben­ns „Pto­le­mä­er“. Den Bestän­den ste­hen also die Paro­len gegen­über. Paro­len for­men Kol­lek­ti­ve und wär­men sie in der Not; noch im Früh­jahr 1945 ver­schu­fen sie vie­len Deut­schen inmit­ten ihrer in Schutt sin­ken­den Städ­te mobi­li­sie­ren­de End­siegs­il­lu­sio­nen. Zuletzt ent­schei­den frei­lich immer die Bestän­de über das Wohl und Wehe; weder ein Mensch noch ein Volk noch ein Land kann län­ge­re Zeit über sei­ne Bestän­de leben; sind sie auf­ge­zehrt, muss bezahlt werden.

Das ist zwar unab­weis­bar logisch, doch fort­wäh­rend erle­ben wir, dass Men­schen, Regie­run­gen, ja gan­ze Völ­ker es nicht wahr­ha­ben wol­len, weil immer noch genü­gend Bestän­de zum Ver­zehr bereit­ste­hen, weil die Rech­nung noch nicht prä­sen­tiert wur­de, weil Ideo­lo­gen behaup­ten, allein ver­mit­tels fort­ge­setz­ter Paro­len­pro­duk­ti­on lie­ßen sich die Bestän­de wie­der auf­fül­len. Erst die Zukunft wird der Schrott­platz jener Illu­sio­nen sein, die in der Gegen­wart ihre ver­blen­den­de Wir­kung ent­fal­ten kön­nen, weil Men­schen gemein­hin eben „in der Fal­le des Kurz­zeit­den­kens” (Ire­nä­us Eibl-Eibes­feldt) festsitzen.

Dass Bestän­de zukunfts­blind ver­braucht wer­den, gehört eben­so zur geschicht­li­chen Nor­ma­li­tät wie die War­nung davor; erin­nert sei an die berühm­te „Holz­not“ im 18. Jahr­hun­dert und ihre Kehr­sei­te, die – bezeich­nen­der­wei­se in der Forst­wirt­schaft debü­tie­ren­de – „Nach­hal­tig­keit“. Die Zer­stö­rung oder Plün­de­rung der Bestän­de eines Fein­des darf eben­falls zu den mensch­li­chen Gepflo­gen­hei­ten gerech­net wer­den. Im Wesent­li­chen sind damit mate­ri­el­le Bestän­de gemeint. Natür­lich haben sieg­rei­che Völ­ker oder Staa­ten auch ver­sucht, den Unter­wor­fe­nen Spra­che, Kul­tur und Iden­ti­tät zu neh­men, mit mehr oder weni­ger Erfolg. Seit 1789 fin­den der­glei­chen Angrif­fe sogar inner­halb von Län­dern oder Völ­kern statt, vor­ge­tra­gen von Umstürz­lern, die sich für eine Avant­gar­de hal­ten, die im Namen der Zukunft das Alte aus­merzt und eine bes­se­re Gesell­schaft errich­tet. Obwohl Jako­bi­ner, Bol­sche­wi­ki und Maos Rote Gar­den als Bür­ger­kriegs­par­tei­en ins Leben tra­ten, ver­stan­den sie sich als Vor­kämp­fer grenz­über­grei­fen­der, welt­um­span­nen­der Ver­än­de­run­gen. Ihr Angriffs­ziel waren die Bestän­de der alten Ord­nung, der feu­da­len und spä­ter der bür­ger­li­chen Gesell­schaft, aber vor allem der alte Adam. Obwohl – oder bes­ser: weil – sie in der Rea­li­tät schei­ter­ten, sind ihre bestands­zer­set­zen­den Paro­len noch immer in der Welt, sie bil­den das seman­ti­sche Arse­nal für den jeweils nächs­ten Versuch.

Soweit, so bekannt. Der Blick in die Geschich­te lehrt, dass stets die­sel­ben Spie­le in wech­seln­den Kon­stel­la­tio­nen gespielt wer­den. Gleich­wohl steht an gewis­sen Epo­chen­schwel­len die Fra­ge im Raum, ob nicht doch eine neue Qua­li­tät erreicht wor­den ist. Es muss zum Ruh­me und zur Schan­de des Men­schen­ge­schlechts gesagt wer­den, dass sol­che Schwel­len immer von der Tech­nik mar­kiert wer­den, die neo­li­thi­sche Revo­lu­ti­on etwa, erst recht die indus­tri­el­le, und was wir heu­te Glo­ba­li­sie­rung nen­nen, ist ohne den Com­pu­ter und die elek­tro­ni­schen Medi­en, ohne Inter­net und Mobil­te­le­fo­nie nicht denkbar.

