„Der Ange­klag­te ist ein Zünd­ler. Als Poli­ti­ker wuss­te er genau, wo es brennt. Mit sei­nem Video hat er Ben­zin ins Feu­er geschüt­tet”, erklär­te der Ober­staats­an­walt (und – spä­ter Humor der BRD – Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­te) der baye­ri­schen Jus­tiz, Andre­as Franck, in sei­nem Plä­doy­er vor dem Land­ge­richt Mün­chen (die­ser Ton­fall kommt mir bekannt vor aus der Lek­tü­re von poli­ti­schen Urtei­len der DDR-Jus­tiz). Ver­han­delt wur­de gegen Flo­ri­an Jäger, AfD-Kreis­vor­sit­zen­der in Fürs­ten­feld­bruck und Ex-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter, nach Ein­schät­zung eines Bekann­ten, der zu den Juden in der AfD gehört, „ein Liber­tä­rer und abso­lu­ter Zio­nist” (zwei Grün­de mehr, ihn abzustrafen).

Jägers „Tat”: Er ver­öf­fent­lich­te wäh­rend der „Coro­na-Pan­de­mie” im Dezem­ber 2021 ein Video auf sei­ner Face­book-Sei­te, in dem er erklär­te: „Im Herbst 1938 ent­lud sich in der Pogrom­nacht ein soge­nann­ter Volks­zorn gegen Juden im Deut­schen Reich. (…) Aktu­ell wird nach dem bekann­ten Mus­ter ein Sün­den­bock für das kata­stro­pha­le Poli­ti­ker­ver­sa­gen gesucht, und Söder hat ihn gefun­den. Es ist der Unge­impf­te.“ Bild schreibt: „Für Ober­staats­an­walt Franck steht fest: Das sei eine Gleich­set­zung des Mor­des an über sechs Mil­lio­nen Juden mit der Poli­tik zur Ein­däm­mung der Pan­de­mie. Und daher eine Straf­tat. ‚So etwas dür­fen wir nicht durch­ge­hen lassen.’ ”

Die Unter­stel­lung, Jäger set­ze die Shoa mit den Schi­ka­nen gegen Unge­impf­te gleich, ist hane­bü­chen, bar jeder Logik, unsin­nig und tie­fen­ver­lo­gen. Wenn über­haupt, dann bezieht sich der Ver­gleich auf die Reichs­kris­tall­nacht 1938, und dass ein Ver­gleich kei­ne Gleich­set­zung ist, lernt man sogar in der Son­der­schu­le. Es han­delt sich um ein kla­res Exem­pel von Gesin­nungs­jus­tiz, also um Miss­brauch der Judi­ka­ti­ve zur Ein­schüch­te­rung der Oppo­si­ti­on, wobei es sich oben­drein um eine Oppo­si­ti­on gegen Regie­rungs­maß­nah­men han­delt, bei denen inzwi­schen unstrit­tig ist, dass sie maß­los über­zo­gen und schäd­lich waren.

Bild wei­ter: „Jägers Anwalt Frank Miksch sag­te im Plä­doy­er, dass mit der Haus­durch­su­chung sei­nes Man­dan­ten und der Ankla­ge kri­ti­sche Stim­men mund­tot gemacht wer­den sollten.”

Haus­durch­su­chung wegen eines Face­book-Bei­tra­ges: Die­ses Land ist kein Rechts­staat mehr.

Nächs­ter Fall. Auf sei­ner Web­sei­te schreibt Akif Pirin­çci, er sei neu­er­lich wegen „Volks­ver­het­zung” ver­klagt wor­den, und zwar wie folgt: „Der Ange­schul­dig­te beab­sich­tig­te, eine emo­tio­nal auf­ge­la­de­ne Feind­se­lig­keit gegen­über Aus­län­dern in Deutsch­land und ins­be­son­de­re sol­chen, die in den Jah­ren 2015 und 2016 Geflüch­te­te nach Deutsch­land ein­ge­wan­dert sind, zu erzeu­gen. Der Arti­kel ist geeig­net, das Ver­trau­en in die öffent­li­che Rechts­si­cher­heit zu erschüt­tern. Dies nahm der Ange­schul­dig­te min­des­tens bil­li­gend in Kauf.”