Die Revo­lu­ti­on der künst­li­chen Intel­li­genz könn­te nicht nur ein post­his­to­ri­sches, son­dern sogar ein post­hu­ma­nes Zeit­al­ter ein­lei­ten. Vie­le Men­schen reden sich gern ein, in bei­spiel­lo­sen Zei­ten zu exis­tie­ren, wenn schon ihr Leben alles ande­re als bei­spiel­los ist. Die­je­ni­gen, die der­zeit den Pla­ne­ten besie­deln, zumal die Jün­ge­ren dar­un­ter, könn­ten das Pech haben, tat­säch­lich in prä­ze­denz­lo­sen Zei­ten zu leben und dem Wal­ten tech­ni­scher Mäch­te in einem Maße aus­ge­lie­fert zu sein wie noch nie Men­schen zuvor.

„Was ist der Mensch? Futter
Für Komputer.“
(Peter Hacks)

Die­se klei­ne Pan­ora­ma­stell­wand muss­te ich als Hin­ter­grund auf­bau­en, bevor ich auf das neue Buch von Micha­el Esders zu spre­chen kom­me. Es trägt den Titel „Ohne Bestand. Angriff auf die Lebens­welt“, führt also jene Bestän­de im Titel, von denen ein­gangs die Rede war, sowie die Lebens­welt des Selbst­ver­ständ­li­chen, All­täg­li­chen, ohne media­le oder pries­ter­li­che Ver­mitt­lung Erfahr­ba­ren, nicht stän­dig zu Hin­ter­fra­gen­den, in der sich der Mensch gemein­hin bewegt, sofern nicht gera­de auf ihn geschos­sen wird wie in Syri­en oder der Ukrai­ne. Wir haben also zu fra­gen: Was sind die Bestän­de, und von wem wer­den sie angegriffen?

Die Ant­wort liegt auf der Hand: Die Bestän­de sind die (ins­be­son­de­re west­li­chen) Natio­nal­kul­tu­ren mit ihren All­tags­üb­lich­kei­ten, Lebens­wei­sen und, nicht zu ver­ges­sen, ihren Ver­mö­gens­wer­ten, und atta­ckiert wer­den sie von einer Entente aus woken Glo­ba­lis­ten und Milliardärssozialisten.

In sei­nem Buch „Sprach­re­gime“, das ich vor zwei Jah­ren hier pries (etwas scrol­len), hat­te Esders mit Begrif­fen wie „Ent­gren­zung“, „Entor­tung“ und „Ent-eig­nung“ bereits Spu­ren gelegt. Der heid­eg­ge­ri­sche Bin­de­strich in „Ent-eigung“ macht deut­lich, dass nicht nur die Weg­nah­me des Eigen­tums gemeint ist, die alt­kom­mu­nis­ti­sche Ver­si­on, son­dern dar­über hin­aus jene der Eigen­art. Das Eige­ne, Eigen­tüm­li­che, Eigen­wil­li­ge im Sin­ne der an einen Ort gebun­de­nen und tra­dier­ten Lebens­wei­se gerät zuneh­mend unter Beschuss, wobei der­zeit vor allem die (wei­ßen) Bewoh­ner der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on davon betrof­fen sind.

Moch­ten die Jako­bi­ner in Frank­reich die Zeit­rech­nung und die Monats­na­men ändern, den „Mon­sieur“ sowie per Dekret auch noch den lie­ben Gott abschaf­fen, moch­ten die Bol­sche­wi­ken die ver­schie­de­nen Eth­ni­en und Kul­tu­ren ihres Viel­völ­ker­im­pe­ri­ums zu „Sowjet­men­schen“ amal­ga­mie­ren und ver­ein­heit­li­chen, so wäre doch kein Sta­lin auf die Idee gekom­men, die Exis­tenz des rus­si­schen Vol­kes zu bestrei­ten, und nicht ein­mal Mao Tse-tung hät­te den Ver­such gewagt, die Geschlech­ter für Kon­struk­te zu erklä­ren (dazu moch­te er das anders kon­stru­ier­te viel zu sehr). Zwei zen­tra­le For­de­run­gen, die Marx und Engels im „Mani­fest der kom­mu­nis­ti­schen Par­tei“ stell­ten, die „Auf­he­bung des Pri­vat­ei­gen­tums“ und die „Auf­he­bung der Fami­lie“, haben die Real­so­zia­lis­ten nir­gend­wo tat­säch­lich ein­ge­löst; sie haben es nicht ein­mal ernst­haft ver­sucht. Sogar für Dik­ta­to­ren, die im Namen des kom­mu­nis­ti­schen Gesell­schafts­um­baus ohne mit der Wim­per zu zucken Hun­dert­tau­sen­de Leben aus­lö­schen lie­ßen, gab es Grund­tat­sa­chen der Con­di­tio huma­na, die sie nicht anrühr­ten. Man muss sich das vor Augen füh­ren, um die Dimen­sio­nen des heu­ti­gen Feld­zugs „gegen nahe­zu alle her­ge­brach­ten Lebens­for­men west­li­cher Gesell­schaf­ten“ (Esders) erst rich­tig zu ermessen.

Auf die Spiel ste­hen nicht nur kul­tu­rel­le oder wirt­schaft­li­che Bestän­de, son­dern auch „die unge­schrie­be­ne Gram­ma­tik des Übli­chen und Gewohn­ten, die Spra­che als All­men­de des Bedeu­tens“, meint Esders. Die drei zen­tra­len Kapi­tel des Buches tra­gen die Über­schrif­ten „Sprach­ver­lust”, „Lebens­welt­ver­lust”, „Wirk­lich­keits­ver­lust”; es ist die „Bestands­ver­ges­sen­heit”, die sol­chen Furi­en des Ver­schwin­dens Tür und Tor öff­net. „Die heu­te ver­brei­te­te Gering­schät­zung der Bestän­de hat damit zu tun, dass sie im Hin­ter­grund wir­ken. Ihre Unauf­fäl­lig­keit nährt die gefähr­li­che Illu­si­on ihrer Ver­zicht­bar­keit.“ Was den Men­schen im Gegen­zug ange­bo­ten wird (und was die meis­ten gar nicht haben wol­len), ist „das Ver­spre­chen eines optio­na­len, flui­den, ent­fes­sel­ten Selbst“, wel­ches aber „ver­schlei­ert, dass es auf die Aus­lö­schung aller Iden­ti­täts­be­stän­de“ zielt – und damit „auch der Grund­la­gen des Anders­seins“. Ohne Gleich­schal­tung kei­ne „Viel­falt“, lau­tet das Betriebs­ge­heim­nis jener Glo­ba­li­sie­rung, von der man zu Davos ganz unge­niert vor lau­fen­den Kame­ras parliert.

Das Beson­de­re an unse­rer Situa­ti­on besteht dar­in, dass der uni­ver­sa­lis­ti­sche Angriff auf die par­ti­ku­lar orga­ni­sier­ten mensch­li­chen Eigen-Arten sich der fabel­haf­ten Instru­men­te der KI bedie­nen kann – die gro­ßen online-Platt­for­men von Goog­le über Face­book, You­tube und, bis vor kur­zem zumin­dest, Twit­ter sind klar Par­tei –, womit ten­den­zi­ell der gesam­ten bewohn­te Pla­net betrof­fen ist. Vor den Jako­bi­nern oder den Bol­sche­wi­ken konn­ten vie­le Nicht­ein­ver­stan­de­ne noch ins Exil flie­hen. In der one world wäre damit Schluss. Da die Glo­ba­lis­ten kei­nen direk­ten Blut­zoll for­dern – einen indi­rek­ten ja schon (und wer weiß, wel­che Bür­ger­krie­ge und eth­ni­sche Kon­flik­te sie der­einst aus­ge­löst haben wer­den) –, wir­ken sie deut­lich harm­lo­ser und unge­fähr­li­cher als ihre his­to­ri­schen Vor­gän­ger beim jewei­li­gen Gro­ßen Gesell­schafts­um­bau, doch sie sind kei­nes­wegs weni­ger tota­li­tär. „Von Kind­heit an wer­den Men­schen in einen fort­wäh­ren­den Auf­ar­bei­tungs­mo­dus ver­setzt“, notiert Esders. „Sie haben sich einer radi­ka­len Ent­wöh­nungs­kur zu unter­zie­hen und sich als Dekon­struk­teu­re ihres All­tags zu bewäh­ren“, und zwar bis in ihre sexu­el­le, eth­ni­sche und kul­tu­rel­le Iden­ti­tät, ihre Ernäh­rung, ihre Spra­che, sogar ihre Kin­der­spie­le. Alle Gewohn­hei­ten, Wert­vor­stel­lun­gen, Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, All­tags­er­fah­run­gen, sogra Emp­fin­dun­gen ste­hen unter dem Ver­dacht der Dis­kri­mi­nie­rung (i.e.: der Unter­schei­dung); jede Regel ist „struk­tu­rel­le Gewalt“, von der Geset­zes­la­ge bis zu den Tisch­sit­ten, von der Gram­ma­tik bis zum Kon­tra­punkt; Eigen­tum – das der Mil­li­ar­därs­so­zia­lis­ten und des Davo­ser Jet­sets natür­lich aus­ge­nom­men – ist ent­we­der Raub­bau an der Natur oder Dieb­stahl, wobei lin­ke Nota­re der Umver­tei­lung als ursprüng­li­che Besit­zer die Bewoh­ner der Drit­ten Welt in geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Grund­bü­cher ein­tra­gen, nach­dem sie sich selbst groß­zü­gi­ge Gebüh­ren berech­net haben.

Was der (wei­ße, west­li­che) Mensch bis­her für sei­ne Hei­mat hielt, ent­puppt sich als ras­sis­ti­scher Zwin­ger, als Pri­vi­le­gi­en­stadl, muss weg; was noch eine Gene­ra­ti­on zuvor sei­ne nor­ma­le Lebens­welt war, wird inzwi­schen „aus­schließ­lich als Brut­stät­te von Dis­kri­mi­nie­rung und All­tags­ras­sis­mus sowie als Schlacht­feld der Mikro­ag­gres­sio­nen ins Visier genom­men“ (Esders); was vor Jahr­zehn­ten als lin­ke Rand­grup­pen­fol­ko­re begann und wegen der offen­kun­di­gen Absur­di­tät der Anschul­di­gun­gen von den meis­ten Betrof­fe­nen nicht ernst genom­men wur­de, läuft heu­te auf allen Kanä­len, ertönt von jedem Podi­um, jeder Büh­ne, jeder Kan­zel und wird wohl auf end­lo­se Wie­der­gut­ma­chungs­for­de­run­gen in Bil­lio­nen­hö­he hinauslaufen.

Esders beschreibt den lau­fen­den Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess in Rich­tung auf die noch recht fern wir­ken­den, aber von den glo­ba­len Eli­ten ernst­haft ange­streb­ten End­zie­le Welt­staat und Welt­re­gie­rung. Er zeigt, wie eine nicht mehr abrei­ßen­de Fol­ge von Kri­sen halb insze­niert und kom­plett instru­men­ta­li­siert wird, um das Welt­ver­mö­gen umzu­ver­tei­len, was für den Wes­ten unver­meid­lich auf Frei­heits­ab­bau und Wohl­stands­ver­nich­tung hin­aus­läuft. „Mit zuneh­men­der Deut­lich­keit zeich­net sich ab”, notiert er, „dass die Aus­lö­schung der Bestän­de nur ein Zwi­schen­ziel ist. Mega­lo­ma­ne Sozi­al­tech­no­lo­gen sind dar­auf aus, den gesell­schaft­li­chen Null­punkt auf Dau­er zu stel­len und die sozia­le Tabu­la rasa als neu­en Stan­dard zu ver­fes­ti­gen.“ Die­se „Poli­tik des abso­lu­ten Anfangs“ läuft unter bekann­ten Labels wie „Build back bet­ter“, „Gre­at Reset“, „Agen­da 2030”, „Glo­bal Gover­nan­ce“, „Kli­ma­schutz”, „Trans­for­ma­ti­on unse­rer Welt“ (UN-Reso­lu­ti­on vom 25. 9. 2015), sie wird beglei­tet von einem „Kult der Null” („Zero Covid”, „Zero CO2”) und einer „im Sin­gu­lar auf­tre­ten­den“ Wis­sen­schaft („Fol­low the sci­ence“), die genau das nicht mehr ist, son­dern als Magd oder Hure der Poli­tik dient, wie im Realsozialismus.

In sei­ner Stu­die „Sprach­re­gime“ hat Esders die For­ma­tie­rung des kol­lek­ti­ven Wahr­neh­mens bzw. Für-wahr-Neh­mens durch die Spra­che ana­ly­siert, sein neu­es Opus wei­tet die Per­spek­ti­ve also aufs Groß­egan­ze. Der Ana­ly­ti­ker beob­ach­tet dabei zwei inein­an­der ver­schränk­te Pro­zes­se: Einer­seits wird die gewohn­te, her­ge­brach­te Lebens­welt dis­kre­di­tiert und Schritt für Schritt abge­räumt, ob nun durch Mas­sen­mi­gra­ti­on, geziel­te Geld­ent­wer­tung, Sprach­vor­schrif­ten, Auf­lö­sung der Fami­li­en­struk­tu­ren und Geschlechts­iden­ti­tä­ten, Kon­sum- und Tra­di­ti­ons­ver­teu­fe­lung, ande­rer­seits fül­len zuneh­mend digi­ta­le Kon­troll- und Über­wa­chungs­sys­te­me die Lücken, die von den in Auf­lö­sung begrif­fe­nen Sozi­al­struk­tu­ren hin­ter­las­sen werden.

„Unter dem Panier der Selbst­be­stim­mung und Eman­zi­pa­ti­on wird das Indi­vi­du­um kul­tu­rell und geschicht­lich ent­erbt”, schreibt Esders. „Das bin­dungs- und geschichts­lo­se Sub­jekt ist ein dank­ba­res Objekt sozio­me­tri­scher Erfas­sung, Steue­rung und Kon­trol­le. Wo mei­ne Geschich­te rück­stands­los in mei­ner Netz­bio­gra­fie auf­geht, dort wis­sen Algo­rith­men nicht nur im Vor­aus, was ich kau­fen, sehen und lesen möch­te. Dort wer­den sie mir auch ein­flüs­tern, was ich den­ken soll, und zwar so, dass ich den souf­flier­ten Gedan­ken für den Aus­druck mei­ner Indi­vi­dua­li­tät halte.“

Die Digi­tal­kon­zer­ne, deren inter­ne Com­pli­ance-Regeln und Zen­sur­prak­ti­ken mit dem Woke­ness-Level der lin­kes­ten US-ame­ri­ka­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten mit­hal­ten kön­nen, schaf­fen auf­grund ihrer Mono­pol­stel­lung im nahe­zu gesam­ten Netz eine „seman­ti­sche Matrix” aus souf­flie­ren­den Vor­schlags­funk­tio­nen und Sprach­as­sis­ten­ten, kana­li­sier­ten Such­an­fra­gen, gewich­te­ten Key­words und Quel­len, gefil­ter­ten und arran­gier­ten Such­tref­fern, wäh­rend die Bei­trä­ge der Neos und Tri­ni­tys reich­wei­ten­re­du­ziert, gefr­amt, gelöscht oder ander­wei­tig der Sicht­bar­keit ent­zo­gen wer­den. Die Fol­gen malt der Autor in gebo­te­ner Düs­ter­nis: „Wer Spre­chen und Schrei­ben an Assis­ten­ten, Bots und Auto­ma­ten dele­giert, dürf­te auch geneigt sein, sich das Den­ken abneh­men zu las­sen. Algo­rith­men, die in die Wort- und Satz­bil­dung ein­grei­fen, legen die Räu­me des Sag­ba­ren fest und brin­gen das Den­ken unter­schwel­lig auf Linie. Es ent­steht ein Umfeld, in dem tech­ni­sche und poli­ti­sche Sys­tem­kon­for­mi­tät zusam­men­fal­len” und wo „die digi­tal­se­man­ti­sche Sys­tem­im­ma­nenz aus­schließ­lich Erwart­ba­res her­vor­bringt und reproduziert“.

Dass die Coro­na-Kri­se bzw. ihre Instru­men­ta­li­sie­rung der bis­lang wich­tigs­te Schritt auf dem Wege zur Neu­en Welt­ord­nung war, die­se Auf­fas­sung teilt der Dresd­ner Autor abwechs­lungs­hal­ber mit dem Davo­ser Hohe­pries­ter Klaus Schwab. „Das digi­ta­le Deu­tungs­kar­tell, das Coro­na­maß­nah­men wie Kon­takt­ver­bo­te und ‚Lock­downs‘ recht­fer­tig­te, beför­der­te damit auch die Digi­ta­li­sie­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­on, die man­gels per­sön­li­cher Kon­tak­te tat­säch­lich ‚alter­na­tiv­los‘ wur­de”, hält er fest. „Mit der Markt­macht wuchs die poli­ti­sche Ein­fluss­sphä­re, die wie­der­um dazu genutzt wer­den konn­te, das Mono­pol und damit auch künf­ti­ge Gewin­ne abzu­si­chern. Die­se Win-win-Situa­ti­on ist eine Erklä­rung für die enge Kom­pli­zen­schaft zwi­schen Tech-Kon­zer­nen, natio­na­len Regie­run­gen und glo­ba­len Insti­tu­tio­nen, die sich seit Früh­jahr 2020 unter dem Vor­wand der Pan­de­mie­be­wäl­ti­gung offen zeig­te. Die sprach­li­che und enzy­klo­pä­di­sche Mono­pol­stel­lung wird genutzt, um Sprach­re­ge­lung welt­weit zu syn­chro­ni­sie­ren, gewünsch­te Deu­tun­gen glo­bal durch­zu­set­zen und sie gegen jeden Wider­spruch abzuschirmen.“

Das Irre dar­an ist, dass die Syn­chro­ni­sie­rung bei Mil­li­ar­den „moder­nen” Erd­lin­gen noch bes­ser funk­tio­niert als im Mit­tel­al­ter, weil die KI zumin­dest quan­ti­ta­tiv sämt­li­che Gren­zen ein­rennt. Die Gleich­schal­tung der Mensch­heit erscheint heu­te fast so ein­fach wie die Gleich­schal­tung eines Dor­fes im Drit­ten Reich. Des­to preis­wür­di­ger sind die Que­ru­lan­ten, Anar­chen und Waldgänger.

„Als ver­schärf­te Form der Entüb­li­chung ste­hen die ‚Will­kom­mens­kul­tur‘ seit 2015 und die ‚Neue Nor­ma­li­tät‘ seit 2020 in einem engen Zusam­men­hang. Im Rück­blick erschei­nen die­se Ereig­nis­se und ihre Abfol­ge und Kon­se­quenz wie ver­schie­de­ne Pha­sen eines Gesell­schafts­expe­ri­ments”, dia­gnos­ti­ziert Esders. „Zuneh­mend erhär­te­te sich der Ver­dacht, dass sozia­les und kul­tu­rel­les Kapi­tal mit vol­ler Absicht ver­nich­tet wer­den soll.“ War­um, ver­su­che ich mit dem Schleu­sen­gleich­nis zu beschrei­ben: Wer will, dass die ver­schie­den hohen („unge­recht” ver­teil­ten) Was­ser­stän­de sich anglei­chen, muss den Pegel auf der einen Sei­te sen­ken und auf der ande­ren erhö­hen, wäh­rend er sel­ber idea­ler­wei­se tro­cke­nen Fußes im Steu­er­haus sitzt. Die güti­gen Glo­ba­lis­ten um die der­zeit dienst­tu­en­den Schleu­sen­wär­ter Schwab, Gates und Sor­os wol­len doch für alle Men­schen hie­nie­den nur das Bes­te, spe­zi­ell für sich.

„Über der Gesell­schaft wird fort­an das Damo­kles­schwert eines Not­stands schwe­ben, der auch ohne Not und unter belie­bi­gen Vor­wand akti­vier­bar ist”, beschreibt Esders den Zweck der zwei Jah­re lang auf allen Kanä­len geschür­ten kol­lek­ti­ven Coro­no­ia. „Die Sus­pen­die­rung aller Üblich­kei­ten ist von nun an nicht mehr unüb­lich, son­dern Teil des sozi­al­tech­no­lo­gi­schen Reper­toires und wie auf Knopf­druck wie­der­hol­bar.“ Und das mit iden­ti­scher Hys­te­rie bei wech­seln­den Anläs­sen, sei’s das Kli­ma, der Rus­se, der Rech­te, der Reichs­bür­ger usw. usf.

Die „Sus­pen­die­rung aller Üblich­kei­ten” gehört zum Angriff auf die Bestän­de, die, wie gesagt, kei­nes­wegs nur mate­ri­el­ler Art sind, son­dern auch men­ta­le Res­sour­cen ein­schlie­ßen, Ver­trau­en zum Bei­spiel, Rea­li­tät­s­inn und den von links so gern ver­fem­ten gesun­den Men­schen­ver­stand. Des­we­gen besteht eine der wich­tigs­ten Auf­ga­ben der Medi­en heu­te dar­in, den Men­schen ihre All­tags­er­fah­run­gen als unty­pisch aus­zu­re­den und sie in die Bocks­hör­ner der kogni­ti­ven Dis­so­nanz zu trei­ben. „Frames bil­den und ver­fes­ti­gen sich durch Repe­ti­ti­on, nicht durch gute Grün­de. Sind sie erst ein­mal ver­an­kert, las­sen sie Begrün­dun­gen und Argu­men­te ins Lee­re lau­fen”, stellt der Autor fest. „In einer von mäch­ti­gen Deu­tungs­kar­tel­len beherr­schen Öffent­lich­keit führt das ekla­tan­te Ungleich­ge­wicht zu einer völ­li­gen Ent­wer­tung qua­li­ta­ti­ver Wahrheitskriterien.“

Des­halb hän­gen „Wirk­lich­keits­ver­lust” und „Bestands­ver­ges­sen­heit” zusam­men. Esders reak­ti­viert das Pla­ton­sche Höh­len­gleich­nis zur Ver­an­schau­li­chung: „Der medi­al-digi­ta­le Kom­plex sperrt das Publi­kum in eine Höh­le ein, legt ihm Fes­seln an und pro­ji­ziert Schat­ten künst­li­cher Gegen­stän­de an die Höh­len­wand, wel­che die Gefes­sel­ten bereit­wil­lig für die ein­zi­ge und unum­stöß­li­che Rea­li­tät hal­ten. Er hat zudem die Macht, jeden Bewoh­ner in sei­ner Wahr­neh­mungs­höh­le zu ver­ein­zeln. (…) Die Begrif­fe ‚Ver­schwö­rungs­theo­rie‘ und ‚Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung‘ sind Denun­zia­ti­ons­vo­ka­beln, die alle abstem­peln, wel­che die Fes­seln lockern und den Höh­len­aus­gang suchen.“

Der Autor spricht von der Erzeu­gung einer „Hyper­rea­li­tät”, die den kon­kre­ten Ort ent­wer­tet und ein „Kli­ma der Ungreif­bar­keit” erzeugt: „Die Leib­lich­keit der Erfah­rung, die Evi­denz des Augen­scheins, die Greif­bar­keit des Begrif­fe­nen ver­lie­ren in der Hyper­rea­li­tät des Glo­ba­len ihren Wert und ihre Maß­geb­lich­keit.“ Der Ein­zel­mensch wird sich täg­lich im Netz sei­ner peri­phe­ren Gering­fü­gig­keit bewusst, wäh­rend die „glo­ba­lis­ti­sche Anti­to­p­ik” den­je­ni­gen, „die über die glo­ba­len Net­ze und Begrif­fe ver­fü­gen, einen nahe­zu unein­hol­ba­ren Evi­denz­vor­sprung“ verschafft.

Bezeich­nen­der­wei­se hat der Wirk­lich­keits­ver­lust auch die Sphä­re der Wirt­schaft erfasst. Die­ses einst soli­de Gesell­schafts­fun­da­ment bil­de heu­te nicht mehr den „Boden der Tat­sa­chen”, unkt Esders. Viel­mehr sei die Öko­no­mie „zum Labor der Rea­li­sie­rung fik­tio­na­ler Erwar­tun­gen” gewor­den, wovon die Geld­schöp­fung aus dem Nichts durch die Zen­tral­ban­ken und die Abkopp­lung der Finanz­wirt­schaft von der Real­wirt­schaft – Stich­wort: Deri­va­te – Zeug­nis able­gen. „Die fik­tio­na­le Erwar­tung ist eine Rea­li­tät im Sta­di­um ihrer Form­bar­keit, was sie so inter­es­sant für Mei­nungs­ma­cher jeg­li­cher Cou­leur macht.“ Weil aber die Wirt­schaft „Para­dig­ma des Rea­len ist, hat die Unwirk­lich­keit, die hier ihren Aus­gang nimmt, ein hohes Anste­ckungs­po­ten­zi­al für die gesam­te Gesellschaft”.

Die Fol­gen schla­gen selbst­re­dend auf das poli­ti­sche Sys­tem durch. „Der media­li­sier­te und digi­ta­li­sier­te Über­raum des Glo­ba­len ent­wer­tet mit allem Ver­or­te­ten auch den öffent­li­chen Raum. Er erschüt­tert die Reprä­sen­ta­ti­ons­ver­hält­nis­se und damit den Kern­be­stand der Demo­kra­tie” – jeder Demos in sei­ner natio­na­len Klau­sur ist ein Dorn im Auge der Uni­ver­sa­lis­ten. „Unter die­sen Bedin­gun­gen sind fast alle poli­ti­schen Kon­flik­te Kämp­fe um die Maß­geb­lich­keit des Realen.“

Des­we­gen hören wir per­ma­nent von Fake News, wobei auch die staat­lich gestreu­ten Fake News Legi­on sind, wes­halb die Defi­ni­ti­on einer spe­zi­el­len Pro­fes­si­on von staat­lich ali­men­tier­ten Fak­ten­ver­dre­hern obliegt, die sich „Fak­ten­che­cker” nen­nen. In einer immer kom­ple­xer orga­ni­sier­ten und immer enger ver­netz­ten Welt ten­die­ren immer mehr Aus­sa­gen in Rich­tung Unter­kom­ple­xi­tät, das heißt: in Rich­tung Teil- oder Unwahr­heit. (In Rede ste­hen sys­tem­be­schrei­ben­de Aus­sa­gen; Groß­mutters gesam­mel­te Maxi­men von „Das tut man nicht” bis „Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tan­zen” gel­ten nach wie vor unein­ge­schränkt.) Das heißt, die wech­sel­sei­ti­gen Vor­wür­fe, Fake News zu ver­brei­ten, wer­den zuneh­men, und sie wer­den regel­mä­ßig zutref­fen. Aber nur eine Sei­te wird dafür ange­pran­gert werden.

Esders hat ein klu­ges Buch geschrie­ben, eine luzi­de Ana­ly­se des Sta­tus quo, die jeder lesen soll­te, der unse­re Situa­ti­on zu ver­ste­hen sucht. Man­che Leser monie­ren sei­nen aka­de­mi­schen Schreib­stil, der Gute kommt eben aus den – im wei­tes­ten Sin­ne – Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, doch er benutzt die­sen Slang nicht, um zu ver­ne­beln, son­dern um zu ver­deut­li­chen; ich mei­nes­teils schät­ze die Prä­zi­si­on sei­ner Dar­le­gun­gen. Esders ist zu intel­li­gent, um bei der Deu­tung jener Ent­wick­lun­gen, die er illu­si­ons­los beschreibt, in ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Erklär­mus­ter abzu­drif­ten (die ja sel­ten wirk­lich etwas erklä­ren); bei aller Draht­zie­her­schaft der übli­chen Ver­däch­ti­gen erleb­ten wir kei­nes­wegs „Schur­ken­stü­cke weni­ger Hin­ter­män­ner”, stellt er fest, son­dern die Wir­kun­gen „weit­ge­hend auto­ma­ti­sier­ter und anony­mi­sier­ter Prozesse“.

Ich sag­te gera­de, Esders sehe die Din­ge illu­si­ons­los. Der ers­te Impe­ra­tiv der Illu­si­ons­lo­sig­keit aber heißt, um zu Ben­ns Pto­le­mä­er zurück­zu­kom­men: Erken­ne die Lage! Der Autor möge dazu ein Schluss­wort in drei Tei­len sprechen.

Eins: „Pla­nungs­re­gime ten­die­ren zu Zen­tra­lis­mus und dog­ma­ti­scher Erstar­rung. Sie erwei­sen sich als unfä­hig, Kom­ple­xi­tät zu ver­ar­bei­ten und auf ver­än­der­te Rah­men­be­din­gun­gen ange­mes­sen zu reagie­ren. Fehl­ent­wick­lun­gen wer­den nicht kor­ri­giert, ein­mal ein­ge­schla­ge­ne Wege ver­bis­sen ver­folgt, Opfer als Kol­la­te­ral­schä­den ach­sel­zu­ckend hingenommen.“

Zwei: „Sich ver­schär­fen­de geo­po­li­ti­sche Kon­flik­te und Ver­tei­lungs­kämp­fe soll­ten nicht über die fort­schrei­ten­de Kon­ver­genz der poli­ti­schen Sys­te­me in Rich­tung auf ein digi­ta­les Über­wa­chungs­re­gime mit diri­gis­ti­scher Staats­öko­no­mie hin­weg­täu­schen. Ob die künf­ti­ge Welt, die aus die­sem Kon­flik­ten her­vor­geht, uni‑, bi- oder mul­ti­po­lar auf­ge­baut sein wird, dürf­te ange­sichts der sys­te­mi­schen Annä­he­rung zweit­ran­gig sein.“

Drei: „Der Ver­tei­di­ger der Bestän­de lebt, ob er will oder nicht, in Geg­ner­schaft. Er muss nicht pole­misch auf­tre­ten, um ins Visier zu gera­ten. Schon die Ver­kör­pe­rung des Bestands erregt Anstoß.“

Das Buch kön­nen Sie hier bestellen.

 

PS: Ein Bekann­ter frag­te mich, was ich gera­de läse, und als ich Esders neu­es Buch nann­te, monier­te er die „ewi­ge Theo­re­ti­sie­re­rei”, die Lage sei erkannt, das Theo­rie­de­fi­zit der Woken so offen­kun­dig wie gleich­gül­tig – wer der­ma­ßen unan­ge­foch­ten herr­sche und Geld ver­tei­len kön­ne, benö­ti­ge kei­ne theo­re­ti­sche Recht­fer­ti­gung, der kön­ne den größ­ten Wider­sinn behaup­ten –; die nächs­ten Stu­di­en müss­ten prak­ti­sche Titel tra­gen wie: „Was tun?“ oder „Staat und Revolution“…

Ein bewusst auf­rei­zen­des Spiel man­cher Gesell­schafts­in­ge­nieu­re mit der zuge­ge­be­nen Mani­pu­la­ti­ons­ab­sicht – ein Ein­ge­ständ­nis ohne dro­hen­de Kon­se­quen­zen – ver­mu­tet übri­gens auch Esders. Er zitiert aus Schwab/Mallerets Buch „The Gre­at Reset”, das die Covid-19-„Pandemie” als Anlass für die not­wen­di­ge Errich­tung einer Neu­en Welt­ord­nung behan­delt, den Pas­sus: „Glo­bal gese­hen ist die Coro­na-Kri­se, wenn man den Pro­zent­satz der betrof­fe­nen Welt­be­völ­ke­rung betrach­tet, bis­her eine der am wenigs­ten töd­li­chen Pan­de­mien, die die Welt in den letz­ten 2000 Jah­ren erlebt hat“ (S. 296), und kommentiert:

„Ver­mut­lich wis­sen die Autoren, dass sie sich eine sol­che Ent­hül­lung leis­ten kön­nen. Sie kann als Aus­druck des Sou­ve­rä­ni­tät, als Macht­de­mons­tra­ti­on betrach­tet wer­den – und als sub­ti­ler Ver­such, die­je­ni­gen zu zer­mür­ben, die den Bruch sehen, aber ohn­mäch­tig erfah­ren müs­sen, dass kaum jemand das Offen­sicht­li­che wahrnimmt.“

***

Noch zum Vorigen.

Ein wun­der­vol­les Bei­spiel für den Kampf der Paro­len­dre­scher gegen die Bestands­den­ker ist die­ser Dis­kus­si­ons­run­den­mit­schnitt, in dem der Öko­nom Hans-Wer­ner Sinn ver­geb­lich ver­sucht, sei­nen Gesprächs­part­nern zu erklä­ren, dass unser Ren­ten­sys­tem als Umla­ge­sys­tem nicht mehr funk­tio­nie­ren kann, wenn zu weni­ge Kin­der gebo­ren wer­den und die Alters­py­ra­mi­de sich umkehrt. Es gibt ana­log zur Zukunfts­blind­heit auch eine Zukunfts­taub­heit. „Bis hier­her ist es ja noch gut­ge­gan­gen”, sagt der aus dem zwölf­ten Stock­werk Stür­zen­de beim Errei­chen des dritten.

 

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